Enttäuschung überwunden, Soll erfüllt

Der Berliner Freund hatte Karten für die Gerade erstanden. Wir sollten dort ein anderes Mal noch einmal hingehen in die Alte Försterei. Wenn der Gegner vom 1. FC Union Berlin nicht MSV Duisburg heißt. Dann ließe sich die Atmosphäre dort uneingeschränkt genießen. Kein Bangen und Hoffen, keine Enttäuschung, nur Eintauchen ins schöne Liedgut und federleichtes Mitschwingen in der Berliner Stimmung. Dieses Publikum hat den Ausgleich miterzielt. Das muss man neidlos anerkennen. Sie haben wie die Mannschaft die Chance gewittert und mitgeholfen, die letzte Ordung aus dem Spiel des MSV Duisburg hinaus zu treiben. In diesem Tohuwabohu zum Schluss wäre bei ein, zwei Minuten mehr Spielzeit sogar noch ein Siegtreffer der Berliner möglich gewesen, so sehr war die Angst der Spieler vom MSV Duisburg zu spüren. Aber es blieb eben nur noch Zeit für einen einzigen Angriff, der, im Ansatz überhastet, zu meiner Erleichterung am Flügel abgewehrt wurde. Und ehe der von den Zebras sofort wieder hergegebene Ball endlich in den Duisburger Strafraum geschlagen werden konnte, ertönte der Schlusspfiff.

Die Choreo zum Spieltag - FankulturDie Enttäuschung über entgangene drei zwei Punkte schwand noch am Abend. Der MSV Duisburg ist im Soll. Ein Unentschieden hatte ich einkalkuliert. Der Sieg sollte im Spiel gegen den VfL Bochum geschehen. Es war ein mäßiges Spiel. Es fehlte der unbedingte Wille, den die Mannschaft gegen die SpVg Greuther Fürth deutlich gemacht hatte. Offensichtlich kann diese Mannschaft ihr spielerisches Niveau nicht konstant halten. Vielleicht haben sich beide Mannschaften aber auch ihrem freitäglichen Leistungsniveau entsprechend eingepegelt. Union war keineswegs deutlich besser als der MSV Duisburg. Auch in der ersten Halbzeit nicht. Beide Mannschaften überboten sich in ihren Fehlern. Es war ein Spiel geprägt von Ballverlusten und Abwehrfehlern. Wobei die größeren Fehler in der Abwehr auf Berliner Seite geschahen. Die größeren Fehler im Mittelfeld beim Spielaufbau geschahen auf Duisburger Seite. Da darf jeder wählen, was er lieber sehen möchte.

Die Duisburger Spieler im Mittelfeld gerieten immer wieder unter Druck und passten den Ball ins Leere. Sie versuchen es aber, erst mit zunehmender Spieldauer kamen die längeren Bälle hinzu. Vor Ort war ich über lang gespielte Bälle aber auch immer mal erleichtert, weil die im Mittelfeld von den Berlinern aufgenommenen Pässe ins Nichts doch zu gefährlichem Angriff einluden. Für mich bleibt es ein gutes Zeichen, dass trotz dieser Vielzahl von Fehlern, die Mannschaft im Spiel blieb. Es ging immer weiter. Es war nicht so, wie so häufig gesehen, dass die Fehler zu Frustration führten. Die Psyche der Mannschaft blieb stabil. Deshalb auch fiel das Führungstor. So oft zuvor war der Ball ins Leere gepasst worden, und dennoch suchte Jürgen Gjasula nicht den alleinige Abschluss, als er in Strafraumhöhe den Ball erhielt. Er zog bis zur Grundlinie und versuchte erneut den Pass in die Mitte, wo ich zu dem Zeitpunkt Maurice Exslager nicht erwartet hatte. Zu viel war bis dahin schief gelaufen. Doch er war da und schoss das 1:0.

Lese ich ein wenig herum im MSVPortal, überwiegt die Kritik am mäßigen Spiel der Mannschaft. Aber dieser Mannschaft gelingt nun einmal ein ansprechendes Niveau nur selten. Es gibt keine Alternative. In dieser Situation heißt es realistisch sein. Nehmen wir die Einwechselung von Emil Jula, die von vielen als Fehler von Oliver Reck empfunden wurde. Was wäre die Alternative gewesen? Oliver Recks Absicht scheint mir auf der Hand zu liegen. Anscheinend musste Goran Sukalo ausgewechselt werden. Angesichts der zu erwartenden Ecken in den letzten Spielminuten sollte ein großer Spieler den anderen großen Spieler ersetzen. Ich kann jetzt nicht beurteilen, wie weit er sich als Stürmer zudem zurück ziehen sollte. Das habe ich nicht mehr im Blick gehabt. Was wäre die Alternative gewesen? Der Druck wurde größer und größer. Vielleicht hätte ein anderer Stürmer den Ball im Spiel nach vorne besser behauptet? Vielleicht. Es hilft nichts, im Detail nach Fehlern zu suchen und zu glauben, ein anderer Trainer könne die vermeiden. Diese Mannschaft wird Fehler machen, egal, wer da spielt.

Wichtig ist etwas anderes. Ich habe den Eindruck, die Mannschaft hat ihre Stabilität zurück gewonnen. In ihren Grenzen. Noch ein Beispiel: Wenn Dzemal Berberovic zu Beginn des Spiels auf seiner Seite mitunter desorientiert wirkte, heißt die Alternative Benjamin Kern, der aber – in welchen Spielen war es nochmal? –  Flanken zuließ, die zu Toren führten. Was soll ein Trainer da machen? Das Abwehrverhalten trainieren und trainieren. Dummerweise gibt es auch große Schwierigkeiten im Sturm. Es muss also ein Kompromiss her. Die eine Zeit für die geschlossene Bewegung hinten, die andere für Automatismen nach vorne. Ihr seht, ich halte das Nachdenken über Oliver Reck im Moment für unnötig. Es bringt unnötige Unruhe. Wie das nach dem Klassenerhalt weiter geht, ist eine andere Frage. Ich bin sicher, die Mannschaft steigt nicht ab. Warum, schreibe ich ein anderes Mal.

Kevin Wolze hat mir wirklich gut gefallen. Und es wäre wunderbar gewesen, wenn Maurice Exslager das Geschenk des Berliner Abwehrspielers zum 2:0 angenommen hätte. Dessen Rückpassversuch erlief sich der Duisburger Stürmer. Doch auch in dem Fall lassen sich die momentanen Grenzen aufweisen. Als Maurice Exslager den Ball ersprintete, gelang es ihm nicht, den Ball gerade nach vorne zu treiben. Er trieb den Ball etwas  zu weit nach rechts, weg vom direkten Weg zum Tor, so dass der Abwehrspieler ihn einholen konnte. So ist es im Moment. Noch einmal: was mich zuversichtlich stimmt, ist die Tatsache, dass solche Fehler die Mannschaft nicht von ihrem Vorhaben mitzuspielen abhielten. Das war gegen Dresden und Rostock anders.

Die Ausführung des Elfmeters habe ich übrigens nur deshalb einigermaßen nervlich ausgehalten, weil der Blick durch meine Kamera mir erlaubte, Distanz herzustellen zwischen dem Geschehen und meiner Wahrnehmung. Mir gelingt es im Moment nicht die Fotos hochzuladen. Jetzt muss ich erstmal den Fehler suchen. Auch dabei gilt, vielleicht gibt es nicht genügend Zeit zur Fehlerkorrektur bis zum nächsten Beitrag hier. Wenn doch, liefer ich die Fotos nach. Felix Wiedwald  im Daumenkino. Neuauflage vom Fußballklassiker „Der Tod eines Elfmeters“.

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