Archive for the 'Weggelesen' Category

Weggelesen – Fussballwappen von Hardy Grüne

Zugegeben, ich war etwas skeptisch, als ich im letzten Herbstkatalog vom Verlag Die Werkstatt ein Buch über Fußballwappen angekündigt sah. Ich hatte nur den Titel gesehen und das Cover. Coffe table books sind nicht so mein Fall. Doch beim zweiten Blick sah ich, Hardy Grüne war Autor des Buches – mit einem Klick zu seiner Seite im Netz. Das nun verringerte meine Skepsis schon sehr. Repräsentative Hochglanzbücher für den Wartebereich von Spieleragenturen würde der Mann sicher nicht machen.

Denn Hardy Grünes publizistisches Engagement für Fußballkultur hatte ich auch über die Fußballzeitschrift Zeitspiel wahrgenommen. Dort ist er einer von zwei Herausgebern. Zeitspiel widmet sich vierteljährlich einerseits historischen Themen, andererseits geht es um den Fußball „auf seinem Weg in die Gegenwart“ abseits von „Bundesliga und Champions League, WM und EM“. Hier geht es zur Seite der Zeitschrift. Hier geht es zur Beschreibung des Projekts auf der Seite von Hardy Grüne. 

Hardy Grüne löste meine Erwartungen ein. „Fussballwappen“ ist nicht nur ein Buch zum Blättern und Ansehen. „Fussballwappen“ ist gespickt mit der Historie des Fußballs auf Vereinsebene. Für jeden Verein gibt es neben der einen Seite Vereinswappen auf der anderen Seite einen Parforce-Ritt durch Vereinsgeschichte oder historische Besonderheiten, die Folgen für das jeweilige Wappen hatten. Manche der Veränderungen bei den Vereinswappen regen zum Nachdenken über Fußballkultur im Besonderen und Kultur im Allgemeinen an. Denn das Vereinswappen verweist auf die Tradition des Fußballs und je näher die Gegenwart rückt, desto mehr spielt bei der Gestaltung der Wappen der großen Vereine das Marketing eine Rolle.

Es macht Spaß, sich die Wappen genau anzusehen und die Entwicklung der Ausdrucksformen jeweils zu verfolgen. Knapp die Hälfte der Wappen stammen von deutschen Vereinen, die andere Hälfte von Vereinen aus der gesamten Welt mit Schwerpunkt Europa. Hier im Zebrastreifenblog hole ich natürlich schnell mal die Wappenseite des MSV hervor. Wer sie als Teil des Buchs sehen möchte, klickt weiter und blättert über etwa 15 Seiten im Buch herum.

Wer mit Fußballwappen derart anregend von Vereinsgeschichte und der Kultur des Sports erzählen kann wie Hardy Grüne, besitzt einen besonderen Blick auf den Fußball.

 

 

Hardy Grüne: Fußballwappen.
Verlag Die Werkstatt 2018.

214 Seiten, 21 x 21 cm, Hardcover
über 1000 Abbildungen, durchgehend farbig
ISBN: 978-3-7307-0416-5

€ 24,90

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Weggelesen: – Thomas Bentler: Volle Pulle Kreisliga – der ganz normale Wahnsinn

Ständig müssen wir heute unsere Besonderheit und Individualität beweisen. Doch dann kommt jemand daher und beginnt zu erzählen. Von seinen Erfahrungen beim Fußball in den Kreisligen erzählt er, und dann siehst du, so besonders sind wir alle gar nicht. Du erkennst dich wieder, deine Mitspieler, die Gegner gegen die du gespielt hast, und du erinnerst dich, du spielst Basketball statt Fußball. Menschen sind soziale Wesen, und Gruppen organisieren sich auf wieder erkennbare Weise, indem sich die Menschen mit bestimmten Anteilen ihrer Persönlichkeit in diesen Gruppen zeigen. Der Soziologe und Sozialpsychologe in mir hat laut „Hurra“ gerufen, als ich „Volle Pulle Kreisliga – der ganz normale Wahnsinn“ von Thomas Bentler zu lesen begann.

Es ist sein zweites Buch, nachdem schon sein Debut als Autor, „Wenn schon, dann richtig!“,  ein pragmatisches Handbuch für Trainer im Amateurfußball, ein Erfolg war. Schon dieses als Lebenshilfe konzipierte Buch zeigte Thomas Bentler als unterhaltsamen Autoren. In „Volle Pulle Kreisliga“ hat er diesem unterhaltendem Ziel seines Schreibens nun seine ganze Aufmerksamkeit gewidmet. Das gesamte soziale Feld des Kreisligafußballs und seiner Handlungsträger umreißt er. Er typisiert und karikiert.

Mit einem Blick voller Sympathie auf den Fußball der unteren Ligen betrachtet er das Personal von Sportlern über die Schiedsrichter bis hin zu Funktionären und den Zuschauern. Seine Beobachtungen liefern Wahrheiten über den Mannschaftssport schlechthin. Wenn er die Typen einer Fußballmannschaft aufzählt, die verschiedenen Persönlichkeiten auf den jeweiligen Spielpositionen erwähnt, wenn er die verschiedenen Motive von Trainern, Funktionären und „treuen Seeelen“ aufzeichnet, haben wir die betreffenden Personen in den eigenen Vereinen immer sofort vor Augen. Mir fiel kein Persönlichkeits-Typus ein, den er außer Acht gelassen hat. Diese Typenreihe liest man herunter und versteht die Menschen in diesen Mannschaftssportarten sogar noch ein wenig besser.

Etwas weniger unterhaltsam wird das Buch im letzten Drittel, wenn Thomas Bentler sich dem Szenario des Amateurfußballs zuwendet, den Fußballplätzen und Umkleidekabinen. Typisierten Orten und Räumen ist nicht so viel Komik abzugewinnen wie Menschen, das liegt auf der Hand. Für den Witz mangelt es an Reibungsfläche. Aus dem Lachen wird auf den letzten Seiten das Schmunzeln hin und wieder. Was am Gesamteindruck nichts ändert.

Thomas Bentlers Buch ist im kleinen Paderborner Lektora-Verlag erschienen. Natürlich könnt ihr das Buch über den Buchhandel beziehen, doch ihr könnt es genauso direkt beim Verlag bestellen. Das ist nicht teurer und fast genauso schnell wie etwa bei Amazon, aber mehr vom Verkaufspreis bleibt beim local publisher. Was ich inzwischen durch den Vertrieb von meinem eigenen Buch „Mehr als Fußball“ selbst weiß. Insofern spreche ich auch pro domo, wenn ich sage,  solch kleinen Verlagen wie dem Lektora Verlag sind die Mehreinnahmen durch den Direktvertrieb nur zu gönnen.

Volle Pulle Kreisliga - der ganz normale Wahnsinn: Amateurfußball, wie er leibt und lebt. Ein Erfahrungsbericht ... von [Bentler, Thomas] Thomas Bentler
Volle Pulle Kreisliga – der ganz normale Wahnsinn! Amateurfußball, wie er leibt und lebt
Lektora Verlag, Paderborn 2016
247 Seiten
€ 13,90
ISBN: 978-3954610839

Weggelesen: Der Lebenshilfe-Ratgeber für Fußballtrainer – Thomas Bentler: Wenn schon, dann richtig!

Zu Buchmessen fahre ich auch wegen der Zufallsfunde. In diesem Jahr blieb mein Blick auf einen Messestand beim Verlagsort Paderborn hängen. Vorurteilsbeladen wie ich immer mal wieder durchs Leben gehe, überraschte mich ein Verlag meiner angeheirateten Heimat, der im Umfeld der Indepent Verlage seinen Stand hatte und nicht bei den Verlagen mit dem Programmschwerpunkt Religion und Christentum.

Der Lektora Verlag ist in der Poetry-Slam-Szene verwurzelt, Verleger Karsten Strack steht seit Jahren selbst auf der Bühne, und die meisten Autoren dieses Verlags teilen diese Erfahrung. Nun kann man sagen, in gewisser Weise hängt der Erfolg von Fußballtrainern auch von ihrer Perfomance vor dem Publikum Mannschaft ab, und deshalb erregte das Manuskript eines solchen Trainers die Aufmerksamkeit des Verlegers. Doch schaut man sich das Verlagsprogramm genauer an, so gibt es bereits einige Bücher abseits der Slammer-Prosa, und seit diesem Herbst eben auch ein sehr eigenes Exemplar der Fußball-Ratgeberliteratur.

„Wenn schon, dann richtig!“, so heißt das von Thomas Bentler geschriebene Lebenshilfe-Handbuch für den Fußballtrainer an der Basis. Der 35-jährige Thomas Bentler war Trainer von Seniorenmannschaften der unteren Ligen rund um Paderborn und gehört zur Zeit dem Trainerteam der U17 vom SC Paderborn an. In seinem Buch entwirft er das Ideal vom Trainer einer Manschaftssportart und das seiner Arbeit.

Oft flapsig im Ton, stets mit substanziellem Gehalt schreibt er sich am  Ablauf einer Saison samt Sommer- und Winterpause entlang. Gründsätzlich wird er zu Beginn in seinen Anmerkungen zur Einstellung dem Fußball, den Spielern gegenüber, zu Umgangsformen und zur pädagogischen Haltung des Trainers. Alle wesentlichen Momente des sportlichen Alltags nimmt er sich vor. Ob Zusammenstellung des Kaders und des Betreuerteams, ob  Training selbst, die vielen Phasen eines Spiels von Kabinenansprache über Spielverlauf bis hin zum Feiern großer Siege oder dem Verdauen von Niederlagen, immer beschreibt er auf populäre Weise einen Trainer so, wie er idealerweise handelt und reagiert.

Der Haken an solchen Lebenshilfe-Büchern ist immer der Weg hin zum beschriebenen Ideal. Weil solche Wege von den persönlichen Voraussetzungen des Lesers abhängen, können Bemerkungen dazu, nur sehr allgemein bleiben. Um helfende Methoden und Wege zur Verbesserung der eigenen Arbeit muss sich der lesende Trainer also in fast allen Belangen selbst kümmern. Thomas Bentler ist sich dieser Beschränkung bewusst. Er wollte, wie er im Vorwort schreibt, keine starren Handlungsempfehlungen geben. Sein Buch ist quasi eine Merkliste, eine Art Maßstab, an dem Trainer sich selbst und ihre Arbeit überprüfen können. Das Buch hilft jedem Trainer im Breitensport dabei, sich im alltäglichen Trott und bei all den Kompromissen zwischen dem eigenen Berufsleben, der Familie und den Notwendigkeiten einer ordentlichen Mannschaftsbetreuung an Grundsätze der Arbeit eines Trainers zu erinnern.

Ein kleiner Hinweis noch: Ihr könnt das Buch auch direkt beim Verlag bestellen. Genauso günstig und fast genauso schnell wie etwa bei Amazon, aber mehr vom Verkaufspreis bleibt beim local publisher. Was solch kleinen Verlagen wie dem Lektora Verlag nur zu gönnen ist.

Wenn schon, dann richtig

 

 

 

Thomas Bentler
Wenn schon, dann richtig! – … denn Halbgas können andere machen!
Lektora Verlag, Paderborn 2015
220 Seiten
€ 13,90
ISBN: 978-3-95461-049-5


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