Nach dem letzten Spiel der Saison 2008/2009 des MSV Duisburg gegen Osnabrück hatte ich kurz überlegt, worüber in diesem Blog in den nächsten Wochen zu schreiben wäre. Natürlich sah ich Zeit für Themen, die ein wenig aus dem Blick geraten waren – das Literarische zum Fußball vor allem. Gleichzeitig meinte ich zu wissen, dass angesichts des mangelnden tagesaktuellen Geschehens das ein oder andere bunte Thema nötig wäre. Denn wie erschiene einem Leser egal welchen Mediums ein Sommer ohne Loch. Das käme ja fast schon Dauerregen gleich.
Doch am Tag nach dem nun wirklich letzten Spiel der Saison 2008/2009 sehe ich erstmal einen Sommerberg. Zu viele Gedanken gehen mir durch den Kopf bei all dem, was nun im Fußball abseits der Spielfelder stattfindet. Unangenehm an diesen Gedanken ist nur, sie sind noch nicht so weit durchdacht, als dass ich sie, ein Thema vertiefend, nutzen kann. Nehmen wir etwa all die Trainerwechsel nach Ende der Spielzeit. Mir fehlt gerade einfach die Zeit, diesen für mich so offensichtlichen Beleg für die weitere Veränderung der Kultur des Fußballs umfassend zu zu deuten.
Da kann ich dann nur vermerken, Matthias Sammer sieht die Entwicklung mit Sorge, doch denkt er an die von den wechselnden Trainern außer acht gelassenen moralischen Standards. Ich sehe da vorerst Entwicklungen und möchte eher soziologisch auf den Fußball blicken, der sich als Unterhaltungssparte unserer Gesellschaft immer bedeutsamer erweist. Da bieten sich für die Akteure dieser Unterhaltungssparte Anleihen aus anderen Branchen an, wenn sie ihnen Vorteile bringen. Eine Moral muss sich in diesen veränderten Zusammenhängen dann ebenfalls weiter entwickeln und braucht solche Stimmen wie die von Matthias Sammer. In der Vergangenheit hatte er noch angemahnt, in den Vereinen müsse ein Bewusstsein entstehen für die besondere Bedeutung des Trainers. Nun gibt es erste Anzeichen für dieses Selbstbewusstsein bei den Trainern und schon muss er den Verfall der Sitten in der Branche beklagen.
Gestern hatte ich den Wert von Worten und Verträgen als nicht weiter bedeutsam in der Fußballbranche beschrieben und das allerdings auf den Durchschnittsfußballer beschränkt. Ich wusste natürlich, damit greife ich zu kurz, brauchte das aber für meine inhaltlichen Zwecke. Heute könnte das nun weiter ausgeführt werden, und schon könnte ich über die Entwicklung eines Berufsethos innerhalb der Branche schreiben.
Dann fällt mir zu Friedhelm Funkel allerlei ein, weil sowohl in Frankfurt über ihn weiter geschimpft wird, als auch bei der Daum-Nachfolge-Diskussion unter Kölner Fans immer wieder sein Name als Schreckensvision fällt. Mich erinnert das nämlich an seine Zeit in Duisburg, wo er schon aus demselben Grund wie heute immer wieder angegriffen wurde. Der Fußball seiner Mannschaften sei unansehlich, ist der Hauptvorwurf an ihn. Ich bin allerdings der Meinung, seiner Arbeit werden diese Angriffe nie gerecht. Das notwendige Stichwort ist hier Realismus. Lese ich doch heute auch über die Arbeit von Christoph Daum beim 1. FC Köln, keinem anderen Trainer hätte man das unansehliche Spiel des FC nachgesehen. So scheint mir das öffentliche Bild von Friedhelm Funkels Arbeit doch sehr verzeichnet zu sein und ich würde dem gerne etwas entgegensetzen.
Oliver Bierhoff erläutert in der Süddeutschen Zeitung den Einfluss der Wirtschaftskrise auf die Spielstärken der nationalen Fußball-Ligen. Wäre auch ein paar Worte wert. Paderborns von mir erhoffter Aufstieg in die 2. Liga reizt mich aus angeheirateter familiärer Verbundenheit einen Blick nach Ostwestfalen zu werfen. Natürlich will ich auch den beeindruckenden Pokalerfolg des FCR 2001 Duisburg nicht vergessen, und ein paar Bemerkungen zum Wechsel der Spielstätte für das Endspiel im Pokal der Frauen habe ich auch noch im Kopf. Mich erinnern all diese möglichen Themen jetzt an ein Interview mit dem Kölner Kabarettisten Jürgen Becker, in dem er sinngemäß sagt, der Kölner neigt zum Provisorischen, er bringt vielleicht nicht alles zum Ende, doch er weiß immer, wie es auszusehen hätte. Angesichts der angerissenen Themen werdet ihr verstehen, warum ich mich bei meiner Ruhrpott-Herkunft und -Verbundenheit genauso sehr als echter Kölner fühle. Mal sehen, was Provisorium bleibt, und was ich vom Sommerberg demnächst vielleicht doch noch abtrage.
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