
Neulich bin ich in Paris gegenüber der Sorbonne einer bislang unbeachtet gebliebenen Lebensleistung von Michel de Montaigne auf die Spur gekommen. Der 1533 geborene Humanist, Philosoph und Autor der „Essais“ spielte wohl leidenschaftlich und sehr erfolgreich Fußball. Mit dem Goldenen Schuh wurde er noch vor Gründung der UEFA ausgezeichnet. Leider sind alle Statistiken aus jenen Jahren bei einem Brand verloren gegangen.
Wir wissen also nicht mehr, wie viele Tore er in seiner Karriere erzielte. Dennoch könnte der MSV nach der erneuten Verletzung von Benjamin Girth so einen Stürmer gut gebrauchen. Das dachte ich noch und blätterte mit meinem neuen Wissen einmal durch die Essais. Und siehe da, mit dem frischen Blick wird auf einmal deutlich, wie sehr das Denken Montaignes auch vom Fußball geprägt war. Heute noch verhelfen uns seine Gedanken zu einem tieferen Verständnis dieses Sports.
Aufschlussreiches zum Auswärtsspiel gegen Rot-Weiss Essen steht in seinem Essai „Wie die Seele ihre Leidenschaft an falschen Gegenständen ausläßt, wenn die richtigen ihr fehlen“.
Plutarch sagte ihm Hinblick auf jene, die in Äffchen und kleine Hunde vernarrt sind, daß der uns angeborene Liebestrieb, falls er kein rechtes Betätigungsfeld finde, kindische Ersatzbefriedigung aushecke, um nicht müßig zu bleiben. Und tatsächlich sehen wir ja, wie die Seele sich in ihren Leidenschaften eher selbst betrügt uns sogar wider besseres Wissen ein abwegiges Phantasiegebilde ersinnt, als ohne Gegenspieler zu sein.
Michel de Montaigne: Essais. Erste moderne Gesamtübersetzung von Hans Stilett, Frankfurt am Main 1998, S. 15
Wenn das nicht auf die bedauernswerten Anhänger von Rot-Weiss Essen zutrifft, weiß ich es auch nicht.
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