Als vorgestern die ersten Gerüchte die Runde machten, der MSV werde wahrscheinlich Victor Obinna verpflichten, kam mir als erstes Emmanuel Amuneke in den Sinn. Gemach, gemach, dachte ich also, mit Blick auf die eindrucksvollen Vereinsnamen in Obinnas Vita und der bei diesen Vereinen geschossenen Tore. Seit Amuneke 1994 nach der WM die sensationellste Verpflichtung des MSV aller Zeiten war, er den Vertrag sogar unterschrieben hatte und dann doch in Duisburg partout nicht spielen wollte, seitdem freue ich mich erst, wenn ich sensationelle Verpflichtungen zum ersten Mal leibhaftig auf dem Spielfeld gesehen habe. Eigentlich müsste ich Victor Obinna sogar anfassen, damit ich alles glauben kann, aber ich merke schon noch, wann ich etwas eigentümlich werde und reiße mich zusammen.
Die Verpflichtung Victor Obinnas hat also tatsächlich geklappt und glaubt man die Zahlen in den Presseartikeln, kann einem in Duisburg angesichts seines letzten Jahresgehalts schon mal schwindlig werden. Nicht dass er solche Summen beim MSV auch verdient, er hat ja verlauten lassen, Geld sei ihm vollkommen egal, Hauptsache, er werde spielen können, nein, diese Zahlen verdeutlichen einfach nur die Dimension dieses Transfers. Sein Jahresverdienst in Russland entsprach etwa einem Drittel des gesamten Spieleretats vom MSV in dieser Saison. Nun steht er auf dem Rasen an der Westender Straße und trainiert wieder zusammen mit anderen Fußballern, anstatt sich mit einem „personal trainer“ fit zu halten und in Moskau auf der Tribüne zu sitzen. Was für eine Geschichte im globalisierten Fußballgewerbe.
Hoffen wir, dass er besser einschlägt als die meisten anderen bekannteren ausländischen Spieler, die der MSV in den letzten Jahren verpflichtet hatte. So ein Mannschaftskader ist nämlich ein empfindliches Gebilde. Nennen wir es Gruppenkultur oder Gruppenselbstbild, das für diese Saison schon entstanden ist. Es gibt bestimmte Rollen innerhalb der Gruppe für die Spieler, es gibt eine Hierarchie. Nun kommt jemand mit einem sehr anderen Karriereweg als ihn die Spieler dieses Kaders kennen. Diesen Spieler in die Gruppe zu integrieren wird nur dann einfach sein, wenn der sportliche Erfolg sich einstellt – als Erfolg der Mannschaft. Das fußballerische Leistungsvermögen Victor Obinnas mag gut sein, ohne Mannschaft wird es nicht zur Geltung kommen. Sonst hätte er in Moskau nicht auf der Tribüne gesessen. Es wird eine anspruchsvolle Aufgabe für Gino Lettieri, den Zusammenhalt des Kaders nach der Verpflichtung dieses besonderen Spielers im Blick zu halten.
Für mich gibt es einen weiteren großen Vorteil bei einer solchen Verpflichtung. Es gibt sehr viele Bewegtbilder von Toren, die Victor Obinna erzielt hat. Wann hat es je nur eine Playlist bei youtube gegeben, die einem neu verpflichteten Spieler gewidmet ist und fast nur seine Tore listet. Für Victor Obinna gibt es gleich mehrere Listen. Hoffen wir auf die Wiederholungen im Zebradress, damit weitere Clips so einer Playlist beigefügt werden können.
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