Als moderner Mensch mit verschiedenen Identitäten führe ich auch ein Leben in der Printwelt. Manchmal nun macht sich als Teil dieser Identitäten etwas bemerkbar, was anscheinend tief geht und wenig veränderbar zur Persönlichkeit jeder der Identitäten gehört. Heute kann ich mit einem Tag Verzögerung einen Blick auf diesen Teil meiner Persönlichkeit gewähren, der die Leser hier wahrscheinlich wenig verblüffen wird, der aber genauso wahrscheinlich vor allen bei den MSV-Fans großes Verständnis und vielleicht sogar leises Vergnügen hervorrufen kann.
Unlängst sammelte ich nämlich für mein Alter Ego der Printwelt allerlei Rekorde, von denen ich mir zunächst vorstellte, sie sollten unserer Hauptstadt Berlin zu Stolz und innerer Größe verhelfen. Dann aber kitzelte mich die Macht des Guerilleros. Denn ich nahm einen Rekord in die Liste auf, der nun weniger die Hauptstadt schmückt als Duisburg und jenen Fußballverein, dem ich mich seit langer Zeit verbunden fühle. Der hieß damals noch Meidericher SV und besiegte Tasmania Berlin in Berlin während der Bundesliga-Saison 1965/66 mit 9:0. Angesichts der überschaubaren Rekordereignisse von überregionaler Bedeutung beim Verein aller Vereine werden die meisten hier Lesenden wohl wissen, dabei handelt es sich um den bis heute höchsten Auswärtssieg der Bundesliga-Geschichte. Am 26. März spielte der MSV in Berlin, und wie es der Zufall will, fiel gestern beim Blättern in einem meiner Fußballbücher mein Blick auf Datum und Ergebnis. Länderspielpausen des Ligaalltags müssen ja irgendwie überbrückt werden, und an das Ergebnis erinnere ich deshalb gerne, nicht zuletzt auch um das Ruhrpott-Vergnügen gegenüber der Hauptstadt zu teilen.
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