Das habe ich mir vorgestellt, als ich hörte, der MSV wird Mittelpunkt einer Mini-Doku. Liebe Leute vom DSF, die dritte Folge, das ist der Weg für „Mitten in Meiderich“. Ich möchte nicht wie in Folge 2 Bilder vom Trainer beim Interview mit den gleichen Worthülsen, wie ich sie jedes Wochenende in den Sportsendungen sehe. Und schon gar nicht möchte ich die xundnöffzigste Wiederholung vom immergleichen Fandasein. Ich möchte Bilder und Töne, wie ich sie sonst im Fernsehen nicht sehe. Wenn wie in dieser Folge nun die alten Kumpel Tobias Willi und Bernd Korzynietz am Innenhafen in der Sonne spazieren gehen und frotzelnd ein wenig vor sich hin erzählen, ist das im Grunde genommen egal, was sie erzählen, weil durch die Art und Weise ihres „Gesprächs“ die Menschen hinter den Fußballspielern erkennbar werden. Wenn Peter Neururer nach dem Sieg gegen Wehen in die Präsidentenlounge geht und dort über Ben-Hatiras Freistoß in der Schlussminute schimpft, erkennen wir, ein Teil seines Trainerdaseins wurzelt immer noch in einem Leben als Fan von – ich muss es hier sagen – wahrscheinlich Schalke 04. So reden wir alle auch über Fehler der Spieler unseres Vereins und die brenzligen Situationen, die dann doch noch gut ausgegangen sind. Deshalb ist Peter Neururer ein anderer Trainer als die Schwaben- und Badenser-Fraktion der deutschen Trainergilde wie sie von Ralf Rangnick, Joachim Löw oder Hans Flick verkörpert wird. Was ich nebenbei gesagt, hier nicht werte. Das alles will ich sehen. Dazwischen geschnitten ein Fan mit Resumee nach dem Sieg. Perfekt. Der Erzählbogen, der alles zusammenhält, ist der Sieg. Das ist dünn, aber mehr braucht man nicht, um die unterschiedlichen Sequenzen in 4 Minuten 44 Sekunden runter zu erzählen. Und noch eins: So wenig Kommentar wie möglich, auf keinen Fall versuchen witzig zu sein. Lasst die Bilder für sich sprechen. Gebt nur Orientierung, wo wir gerade sind im Clip. Erst dann wird es vielleicht auch für Leute interessant, die nicht so unbedingt mit dem Verein aller Vereine etwas am Hut haben. Meine Sorgen über die wenige Zeit, die zwischen Spieltag und Produktionstag zur Verfügung steht, waren dieses Mal unbegründet. Also, am nächsten Dienstag das Niveau halten, dann wird das was auf die lange Strecke.
Mitten in Meiderich – Folge 3
Published 11. Februar 2009 Medien , MSV Duisburg , Saison 2008/2009 4 CommentsSchlagwörter: Bernd Korzynietz, Doku-Soap, Medien, Mitten in Meiderich, Tobias Willi, Web-TV
Oh, ich hätte eigentlich gedacht, dass Du die 3. Folge als genauso nichtssagend eingestuft hättest wie die 2. Die 2. war ja tatsächlich derart belanglos, dass man arge Probleme hatte, sie überhaupt bis zum Ende zu schauen. So viel informativer, besser fand ich die 3. nun aber auch wieder nicht, wie es hier anklingt.
Da könnte man doch wesentlich mehr draus machen, habe ich den Eindruck.
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Ich glaube, sie haben das Projekt unterschätzt. Sie haben unterschätzt, wie schwierig es ist, jedes Mal eine neue eigene, kleine Geschichte draus zu machen. Und deshalb hast du natürlich recht, dass man mehr draus machen könnte. Dazu braucht es aber wahrscheinlich mehr Geld und vor allem mehr Vorlauf, weil es natürlich heikel ist, im laufenden Geschäftsbetrieb recht zeitnah Bilder rauszulassen. Deshalb bin ich mit der dritten Folge tatsächlich ganz zufrieden. Weil da eben Fassade ein wenig weggeschoben ist, obgleich natürlich dahinter die Fassade zweiter Ordnung erscheint. Aber hinter diese kommt man – wenn überhaupt – nur in einem anderen Genre.
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Heute morgen habe ich gedacht, ich muss doch noch was präzisieren. Es wird ja nun deutlich, dass die Versprechung aus der ersten Folge, den MSV beim Projekt Wiederaufstieg zu begleiten, konzeptionell nicht ganz durchdacht war. Eine wirklich interessante Doku müsste den Blick hinter die Kulisse werfen und das heißt, Tagesgeschäft zeigen und nichts anderes. Deshalb sind zum Beispiel die Zoo-Dokus auch interessant, aber an solch einem Blick hinter die Kulissen kann der MSV kein Interesse haben. So ein Blick würde nämlich unweigerlich auch Schwierigkeiten offenbaren, die durch das Öffentlichwerden das Projekt Wiederaufstieg im Keim ersticken. Es entsteht also zwangsläufig so ein dokumentarischer Graubereich zwischen PR und Unterhaltung. Darüber haben die Macher nicht wirklich nachgedacht. Denn deshalb entsteht erst der Druck auf die notwendige, interessante Geschichte für die einzelne Folge, da sie ja nur bedingt vereinsrelevante Inhalte zeigen können. In diesen Grenzen finde ich die dritte Folge gelungen und diese Grenzen habe ich mitgedacht beim Schreiben und habe einen inneren Schwenk vom Kritiker zum Fan vollzogen. Da entstand so etwas wie eine Art väterliche Freude, dass sie was hingekriegt haben nach der enttäuschenden zweiten Folge. Ist ein bisschen anmaßend und mag ich nicht richtig an mir, aber wenn ich ehrlich bin, hat das ganz entschieden Ähnlichkeiten.
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