Archive for the 'Das Spiel – Außerhalb der Stadien' Category

Ein utopischer Gedanke von Almuth Schult

In der ZEIT vom letzten Donnerstag, dem 17. November, gibt es ein Interview mit der Torhüterin Almuth Schult. Da es für die Rubrik „Schule des Lebens“ geführt wurde, geht es um den Fußball vor allem in seiner Funktion als Teil ihrer biografischen Entwicklung. Doch einmal blitzt der Fußball als ökonomisches System in einem utopischen Gedanken auf, der durch ihre Erfahrungen in den USA beim Angel City FC inspiriert ist. Auch auf eine Art eine Gegenbewegung zur Weltmeisterschaft.

DIE ZEIT, Nr. 47, 17. November 2022

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Ik hou van mensenrechten, maar ich jubel ohnehin nicht mehr

Solange der MSV nicht aufsteigt, hat mich der Fußball oberhalb der 3. Liga verloren. Deshalb stehe ich auch nicht vor der moralischen Entscheidung, ob ich mir die Weltmeisterschaft anschaue oder nicht. Eine solche mögliche Entscheidung gibt es in meiner Wirklichkeit nicht mehr. Sie besäße keinen symbolischen Mehrwert, weil mir der Fußball unabhängig vom MSV abhanden gekommen ist. Ein Fußball wie der der Nationalmannschaft steht als Unterhaltungsangebot neben anderen. Er begegnet mir aus Langeweile und nicht aus Interesse. Ich nehme nichts auf mich, um ihn zu sehen oder nicht zu sehen.

Davon ab fehlt dieser WM durch den unpassenden Zeitraum die für mein Leben nötige Dramaturgie. Es fehlt die Einstimmung durch den Abschluss einer Saison, die zunächst fußballlose Zeit und die allmähliche Zunahme der Bedeutung des Geschehen. All das zusammen macht diese WM für mich belanglos. Dennoch wird es Spiele geben, die ich sehe. Damit werde ich mich in den Widerspruch begeben, in dem die meisten stehen, mit denen ich gesprochen habe. Die Fan-Initiative #boycottqatar beförderte in der Zeit vor der WM die Beschäftigung der deutschen Öffentlichkeit mit der kritikwürdigen Menschenrechtssituation in Katar, einen vollständigen Boykott im Privaten gibt es in meinem Umfeld allerdings nicht.

Dieser Widerspruch für Fußballfans wurde in der niederländischen TV-Show plakshot mit einem Song satirisch zugespitzt. Durch Untertitelung leicht verständlich. Wer es nicht aus alten Holland-Urlauben noch weiß: Ik hou van heißt ich liebe und juichen bedeutet jubeln. Mal schauen, wie das bei mir dann aussehen wird.

Goed gedan und bitte schön, Ton ab:

Fußball war mal auch ein Spiel

Neulich verblüffte mich der Blick auf die Trefferliste meiner Suchanfrage. Ich weiß gar nicht mehr, was ich gegoogelt hatte. Bei einem der Ergebnisse wurde mir jedenfalls „Fußball Nachhilfe“ angeboten. Welch Blüte dieses Wirtschaftszweigs Fußball.

Manchmal vergesse ich, wie konsequent Systeme sich ausweiten können. Das geschieht eben unter den Bedingungen, denen diese Gesellschaft folgt. Chancengleichheit kann der herstellen, der über Geld verfügt. Warum nicht in die Fußballzukunft seiner Kinder investieren? Der Fußball verspricht schließlich für einige Jahre ein gutes Auskommen. Mangelnde Leistung schafft dann ein Angebot. Mich befremdet das, aber ich bin ja auch schon in die Jahre gekommen.

Die Superleague, MSV-Gemeinsinn und die Causa Flick

Momentan bekommen wir in unseren unterschiedlichen Rollen im und um den MSV Duisburg den Spagat einigermaßen hin zwischen den idealistischen Vorstellungen von Unterstützung und Mitbestimmung in einem Verein sowie der unternehmerischen Arbeit für wirtschaftliche Solidität und sportlichen Erfolg. Um im Bild zu bleiben: Eine Gruppe von MSV-Anhägern versucht sich seit jüngstem an einer Turmkonstruktion von Anhängern im Spagat. Sie haben mit den Zebra-Genossen eine Genossenschaft gegründet und sich damit in eine lange Tradition von wirtschaftlichen Solidargemeinschaften gestellt, die in der Arbeiterbewegung ihre Wurzeln hat.

In Genossenschaften ist ökonomisches Handeln gebunden an Ziele, die vom Gemeinsinn getragen werden. Ihr könnt euch vorstellen, dass mir diese Genossenschaftsgründung sehr gefällt. Was nichts damit zu tun hat, dass Gründungsmitglieder der Genossenschaft Bekannte von mir sind und wir zum Teil denselben Fanclubs angehören.

Das schreibe ich nur der Transparenz wegen. Das Ringen um Erkenntnis in dieser Gesellschaft braucht mehr Wissen über die sozialen Verbindungen derjenigen, die sich über ein Thema äußern. Es geht dabei nicht ums Skandalisieren sondern um Einordnen. Das ist idealistisch gedacht, ich weiß. Aber wenn ich mich schon mal für dieses Bewusstsein einsetzen kann, dann mache ich das nun mal. Demnächst also in diesen Räumen etwas mehr Hintergrund zu der Genossenschaft. Ich denke an ein Gespräch mit einem der Vordenker der Genossenschaft.

Das ist der Fußball in Duisburg. Der Fußball in Europa erlebt gerade den sich doll drehenden Turbokapitalismus. Zwölf Vereine aus England, Spanien und Italiene haben die Katze aus dem Sack gelassen. Seit langer Zeit ist die Superleague im Gespräch, der feuchte Traum von Geldanlegern im Fußballgeschäft. Verlustrobust im Niederlagenfall durch ewige Zugehörigkeit. Natürlich ist so eine Entwicklung konsequent in diesen Corona-Tagen. Die leeren Stadien haben gezeigt, Fußball funktioniert auch ohne Anhänger. Nun ist sogar niemand präsent, der den Plänen laut in die Quere kommen kann. Die Gründung ist auch die konsequente Fortschreibung der ökonomischen Leitgedanken der letzten 20 Jahre. The winner takes it eben all.

Dass deutsche Vereine nicht dabei sind, zeigt für mich einerseits, dass handelnde Protagonisten bei Bayern München und auch Borussia Dortmund sich trotz gegenteiligem Eindruck im deutschen Binnenmarkt mit der deutschen Wirtschaftskultur des Ausgleichs identifizieren. Andererseits ist die kulturelle Kraft des Vereinsgedanken und der Mitbestimmung in Deutschland offensichtlich sehr viel mächtiger als in den anderen europäischen großen Fußballnationen. Was dann wiederum einigen Druck auf Fußballunternehmen und deren leitende Mitarbeiter ausübt. Ob das so bleiibt, ist mir völlig egal. Letzte Woche im Podcast habe ich noch gesagt, sollen sie ihre Superleague doch gründen. Damit meinte ich auch die Bayern und den BVB. Mein Fußball wird dadurch nicht schlechter. Mein Fußball wird dadurch nicht gefährdet. Mich interessiert dieser Fußball nicht mehr. So eine Superleague wird wie jeder schlechte Hollywoodfilm sein weltweites Publikum finden. Kulturelle Kraft hat so ein Fußball nicht mehr. Besorgnis erregend finde ich das nicht.

Dass im deutschen Fußball trotz momentaner Abwesenheit in der Superleague bei den Großvereinen auch Gepflogenheiten von Großunternehmen herrschen, versteht sich von selbst. Schmunzelnd lese ich, dass der FC Bayern Hansi Flicks Stellungnahme am Samstag missbilligt. Als versierter Offensivtaktiker hatte er verkündet, er beende seine Arbeit bei den Bayern am Saisonende. So eine Geschichte steht normalerweise auf den Wirtschaftseiten, wenn über Machtkämpfe in Großunternehmen berichtet wird.

In Deutschland redet die Fußballbranche aber seit Wochen über die Bayern so, als ginge es dort um Meinungsverschiedenheiten über Kaderstärken, die zu persönlichen Animositäten wurden. Dabei zeigt sich in diesem Konflikt einmal mehr nur der immerselbe Widerspruch. Ein Unternehmen handelt nach unternehmerischen Prinzipien. Im Geschäftsfeld Sport zählt zwar Erfolg, aber in Deutschland nun auch die Sportkultur. In dem Fall vertritt Hasan Salihamidzic das Unternehmen FC Bayern München gegenüber dem leitenden Mitarbeiter Hansi Flick. Das Unternehmen sieht nun unternehmerische Prinzipien verletzt, muss aber klein beigeben. In dem Fall ist nicht das Unternehmen FC Bayern bedeutender als Hansi Flick. Denn dessen Erfolge sind in der öffentlichen Wahrnehmung Vereinserfolge. Sie machen ihn unabhängig vom Unternehmen. Selbst beim FC Bayern wirkt noch immer die kulturelle Kraft von Vereinen, auch wenn die nur im Konflikt bemerkbar wurde.

Ewald Lienen Fußballgott – einmal mehr

Starkem Gegenwind setze ich mich ja nicht mehr aus, wenn ich über Ewald Lienen mal wieder ins Schwärmen gerate. Welch ungebrochener Idealismus muss ihn bei seiner Arbeit im Fußball weiter antreiben. So engagiert wirkt er in der letzten Folge des von ihm zusammen mit Michael Born aufgenommenen Podcast Der Sechszehnerhier zur Facebook-Seite, als er darauf zu sprechen kommt, wofür die deutsche Nationalmannschaft und Joachim Löw stehen.

Da arbeitet er seit den 1970er Jahren in diesem Fußballgeschäft und nichts von dem, was er bis jetzt erlebt hat, konnte ihm die Bereitschaft nehmen, erst einmal an die guten Absichten von Menschen und an deren lautere Motiven zu glauben. Ich hätte ihm laut zujubeln können, als er über die T-Shirt-Aktion der deutschen Nationalspieler vor dem Länderspiel gegen Island sprach. Die Spieler waren ja mit T-Shirts aufgelaufen, auf denen nacheinander der Schriftzug „Human rights“ zu lesen war.

Dass er in all seinen beruflichen Rollen im Fußball immer auch über das große Ganze, die Gesellschaft, nachdachte, sollte jedem bekannt sein. Deshalb durfte seine Zustimmung erwartet werden, wenn sich Fußballer für Menschenrechte einsetzen. Mir geht es aber nicht um Beifall für eine Botschaft, sondern um Ewald Lienens deutlich spürbaren Glauben, dass diese Fußballer ihre Botschaft auch ernst meinten.

Er wusste nichts vom Making-of-Video des DFB und dem Marketing-Geschmäckle, den das Ganze dadurch angenommen hatte. Naiv sind seine anerkennenden Worte aber nicht. Sie zeigen nur, Ewald Lienen sucht innerhalb des Fußballbetriebs nach den Momenten, die eine gute Entwicklung voran treiben können. Dass er diese T-Shirts nicht überbewertet, versteht sich von selbst, und ohne die Abfederung durch Realismus hätte er nicht so lange in dieser Branche arbeiten können.

Ab Minute 22.35 spricht er zunächst grundsätzlich zu Bewertungen der deutschen Nationalmannschaft. Ab Minute 26.55 geht es konkret um deren und Joachim Löws Ausstrahlung. Für Ewald Lienen ist dabei eines klar, im Fußball geht es nicht nur ums Gewinnen. Es gehe auch um Werte und Prinzipien, für die eine Mannschaft steht.

Fundstück – Marco Bode zu einer Verantwortung des Profifußballs

Am letzten Samstag erschien in der Süddeutschen Zeitung ein Interview mit Marco Bode. Thomas Hürner und Ralf Wiegand hatten mit ihm gesprochen. Schon die einleitenden Worte stimmen auf das große Thema dieses Interviews ein: „Seit 2014 ist Bode, 51, Aufsichtsratsvorsitzender des Klubs – und auf der Suche nach Koalitionen, um den deutschen Fußball wieder gerechter zu machen.“ Dass er selbst Profifußballer bei Werder war, füge ich für die jüngeren Leser hier hinzu.

Dieses Thema Gerechtigkeit steht für Marco Bode und andere Verantwortliche bei Werder Bremen offensichtlich in einem größeren Zusammenhang. Wenn es zunächst um die wirtschaftlichen Bedingungen für sportlichen Erfolg geht, rückt der Fußball als Teil der Unterhaltungsindustrie in den Vordergrund. Doch im Laufe des Gesprächs wird deutlich, Marco Bode geht es um sehr viel mehr als um die Spannung des Wettbewerbs, um den Fußball als attraktive Unterhaltungsmöglichkeit zu bewahren.

Marco Bode geht es um den Fußball als Kultur. Seine Worte unten sind vorbildhaft.

Das gesamte Interview gibt es online nur mit Abo. Zusammenfassend mit einem Klick.

Von Nazihools, Identität und Real Madrid in drei Podcasts

Ohne Stadionbesuch beschäftigt mich immer intensiver die Fußballkulturwelt. Weniger der aktuelle Sport bewegt mich als das Schreiben und Sprechen über die Bedeutung des Fußballs in der Gesellschaft. Ich lese darüber, wie Mannschaftstaktiken und nationale Selbstbilder sich gegenseitig beeinflussen. Ich höre Podcasts, wenn über Fußball als soziales oder politisches Phänomen gesprochen wird. So haben sich drei Folgen vom Hörfehler angesammelt, auf die ich jeweils sofort nach dem Hören hatte hinweisen wollen. Daraus wurde nun ein Sammelhinweis, auf dass ihr euch das Hören verteilen könnt.

Der Sozialwissenschaftler und Buchautor Robert Claus ist in Folge 91 zu Gast. Im Verlag Die Werkstatt ist sein Buch Ihr Kampf – Wie Europas extreme Rechte für den Umsturz trainiert erschienen. In ihm beschreibt er das Wirken von Rechtsextremisten im Kampfsport und deren Vernetzung in Europa, nicht ohne Querverbindungen zum Fuball nachzugehen. Da er mit Hooligans zudem ein Buch über die gegenwärtige Holligan-Kultur geschrieben hat, kennt er sich auch gut in den Fankurven deutscher Stadien aus. Dieser Podcast bietet sowohl einen tiefen Einblick in die Strukturen gewaltbereiter Rechtsextremisten als auch in den unterschiedlichen Umgang von Vereinen und Fans mit dem Versuch von Rechtsextremisten Einfluss auf Fankurven zu gewinnen. Ganz grundsätzliche Fragen zu sozialen Entwicklungen werden angesprochen und indirekt wird einmal mehr deutlich, das Benennen von Strategien und Methoden des Rechtsextremismus ist die Voraussetzung, um vorgeblich unpolitisches Handeln als demokratiefeindlich zu erkennen.

In Folge 88 spricht Nick mit dem Historiker Julian Rieck über Real Madrid im Franquismus. Wer sich für europäische Geschichte interessiert, wird dieser Folge gebannt zuhören. Wieder führt das Gespräch über den Gesprächsanlass hinaus. Der genau Blick des Historikers Julian Rieck macht das komplexe und oft widersprüchliche Geschehen erkennbar, das wir sonst so gerne auf eine eindeutige Historienerzählung reduzieren. Wer so von der Historie erzählt, macht das allgemein Menschliche in dem Geschehen einer anderen Nation und Kultur deutlich.

In der zuletzt erschienenen Folge widmet sich der Hörfehler dem Thema Fußball und Identität. Nick spricht mit Hardy Grüne, dem Herausgeber vom Fußballmagazin Zeitspiel, und Bernd Sautter, der ebenfalls für das Magazin schreibt. Beide hatten sich für die letzte Ausgabe des Magazins mit dem Thema intensiv auseinander gesetzt. Interessant ist dieses Gespräch durch die besondere Mischung von Erzählen über die eigene Fußballzuschauerbiografie, bei der immer auch der lokalhistorische Kontext angerissen wird und der Betrachtung, wie sich durch die veränderte Gesellschaft die Verbindung zu einem Lieblingsverein in den letzten 60 Jahren gewandelt hat.

Zeitspiel sucht den gelingenden Fußball abseits vom Kommerz

Die Fußballzeitschrift Zeitspiel widmet sich vierteljährlich einerseits historischen Themen, andererseits geht es um den Fußball „auf seinem Weg in die Gegenwart“ abseits von „Bundesliga und Champions League, WM und EM“. Hier geht es zur Seite der Zeitschrift. Hier geht es zur Beschreibung des Projekts auf der Seite von Hardy Grüne, einem der Herausgeber.

Gestern nun erreichte mich von der Facebook-Seite der Zeitschrift unten stehender Aufruf, den ich teilen möchte. Denn diese Suche nach einem gelingenden Fußball abseits des Kommerz passt zu einem grundsätzlichen Thema, das die Gesellschaften der Gegenwart  immer mehr beschäftigen wird.  Das Nachdenken über die Zukunft bedeutet nämlich auch ein Nachdenken über die Form des Wirtschaftens in der Gegenwart, ein Nachdenken über Konsum und Nachhaltigkeit, ein Nachdenken darüber, wie Menschen sich gemeinschaftlich und sinnhaft fühlen können, ohne dass sie immer mehr Ressourcen verbrauchen. Für mich gehört der Fußball als Unterhaltungsbetrieb in die große Schublade Konsum.

Es ist interessant, welche Gegenmodelle zum Fußball als Unterhaltungsbetrieb entwickelt werden, da das ja innerhalb des Systems Fußball mit seinen Verbänden geschieht. Für mich ist die Frage, ob und wie das gelingen kann angesichts von Widersprüchen zwischen Hoffnung auf Erfolg und den daraus entstehenden Zwängen durch das System.

Hier also der Aufruf von Zeitspiel:

In der kommenden Ausgabe #15 wollen wir uns im Leitartikel „Überleben im Turbokapitalismus II“mit dem Zustand des Fußballs unterhalb der Kommerzebene beschäftigen. Dabei wollen wir nicht nur jammern und stöhnen über all das, was vermeintlich „schlecht“ läuft, sondern vor allem schauen, wo es schon anders (besser) läuft und wie der Fußball eine überlebensfähige Zukunft bekommen kann.
Und da kommt Ihr ins Spiel: Zum einen suchen wir Vereine vorzugsweise ab 3. Liga bis 6. Liga, aber auch bis hinunter bis auf Kreisebene, die bereits neue Wege beschreiten. Die sich herausgelöst haben aus einem sich selbst verschlingenden Geldsystem und den Fußball und das Vereinsleben unter zeitgemäßem Rahmenbedingungen in den Vordergrund gerückt haben. Die nicht mehr um jeden Preis aufsteigen wollen sondern stattdessen darauf achten, sich nicht selbst ständig in Insolvenzgefahr zu bringen. Die zeitgemäße Nachwuchsarbeit betreiben, denen es gelingt, ihre Mitglieder für sich zu begeistern.
Gilt das für Euern eigenen Verein? Oder kennt ihr Vereine, bei denen das so ist? Dann gebt uns gerne einen Hinweis.
Zum anderen wollen wir von Euern Visionen, Utopien und Hoffnungen hören. Wie kann der Fußball im Jahr 2030 aussehen? Schickt uns kurze Statements, die wir sammeln und im Heft präsentieren. Dabei darf es sowohl um den „großen“ Fußball gehen als auch auf den in der Kreisklasse oder im Nachwuchsbereich.
Reclaim the game!

Wir freuen uns auf Eure Beiträge unter redaktion (at) zeitspiel-magazin.de

Alles Gute für 2019 mit Big Data von 2018!

Zwar war Der Stig in diesem Jahr im Zebrastreifenblog als Autor nicht präsent, doch lässt er es sich nicht nehmen, in Duisburg wieder Silvester zu feiern. So können wir euch wieder zu dritt ein frohes neues Jahr zurufen. Ralf, Der Stig und ich als Belegschaft im Zebrastreifenblog wünschen euch alles Gute. Fußballer und Verantwortliche im Verein unserer Zuneigung bekommen von diesen Wünschen wieder einen großen Sack abgepackt. Auf dass die Familie der Neururer-Unken möglichst bald wieder das Gegenteil von dem unken kann, was gerade in der Pott-Welt von ihnen über den MSV zu lesen ist. Wir ersparen uns die Details.

Wie in den Jahren zuvor verbindet sich mit den Wünschen für das neue Jahr der Blick zurück auf die meistgelesenen Texte des letzten Jahres. Im Zebrastreifenblog gibt es seit dem letzten Jahr Beiträge außer Konkurrenz. Denn über mehrere Jahre belegten die Fußballtorten aus Dortmund Platz 1 und 2 der meist gelesenen Texte des Jahres. Wahrscheinlich gab es 2018 für BVB-Anhänger weniger Frustessen mit Süßkram. Denn nur noch Folge eins der zwei Beiträge ist dieses Mal vorne mit dabei. Statt Zucker brachte der sportliche Erfolg des BVB im letzten Jahr den Anhänger-Flow. Nur noch Die schönsten Fußballtorten der Welt Folge VI – Borussia Dortmund bekommen eine namentliche Erwähnung.

Die Texte auf Platz 5 und Platz 4 zeigen, wie groß in der letzten Saison unsere Abstiegsangst war, wie wir versuchten sie in Schach zu halten und welch Feier der Klassenerhalt zwei Spieltage vor Saisonschluss gewesen ist. Platz 5 belegt der Spielbericht vom 4:1-Heimsieg gegen Jahn Regensburg am 32. Spieltag: Das Abschiedsspiel für den Tabellenrechner brachte den Klassenerhalt.

Auf Platz 4 landete Soll und Haben beim Tabellenrechner – 31. Spieltag. Der Tabellenrechner ist mein bewährtes Hausmittel gegen Abstiegsangst. Frühzeitig versuche ich mit ihm meine Nerven und die des MSV-Umfelds zu beruhigen, indem ich den Klassenerhalt bei möglichst schlechten Ergebnissen für den MSV errechne. Ich befürchte, auch in der laufenden Saison werden wir auf den Tabellenrechner nicht verzichten können.

Auf Platz 3 findet sich der Spielbericht zum sensationellen Auswärtssieg gegen den 1. FC Köln: Wie? Ihr steigt auf und wir steigen ab.. Der MSV gewann als Tabellenletzter beim Tabellenführer mit 2:1.

Seit dem letzten Jahr schickt Google viele Leser zu mir, die wissen wollen, warum die Bielefelder Alm so heißt, wie sie heißt. Wenn das so weiter geht, wird auch dieser Text bald außer Konkurrenz im Zebrastreifenblog vertreten sein, auf Platz 2: Das ist mal eine Anekdote über die Bielefelder Alm. Den Text habe ich schon 2010 geschrieben, als mir die Anekdote zur Namensgebung auf der Arminia-Seite beliebig und langweilig vorkam. Mit Dokumenten belegt ist die Geschichte dort ebenso wenig wie meine Geschichte.

Auf Platz 1 befindet sich ein Text, in dem es um politische Haltung im Stadion ging. Beim Auswärtsspiel in Darmstadt wurde die Zaunfahne der Faninitiative „Zebras stehen auf“ vom Zaun herunter gerissen. Die Faninitiative Zebras stehen auf engagiert sich für ein Stadion ohne Rassismus und Diskriminierung. Wie so oft gibt es eine öffentliche Erzählung von dem, was geschehen ist, und eine, bei der in der Fanszene um Deutungshoheit gerungen wird, wer vor Ort welche Verantwortung für Handgreiflichkeit zu tragen hatte. Bezogen auf die öffentliche Erzählung entstand: Zebras stehen auf und bleiben standhaft.

Und nun der Blick nach vorn: Der Stig, Ralf und ich, wir werden auch 2019 einen Teil unserer Arbeitszeit mit dem Zebrastreifenblog verbringen. Wahrscheinlich wird es aber nicht mehr zu jedem Spiel einen Spielbericht geben. Wer hier regelmäßig liest, weiß, ich habe das Gefühl, auf meine Weise habe ich das meiste über ein Spiel des MSV schon einmal geschrieben. Ich will mich aber nicht wiederholen und auch keine normale Sportberichterstattung betreiben. Der Mäzen für meine Spieltagslyrik hat sich zudem noch nicht gefunden. Also, ich muss mal sehen, mit welchen Themen ich mich bei weniger vorhandener Zeit hier beschäftige.

Nun auf ins neue Jahr! Wir sehen uns im Stadion, wir lesen uns und wissen hoffentlich schon bald den MSV auf einem sichereren Weg zum Klassenerhalt als in der Hinrunde der Saison.

Auf zu den Wochenendrebellen am 15.12. in der Sportschule Wedau

Als Mirco von Juterczenka und sein Sohn Jason das erste Mal an den gemeinsamen Besuch eines Fußballstadions dachten, war Jason sechs Jahre alt. Jason mochte Fußball, war aber kein Anhänger eines bestimmten Vereins. Für Jason war klar, wie sollte er seinen Lieblingsverein finden, wenn er nicht zuvor alle Fußballvereine spielen gesehen hatte? Eine bestimmte und sehr logische Haltung. Nun ist Mirco dreizehn Jahre alt. Unzählige Fußballstadien haben die beiden besucht und zusammen das Buch Wir Wochenendrebellen geschrieben.

In diesem Buch erzählen sie nicht nur von den den Fußballspielen, die sie gesehen haben, sondern auf berührende Weise auch über ihre besondere Sicht auf die Wirklichkeit. Denn Jasons Haltung und entsprechend die seines Vaters erklärt sich aus einer Besonderheit. Jason ist Autist. Auf Wochenendrebell, ihrer Seite im Netz, geben sie einen kurzen Einblick in das Buch:

2017 haben wir dann unser gemeinsames Buch „Wir Wochenendrebellen“ veröffentlicht. Die 18 Kapitel behandeln jeweils im Wechsel Geschichten, die wir auf unseren Reisen und in Fußballstadien erlebt haben und von Beschreibungen, wie wir als Familie mit der Behinderung unseres Sohnes umgehen, welche Lösungen wir für Probleme entwickeln und warum ich sehr stolz auf meine Frau, meine Tochter und meinen Sohn bin. Jason ist Autist und in Anbetracht der teils katastrophalen Berichterstattung über Autismus und den daraus resultierenden Konsequenzen entschieden wir uns für einen sehr offensiven Umgang innerhalb unseres Umfelds.

Dank Zebraherde e.V. und dem Fanprojekt Duisburg kommen die Wochenendrebellen zu einer Lesung am 15. Dezember nach Duisburg in den Panorama-Raum der Sportschule Wedau, Friedrich-Alfred-Straße 15. Begonnen wird natürlich um 19.02 Uhr. Wer keine Zeit hat, sollte sich unbedingt auf Wochenendrebell umsehen. Denn vor dem Buch gab es schon Blog und Podcast – mit Fortsetzung bis jetzt.

Vielleicht wird am 15. Dezember auch jener Satz Jasons zu hören sein, für den er fraglos begeisterten Zwischenapplaus bekäme. Die Wochenendrebellen waren nämlich auf Schalke, und irgendwann war „Steht auf, wenn ihr Schalker seid!“ zu hören. Jason saß  aber in dem Moment auf dem Boden und sagte: „Ich muss sitzen, ich bin kein Schalker.“ Dass er auch bei den Zebras sitzen bliebe, kann man an so einem Abend dann mal getrost außer Acht lassen.

Einen ersten Eindruck von beiden gibt der Clip unten, der für eine Lesung in ihrer Heimatstadt erstellt wurde.

 


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