Zwischen den Spielzeiten bleibt in diesem Jahr sogar Zeit für ein paar Plaudereien über Nebensächlichkeiten dieses Fußballs. Seit längerem schon beschäftigt mich immer mal wieder ein Wandel in der Ästhetik jenes Mannschaftsfotos, zu dem sich eine Mannschaft vor dem Anpfiff der bedeutenden Spiele noch einmal zusammenfindet.
Früher war vielleicht nicht alles besser, aber früher war meiner Erinnerung nach grundsätzlich anders. Immer hockten sich Spieler in der vorderen Reihe auf dem Mannschaftsfoto. So war eine klar erkennbare Abstufung innerhalb dieser zwei Reihen Spieler erkennbar. Ab wann nun haben Spieler von Mannschaften begonnen, sich in dieser vorderen Reihe nicht mehr hinzuhocken, sondern nur noch im Stehen den Rücken zu krümmen? Das sieht unbequemer aus und wirkt auf jeden Fall flüchtiger. Der Orthopäde in mir schüttelt zudem den Kopf und behauptet schlagzeilenträchtig: „Lange Verletzungspause nach falscher Haltung auf Mannschaftsfoto!“
Bevor ich nun weiter nachdenke, welche Zusammenhänge es mit der Entwicklung des Fußballs geben könnte oder sogar mit der in der Gesellschaft, muss ich erst einmal wissen, ob meine Beobachtung statistische Relevanz besitzt. Das Hinhocken auf Mannschaftsfotos gibt es zumindest weiterhin. Noch ist meine Beobachtung also eine anekdotische Notiz. Statistisch relevante Stichproben von Mannschaftsfotos seit der Zeit meiner Stadionanfänge Anfang der 1970er Jahre müssten das belegen.
Weil ich hier nicht wegen Verstößen gegen das Urheberrecht Probleme bekommen möchte, kann ich diese Erinnerung leider nicht entsprechend bebildern. Hier aber könnt ihr euch zum Beispiel weiterklicken zu einem Foto der deutschen Nationalmannschaft, auf dem die traditionelle Hockweise noch sehr lebendig ist und alleine Bastian Schweinsteiger sich als Vorreiter der Moderne des Mannschaftsfoto erweist. Deutlich lässt sich hier bei ihm schon der stilistische Einfluss, mehr Körperhöhe in der vorderen Reihe zu schaffen, erkennen. Allerdings zeigt sich bei genauerem Hinsehen auch Bastian Schweinsteiger noch durch die traditionelle Hock-Form beeinflusst. Wie anders der Anblick der Nationalmannschaft im Jahr 2014. Bastian Schweinsteiger ist auf diesem Mannschaftsfoto nicht dabei. Doch offensichtlich wirkte seine Körperhaltung vorbildhaft. Niemand hockt mehr. Alle beugen den Rücken. Vielleicht deutet sich mit einem nahezu stehenden Mesut Özil bereits die nächste Phase in der Entwicklung des Mannschaftsfotos an. Vielleicht ist sogar diese Entwicklung des Aufstellens zum Mannschaftsfoto der eigentliche Grund, warum bei Spielerverpflichtungen die kleinen, wendigen Spieler in den letzten Jahren besonders gefragt waren. Sie könnten dem Stehen in der vorderen Reihe vollends den Durchbruch bringen und das Mannschaftsfoto noch moderner wirken lassen.
Die Veränderung des Mannschaftsfotos im Fußball wäre doch mal wieder ein schönes Thema für eine Bachelorarbeit, wenn nicht sogar Masterarbeit. Nicht nur die Studenten des Fachbereichs Sport könnten sich mit allerlei soziologischen Befunden austoben. Auch die Kunstgeschichtler könnten aus ihrer Perspektive sicher Gewichtiges zum Thema beitragen. Wenn ihr mir dann die Ergebnisse zukommen lassen könntet? Dann brauch ich mich nicht selbst um die Datenerhebung und Auswertung zu kümmern.
1 Antwort to “Hocken oder Rücken krümmen? – Mannschaftsfoto-Moden”