Beim Gedanken an das Auswärtsspiel des MSV Duisburg gegen den TSV 1860 München fällt es mir schwer, nicht vor Panik getrieben aufzuspringen und wild herumzurennen, damit ich diesem Gefühl Herr werde. Keine Abstiegsangst schwelt in mir. Nein, das sind Abstiegspanik-Attacken, weil ich mich einfach an keine guten Spiele bei den Sechzigern erinnern kann. Schon gar nicht darf ich zusätzlich an die Ergebnisse der Freitagsspiele denken. Düsseldorf gewinnt. Bielefeld gewinnt. Panik heißt dann, auch zu glauben, das geht immer so weiter. Kein Verein von Platz 16 bis 1 wird sich bis zum Saisonende eine Blöße geben. Der MSV kann aus eigener Kraft nicht mehr den Klassenerhalt schaffen. Wir spielen mit dem TSV 1860 München nur noch aus, ob die oder wir 18. werden.
Wirklich vor der Panik gerettet hat mich erst Benno Möhlmanns große Erfahrung. Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel sagte er laut Abendzeitung: „Alles entscheidende Spiele gibt es nie. Vielleicht mal bei einem Finale, hopp oder top. Es ist ein ungemein wichtiges Spiel, aber kein Endspiel“, weil den Löwen danach 21 Spieltage blieben, um sich zu retten. Hey! Wenn es für die Löwen so ist, ist es für den MSV genauso. Und Benno Möhlmann kennt sich wirklich aus im Geschäft.
Benno Möhlmann, sei Dank. Sollte es in München schief gehen, wird mich nicht völlige Hoffnungslosigkeit ergreifen. Ob Gino Lettieri nach einer möglichen Niederlage noch Trainer sein wird, scheint zweifelhaft. Offiziell gibt es keine Stimme, wie es weitergeht. Doch die lokale Presse spricht vom Schicksalsspiel für Lettieri. Auch der MSV versucht anscheindend die Balance zu halten, um den Siegeswillen nicht zu gefährden und dennoch im Misserfolgsfall handlungsfähig zu sein.
Eigentlich träume ich ja davon, auch in Duisburg einmal einen Trainer zu sehen, mit dem der Verein zweifellos absteigen kann. Das Freiburger Modell. Für diese Zweifellosigkeit fehlt in Duisburg natürlich überhaupt der Abstieg als mögliche gefahrlose Zwischenstation. Der sofortige Abstieg hätte ja erneut katastrophale Folgen für die finanzielle Situation des Vereins. Zum anderen aber habe ich Mühe, Gino Lettieri zu vertrauen. Dabei möchte ich ihm vertrauen. Aber für zu viele seiner Entscheidungen habe ich keine Erklärung. Selbst sein Verweis auf die letzte Saison in der Pressekonferenz vor dem Spiel schürrt mein Misstrauen anstatt mich zu beruhigen. Denn in der letzten Saison konnte der MSV nur deshalb erfolgreich sein, weil in der Hinrunde die Mannschaften in der oberen Tabellenhälfte eng beieinander blieben und damit vielen Mannschaften die Chance auf den Aufstieg blieb. Wo ist die vergleichbare Situation in der unteren Tabellenhälfte in dieser Saison? Sie ist schlichtweg nicht vorhanden. Momentan scheint eine Abstiegszone gar nicht erst zu entstehen. Gino Lettieri macht mir also mit seinen Worten keine Hoffnung, obwohl ich gar nicht glaube, dass ein neuer Trainer zu diesem Zeitpunkt der Saison eine Lösung wäre. Ganz zu schweigen vom fehlenden Geld für so einen Mann.
Zangsläufig komme ich dazu, dass nur ein Sieg mir zum Vertrauen in Gino Lettieris Arbeit verhilft. Wenn ich übrigens ebenfalls lese, dass in München eine Duisburger Mannschaft erwartet wird, die sich hinten reinstellt und auf die Fehler des Gegners wartet, so macht mich das wirklich gespannt auf die Entwicklung des Spiels. Schließlich mussten bis vor kurzem noch die Gegner des MSV nur auf diese Fehler warten. Damit war es im letzten Spiel gegen Nürnberg zu Ende. Vielleicht doch ein zusätzlicher Hoffnungsschimmer? Vielleicht sind in München die Fehler noch nicht so gut abgestellt und der Druck des Gewinnen-Müssens legt sich noch ein wenig schwerer auf die Schultern der Heimmannschaft? Vielleicht habe ich nach dem Spiel ja doch wieder etwas mehr Vertrauen in Gino Lettieris Arbeit?
1 Antwort to “Spielvorbereitung – Balance halten, einfach nur die innere Balance halten”