Wenn heute vor allem Fußballanhänger sich Gedanken darüber machen, ob der Fußball als inflationäres Unterhaltungsangebot im Fernsehen den Sport zerstört, so war das vor 50 Jahren ein damals recht prominenter Funktionär. Der Präsident des FC Bayern München, Wilhelm Neudecker, wollte offensichtlich mit kräftigen Worten aufrütteln.
Drei TV-Programme kannte das Land, und ich erinnere mich noch an meine Freude in jener Zeit, wenn ich bei einem Bundesligaspiel auch ohne Bayern-Beteiligung Fernsehkameras im Stadion entdeckte. Ein Spielbericht von dreien in der Sportschau, was für ein Fest. Allerdings nur bei einem Sieg. Ich hoffte, dass es nicht der erste war. Denn mit dem Stadionbus war ich meistens erst zehn bis fünfzehn Minuten nach Sportschaubeginn zu Hause.
Wenn einem Anhänger des MSV auf der Titelseite der Süddeutschen Zeitung in der unteren Blatthälfte der Name Emmanuel Amunike ins Auge springt, wird er nicht nur neugierig, sondern auch in widersprüchliche Gefühle verstrickt. Ich weiß es wie heute, welch große Zukunft ich für den MSV sah, als ich nach der Fußball-WM 1994 von der Verpflichtung des nigerianischen Nationalspielers durch meinen Verein las. Das war eine Sensation für mich. Wir sprechen von der Zeit, als die Zebras sich im zweiten Anlauf wieder in der Bundesliga etablieren wollten nach dem Niedergang während der 80er Jahre.
Der erste Anlauf in der Saison 91/92 brachte den direkten Wiederabstieg. Im zweiten Anlauf 93/94 wurde die Klasse gehalten. Nun hieß es, das schwierige zweite Jahr zu bewältigen. Die nigerianische Nationalmannschaft hatte 1992 den Afrika-Cup gewonnen und zwei Jahre später bei der WM in den USA dank der individuellen Klasse seiner Spieler das Achtelfinale erreicht. Dort schieden sie gegen Italien mit einer 1:2-Niederlage nach Verlängerung aus. Und nun sollte einer der Leistungsträger jener Mannschaft nach Duisburg kommen. Wir hatten offensichtlich Großes vor. Die Pointe dieser Geschichte kennen die meisten Anhänger des MSV. Amunike ward nie in Duisburg gesehen. Verträge für zwei Vereine gleichzeitig unterschreiben geht einfacher, als sich zu teilen, um zur selben Zeit an sehr unterschiedlichen Orten Fußball zu spielen. Amunike spielte lieber bei Sporting Lissabon als im Ruhrgebiet. Was ich angesichts des hohen Ausflugswert der Ruhrorter Mühlenweide überhaupt nicht verstand. Wenigstens hat der MSV eine Ablösesumme erhalten.
Auf der Titelseite der Süddeutschen spielte diese Episode in Amunikes Karriere keine Rolle. Erwähnung fand er, weil die heutige nigerianische Regierung ein Versprechen von 1992 einlöste. Der damalige nigerianische Diktator Sani Abacha hatte den Spielern bei Gewinn des Afrika-Cups ein Haus als Belohnung in Aussicht gestellt. Nun haben sie es mit etwas Verspätung erhalten.
Eigentlich wollte ich nur diese anekdotische Erinnerung erzählen, doch nahm die Geschichte eine unerwartete Wendung, als ich zu eurer weiteren Information Emmanuel Amunike mit dessen Wikipedia-Artikel verlinkte. Dort heißt er nun nämlich Amuneke. Lakonisch steht in dem Text: „Fälschlicherweise wird sein Nachname oft als Amunike wiedergegeben.“ Fast hätte ich Wikipedia vertraut. Dummerweise steht direkt im nächsten Satz: „Im Jahre 2002 gründete er die Emmanuel Amunike Soccer Academy in Ikorodu, Lagos State“. Hat er jetzt also die falsche Schreibweise als seinen richtigen Namen angenommen? Ich war verwirrt, und befürchte jetzt Schlimmes für mich selbst.
Einige von euch haben es bestimmt schon hier gelesen. Im Verlag gab es einen Fehler mit meinem Autorennamen bei der Aufnahme meines neuen Buchsins Verzeichnis lieferbarer Bücher. Es hieß erst Koos statt Koss für die MSV Duisburg Fußballfibel– mit Klick zu Leseprobe und Info
Der Fehler im VLB ist längst korrigiert. Doch bei Amazon heiße ich weiter Koos. Die glauben mir und dem Verlag nicht, dass ich so heiße, wie ich heiße. Die Korrektur scheint für Menschen und KI dort nicht vorgesehen.
Eine meiner Beweisführungen für Amazon
Welche Anläufe ich inzwischen genommen habe, um mich unter meinem richtigen Namen dort gelistet zu finden, ist eine lange eigene Geschichte wert, und dabei fehlen dann die Versuche des Verlags. Auf Comedybühnen garantiert sie Lachen. Mein Resumée momentan dazu: Herr Kafka kannte mit seinem Prozessauch unsere digitalen Instrumente, die Wirklichkeit in den Griff zu bekommen.
Am Samstag leitete in der Süddeutschen Zeitung eine MSV-Geschichte im Holzschnitt den Artikel über die Merkwürdigkeiten beim DFB rund um das Wirken von Rainer Koch ein. Duisburg spielte nämlich unlängst neben dem MSV eine Rolle für den deutschen Fußball.
Das alles soll heute aber nur am Rande interessieren. Wichtiger ist der Blick auf das, was erzählt wird, wenn die MSV-Geschichte auf drei Sätze reduziert wird. Die legendären vier Dietz-Toren gegen Bayern sind für uns natürlich auch immer wieder erzählenswert, als dritter Teil einer Holzschnitt-Geschichte aber in meinen Augen unpassend. In einer Zeitung aus München allerdings dienen die vier Tore gegen die Bayern der abrundenen Pointe. Mit großem zeitlichen Abstand erinnert es sich an vergangenen Ärger eben mit leisem Schmunzeln und Respekt.
Der Einsatz in der Liga ist des Fußballjournalisten kürzester Weg zum Qualitätsnachweis. Was habe ich gejubelt, als ich diese Nachricht etwas verspätet in der Timeline las. 21-fach! Unfassbar. 2. Liga. Und das beim MSV. Da hat Ivo Grlic ja mal was völlig Überraschendes aus dem Hut gezaubert.
Und da der Fußballunterhaltungsbetrieb in immer tieferen Ligen den Lebensunterhalt als Fußballprofi möglich macht, werden wir wohl bald in den Lokalzeitungen dieser Republik Meldungen zu Spielerverpflichtungen sehen mit heute noch kurios anmutenden Überschriften: Wacker Meiderich verpflichtet 12-fachen Bezirksligaspieler. Sportdirektor Karl van Laak: Wir wollen noch einmal von vorne anfangen!
Wenn sich journalistische Aufklärung von Parteienfinanzierung der AfD und der MSV derart begegnen wie in der letzten Folge des Podcasts Wir und Heute, darf der Zebrastreifenblog auch mal zum Organ der politischen Information werden. Ihr solltet den gesamten Podcast hören, auch wenn fürs erste der Clip beim Alternativvorschlag vom „Steiger“ Martin Kaysh an den aus Duisburg stammenden Milliardär Henning Conle startet, dem MSV statt der AfD Geld zu spenden. Dass er der Partei mutmaßlich illegale Geldspenden zukommen ließ, ist schon länger bekannt. Die AfD hat wegen dieser Spenden gleich zwei Strafbescheide von der Bundestagsverwaltung erhalten.
Laut jüngsten Recherchen von CORRECTIVundFrontal21bestätigte nun die ehemalige Sprecherin der AfD Frauke Petry mehrere Treffen von Henning Conle mit der Parteispitze der AfD, bei denen er anonyme Spenden angeboten haben soll. Im Podcast ist der Journalist Markus Bensmann von CORRECTIV zu Gast und erzählt von den Recherchen sowie möglichen strafrechtlichen Folgen für die AfD-Spitzenpolitiker. Das Hören des Podcasts lohnt also nicht nur wegen des begrüßenswerten Vorschlags von Martin Kaysh, sondern vor allem um zu verstehen, wie der AfD-Einfluss auf die öffentliche Meinung durch illegale Spendengelder und vermeintlich unabhängige Anzeigenkampagnen verstärkt wurde.
Gestern präsentierte die Süddeutsche Zeitung im Sportteil die Krisen der Gegenwart in einem einzigen Satz, indem Hertha-Investor Lars Windhorst in einem Interview über einen weit verbreiteten Glauben sprach. Wahrscheinlich hat er recht, schließlich reguliert auch die Schwerkraft auf der Erde das Leben zum größtmöglichen Wohle aller überaus wirksam.
Gestern Abend tauchte folgender Clip in meiner Netzblase auf. Ich gebe zu, der Text ist mehr was für die Säle des Karnevalhumors. Holzhammer und dicker Pinsel lassen aber auch schmunzeln im Zusammenspiel mit zusammengeschnittenen Werbeclipbildern von Fast-Food, Snack und Co. Kann man mit in den Tag starten, wenn ihr weiter zu Youtube klickt.
Beim Einloggen in den web.de-Account zog ein Teaser des Qualitätsmediums der Fußballberichterstattung an mir vorbei mit einem Wort, das mich schmunzeln ließ. Denn das Wort sollte mächtig Wind machen über einen der besten Windmacher in der Windmacherbranche, also eine wirkliche Windmacher-Legende. Mir war ganz unbekannt, dass die Handbücher für Contentmanagement und Clickbating unter Neururer, Peter neben „Experte, der“ auch „Legende, die“ verzeichnen.
Manche der Beiträge hier haben ihren jahreszeitlich bedingten Grund. Neujahrsgrüße kommen im Sommer schlecht an. Besinnliche Adventsgedichte passen nicht zu knospender Natur. Deshalb liegt Matthias Reuter mit seinem gesungenen Kommentar zur grassierenden Oktoberfestlust im Ruhrgebiet schon knapp zwei Jahren bei mir auf Halde. Letztes Jahr ist mir „Oktoberfeste im Revier“ aus dem Blick geraten. Dieses Jahr nun habe ich dran gedacht.
Zu einem Fußballblog passt dieses Lied auch, weil der spöttelnde Text ab Minute 4.00 mit der letzten Strophe in eine Pointe mündet, mit der die Lust am Oktoberfest und gleichzeitiges Fußballfantum auf Schalke zum Ausdruck einer milden Schizophrenie wird.
Am Mittwoch veröffentlichte die Süddeutsche Zeitung ein ganzseitiges Interview mit Jérôme Boateng – für SZ-Leser mit Online-Abo per Klick. Es lohnt sich, Interviews mit ihm zu lesen. Denn Jérôme Boateng gehört zu den wenigen aktiven Spielern, die ihre Meinung bei Konflikten nicht verhehlen. Wenn er spricht, gibt es stets auch einen Einblick in die Welt des Fußballs, der über das individuelle Spielerleben hinaus führt. Mit seiner Meinung nimmt er uns mit auf die Hinterbühne des Fußballs. Nachvollziehbar und klar vertritt er seine Interessen in dem Spannungsgefüge von Verein, Mannschaft und individueller Karriere.
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