Ich nicht, der da war das

Momentan kommt man als MSV-Fan mit Galgenhumor besser durchs Leben. Heute morgen musste ich doch schmunzeln, als ich die zwei Kommentare nebenan las zu dem Foto einer leicht derangierten großen MSV-Fahne, die im Münsterland gesichtet wurde. 

Was für eine Zeit, in der ein Chef-Trainer vom MSV Duisburg in der Lokalzeitung richtig stellen muss, dass der Kapitän seiner Mannschaft nicht ihn beim letzten Spiel mit einem vielleicht verärgert klingenden Hinweis auf einen ständig frei stehenden Spieler beim Gegner gemeint hat sondern den Co-Trainer. Die Online-Überschrift dazu ist schön konfrontativ formuliert, damit die Sensation den Klick generiert: „MSV-Trainer Lettieri: Stoppelkamp und Compper zofften sich“.

Wir müssen über diese Geschichte nichts wissen. Die Wahrheit des Geschehens müssen wir nicht kennen. Es reicht, dass es diese Geschichte gibt. Es reicht, dass Abstimmungsfragen innerhalb des Mannschaftssystems im Nachhinein als „Zoff“ dargestellt werden können. Es reicht, dass ein MSV-Trainer in der Öffentlichkeit wie ein Schuljunge, der sich ertappt fühlt, mit dem Finger schnell auf einen anderen zeigt. Nein, ich war das nicht, das war der da. Es reicht, um zu wissen, dass Missstimmung in diesem Verein unter dem Deckel gehalten werden muss. Es reicht, um zu wissen, dass viel Energie nicht auf den sportlichen Erfolg gerichtet sein kann, weil sie dafür verwendet werden muss, Haltung zu bewahren und aufkommende negative Gefühle beiseite zu schieben. Schließlich gibt es diese Gemeinschaft, in der man täglich zusammen kommt. Es gibt eine formale Hierarchie, die offensichtlich inhaltlich vom Trainerteam nicht gefüllt wird.

Wo soll die Hoffnung auf den Klassenerhalt herkommen? Ich muss an Wunder glauben. Vertrauen habe ich keines mehr. Ich hoffe dennoch. Das ist mein Wesen. Die Mannschaft wird gewinnen können. Die Fußballer dieser Mannschaft haben ja nicht alles verlernt. Aber diese Spieler brauchen Glück für den Erfolg. Das kann es geben. Hoffen dürfen wir immer. Ich hoffe auf den Klassenerhalt und auf einen Vorstand des MSV, der die Stimmung unter den Anhängern ernst nimmt.

Normalerweise herrscht im MSVPortal  bei Serien des Misserfolgs schnell eine gereizte Stimmung unter den Usern. Irgendwo muss schließlich die schlechte Laune hin. Je mehr Menschen, desto mehr Meinungen. Selbst wenn sich Meinungen nur in Nuancen unterscheiden, werden sie in solchen Fällen als gewaltige Unterschiede wahrgenommen. Man spricht sich gegenseitig den Durchblick ab. Die Moderatoren kümmern sich dabei mit sicherem Gespür um den dann rauer werdenden Umgangston. Unflätig wird es deshalb nie. Dazwischen gibt es natürlich auch viele sachliche Beiträge, in denen deutend versucht wird, Gründe für den Misserfolg und Möglichkeiten zur Verbesserung der Lage des MSV zu finden. Selten ist in Beiträgen zu einem Trainer derart einhellig eine Meinung zu lesen gewesen. Selbst in den wohlmeinenden Kommentaren zu Gino Lettieri geht es weniger um seine Arbeit als um die Notwendigkeit zu akzeptieren, dass er nun mal da ist und wir damit umgehen müssen. Ansonsten wird Gino Lettieri in allen Belangen die Kompetenz abgesprochen. Daran wird auch ein möglicher Klassenerhalt nichts ändern. Das aber führt zur Verbindung der Anhänger mit dem Verein.

Der RWO-Präsident Hajo Sommers denkt beim möglichen Aufstieg von RWE nämlich zugleich an den MSV, weil mit RWE ein Zuschauergarant die Liga verlassen würde. Er hofft dann auf Ausgleich durch den MSV. Momentan bin ich mir nicht sicher, ob er nicht in beiden Fällen des Saisonausgangs vergeblich hofft.

Darüber hinaus ist es ein interessantes Gespräch geworden mit einigen Infos zu den Kosten für eine Regionalligamannschaft, sowie der klaren Meinung nicht die Regionalliga sei für einen Verein schrecklich, sondern die 3. Liga sei die „Schweineliga“. Illustriert in etwas derberer Sprache, was Ingo Wald auch immer sagt.

Ein Kommentar

  1. […] RWO-Präsident Hajo Sommers hat neulich sehr drastisch deutlich gemacht, dass ein Abstieg aus der Zweiten Liga in die Dritte Liga eine finanzielle Katastrophe wegen der Fixkosten ist und Vereine, die aus der Regionalliga aufsteigen es dagegen sehr viel leichter haben. Der MSV ist in dieser zugespitzten Absteiger-Situation, sie ist eine doppelte, weil der Aufstieg letzte Saison nicht gelang und die Kostenstruktur wahrscheinlich auf den Aufstieg ausgerichtet war. […]

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