Seit Anfang der Saison begibt sich der MSV Duisburg mit dem Hashtag #gemeinsam in die sozialen Medien. Getragen war dieser Hashtag vom Wissen im Verein, der MSV Duisburg braucht den Zusammenhalt, um die Saison angesichts der Corona-Bedingungen zu überstehen. Getragen war er vom Wissen, in schweren Zeiten müssen alle in und um diesen Verein zusammenstehen, sonst kann diese Zeit ohne große Einnahmen die Existenz des Vereins bedrohen. Getragen war dieser Wunsch nach Zusammenhalt auch von der unerfüllt gebliebenen Hoffnung auf den Aufstieg, der so lange fast sicher schien. Enttäuschung lässt sich gemeinsam leichter verarbeiten. Das Gemeinschaftsgefühl musste auch benannt werden, weil es keine Gelegenheit gibt, es im Stadion zu erleben. Wir müssen es bereden, besprechen. Vor allem aber müssen wir als Fans es im Verein durch das Handeln der Verantwortlichen erleben. Doch jetzt haben wir Gino Lettieri als Trainer. Ein Mann, der ein glückliches Leben führen muss, weil Schuld immer die anderen sind – #gemeinsam.
Ich hatte mich mit dieser widersinnigen Trainerverpflichtung abgefunden und gehofft, irgendwie die Saison zu durchstehen. Ich kann das nicht, wenn die einzige Reaktion von Gino Lettieri nach Niederlagen das Beschimpfen seiner Spieler ist. Hashtag gemeinsam, was für ein Hohn. Der MSV Duisburg zerlegt seine Integrität und alles an Vertrauen, was die Vereinsführung seit 2013 mühsam wiedergewonnen hat.
Wenn im MSVPortal sämtliche User, deren Stimmen ich in den unterschiedlichen Themen von Sport bis zu Finanzen seit Jahren als seriöse Beobachter des Vereins kenne, das Handeln im Verein nicht mehr nachvollziehen können, ist die Lage des MSV tatächlich dramatischer als 2013. Wenn im MSVPortal über die Lage des MSV substanziell und klüger nachgedacht wird als es durch die öffentlichen Äußerungen der Vereinsvertreter wahrnehmbar ist, offenbart das eine dramatische Krise im Verein. Ohnmächtig sehe ich, es fehlt im Verein das Personal, das die Grundvoraussetzung für die Bewältigung dieser Krise vorlebt.
Gemeinsam? Nein, da sind versagende Spieler. Wo ist der Sportdirektor, der den von ihm verpflichteten Trainer erinnert, was die Leitlinie dieser Saison war? Er müsste es sogar als Selbstschutz für den Erhalt seines Arbeitsplatzes machen, weil dieser Trainer kontinuierlich Spieler schlecht redet, die Ivo Grlic selbst verpflichtet hat. Aber, ach ja, Gino Lettieris Trainerpersönlichkeit war ihm ja bekannt. #gemeinsambeierfolg
Ohnmächtig sehe ich, wie das geschieht, was nicht nur ich nach der Nachricht von Gino Littieris Verpflichtung befürchtet hatte. Jetzt reagiert der Verein auf einen offenen Brief aus der Fanszene mit vielen Fragen. Aber in dieser Krise reicht der geplante Chat mit Ingo Wald, Peter Monhaupt und Ivo Grlic leider überhaupt nicht. Da werden dann Antworten gegeben, manche nachvollziehbar, manche werden auf Widerspruch stoßen. Vieles wird nicht zufrieden stellend beantwortet werden. Denn Wahrheiten müssten gesagt werden, die das gegenwärtige Arbeiten auf sportlicher Ebene gefährden. Ich denke an realistisches Einschätzen von sportlicher Leistungsfähigkeit des Kaders.
Neben solchen Antworten, die die Stimmung rund um den MSV im Zaum halten, braucht das Unternehmen MSV Führung von außen. Eigentlich kann dieses Unternehmen nämlich unter Corona-Bedingungen ruhiger arbeiten als in einer normalen Saison. Der Druck durch die Zuschauer bleibt ja aus. Die Folge solcher Möglichkeit des Arbeitens aber ist ein Vertrauensverlust in die sportliche Leitung, der nicht nur durch sportlichen Misserfolg erklärbar ist. Meine einzige Hoffnung für diese Saison ist die Offenheit von Ingo Wald für Kritik. Meine einzige Hoffnung ist seine Persönlichkeit und mein Wissen, dass er für Meinungen von seriösen Kritikern des MSV offen ist; dass er mit vielen dieser Kritiker im Austausch ist. Meine einzige Hoffnung für die Verhinderung des Niedergangs ergibt sich aus diesem Wissen.
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