Posts Tagged '1. FC Nürnberg'

Notizen zum Spiel samt Spieltagslyrik

Nach dem ersten Heimspiel im August gegen den VfL Bochum habe ich schon darauf hingewiesen: Im Zebrastreifenblog geht es in dieser Saison immer mal wieder etwas anders zu. Experimenteller. Die Gründe will ich nicht wiederholen. Wen´s interessiert, ein Klick oben. Nicht nach jedem Spiel habe ich noch Spaß an einem erzählerischen Text.

Eigentlich braucht die 1:6-Niederlage gegen den 1. FC Nürnberg sehr viele Worte. Müsste doch ein sehr seltener Eindruck erklärt werden, den der Nürberger Trainer mit einer Wertung auf den Punkt bringt, die jeden, der nicht im Stadion war und nur das Ergebnis sieht, überraschen wird. Er sprach auf der Pressekonferenz von einem engen Spiel. Tatsächlich geben sämtliche anderen statistischen Daten aus dem Spiel als das Endergebnis keinerlei Hinweis auf die Höhe der Niederlage. Ballbesitz, Torschussverhältnis, Zweikampfstärke, egal welche Kategorie, der MSV war besser oder ebenso gut. Knappe Niederlagen kennt man trotz solcher Werte. Solch hohe Niederlage dagegen macht zunächst sprachlos. Dann aber müssen umso mehr Worte gefunden werden, weil erster Eindruck und das so schlechte Ergebnis ins Verhältnis gesetzt werden müssen.

Der MSV Duisburg hat ein eindrucksvolles Offensivspektakel geboten, das ertraglos blieb. Die Schwächen in diesem Spiel sind derart offensichtlich, dass sie von einem Trainer öffentlich besser nicht genannt werden. Denn dieser Trainer muss mit den Spielern dieses Spiels weiter arbeiten. Die Schwächen sind so offensichtlich, dass sie überall schon zur Sprache kamen. Die Mannschaft hat ein Problem beim sicheren Abschluss im Strafraum, wenn ein Spieler frei gespielt wurde, aber eben nur den bekannten kurzen Moment Zeit hat für seinen Torschuss. Die Mannschaft hat ebenfalls ein Problem auf beiden Außenverteidigerpositionen. Auf der rechten Seite deutlich mehr als auf der linken. Wenn ein Gegner bei solchem ergebnislosen Angriffswirbel des MSV derart präzise zu kontern versteht wie die Nürnberger, liegt der MSV schnell mit zwei Toren zurück. Dazu kam ein Schiedsrichter der im Zweifel immer für den Gegner entschied. So fiel das dritte Tor nach einem Freistoß an der Strafraumgrenze, der nicht unbedingt hatte gepfiffen werden müssen. Ein Grund für die Niederlage war der Schiedsrichter allerdings nicht.

Die restlichen Tore fielen, weil der MSV weiter seine Chancen in der Offensive suchte. Mit fliegenden Fahnen untergehen – so etwas gefällt den meisten von uns auf den Rängen besser als der ängstliche Versuch den Schaden zu begrenzen. Wie oft uns so etwas gefallen kann, hängt vom Abstand zum Abstiegsplatz ab. Es wird eine anstrengende Saison.

 

Fußballbinse

Wenn Riesenchancen keine Tore werden
hilft nicht einmal der Fußballgott auf Erden.

Denn vorn kein Tor und hinten welche kriegen,
gewöhnlich langt das Gegnern, um zu siegen.

 

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Ab in die TOP 5 der ernüchternden Niederlagen

Nicht dass ich die Niederlage gegen den 1. FC Nürnberg hier verschweigen will. Gestern habe ich allerdings deshalb nichts geschrieben, weil zur mangelnden Zeit mein Unwillen hinzu kam, mich an das Spiel noch einmal zu erinnern. Stattdessen machte ich mir eine Arbeitsnotiz. Stelle die Top 5 der ernüchterndsten Niederlagen zusammen. Dieses Spiel gehört für mich dazu. Ich werde auch heute nicht mehr viel dazu schreiben. Wir blicken nach vorne. Ernüchternd ist es nämlich, wenn die Zebras das Spiel gestalten und dennoch zur Halbzeitpause 2:0 zurückliegen.

Der 1. FC Nürnberg musste für diese Führung viel weniger ins eigene Spiel investieren als der MSV. Sie brauchten nur abwartend zu spielen und wahrscheinlich hieß die Offensivtaktik gar nicht, suche den gefährlichen Abschluss aufs Tor. Ich bin sicher, die Stürmer versuchten die Zebras dazu zu zwingen, den Ball ins Toraus zu schießen. Diese Eckbälle waren die eigentliche Torchance. Sobald der Eckball in den Strafraum schoss (!), brannte es lichterloh im Strafraum. Die Geschwindigkeit der hereinfliegenden Bälle war ebenso beeindruckend wie die Präzision, mit der sie genau an die Stelle kamen, bei der der Torwart nicht genau weiß, ob er dort hin gehen soll oder nicht. Die Mannschaft wusste anscheinend um die Gefahr durch diese Ecken. So anderes als sonst versuchte sie mit einer geschlossenen Defensivreihe im Fünfmeterraum diese Ecken zu verteidigen. Vergeblich.

Was für ein Chance hatte Simon Brandstetter zur Führung. Er arbeitet, holt sich die Bälle, läuft in die freien Räume, ist schnell, anspielbar. Er stört als erster Defensivspieler seiner Mannschaft den Spielaufbau in der Hälfte des Gegners. Beim schnellen Abschluss im Strafraum kann er nicht variabel genug sein. Anstatt ein Tor von Simon Brandstetter zu bejubeln, fürchte ich jeden Eckball. Der MSV arbeitet daran, dass jede andere Mannschaft Europas demnächst entspannt Eckbälle des Gegners erwarten kann, damit die Statistik weiter stimmt, nur 1,27 Prozent aller Eckbälle seien erfolgreich.

Fünf bis zehn Minuten zu spät setzte der MSV in der zweiten Halbzeit auf die bedingungslose Offensive. Erst als Stanislav Iljutcenko in der 80. Minute eingewechselt wurde, geriet die Defensive der Nürnberger ins Schwimmen. Schon zuvor hatte der MSV nach dem Wiederanpfiff unermüdlich den Weg zum Tor gesucht, ohne gefährlich zu werden. Meine Ernüchterung wich erst, als in diesen Schlussminuten alles möglich schien, so sehr wurden die Nürnberger in der eigenen Hälfte eingeschnürrt. Ein Trudelball gegen die Latte, eine scharfe Flanke, an der Onuegbu und Iljutcenko um Zentimenter vorbei rutschten. Das Tor schien fast sicher gewesen zu sein. Schließlich in der Nachspielzeit, der zweifellose Elfmeter nach tölpelhaftem Einsteigen des Nürberger Defensivspielers. Kevin Wolze verwandelte sicher. Zu spät.

Wir nehmen auch aus diesem dritten Spiel der Saison mit, die Mannschaft kann ein Spiel gestalten. Sie kann sich Torchancen erspielen. Hätte Simon Brandstetter die Kaltblütigkeit von Kingsley Onuegbu, erzielten wir in jedem Spiel mindestens ein Tor. Was nicht heißt, dass er alleine nur für die Torchancen zuständig ist. Seine sind zwangsläufig nur die größten Chancen. Die Mannschaft besitzt eine grundsätzlich stabile Defensivreihe mit einer verwundbaren rechten Seite. Das sind die Voraussetzungen für die Spiele der nächsten Wochen. Jetzt möchte ich nur noch den ersten Sieg der Saison. Das sollte machbar sein bei diesen Voraussetzungen.

Einstimmen auf die erste Pokalrunde

Alles, was ihr könnt, das könn‘ wir viel besser. Ja, wir könn‘ alles viel besser als ihr. Das können wir zur Einstimmung auf das Pokalspiel heute Abend alle gemeinsam laut singen. Heidi Brühl hat die Ich-zentrierte Fassung des Lieds zusammen mit Robert Trehy in der deutschen Version von „Annie get your gun“ hierzulande vor langen Jahren mal populär gemacht.

Natürlich poste ich hier nur das englischsprachige Original, weil ich die Entwicklung im Fußballgeschäft nicht verschlafen will. Der asiatische Markt birgt auch für uns in der 2. Liga und für den zebrastripesblog als special-interest-online-magazin Chancen. Waren Zebras in China nicht schon immer Glückstiere? Aber das nur am Rande.

Besser als der VfL Osnabrück müssen wir heute aber nicht sein. Nur genau so gut. Dort in Osnabrück wurde der HSV schon 2009 einmal aus dem Pokal geworfen. Zur Einstimmung hatte sich die Mannschaft ein Video von diesem Sieg angesehen. Und schon hat der VfL Osnabrück den HSV erneut aus dem Pokal geworfen.

Bevor wir also den Nürnbergern unser Mottolied des Tages singen, variieren wir das für die Osnabrücker und schauen uns ebenfalls Bewegtbilder vom letzten Pokalsieg gegen Nürnberg an. Also: Alles was ihr könnt, das könn‘ wir genauso. Übrigens wurde der letzte Pokalsieg gegen Nürnberg am selben Wochenende noch vom Weiterkommen im Niederrheinpokal begleitet. Damals dachte ich beim Schreiben über dieses Wochende vom MSV, „zwei auf einen Streich“ klingt gut. Sehr viel besser ist es aber, sich auf das Weiterkommen im DFB-Pokal beschränken zu können.

 

Fundstück: Nicht nur der MSV sucht einen Torwart

Am Samstag fand sich in der Süddeutschen Zeitung eine Stellenanzeige für Torhüter. Allerdigs ist sie in die Rubrik „Vermisches“ gerutscht. Deshalb weise ich hier noch einmal darauf hin. Zwar fischt der MSV bei der Kernkompetenz des Torhüters im selben Gewässer, allerdings brauchen wir die Münchner Vorstadt-Bezirksligakonkurrenz nicht zu fürchten, da Ivo Grlic einen deutlich jüngeren Torhüter als Buffon sucht. Eine Erinnerung an den August 2014 will ich zum Wochenbeginn ebenfalls nicht vergessen: Nürnberg im DFB-Pokal kann der MSV. Ein gutes Los.

Endlich doch noch Zusatzarbeit mit dem Tabellenrechner

Lebensweisheiten sind etwas Wunderbares, passend für jede Gelegenheit. Letzte Woche noch half der Großmuttertrost bei der Niederlage gegen Heidenheim, nun hole ich ihn nach dem 2:1-Auswärtssieg des MSV Duisburg gegen den 1. FC Nürnberg noch einmal hervor. Es sei kein Schaden so groß, dass nicht ein Vorteil dabei ist, hat sie wohl immer gesagt, und vor welch großem Schaden stehe ich am Anfang der Woche doch schon wieder. Zusatzarbeit! Nun muss ich mich doch wieder um den Tabellenrechner kümmern. Aber was für einen großen, großen Vorteil das hat. Der MSV Duisburg hat wieder eine Chance im Kampf gegen den Abstieg.

Das Spiel selbst habe ich nur bis zur Halbzeitpause gesehen, genauer noch, eigentlich nur bis zum Führungstreffer des MSV durch  Kevin Wolze. Von dem Moment an spürte ich sämtliche Enttäuschungen dieser Saison schon mal gleichzeitig bei jedem Angriff der Nürnberger, bei jedem Fehlpass des MSV. Diffuse Bilder aus Leipzig und Fürth tauchten immer wieder in meinem Kopf auf, wo Kevin Wolze ebenfalls das Führungstor schoss und um mein Herz herum machte sich ein Ziehen bemerkbar. Ich habe es nicht ausgehalten, gerade weil diese Führung keineswegs glücklich zustande gekommen war. Ich habe es nicht ausgehalten, weil der MSV Duisburg gut im Spiel war und diese Mannschaft endlich einmal eine Belohnung für ihre Anstrengung verdient hatte.

2016-04-11_seufzerBis zur Halbzeitpause wagte ich zwischen meinen Endlosläufen durchs Wohnzimmer immer wieder einen Blick auf den Laptop-Bildschirm. Nach dem Wiederanpfiff aber war auch das vorbei. Einmal ließ ich das Browserfenster mit der Liveübertragung aufploppen und sah die Wiederholung vom 2:0 durch Steffen Bohl. Das linksrheinische Köln wird sich gewundert haben, wieso es von der Schäl Sick rüberschrie. Der FC spielte doch erst um 17. 30 Uhr.  Glücklicherweise fand sich gleichzeitig auch online  eine kleine Schicksalsgemeinschaft nach einem Facebook-Seufzer von mir zusammen. Thomas Beeking verhalf mir zu einem privaten Live-Ticker. Auf diese Weise wurde es mir möglich, den Spielstand zu verfolgen. Wenn ich in der Zusammenfassung die zwei großen Chance der Nürnberger zum Ausgleich sehe und Michael Ratajczaks Parade, bin ich immer noch dankbar auf diese gesundheitsschonende Weise das Spiel erlebt zu haben.

Wenn es am Freitag gegen den TSV 1860 München geht, ist das wie ein Viertelfinale im Pokal. Es geht um alles. Das Stadion müsste voll sein. Wenn alles normal läuft, Halbfinale gegen Düsseldorf, Finale gegen Sandhausen wahlweise die schwierigere Variante RB Leipzig. Die Mannschaft hat alles wieder in der Hand. Was für ein Wahnsinn. Wie oft hatte ich schon nach einem Spieltag abgeschlossen mit dieser Saison, und wie oft kamen die „verbotenen“ Gedanken während der Woche wieder. Zuversicht gibt mir die innere Stabilität, die diese Mannschaft trotz der Fehler in ihrem Spiel, ausstrahlt. Wir wissen aber, das Spiel gegen den TSV 1860 München wird schwerer als das gegen Nürnberg, weil die Münchner weitaus defensiver spielen werden als die Nürnberger. Der MSV wird das Spiel mehr gestalten müssen. Diese Woche aber gibt es keine verbotenen Gedanken mehr. Am Freitag ist wieder alles möglich.

Und hier nun der Stand der Dinge bei meinen Fieberfantasien mit dem Tabellenrechner, Abgleich Wirklichkeit und Prognose beim Zieleinlauf.

Fortuna Düsseldorf: Überprüft ihr heute Abend selbst. Tipp für heute: Niederlage
TSV 1860 München: -2
SCP Paderborn: – 1
MSV Duisburg: +/- 0

Tabelle nach dem letzten Spieltag sieht bislang so für mich aus.

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Fieberfantasien mit Tabellenrechner

Am Montag begann meine Erkältung mit starkem Husten und heftigem Krankheitsgefühl. Sie nahm einen für mich klassischen Verlauf. Der leichten Besserung am zweiten Tag folgte Fieber am dritten. Da lag ich also im Bett, war genervt, las zuweilen etwas ohne Konzentration, döste ein, guckte wach werdend, was Facebook und Twitter mir ins kranke Leben reinschickten und langweilte mich immer mal wieder. Mir war heiß – trockene Hitze auf der Haut in müder Unruhe.

Plötzlich hörte ich ein Flüstern: „Weißt du noch, wie es schon zweimal war? Du warst Gott der Zweiten Liga.“

Oh, nein, dachte ich, das glaube ich jetzt nicht.

Das Flüstern wurde lauter. „Der Tabellenrechner“, raunte es, „Du hast es in der Hand. Die Mannschaft braucht dich. Jetzt, in diesem Moment. Mach es!“

„Das hilft doch nichts“, warf ich ein, „jetzt doch nicht mehr. Die Ausgangslage war damals beide Male sehr viel besser“.

„Unsinn“, hörte ich, „das denkst du nur. Hast du nicht gerade noch geschrieben, die Mannschaft spielt inzwischen so, dass ein Platz im unteren Mittelfeld kein Problem gewesen wäre, wenn sie von Anfang an  so aufgetreten wäre?“

Jetzt diskutierte ich mit der Wand über den MSV. Ich fasste es  nicht und rief: „Ich habe aber auch geschrieben, diese Mannschaft kann ein Spiel nicht unbedingt gewinnen. Sie braucht Glück. Glück! Manchmal klappt’s auch, wenn sie gar nichts mehr zu verlieren hat.“

„Und? Ist es etwa gerade anders?“, raunte es beruhigend.

Die Seite vom Kicker war bereits geöffnet. Wer machte so etwas? Ich starrte über den Laptopbildschirm hinweg ins Leere und hörte immer weiter diese Stimme. „Ein Sieg gegen Heidenheim. Fang klein an.“

Ich traute meinen Ohren nicht. Der letzte Rest gesunder Verstand meldete sich zaghaft, während die Stimme immer hoffnungsfroher klang: „Sechs Punkte. Du packst das. Acht Punkte! Quatsch Relegation. Klassenerhalt. Streng dich an.“

„Aber…“, begann ich und hatte schon das 1:0 gegen Heidenheim eingetippt. Weiter ging es, und wenn ich mir das heute morgen alles ansehe, habe ich in meinem Fieberwahn nur ein einziges ganz unwahrscheinliches Ergebnis vorgegeben, sieht man mal davon ab, dass Siege vom MSV in gewisser Weise grundsätzlich wenig wahrscheinlich sind in dieser Saison. Dieses sehr unwahrscheinliche Ergebnis ist ein Sieg des MSV gegen RB Leipzig, denen ich am letzten Spieltag eine mächtige Aufstiegsfeierlaune verordnet habe. Dafür gab es in Sandhausen ein Unentschieden. Notfalls lässt sich das noch tauschen. Relegationsrang habe ich geschaffft als Zweitliga-Gott im Fieberwahn per Tabellenrechner.

Seht selbst. Und wenn ich dann bei diesem dritten Male meines göttlichen Tabellenrechner-Daseins mit der Saisonziel-Gelingensprognose zum ersten Mal scheitern sollte, hat´s mir zumindest dabei geholfen, wieder gesund zu werden.

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Gegen Nürberg schwächeln der dreizehnte und vierzehnte Mann

Wie schön kann die Zukunft sein, wenn alles noch möglich scheint. Als Superhelden des eigenen Schicksals lassen wir uns beim Denken ans Morgen keine Wünsche offen. Manchmal rückt dann dieses Morgen näher und mit jedem vergehenden Tag wird uns Superhelden etwas mehr Vorstellungskraft geraubt. Mit jedem neuen Tag schrumpfen die Möglichkeiten, wie diese Zukunft gut aussehen kann, und irgendwann sind wir Superhelden auf einmal ganz normale Allerweltsmenschen, die ganz verzweifelt mit den Armen wedeln, um superheldenmäßig abzuheben. Gut, dass uns das zumindest dabei hilft, die Balance zu halten und nicht vollends auf die Schnauze zu fallen.

Am Samstag bekam ich Superheld des mit dem MSV verbundenen Schicksals entsetzliche Schulterschmerzen, so heftig hatte ich die Arme auf- und niederwerfen müssen. Der MSV Duisburg und der 1. FC Nürnberg hatten gerade 0:0 gespielt, und ich wollte mich mit dem gefühlten Wissen des höchstwahrscheinlichen Abstiegs nicht abfinden. Ich wollte meine letzte Hoffnung lebendig halten. Vielleicht wollte ich auch einfach nur nicht hinfallen. Ein Spiel war zu Ende gegangen, in dem der MSV nicht nur uns Zuschauer als zwölften Mann gebraucht hat. Für den MSV hätten zwei weitere Spieler auf dem Platz gute Leistungen zeigen müssen: Zufall und Glück. Beide Spieler blieben blass und unauffälig,

Ist es tatsächlich so, dass diese Mannschaft nur dann defensiv sicher spielen kann, wenn sie ihre Offensivbemühungen zum Zufallsprodukt macht? Doch selbst wenn eine der wenigen Torchancen dann auftauchte, ergab sich keine wirkliche Torgefahr. Kein einziger Schuss der Duisburger Spieler zwang den Torhüter der Nürnberger, Sascha Kirschstein, zum Eingreifen. Nicht Kevin Wolze war für mich die – laut Reviersport-Schlagzeile – „tragisches Figur“ dieses Spiels, als er, freistehend, in der letzten Spielsituation den von rechts geschlagenen Ball aus sechs, sieben Metern volley nahm und über das Tor donnerte.

Giorgi Chanturia hatte in der ersten Halbzeit die sehr viel größere Chance nach sehr guter Vorarbeit von Dennis Grote. Der hatte an der Mittellinie den Ball erkämpft, nahm auf halblinks Fahrt auf Richung Tor, zog an der Strafraumgrenze nach innen, setzte sich dabei gegen zwei Nürnberger durch und legte dann auf den nachrückenden Chanturia ab. Er hatte freie Bahn zum Tor. Er hatte diesen Pass erwarten können. Der Schuss war technisch einfacher zu bewältigen gewesen als der von Kevin Wolze. Und doch schoss er am Tor vorbei. Wie Onuegbu im Heidenheim-Spiel nahm er den falschen Fuss zum Schuss.

Doch solch eine Chance ergab sich eben nicht aus einem kontinuierlichen Offensivspiel des MSV. Die Spieler des MSV erobern die Bälle und wissen dann nicht, wie es weiter gehen kann. Der Ball führende Spieler der Mannschaft ist fast immer auf sich allein gestellt. Er findet keine Anspielstationen. Es sieht nicht so aus, als hätten die Spieler Vertrauen in Laufwege ihrer Mitspieler. Sie wirken hilflos. Also, ab nach vorne mit dem Ball, das ist wenigstens weit weg vom eigenen Tor, und vielleicht wollen sich ja Glück und Zufall endlich auch mal beweisen.

Ist es tatsächlich so, dass diese Mannschaft nur mit den langen Bällen das Mittelfeld überbrücken kann, weil Spieler wie De Witt und Janjic oder auch Obinna nicht spielen können? Ist es möglich, ohne ballsicheren Spieler im offensiven Mittelfeld eine andere Taktik als Hoch und Weit für die Offensive zu wählen? Andererseits passte die Startaufstellung nicht zu dieser Spielweise. War also auch die Aufstellung von Stanislav Illjutczenko in der Sturmmitte ein Kompromiss, den Gino Lettieri eingehen musste? Was waren die Gründe dafür, ihn statt Onuegbu zu bringen? Illjutcenkos Spiel ist doch nicht die Ballbehauptung, wenn hoch und weit gespielt wird. Stark wirkt er in der Bewegung, nicht im statischen Spiel beim Ballhalten und Verteilen. Seine Aufstellung ist eine Trainerentscheidung, die begründet werden müsste in einer Situation, in der das Vertrauen in Gino Lettieri immer weiter abnimmt.

In der zweiten Halbzeit erwartete ich ab der 70. Minute das Siegtor der Nürnberger. Glück und Zufall hatten für die Offensive anscheinend keine Kraft mehr. Zumindest Glück half kurz vor Ende bei einem Kopfballversuch der Nürnberger in der Defensive mit aus. Offensiv passierte beim MSV mit Ausnahme der Nachspielzeit nichts mehr. In dieser Nachspielzeit wirkte es aber auf einmal so, als hätte die Mannschaft mitbekommen, dass sie auf jeden Fall ohne Glück und Zufall dieses Spiel gewinnen muss. Plötzlich wirkten zwei Angriffszüge unter diesem Druck des nahenden Schlusspfiffes planvoll. Das war zu spät. Der Einsatz, den diese Spieler des MSV in jedem Spiel zeigen, blieb ein vergebliches Mühen. Das ist die bittere Erkenntnis, so sehr sich die Mannschaft auch anstrengt, es reicht nicht für den Sieg.

Begleitet wird diese Erkenntnis von großen Sorgen, auf die der MSV mit seiner Spielweise keinen Einfluss hat. Momentan sieht es nicht so aus, als ob viele Mannschaften vor den Abstiegsrängen gewillt sind, mit einer der drei unten stehenden Mannschaften zu tauschen. Abstiegszone! Wie sehr wünsche ich mir, dass so eine Zone überhaupt erst einmal entsteht, ein Zönchen reichte mir sogar schon bis zur Winterpause. Damit wir beim Denken an den Relegationsplatz alle wieder Superhelden unseres mit dem MSV verbundenen Schicksals werden können. Wir Zuschauer und vor allem die Spieler.

Selbstbewusstein stärken mit Ergebnis-Historie – Auf zum 31. Jahr der Dominanz!

Wenn ich schon am Donnerstag beim Gedanken an das nächste Spiel des MSV am Samstag nervös werde, helfen Autogenes Training, viel Bewegung und der Blick auf die Ergebnis-Historie der Begegnungen zwischen dem MSV Duisburg und dem 1. FC Nürnberg. So eine Geschichte des Erfolgs entwickelt immer eine Strahlkraft in die Gegenwart hinein, wenn man sie sich bewusst macht.  Psychosoziale Prozesse wirken dann und bereiten den Rasen für ein weiteres Jahr der Dominanz. So eine Schlagzeile wie bei Bundesliga.de lasse ich mir gefallen.

2015-10-22_msvfcn

Quelle: Bundesliga.de

Nicht zu vergessen, dass das Spiel am Samstag im Grunde erneut den Charakter eines Pokalspiels annehmen kann, weil nichts anderes als ein Sieg dem MSV eine Perspektive für das Erreichens des Saisonsziels in den nächsten Wochen gibt. Für die gesamte Saison, das schreibe ich nicht. Alles weigert sich in mir, obwohl der von uns allen befürchtete andere Ausgang dieser Saison immer mächtiger in mir wabert. Ich höre ihn schon rufen: Schließe Frieden, es hat doch keinen Zweck sich nach einer Niederlage gegen Nürnnberg gegen mich aufzulehnen. Doch, schreie ich ihn weg, immer weiter. Hau ab. Außerdem gewinnen wir gegen Nürnberg. Gerade wenn das Spiel den Pokalcharakter annimmt, ein weiteres gutes Zeichen: Der MSV Duisburg, Gino Lettieri und einige der Spieler wissen nämlich, wie man gegen den 1. FC Nürnberg in einem Pokalspiel gewinnt.

2015-10-22_msvfcn2Quelle: Bundesliga.de

Jetzt noch die Bewegung am Nachmittag, morgen wieder, vielleicht auch Autogenes Training dann werde ich es bis zum Anpfiff am Samstag schon irgendwie schaffen.

Hymnen auf Belek

Winterpausenlob

O Belek, in deutschkalten Wintern, du heilender Ort.
Wer deine so heiligen Rasen voll Glauben betritt,
dem fegst du die Hinrundenschuld und -fehler hinfort.

So viele gewannen durch dich ihren Glauben zurück.
Die Blinden erzielten die Tore  aus weiter Entfernung,
Die Lahmen erliefen sich Bälle und weinten vor Glück.

O Belek, wir werden dich immerzu  loben und preisen.
Du hilfst bei der Angst vor dem Abstieg und Meisterschaftssorgen.
O Belek, den Zweifelnden werden Siege im Spiel es beweisen.

 

Winterpausenlob (2015 dub remix)

O Belek, zuerst bei dir der SV Werder Bremen vom 6. bis 14. Januar.

Sonne, Tore  und  Erfolg.

O Belek, bei dir der VfL Borussia Mönchengladbach vom 8. bis 15. Januar.
O Belek, der DSC Arminia Bielefeld bei dir vom 9. bis 17. Januar.

Neuer Mann kommt gut. Neu ist gut, neu ist gut!

O Belek, der FC Augsburg bei dir vom 11. bis 19. Januar
O Belek, Hannover 96 bei dir vom 11. bis 20. Januar

Abstiegsangst. Abstiegsangst. Abstiegsangst.

O Belek, der 1. FC Kaiserslautern bei dir vom 12. bis 22. Januar.
O Belek, der FC St. Pauli bei dir vom 12. bis 22. Januar.

Der Geist im Team, der Trainingsspotter Muezzin.

O Belek, der SC Paderborn bei dir vom 13. bis 22. Januar.
O Belek, der BSC Freiberg bei dir vom 16. bis 23. Januar.

Über. Stark. Siege. Mut. Über. Stark.

O Belek, die SpVgg Greuther Fürth bei dir  vom 16. bis 24. Januar.
O Belek, Hertha BSC in Belek vom 18. bis 24. Januar.

Sonne, Tore  und  Erfolg.

O Belek, der 1. FC Nürnberg bei dir vom 19. bis 26. Januar.
O Belek, und auch die Offenbacher Kickers kommen vom 2. bis 9. Februar.

Alle kommen. Alle kommen. Alle hoffen. Alle hoffen.

Zwei auf einen Wochenendstreich

Wenn demnächst die Verantwortlichen vom MSV Duisburg auch noch den dieses Mal spielfreien Samstag für ein drittes Pokalspiel nutzen, muss auf jeden Fall ein T-Shirt mit Aufdruck her. Weitere Siege natürlich vorausgesetzt. Drei auf einen Wochenendstreich! So ähnlich stelle ich mir die Botschaft dann vor. Beim Aufwärmen vor allen Spielen stets zu tragen. Es soll ja schon mal einen Handwerker der Modebranche gegeben haben, der sich mit einem ähnlichen Spruch auf einer Schärpe Respekt und den Ruf der Unbesiegbarkeit erwarb. Eine Prinzessin gab es am Ende obendrein.

Im Ligaalltag könnte so ein Ruf der Unbesiegbarkeit dann von einigem Nutzen sein. Denn die Heimspiele des Ligaalltags werden wieder schwerer als das DFB-Pokalspiel zu bewältigen sein, und dennoch dürfen wir die Hochstimmung nach dem 1:0-Sieg gegen den 1. FC Nürnberg weiter genießen. Und natürlich dürfen wir uns über den 9:0-Pflichtsieg im Niederrheinpokal gegen den Duisburger FV 08 freuen. Zwar hat es in der letzten Saison den Sieg gegen RB Leipzig gegeben, bei dem schon euphorische Siegesfreude überschwappte, doch mit diesem Pokalsieg gibt es für mich zum ersten Mal wieder auch Leichtigkeit mit dem MSV Duisburg, steckt in dem Sieg mehr Zukunft als notwendige Pflicht. In gewisser Weise macht dieser Sieg frei. Erst mit diesem Sieg werden all die Gefahren und Bedrohungen des letzten Jahres abgeschüttelt. Erst dieser Sieg weist nach vorne, ohne an die Beschwernisse der Vergangenheit gekettet zu sein.

Dabei kann ich mich an kein Fußballspiel erinnern, in dem der Ball so selten in Tornähe kam und ich dennoch von einem guten Spiel des MSV Duisburg schreibe. Die einzigen zwei wirklichen Torchancen hatte der MSV Duisburg. Eine davon war der Elfmeter, den Zlatko Janjic sicher verwandelte. Während des ganzen Spiels bekamen die Nürnberger den Ball nicht ein eiziges Mal gefährlich auf das Tor. Was uns auf dem Stehplatz natürlich dennoch keineswegs gelassen machte. So richtig trauen wollten wir dem sicheren Spiel des MSV Duisburg nicht. Dazu spielte der MSV Duisburg uns in der zweiten Halbzeit nach vorne nicht ambitioniert genug. Das war natürlich zum einen der großen Laufarbeit während der ersten Halbzeit geschuldet, zum anderen hieß es im Zweifelsfall, Defensive zuerst, keinerlei Risiko eingehen. Das Offensivspiel blieb so in der zweiten Halbzeit mehr oder weniger unberücksichtigt, aber keineswegs zufällig. Das Spiel lief kontrolliert und nach Plan.

Dafür war in der ersten Halbzeit ein MSV Duisburg zu sehen gewesen, der jegliches Nürnberger Spiel im Keim erstickte. So früh und ausdauernd wurde der Spielaufbau der Nürnberger gestört, dass wir darin das große Selbstbewusstsein dieser Mannschaft erkennen. Die Zebras zeigten von Anbeginn an, dass sie sich ebenbürtig fühlen. Vor allem aber konnten sie mehr als nur das Spiel des Gegners zerstören. Sie schalteten schnell um, ließen den Ball laufen und erarbeiteten sich so die einzigen zwei wirklichen Torchancen des Spiels. Hätte Zlatko Janjic den perfekt ausgespielten Konter kurz vor der Halbzeitpause zielsicherer in eine der beiden Torecken geköpft statt in die Tormitte, hätten wir vollends entspannt dem Schlusspfiff entgegen gesehen. So aber blieben die Zweifel, weil in der zweiten Halbzeit der Zufall dem 1. FC Nürnberg hätte zugute kommen können.

Dieser Zufall war die einzige Hoffnung der Nürnberger. Sie waren hilflos in ihrem Bemühen in Tornähe zu kommen. Wann habe ich so etwas einmal vom Gegner schreiben können? Das Angriffsspiel mit Kingsley Onuegbu wirkt übrigens manchmal wie ein taktischer Kompromiss. Als Anspielstation ist er unverzichtbar, beim schnellen Umschalten aber fehlt ihm natürlich die Schnelligkeit und steile Pässe in den Strafraum erreicht er niemals. Zwei, dreimal waren solche Pässe die eigentlich folgerichtigen Pässe, für die der Mannschaft momentan der Spieler fehlt. So lange dieser Kompromiss einer derart überlegenen Spielkontrolle dient, soll er mir recht sein.

Aber eines ist klar, obwohl der MSV Duisburg mit dem 1:0-Pokalsieg gegen den 1. FC Nürnberg seinen Ruhm sehr viel klarer begründete  als der zu Beginn erwähnte Modehandwerker mit dem Fliegenmord den seinen, kann auch die Fußballmannschaft in den kommenden Wochen etwas von dessen Gewitztheit bei der Lösung kommender Aufgaben gebrauchen. Keine Frage, dem MSV Duisburg gelang ein großartiger Pokalsieg, doch im Alltag der Liga wird er nur im ersten Moment des Spiels etwas wert sein. Wenn in so einer frühen Phase des Spiels der MSV nicht in Führung gehen kann, müssen originelle Lösungen für den Spielaufbau in zweiten Halbzeiten her. Wie immer ist dann die große Frage, wie die Ordnung der Defensive bewahren und zugleich den Druck der Offensive erhöhen? Aber für die Prinzessin des MSV, den Aufstieg, wird Gino Lettieri doch bestimmt was Gutes einfallen. 


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