Vermutlich liest man vom MSV Duisburg im Wedel Schulauer Tageblatt normalerweise nur, wenn gerade das Spiel gegen den FC St. Pauli im benachbarten Vorort Hamburg stattgefunden hat. Es sei denn, die Hamburger Grünen haben die grundsätzliche Frage zu klären, ob sie fortan mit ihrem Namen auf Bundeslinie einschwenken sollen. Denn als „GAL“ – Grün Alternative Liste – waren sie wohl nicht mehr für jeden dort im Norden als politische Partei sofort erkennbar. So eine parteipolitische Grundsatzfrage interessiert in der Nachbarstadt Wedel auch, und da der MSV Duisburg im Laufe der Debatte, wahrscheinlich anlässlich des Saisonverlaufs, argumentativ von Krista Sager angeführt wurde, war sein Name plötzlich ein weiteres Mal im Wedel Schulauer Tageblatt zu lesen.
„Wenn der MSV Duisburg in der Tabelle unten steht und sich in DSV umtauft, dann ist da doch was schräg.“ So wurde Krista Sager mit einem Debattenbeitrag zitiert, was unschwer erkennen lässt, Krista Sager war gegen die Umbenennung. Um es vorwegzunehmen, überzeugen konnte sie die Mehrheit der Mitgliederversammlung mit ihrem Argument nicht. Der Name GAL ist also Geschichte. Da ich die Politikerin der Grünen aber als zutiefst im norddeutschen Raum verwurzelten Menschen kannte, war meine Neugier geweckt. Was verbindet Krista Sager mit dem MSV Duisburg?
Als investigativer Journalist alter Schule wollte ich Krista Sager aufsuchen, um sie knallhart mit ihrer Aussage in der Debatte zu konfrontieren. Es galt bislang unaufgedeckte Verbindungen dieser Politikerin ins Ruhrgebiet herauszufinden. Doch die Geschäftsführung vom Zebrastreifenblog hat mir meinen Antrag auf Reisekostenerstattung kommentarlos abgelehnt. Kein Überraschungseffekt half bei der Wahrheitssuche. Vielleicht muss ein anderer also nochmals nachhaken, auch wenn das, was Krista Sager mir auf meine E-Mail-Anfrage schrieb, plausibel klingt.
Für Krista Sager war die Debatte um die Umbenennung eine Reaktion auf das schlechte Ergebnis der Hamburger Grünen bei der letzten Senatswahl. Sie stellte außerdem fest, „kaum jemand wusste, wie der Name tatsächlich zu Stande gekommen ist.“ In dem Zusammenhang, so erinnert sie sich, brachte sie den MSV Duisburg in die Debatte ein: „Es gäbe sicher Unterstützer des BVB die ‚Borussia‘ nicht erklären könnten und nicht jeder wisse, was beim MSV Duisburg das MSV bedeuten würde, und trotzdem würden beide Vereine deshalb sicher nicht über eine Namensänderung nachdenken. Im Gegenteil – wenn man sich vorstellen würde, der MSV Duisburg würde in der Tabelle nach unten abrutschen und daraufhin eine Diskussion darüber anfangen, dass MSV doch nun wirklich nicht mehr zeitgemäß sei und man sich nun in DSV umbenennen müsse, käme dies sicher vielen ziemlich merkwürdig vor.“
Krista Sager ist Anhängerin und Mitglied des FC St. Pauli und hat ihren festen Platz im Stadion. Sie kennt deshalb das Geschehen in der 2. Liga, und so lag der Vergleich mit den Zebras angesichts des Verlaufs der letzten Saison nahe. Wir lernen daraus, der MSV besitzt Sympathien im Norden und mit dem Verweis auf Traditionen im Fußball gelingt es nicht immer, andere Menschen von der Fortführung einer eigenen Tradition zu überzeugen.
Wir lernen aber auch, mit der Zeit und dem räumlichen Abstand verändern sich die Geschichten. Die Älteren unter euch ahnen schon, wovon ich spreche. Der Hamburger Uwe Seeler soll in der ersten Bundesliga-Saison vor der Niederlage seines HSV im Wedaustadion nicht gewusst haben, wo dieses Meiderich liegt. Er konnte sich das nur fragen, weil der Gegner des HSV damals Meidericher SV hieß und nicht MSV Duisburg. Die Delegierten haben diese Vorlage Krista Sagers zur Stärkung der eigenen Position aus Unwissenheit nicht genutzt. Offensichtlich brauchten sie das aber auch gar nicht mehr.
Krista Sager kann übrigens mit der Namensänderung in Hamburg so gut leben wie wir Anhänger der Zebras mit dem Namen MSV Duisburg. Zumal wir im Stadion, wenn nötig, alte Namen auch ohne zu zögern wieder hervorholen: ole, ole, ole, Meidericher SV, Meidericher SV, Meidericher SV.
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