Die einmalige Begegnung

Neulich beim Ehemaligen-Treffen meines Gymnasiums am Bierstand: Eine junge Frau sieht mich fortwährend an, während ich aufs Bier warte. Ich bemerke den Blick, schaue freundlich zurück und will mich wieder der Zapferin zuwenden. First things first.
Doch das Fragezeichen im Gesicht der jungen Frau neben mir fand zu Worten: „Kennen wir uns nicht?“
Überrascht sehe ich noch einmal genauer hin: „Eigentlich…ich weiß nicht. Woher denn? Hier von der Schule?“
Sie nickt verhalten und hebt die Schultern.
„Welcher Abi-Jahrgang denn?“. frage ich.
„2001“, sagt sie.
„Hm, ich habe 1981 Abitur gemacht.“
Während ich mein Bier bekomme, lächelt sie etwas gezwungen und wendet sich ab.

Hatte sich das Rätsel mit dieser Antwort denn wirklich gelöst? Ich weiß es nicht. Es blieb bei dieser einmaligen Begegnung und meiner noch besseren Laune an einem Bierstand, der in einem anderen Leben wohl mal Jungbrunnen gewesen ist. Die einmalige Begegnung  steht den Spielern vom MSV Duisburg morgen noch bevor. Die Spieler vom TuS Dassendorf werden die Zebras sicher nicht fragend ansehen. Sie werden wissen, woher sie die Zebras kennen und was sie vorhaben.

Natürlich hat der MSV im Hamburger Umland nicht viel zu gewinnen. Das Weiterkommen ist Pflicht, und der eigentliche Sieg wäre ein überlegen gestaltetes, souveränes Spiel. Wenn ich mich durch die Bildergalerie beim NDR als Vorbericht zum Pokalspiel klicke, klingen manche untertitelnden Worte über die Spieler eindrucksvoll. Es gibt Spielervergangenheiten in höherklassigen Ligen, den Versuch in Italiens Seria A Fuß zu fassen oder in Spanien beim UD Levante. Dann muss ich mich daran erinnern, dass wir in Drittligazeiten über Real Madrid gesprochen haben, in Zweitlagzeiten über Barcelona, und dann manchmal nicht so genau hingesehen wurde, um welche der Mannschaften es dort nun genau ging.

So souverän wie TuS Dassendorf in der letzten Saison Oberligameister geworden ist, hätte der Verein die Regionalliga ins Auge fassen können. Wie in den Jahren zuvor war auf den Aufstieg von vornherein verzichtet worden. Bei Elbkick.tv gibt es einen Vorbericht zum Spiel mitsamt den üblichen Statements von Trainer und Spielern. Wenn in den O-Tönen von „Highlight“ oder „alle freuen sich drauf“ gesprochen wird, hört man im journalistischem Begleittext von Hoffnung auf die „Sensation“. Eigentlich wissen wir aber, dass es nicht mehr so sensationell ist wie früher, wenn eine unterklassige Mannschaften den höherklassigen Gegner schlägt. Dazu geschieht das zu oft. Sowohl in Dassendorf als auch beim MSV finden sich Spieler, die diese Erfahrung schon gemacht haben. Hoffen wir auf den frühzeitig auch im Ergebnis erkennbar gewordenen Ligenunterschied. Hoffen wir, dass diese einmalige Begegnung uns morgen sehr gute Laune macht.

Ein Kommentar

  1. Hallo Kees, Deine Freundlichkeit übertrage bitte nicht auf die Mannschaft. Bei dem derzeitigen Zustand des MSV wäre das für das morgige Spiel der falsche Wesenszug. Wir brauchen Kerle, die zupacken und jede Chance nutzen. Genau das fehlte bisher!

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