Dänen lügen nicht – Der MSV ist kein Wenn-Dann-Verein

„Stig“, sagt Kees gestern  zu mir „kannst du Samstag schon wieder was schreiben? Und Sonntag auch nach Erfurt fahren?“ Ich guck ihn an und denk, dir muss es aber noch schlecht gehen, wenn ich so schnell nochmal randarf. Aber meinetwegen. Doch was für eine blöde Frage zu Erfurt. Als ob er nicht wüsste, das geht nur, wenn wir auch beide fahren. Kees war von den Tabletten anscheinend noch ein bisschen matschig im Kopf. Seit Mittwochabend arbeitet seine medizinische Abteilung daran, den Einsatz am Sonntag auf den Rängen zu ermöglichen. Als gestern die fiebrige Erkältung im Abklingen war, machte die Rückenmuskulatur zu. Wie ernst das Ganze ist, weiß ich nicht. Kees‘ medizinische Abteilung gibt keine Prognosen. Mit mir redet sie schon gar nicht. Eigentlich ist Müller-Wohlfahrt neulich kein schlechtes Vorbild für Kees‘ Frau. Darf ich nur nicht laut sagen.

Mehrmals schon habe ich Kees vorsichtig darauf hingewiesen, an der Stelle müssen wir professioneller werden. Mit genauen Verletzungsangaben und Krankheitsgeschichten schickt Google dir nicht nur die Arztserien-Freaks als Leser. Die Splatter-Fans nimmst du mit etwas Glück noch nebenbei mit. Entfernung der Schleimbeutelfalte, fingerbreit über dem Schambeinansatz, Querfraktur der Kniescheibe. Jeder Fußballreporter befragt doch längst eine Anatomie-App für seine Texte. Aber Kees guckt nicht mal ins Lexikon.

Wie soll das in der nächsten Saison werden? Wenn Fußballdeutschland wieder regelmäßig nach Duisburg blickt. Besonders am Anfang der Saison. Zweitligareif ohne Anatomievokabular? Wie soll das gehen? Die Mannschaft ist jedenfalls zweitligareif. Ich bin nicht zu voreilig. Ich sage nur die Wahrheit. Nichts macht stärker als das Wissen um die eigene Stärke. Der MSV ist in dieser Saison kein Wenn-Dann-Verein! Was für ein geiles Gefühl, nicht abhängig von den Ergebnissen der anderen zu sein. Ich weiß nicht mehr, in wievielen Zweitligajahren ich, damals noch in Arhus aus der Ferne, bei anderen Vereinen mitgefiebert habe, damit die Zebras am übernächsten Spieltag noch einmal an den vorderen Plätzen kratzen könnten. Aber nur wenn erneut alle anderen Vereine für uns spielten. Wieviele Wenn-Dann-Prognosen habe ich jeweils angepasst, um bessere Laune zu bekommen. Und wie oft trat nicht mal das erste entscheidende Wenn ein, der notwendige Sieg des MSV. Damals habe ich immer den Mund gehalten, wenn es um die Zukunft des MSV ging. Denn immer spielte Glück in meinen Überlegungen eine Rolle. In dieser Saison sorgt die Manschaft schon selbst für das Glück. Diese Mannschaft strahlt völlig zurecht großes Selbstbewusstsein aus. Sie hat in den letzten Wochen einen Willen entwickelt, der bis hoch in die Ränge spürbar ist. Noch auf dem entferntesten Platz vom Spielfeld ist zu sehen, wie die Spieler der eigenen Stärke vertrauen, wie sie den Rhythmus des Spiels bestimmen wollen. Der Gegner soll sich gefälligst nach uns richten.

Preußen Münster war letzte Woche einen Spieltag lang noch einmal ein Wenn-Dann-Verein. Der MSV hat dem sofort ein Ende bereitet. Nun outen sich die Stuttgarter Kickers als ein Wenn-Dann-Verein. Sie hoffen heute auf ein gutes Ergebnis von Fortuna Köln und nächste Woche auf den Sieg des MSV Duisburg. Holstein Kiel hingegen würde erst das Ergebnis des heutigen Heimspiels zu einem Wenn-Dann-Verein machen. Lese ich im Kölner Stadt-Anzeiger den Vorbericht zu dem Spiel – online steht er anscheinend noch nicht -, so fehlt mir etwas Aufmerksamkeit der Kölner für die Aufgabe des Tages. Anscheinend wird schon sehr an die nächste Saison gedacht. Was in Kiel geschieht, kann deshalb nur überraschendes Zubrot sein. Für die Fortuna und in Folge auch für den MSV. Aber das ist ja das Schöne, wenn man nicht als Wenn-Dann-Verein in die Endphase einer Saison geht. Das interessiert einfach nicht. Wir nehmen es, wie es kommt und behalten bei allem unsere gute Laune. Wahrscheinlich würde sie noch ein kleines bisschen besser, wenn die Fortuna heute zufrieden nach Hause fährt. Rein regional gesehen. Rheinland vor, noch ein Tor!  Doch wenn ich an Holstein Kiel oder Fortuna Köln denke, sehe ich sofort nur die Spieler der Zebras. Ich sehe eine Mannschaft, die in Erfurt vom Anpfiff an zeigt, dieses Spiel will sie gewinnen. Allmählich tauchen sogar auch Kees und ich in diesem Bild vom morgigen Tag auf dem Weg zum Stadion auf. Der medizinischen Abteilung sei Dank. Lassen wir das also lieber mit der Wiederaufnahme des Guardiola-Müller-Wohlfahrt-Stücks als Duisburger Inszenierung.

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