So heißt es jetzt noch einmal Günter Storck, die „Stimme der Wedau“. Günter Storck ist am 27. September im Alter von 87 Jahren gestorben. Und wenn es da heißt, die „Stimme der Wedau“, leuchtet da eine Zeit auf, als es vor, während und nach dem Spiel noch keine Bespaßung vom Band gab und Werbesprüche vorgelesen wurden. Wahrscheinlich haben die meisten Stadionbesucher meiner Generation die rituelle Kraft von Sprache nicht in der Kirche sondern in der Halbzeitpause im Wedaustadion erfahren. Nun gut, bei mir wurde die Grundlage schon während der 60er in der katholischen Kirche während Fürbitten und Wandlung gelegt. Aber die Verbindlichkeit des Kirchgangs bröckelte da ja schon sehr, und zudem war es so langweilig. Wirklich spürbar wurde diese Kraft erst in den 70ern im Stadion. Wir warteten auf „Feykes´ Wagen“ – oder eher so: Feykes-Wagen? – oder „Teppichriese Knott“ und wussten, jetzt kommen gleich die Halbzeitergebnisse. Und danach wird es wieder weiter gehen. Der Sieg war noch möglich, egal, wie es stand, solange diese Stimme zu hören war. Und beim nächsten Heimspiel empfing uns wieder diese Stimme mit der Mannschaftsaufstellung, und wir fühlten uns zu Hause.
Heute erkenne ich in Günter Storcks Feykes-Vierzeiler große deutsche Volkslyrik. Ich weiß nicht, ob er gar selbst der Schöpfer dieser Zeilen ist, aber ohne seine Rezitation wären sie bei aller eigenständiger Größe längst vergessen. Günter Storck erst hat den handwerklich gelungenen Vierzeiler in seiner Interpretation der Verse zum Leben erweckt. Da ist zunächst der unregelmäßige Rhythmus der ersten Zeile. Hinzu kommt die Assonanz auf „a“, ein Reim, der nur auf dem Vokal beruht und den auslautenden Konsonanten außen vor lässt. Zusammen bewirken die ersten beiden Zeilen ein Aufhorchen bei gleichzeitigem Wohlklang der Worte. Das aber musste erstmal so gesprochen werden. Dieses Schweben zwischen Ausruf der Alltagssprache und Hinführung zum eingängigen, leicht zu merkenden nächsten Satz. Denn danach kommt es erst zum regelmäßigen Rhythmus der Verse und zum ganzen Reim. Diese Regelmäßigkeit ist die Voraussetzung, damit diese Verse auch beim einmaligen Hören sich ins Gedächtnis brennen. Und diese Regelmäßigkeit musste ohne zu leiern gesprochen werden. Mit vier Worten als Ausrufezeichen am Ende, nämlich der Adresse von Feykes.
Zur Erinnerung an Günter Storck steht hier noch einmal dieser Werbespruch.
Willst du Wollen sie einen Leihwagen haben,
nicht verzagen, Feykes fragen /ganz einfach Feykes fragen.
Ob Transporter oder PKW,
Feykes´ Wagen sind o.k.
Feykes. Düsseldorfer Landstraße ….
Und während ich das geschrieben habe, hörte ich von ferne seine Stimme. Ich werde nicht der einzige sein, dem das so geht.
Oh nein! Das habe ich gar nicht mitbekommen!!! Der war so nett, der Herr Strock. Habe mal ein sehr schönes Interview mit ihm gemacht. 😦 😦
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Mir geht gerade durch den Kopf, das hieß doch bestimmt „Wollen Sie einen Leihwagen haben?“ Textkritische Ausgaben, her damit. Wo sind sie zu finden, die Werke Günter Storcks? Besitzt jemand Mitschnitte?
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Ich glaube, dass es in der zweiten Zeile „nicht verzagen, Feykes fragen“ heißen muss.
Ich erinnere mich dunkel daran, dass der Mann nach dem letzten Spiel der Aufstiegsrunde aus der Oberliga ein falsches Ergebnis aus Münster verkündet hat. Muss 1987 oder 1988 gewesen sein. Er sagte was von 1:1, was den Aufstieg für den MSV bedeutet hätte, und korrigierte sich kurze Zeit später, was bedeutete, dass der MSV in der Oberliga blieb. So ’ne Art Aufsteiger-der-Herzen-Situation, nur dass das eben nicht so durch die Medien ging.
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zum Zeitpunkt des Spiels gabs doch die Europameisterschaft,
da war ein MSV Spiel nicht so bedeutend
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Das setze ich doch direkt mal daneben und meine fast, du hast recht. Erinnerungen so schön unscharf manchmal.
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Oh je, erst jetzt muss ich erfahren, dass der ehemalige MSV-Stadionsprecher verstorben ist. Er war in der Tat die Stimme des MSV im Stadion. Seine Stimme habe ich immer noch im Ohr. Im Nachhinein tut es mir leid, dass wir Fans uns sehr oft über ihn lustig gemacht haben. Er hat sich sehr oft versprochen, dass es manchmal auch peinlich war.
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