Heute morgen habe ich kurz überlegt, ob ich in Anzug, Traditionstrikot mit Kragen und Krawatte an den Schreibtisch gehe. Der Kollege Koss hat mir gestern sogar eine Flasche Sekt kalt gestellt. Zum Öffnen ist es allerdings noch ein wenig früh. Das mache ich zusammen mit Herrn Koss und dem Stig später. Es gibt was zu feiern.
Vor zehn Jahren standen die ersten Worte im Zebrastreifenblog online. „Hallo Welt“ hieß die formelhafte Wendung, die WordPress als Standardpremierentext zur Verfügung stellte. Für mein „Hallo Welt“ hielt ich Worte aus der Fußballwelt für angemessener.
Wenn ich auch Worte aus der Fußballwelt nutzte, so waren Herr Koss und ich uns damals einig, im Zebrastreifenblog müsste es um mehr als reine Sportberichterstattung gehen. Fußballjournalismus gab es schon satt und genug. Heute sind unzählige Online-Medien dazu gekommen. Das Schreiben hier sollte also immer auch über den Sport hinaus führen, und es sollte um den eigenen Spaß auch am Wort gehen. Ich wollte und will über das Ruhrgebiet schreiben, über Duisburg und über Kultur. So sind seitdem 1919 Beiträge entstanden.
Auch wenn ich als Anhänger des MSV in Teilen gerne eine andere Geschichte mit meinem Verein erlebt hätte als die in diesen zehn Jahren, so war sie für mich als Wortwerker ergiebig. Der Zwangsabstieg war ein Drama mit einem Happy End. Journalistische Neugier konnte ich befriedigen, indem ich Hintergründe erhellte. Immer wieder ging es um mehr als den eigentlichen Sport. So entstand aus der Arbeit im Zebrastreifenblog mit Hilfe von Anhängern des MSV auch „Mehr als Fußball“, das Buch über den Zwangsabstieg 2013, die Rettung des MSV und die Zeit bis zum ersten Wiederaufsteig.
Seit einiger Zeit habe ich hohe Zugriffszahlen aus den USA, hinter denen ich eher Robots vermute als tatsächliche Leser. Ein Teil dieser Klicks führt zu alten Texten und manchmal schaue ich sie mir dann wieder an. Mancher dieser Texte ist zeitlos. Vielleicht stelle ich demnächst mal einen Sammelband „Zehn Jahre Zebrastreifenblog“ zusammen. Mal sehen. In den nächsten Tagen blicke ich jedenfalls immer mal wieder zurück und hole einen dieser alten Texte hervor.
Zehn Jahre Zebrastreifenblog heißt auch, noch einmal zu überlegen, wie ich in diesen Räumen hier über die Spiele des MSV weiter schreiben kann. Ich möchte mit meinen Spielberichten, so es irgend geht, ja immer auch über den Sport hinaus ins wirkliche Leben führen. Inzwischen habe ich aber das Gefühl, das meiste schon gesagt zu haben. Meine Fußballlyrik in der letzten Saison war eine Möglichkeit, aus dem Dilemma herauszukommen. Ich weiß, Lyrik ist nicht populär, selbst wenn ich auf Komik abziele, und Lyrik ist vor allen Dingen zeitaufwändiger. Aber der Gedanke ist verführerisch: die Saison in 34 Gedichten. Realistisch ist das nicht, aber hat das jemals die Menschen gehindert? Eines ist jedenfalls sicher, die zehn Jahre im Zebrastreifenblog sind eine Wegmarke. Diese Zahl bedeutet nicht, dass sich etwas gerundet hat. Es geht weiter. Wie das Leben. Wir lesen uns. Wir sehen uns.
Glückwunsch zum Jubiläum und auf weitere 10 Jahre (mindestens!!!).
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Bedankt! Ich freu mich auf das, was kommt und mindestens klingt gut in meinem Alter 😉
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Blau Weiße Glückwünsche zum Jubiläum und auf weitere mindestens 19,02 Jahre
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Herzlichen Glückwunsch! 10 Jahre sind super und gerade für einen Blog eine riesige Zahl!
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Bedankt! Mal schauen, wie es weiter geht. Das zum Glück in dieser Saison mit möglichen neuen Anlauf zum Treffen in PB.
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Hallo Kees, herzlichen Glückwunsch von meiner Seite. Gerade in der Endphase der letzten Saison, als es doch etwas „holprig“ wurde, musste ich nach den eher mauen Spieltagen, als uns allen wohl etwas die Muffe ging, erstmal im Blog vorbeischauen. Und ja, der Wortwitz und die Wort Akrobatik helfen der „Seele“ des MSV und seiner Fans auf den Grund zu gehen und hatten dann doch beruhigenden Charakter.
Rock on!
Frank
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Vielen Dank, Frank. Ich freu mich, weil Worte wirken. Deine gerade bei mir.
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sommerpausenbedingt lese ich jetzt erst, dass Du es inzwischen also schon zweistellig machst. meinen herzlichsten glückwunsch dazu und viel mehr noch meinen aufrichtigen dank dafür, für geistreiche und hoffnung machende anmerkungen zu unserem Spielverein, seiner sportlichen, vereinspolitischen und wirtschaftlichen daseinsform, wie auch zu seinen nicht immer nur liebenswerten zugeneigten.
und natürlich darfst Du gerne noch öfter über alles jenseits des spielfeldes schreiben. aber nach mir geht’s selbstverständlich nicht😉
mach noch mindestens bis zum 200. geburtstag unseres geliebten Spielvereins weiter und hoffentlich auf bald mal wieder in irgendeiner gästekurve (zu hause laufen wir uns ja nie über den weg).
und jetzt mit anlauf und kopfüber in die hinrunde!!
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Sonst vergehen Samstage auf der Bloghinterbühne fast immer ganz gemächlich. Als nun deine Worte hier reinkamen, konnte ich mich in dieser entspannten Atmosphäre umso mehr freuen. Wenn man gute Laune noch besser machen kann, du hast das geschafft. Bedankt, jovan! Aufs Treffen, die Hinrunde und die Energie durch dich für weitere Worte im Blog. 🙂
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