Allmählich wurde ich schon nervös und habe daran gedacht, die nächste Folge unserer kleinen Abenteuerserie um den ehrgeizigen und talentierten Fußballer Ishiaku selbst zu schreiben. Nun hat mir das richtige Leben die Arbeit abgenommen und ich erzähle nur, wie es tatsächlich geschehen ist, genauer, wie es tatsächlich geschehen sein soll. Schließlich habe ich meine Informationen aus der Kölner Lokalpresse. Im übrigen zeigt dieser kleine Artikel im Stadtanzeiger einmal mehr, nicht immer schreibt das Leben die besten Geschichten. Manchmal ist so ein Leben auch verdammt langweilig.
So lese ich zwar zunächst leicht gerührt, wie der Trainer, gespielt von Christoph Daum, den lange vermissten hoffnungsvollen Stürmer mit einer zeremoniellen Begrüßung bei seinen Mannschaftskameraden einführt. Der Trainer hat die Kameraden nämlich aufgefordert, einen Kreis um Ishiaku zu bilden, so wie er es immer mit völlig neuen Spielern bei ihrem ersten Training macht. Ganz stark, wie symbolhaft hier alles Alte abgestreift werden sollte, wie die üble Vergangenheit voller Verletzungssorgen sich in der liebevollen Freundschaft der in den letzten Spielen so überaus erfolgreichen Sturmkollegen auflösen sollte. All das ist wunderbares Serienformat. Respekt, mein Leben!
Aber dann, was für ein einfaltsloses Ende dieser Folge. Eine Stunde lang trainiert Ishiaku und plötzlich, er stoppt im vollen Lauf – so muss es gewesen sein. Ein erfahrerener Geschichtenschreiber hätte nun aber eine andere Auflösung gewählt. Er hätte die in Antwerpen wieder getroffene alte Liebe hervorgeholt, eine wunderschöne Frau, die leider gerade eine schwere Zeit zu durchleben hat, weil sie ihren Mann bei einem Verkehrsunfall verlor und nun mitsamt ihrer drei kleinen Kinder erfahren muss, dass dieser Mann das gesamte Familienvermögen beim Pokern verloren hat. So eine Frau hätte der Fortsetzungsgeschichte gut getan. Vielleicht hätte sie sogar kurz zuvor eine mittelschwere Krankheit diagnostiziert bekommmen, eine Krankheit, die ganz selten sogar tödlich verlaufen kann. So eine Frau hätte ihre große Liebe der Jugend, Ishiaku, schweren Herzens wieder nach Köln ziehen lassen. Sie hätte es aber gemacht, denn sie weiß, der Fußballer muss tun, was ein Fußballer tun muss. Tore schießen für den FC. Und in Köln hätte Ishiaku im Trainingspiel nach drei grandios erzielten Toren angesichts der eigenen Gefühlslosigkeit trotz seines so überragenden Trainingsauftakts dann gemerkt, was seine wahre Bestimmung ist. Er hätte für seine wahre Liebe da sein wollen, zumal ihm die Kinder nicht aus dem Kopf gingen, womöglich Waisen … Ach, was steckte nicht alles in solcher einer Wendung. All das hat das Leben aber in dieser Fortsetzungsserie verschenkt. Ishiaku musste, ganz wie wir es schon kennen, nach einer Stunde Training aufhören – Schmerzen! – und ging mit dem Reha-Trainer, gespielt von Cem Bagci, auf eine Laufrunde in den Grüngürtel. „Ishiakus Rückkehr gescheitert“ titelt der Kölner Stadtanzeiger, und ich überlege nun, ob ich mir nicht abwechslungsreichere Fortsetzungsgeschichten angucken soll.
Ich dachte sie machen den Kreis und Ishiaku macht erstmal einen feinen Breakdance mit Rückwärtssalto und Schraube. Kann ja auch noch kommen… 2 Wochen noch laut Trainer. Ich bin auf das nächste Kapitel gespannt.
LikeLike