So ein Spiel wie den 2:0-Sieg am Samstag gegen die Stuttgarter Kickers hat es für den MSV Duisburg schon lange nicht mehr gegeben – ein Spiel, um dessen Deutung gerungen wird, weniger auf Seiten des MSV Duisburg als bei den Stuttgartern. Ein Sieg, bei dem mehr oder weniger offen versucht wird, ihn zu entwerten, selbst wenn die Zuschreibung „unverdient“ meist vermieden wird. Eines aber, liebe Stuttgarter, kann ich euch sagen, als beleidigte Miesepeter sind erst wenige Menschen dauerhaft erfolgreich gewesen. Wenn ihr weiter oben mitspielen wollt, würde ich ganz schnell jegliches Verklären der eigenen Spielweise aufgeben, ich würde nicht dem siegreichen Gegner dessen Spielweise ankreiden und ziemlich betriebsblind im Spielbericht auf der eigenen Seite eine Überlegenheit herbeifantasieren, die flugs in die nächste Niederlage münden wird. Ich würde mich etwa auch an die erste Halbzeit nach dem Führungstor des MSV erinnern, in der ich das als Vorwurf im Raum stehende Hinten-Reinstellen nicht gesehen habe.
Die erste Stellungnahme von Horst Steffen hatte auch noch ganz anders geklungen. Er hatte sehr wohl die Unzulänglichkeiten der eigenen Mannschaft gesehen. In seinen Worten klang an, dass dieses Spiel bestimmt wurde durch die jeweiligen Möglichkeiten der Mannschaften kombiniert mit einer glücklichen Fügung. Im Spiel war schnell offensichtlich geworden, warum Gino Lettieri in der Pressekonferenz vor dem Spiel in dreimaliger Wiederholung auf die Spielstärke der Kickers hinwies. Die Stuttgarter kombinierten schnell und verfügten zunächst vor allem auf dem linken Flügel über zwei technisch versierte Spieler, die für viel Unruhe in der Defensive der Zebras sorgten. Dennoch erspielte sich die Mannschaft keine gefährliche Torchance, und das war schon in der ersten Halbzeit so, als sich der MSV Duisburg keineswegs ganz zurück gezogen hatte.
Kurioserweise habe ich das Spiel im Gegensatz zum letzten Spiel gegen Osnabrück nahezu entspannt erlebt. Ich fürchtete nicht um die Führung, obwohl die Stuttgarters Kickers unbeeindruckt von der 2:0-Führung des MSV weiter ihr Spiel durchzogen. Ich konnte nicht erkennen, wie diese Mannschaft in den Strafraum dringen wollte. Zumindest an diesem Tag fehlte den Stuttgartern der entscheidende Zug Richtung Tor. Und hier beginnt die Deutung des Spiels. Denn der MSV Duisburg benötigte allenfalls für das erste Tor Glück, für den Sieg selbst auf keinen Fall. Beide Mannschaften spielten auf Augenhöhe mit unterschiedlichen Ansätzen für die Spielweise. So etwas liegt im Wesen des Fußballs, was in Stuttgart aus Enttäuschung anscheinend aus dem Blick geraten ist. Mit dem Ungleichgewicht der spielerischen Möglichkeiten in der Bundesliga und der Konzentration des Fußballs der Gegenwart auf die eine erfolgreiche Spielweise ist vielleicht vergessen worden, dass ein Mannschaftswettbewerb eigentlich auch ein Wettstreit um die geeignete Taktik ist. Und so eine Taktik ergibt sich aus dem Abwägen der spielerischen Möglichkeiten beider Seiten. Der MSV Duisburg lag in dem Wettstreit um die bessere Taktik in diesem Spiel im Vorteil, weil Michael Gardawski schon früh sein wunderbares Tor erzielte.
Gehörte Michael Gardawski nicht eigentlich auch zu den Spielern, die die Dokumentation über die „Meidericher Vizemeister“ gesehen haben? Anscheinend hat er vergessen, welche Geschichte „Hennes“ Sabath über ein ähnlich erzieltes Tor erzählte. Vielleicht sollte er sich noch einmal mit ihm unterhalten, wie man aus der Geschichte einer verunglückten Flanke die eines technisch vollendet geschossenen Tores macht. Kevin Wolze kann ich mir in 40 Jahren dann gut als Werner Lotz vorstellen, der die ganze Wahrheit über dieses Tor enthüllt.
Nach diesem ersten Tor zog sich der MSV eben keineswegs sofort zurück. Für etwa 15 Minuten gerieten die Stuttgarter unter Druck. Ihre Angriffsbemühungen wurden im Keim erstickt. Zwei-, dreimal dachte ich, vielleicht kann ich demnächst einmal von Powerplay schreiben. Dann beruhigte sich das Spiel wieder, und gerade dann fiel erneut ein Tor. Rolf Feltscher traf per Kopf nach einer Eckballkombination. Abseits stand er wohl ganz knapp. Manchmal werden solche Tore auch gegeben. Noch einmal geht mir durch den Kopf, liebe Stuttgarter, ich würde eigentlich zufrieden sein, dass die Niederlage nicht noch höher ausgefallen ist.
Zum Wesen dieses Spiels gehört, dass die Tore überraschend fielen und schön anzusehen waren. Zu Beginn der zweiten Halbzeit fiel das 2:0 durch einen Weitschuss von Dennis Grote nach einer abgewehrten Ecke. Völlig frei stehend hatte er Zeit, um technisch perfekt aus etwa 20 Metern den Ball in den Winkel zu setzen. Warum sollte der MSV Duisburg nach dieser Führung mit zwei Toren nicht defensiv agieren? Zumal es den Stuttgarter Kickers eben nicht gelang, dauerhaften Druck auf das Tor des MSV Duisburg zu entwickeln. Sie hätten Glück gebraucht. Das Glück hatten sie nicht. So ist das Leben, liebe Stuttgarter, wer etwas erreichen will, muss auf andere Weise handeln, als der, der seinem Ziel schon nahe ist. Anstrengend sind beide Vorgehensweisen gleichermaßen, das habt ihr bei all eurem Klagen über die Niederlage vergessen. Wie gesagt, ihr klingt irgendwie beleidigt, dort in Stuttgart. Tut mir leid, das kann ich nicht verstehen.
Die PK nach dem Spiel sowie die Stimmen von Michael Ratajczak und Dennis Grote
Wir waren vorgestern mit unserem gesamten Team von schluesseldienst-in-duisburg im Stadion. Super Atmosphäre. Hat sogar vielen Nicht-Fußball-Fans gefallen. Das Ergebnis hat natürlich einiges dazu beigetragen. Werde auf jeden Fall mal häufiger vorschlagen, mit der ganzen Belegschaft unsere Zebras zu besuchen! 🙂
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