Wenn Überlegenheit nicht mal durch Schwächen gemindert wird

Solch ein 3:1-Auswärtsieg vom MSV Duisburg gegen Rot-Weiß Erfurt lässt sich auch am zweiten Tag nach dem Spiel noch einmal mit Schlaglichtern in Erinnerung rufen. Was für ein überlegen geführtes Spiel! Welch schöne Tore! Welch schnelles, beeindruckendes Kombinationsspiel war in Erfurt vom MSV Duisburg zu sehen. Kein ruckelnder Livestream hat mir das alles vorenthalten. Dafür wuchs mit jeder Spielminute mein Bedauern nicht vor Ort sein zu können.

Noch entsprach der Verlauf dieses Spiels nicht vollends dem, was sich Kevin Wolze in der letzten Woche gewünscht hatte, mehrere Schritte in die erhoffte Richtung wurden aber genommen. Eine klare Führung hatte sich Kevin Wolze ausgemalt, um so „ein Ding“ einfach mal runterspielen zu können und Kräfte zu sparen.  Die klare Führung hatte es zur Halbzeitpause ebenso gegeben wie das überlegene Spiel der Mannschaft. Dennoch ließen sich die Kräfte nicht ganz wie gewünscht sparen, weil die Zebras ab der 33. Minute nur zu zehnt spielten. Markus Bollmann hatte wegen einer Notbremse die rote Karte erhalten. Für diese Überlegenheit musste also etwas mehr getan werden, als es sonst der Fall gewesen wäre.

Diese rote Karte wirkt im Nachhinein wie ein riesiger Hinweispfeil auf Schwächen der Mannschaft, die es bei aller spielerischen Überlegenheit dennoch gegeben hat. Was für ein Luxus, wenn wir uns diesen Schwächen in entspannter Stimmung widmen können. Noch wirkt die Abwehrreihe nicht stabil. wir wissen, Markus Bollmann und Branimir Bajic sind nicht die Schnellsten. Hat der lange Ball erst einmal den sprintenden Stürmer erreicht, ist aber Sprintstärke gefordert.  Das gute Stellungsspiel war dann einen Moment lang wohl doch nicht so gut. Schwierigkeiten sind immer wieder auch dann zu erkennen, wenn gefährliche Angriffssituationen des Gegners eigentlich schon geklärt sind. Ein Defensivspieler erobert den Ball in Strafraumnähe oder ein Querschläger wird vom MSV kontrolliert. Dann ist das Vorhaben deutlich erkennbar, die eroberten Bälle nicht planlos nach vorne zu schlagen. Gleichzeitig ist das Zusammenspiel in Strafraumnähe nicht immer sicher genug, um die dann vielen Gegenspieler in Strafraumnähe ohne erneuten Ballverlust zu überspielen. Manchmal bleibt wohl nur das Abwägen, riskiere ich den Ballverlust in Strafraumnähe oder im gegnerischen Halbfeld. Was ist da nur beruhigender für die Nerven von uns Zuschauern?

Andererseits – und nun lassen wir die Schwächen endlich ganz und gar hinter uns – andererseits wartet da vorne Kingsley Onuegbu. Wahrscheinlich ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis Physiker bei ihm eine neue Form des Magnetismus entdecken. Der starke Onuegbumagnet zieht auch immer wieder weit geschlagene Bälle mit einiger Streubreite in seinen Wirkungsbereich. Solche Bälle blieben aber die Ausnahme im Spiel. Es überwog die planvolle Ballsicherheit. Aber egal, welcher Pass ihn da erreichte, es war wieder fantastisch anzusehen, wie er diese Pässe behauptete. Zudem wird er immer torgefährlicher. Kingsley Onuegbu war aber nur Teil eines sehr überzeugenden Zusammenspiels in der Offensive. Wie lange spielen diese Spieler schon zusammen?  Laufwege werden mit einer Sicherheit erahnt, die sprachlos macht. Die ersten beiden Tore konnten nur deshalb fallen, weil sowohl Pierre De Wit als auch Kingsley Onuegbu darauf vertrauen können, ihre Mitspieler nutzen den freien Raum für ihre Spielideen. Das zweite Tor von Kevin Wolze offenbart zudem seine sehr gute  Schusstechnik. Was will man mehr? Vielleicht den glänzend aufspielenden Michael Gardawski, der am Flügel engste Räume im Zusammenspiel mit Phil Ofosu-Ayeh zu nutzen wusste, um den Ball Richtung Erfurter Tor voranzutreiben? Oder einen eingewechselten Patrick Zoundi, dessen Flügelläufe ihm hoffentlch Selbstvertrauen für die nächsten Spiele geben?

Dieses Spiel war bestens geeignet für das Profi-Debut von Fabian Lenz im Tor. Er konnte sich mit der Spielsituation im Ligabetrieb vertraut machen und Sicherheit gewinnen. Bessere Bedingungen fürs learning by doing lassen sich nicht vorstellen. Wenn Tobias Feisthammel, Branimir Bajic, Sascha Dum, Tanju Öztürk und der kurz vor Spielende eingewechselte Matthias Kühne nicht gesondert erwähnt werden, ist das kein Hinweis auf ihre Leistung. Diese Mannschaft bestach durch ihre Geschlossenheit. Diese Mannschaft zwang Rot-Weiß Erfurt in der zweiten Halbzeit zu haarsträubenden Fehlern. Diese Mannschaft hatte ihren Gegner derart verunsichert, dass Rot-Weiß Erfurt nicht einmal mehr die einfachsten Zuspiele gelangen. Die Spieler von Rot-Weiß Erfurt waren frustriert, weil sie keine Mittel fanden, diesem MSV Duisburg stand zu halten. Allenfalls in den allerletzten Minuten war es diesem Gegner möglich, sich daran  zu erinnern, wie Fußball eigentlich gespielt wird. Mein Beifall für diesen Auftritt vom MSV Duisburg will gar nicht enden.

Bleibt noch ein Klickhinweis: Ludger Conrad war in Erfurt und erzählt, bei Nostras Passionem, wie es war. Die Pressekonferenz nach dem Spiel gibt es auch noch, sowie die Kommentare von Kevin Wolze, Tobias Feisthammel und Sascha Dum, dem Ilia Gruevs bei Rot-Weiß Erfurt spielender Sohn mental zur Seite steht.

Bewegtbilder plus ansprechendem Reporterkommentargibt es im Spielbericht vom MDR:

Und wer überhaupt nicht genug bekommen kann, für den gibt es auch noch das gesamte Spiel: die erste Halbzeit mit einem Klick weiter zum MDR.

Und die zweite Halbzeit gibt es natürlich ebenfalls mit einem Klick weiter.

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