Wir kochen in Sachen Finanzen beim MSV Duisburg sehr ausdauernd im eigenen Saft. Was nicht abwertend gemeint ist, sondern sich alleine aus der Sache heraus ergibt. Die Lage ist einfach zu unübersichtlich, als dass ein Ortsfremder sich bei so was einmischen wird. Das gilt gerade für diejenigen mit den kleineren Summen Spielgeld, für die der MSV überhaupt von Interesse wäre, wie etwa jener belgische Unternehmer, der beim FC Carl Zeiss Jena gerade mal 2 Millionen Euro fürs erste brauchte, um 49,98 Prozent Anteile der FC Carl Zeiss Jena Fußball Spielbetriebs GmbH zu erhalten. Große Investoren wie das US-Finanz-Unternehmen KKR, das der Hertha gerade 61,2 Millionen Euro rübergeschoben hat, gucken sich den MSV gar nicht erst an.
Gerade das Geschäft in Berlin hilft aber jedem Fußballfan mit weiter reichendem Interesse am Fußball als Wirtschaftszweig sich in Sachen Finanzierung von professionellem Fußball weiter zu bilden. Mehrere Medien haben die möglichen Schwierigkeiten für die Hertha bei dem Geschäft thematisiert. Denn nichts anderes ist dieser Vorgang: ein Geschäft, bei dem KKR Geld verdienen will. Die Berichterstattung zu diesem Vorgang verhilft also zur Trennschärfe bei den in Fandiskussionen oft vermischten Begriffen Investor, Sponsor und Mäzen. In gebotener Kürze bei gleichzeitig hohem Informationsgehalt haben die Deutschen Wirtschafts Nachrichten den Vorgang durchleuchtet und das Risiko für die Hertha bei zu geringem sportlichen Erfolg benannt. Die dort beschriebenen Risiken für die Hertha erinnern schon sehr an die gegenwärtige Lage in Duisburg. Es geht um ein anderes Niveau, die Konsequenzen sind dieselben, wenn Investor- und Vereinsinteresse nicht mehr deckungsgleich sind.
Die Vermischung der Begrifflichkeit in den Diskussionen kommt natürlich nicht von ungefähr. Gerade bei finanziell schwachen Fußballvereinen lassen die handelnden Personen ihr Geld dem Verein tatsächlich ja in unterschiedlichen Rollen zukommen. Walter Hellmich ist dafür ein bestes Beispiel. Er war mit seinem Unternehmen Sponsor und zugleich war er aber als Anteilseigner der Stadiongesellschaft indirekt auch Investor. Ob er je auch dem öffentlich gehandelten Mäzen entsprochen hat, ist mir unbekannt. Ob sich sein Engagement in erwartungslose Bereiche und die von Interesse geleiteten überhaupt trennen lässt, scheint mir ohnehin fraglich zu sein.
Zum Selbstverständnis von Walter Hellmich empfehle ich immer wieder folgendes Interview mit der NRZ aus dem Jahre 2005:
„Ich bin kein Samariter“
http://www.hellmich-gruppe.de/presse.asp
Falls es dem Letzten noch nicht klar geworden ist: der Mann ist Investor und Sponsor, aber keinesfalls Mäzen. Wenn man das beachtet, kann man durchaus manche gegenwärtige Diskussion sachlicher betrachten.
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Danke für den Hinweis aufs Zitat – kurz und bündig, sehr schön!
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Zur Einordnung der Quelle „Deutsche Wirtschafts Nachrichten“ empfehle ich zumindest einen kurzen Blick auf z. B. diesen Thread (ohne dass ich diese Seite wiederum einschätzen kann. Wer mag, sollte dahingehend noch weitersuchen.
Dass sie zudem bei der berüchtigten Seite „PI-News.net“ als Lesetipp empfohlen werden, sollte mehr als aufhorchen lassen.
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ok., ist also mit vorsicht zu genießen. Allerdings steht in diesem Fall dort genau das, was einen Tag zuvor in der Print-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung gestanden hat. Gibt es online leider nicht. So ausführlich wie bei der verlinkten Seite hatte ich es online nirgendwo anders gefunden.
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