Fußballspiele des MSV Duisburg wie das beim FC Hansa Rostock kann ich mir eigentlich nicht an heimischen Bildschirmen ansehen, ohne den Familienfrieden zu gefährden. Zwangsläufig schreie ich schließlich immer wieder einmal so bedrohlich bangend auf, dass meine Frau regelmäßig besorgt ins Zimmer eilt. Diese Mischung aus Aufschrei und Stöhnen muss sich nach schwerem körperlichen Unwohlsein anhören. Sollte ich einmal tatsächlich etwa nachts gesundheitliche Probleme haben, wird sich meine Frau nur noch über die ungewöhnlichen Anstoßzeiten beim MSV wundern.
Ich bangte so sehr um den 1:0-Sieg, weil die Fallhöhe in diesem Spiel so hoch war. Der MSV Duisburg gestaltete in der ersten Halbzeit und zu Beginn der zweiten Hälfte das Spiel so überlegen, dass die Hoffnung auf einen sicheren Sieg übermächtig war. Gleichzeitig war aber auch eins klar, diese Überlegenheit verdankte sich großer Laufbereitschaft und sehr viel Einsatz. Bis zum Ende des Spiels war diese Intensität nicht beizubehalten. Zum Ende des Spiels würde der FC Hansa Rostock zu Chancen kommen. Der MSV Duisburg brauchte ein zweites Tor, und dieses Tor fiel nicht.
Meine Sorge speiste sich aus einem vorweggenommenen Mitleiden. Denn die Mannschaft vom MSV Duisburg ist sich ihrer selbst nicht sicher genung, um einfach wegzustecken, dass sie nicht belohnt wird, obwohl sie so viel in ein Spiel investiert. Die Enttäuschung der Mannschaft fürchtete ich genauso wie die Enttäuschung vieler Anhänger, die die Stimmung rund um den MSV noch ungemütlicher gemacht hätte. Das zweite Tor, das nicht fallen wollte, gibt aber auch die Antwort auf die Frage, warum die Mannschaft nicht immer so spielt. Die eine schnelle Antwort ist banal. Die Spieler können es nicht.
Die andere etwas ausführlichere Antwort habe ich in den letzten Wochen schon öfter geschrieben. Die Entwicklung des Spiels bestimmt mit, zu welchen Leistungen die einzelnen Spieler fähig sind und wie groß ihr Einsatz werden kann. Marcel Lenz und Matthias Kühne betonten beide nach dem Spiel, wie sehr jeder alles für die Mannschaft gegeben habe. Man könnte nun vermuten, das habe mit Karsten Baumanns wechselnden Motavitationkünsten zu tun. Sehr viel wahrscheinlicher ist etwas anderes. Dieser Einsatz wurde möglich, weil Michael Gardawski schon früh, in der 11. Minute, ein Tor erzielte, das im Übrigen durch ganz feine Schusstechnik möglich wurde. Diese frühe Führung gab nicht nur der eigenen Mannschaft Sicherheit, gleichzeitig reduzierte dieses Tor die Risikobereitschaft der Rostocker. So konnte das frühe Pressing so erfolgreich werden.
Das zweite Tor fiel nun deshalb nicht nur, weil klare Chancen vergeben wurden. Hinzu kam, viele Spielaktionen nach dem jeweiligen Ballerobern waren nicht präzise genug oder es fehlte dem Ballführenden der Blick für die Mitspieler. Auch in dem Fall kann Michael Gardawski genannt werden, beispielhaft für die gesamte Mannschaft. Um die 30. Minute herum spielte er den nötigen Steilpass eben nicht, der Kingsley Onuegbu im Strafraum alleine vor dem Torwart hätte auftauchen lassen. Oder in einer anderen Spielsituation dribbelte er im eins gegen eins den Ball zwar am Gegner vorbei, aber dafür auch knapp ins Aus. Auf demselben Niveau bewegten sich seine Mitspieler. Die Mannschaft brauchte stets mehrere Anläufe, um den Ball einmal gefährlich vor das Rostocker Tor zu bringen. Aus der Feldüberlegenheit ergaben sich deshalb zwar weitere Chancen, doch entfaltete sich durch sie kein zwingender Druck aufs gegnerische Tor. Die Chancen ragten aus dem Spielfluss heraus. Dass sie nicht genutzt wurden, verweist ebenfalls auf die Antwort zur oben gestellte Frage.
Wenn eine Mannschaft diese Überlegenheit in keine deutliche Führung verwandelt, braucht sie zum Spielende hin neben dem aufopfernden Kampf in der Defensive einen starken Torwart. Musste Marcel Lenz im Heimspiel gegen Holstein Kiel noch seine Stabilität finden, so war er dieses Mal von Anfang an präsent. Erste Fernschüsse der Rostocker nahm er gelassen auf, und als es ab der 70. Miute herum ein paar Mal wirklich heikel wurde, zeigte er sowohl beeindruckende Reflexe auf der Linie als auch ein starkes Stellungsspiel, das die gegnerischen Stürmer zu Schüssen aus ungünstigen Positionen zwang. Wahrscheinlich langt der Auswärtssieg noch nicht, um die Stimmung rund um den MSV Duisburg zu stabilisieren. Erst nach einem weiteren Erfolg im Heimspiel gegen Elversberg wird die Saison ruhig zu Ende gespielt werden können. Hoffen wir darauf.
Die Pressekonferenz nach dem Spiel sowie die Stimmen von Marcel Kühne und Marcel Lenz.
Der MDR-Spielbericht:
1 Antwort to “Ein Sieg zeigt Gründe für den Tabellenplatz”