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Ivo Grlics Mahnung im richtigen Moment

Als Ivo Grlic am Samstag den eigenen Presseleuten ein Interview gab, stand die  3:0-Niederlage von Arminia Bielefeld im gestrigen Auswärtsspiel gegen Fortuna Köln noch nicht fest. Selten treffen Vereinsverantwortliche in der Hausmitteilung den Ton so perfekt und sagen das Richtige zur rechten Zeit. In dem Interview folgt Ivo Grlic übrigens nicht dem alten Handwerkerrat für Journalisten: Das Wichtigste an den Anfang. Am Ende so schreiben, dass Redakteure notfalls rauskürzen können. Im Gegenteil: Das Wichtigste sind seine Worte am Ende des Interviews. Nicht vergessen!

Allerdings muss man auch festhalten, dass das Leistungsniveau in der 3. Liga extrem eng ist. Das bedeutet, dass mindestens fünf bis sechs Mannschaften das Potenzial haben, in dieser Saison aufzusteigen. Dazu gehören sicherlich auch wir, aber das Ergebnis steht natürlich in den Sternen. Da hilft uns auch keine Tradition und auch nicht der Glaube, als ehemaliger Bundesligist etwas Besseres zu sein, keine Glorie vergangener Tage oder Pokale und Medaillen, die in einer Vitrine verstauben. Wir müssen einfach auf uns schauen, geduldig unseren Weg gehen und keine Unruhe aufkommen lassen oder uns von außen in unserer Konzentration beeinflussen lassen. Purer Aktionismus, eine überzogene Erwartungshaltung oder andere kontraproduktive Einflüsse torpedieren nur unsere Bemühungen, unsere Ziele zu erreichen. Und das Ziel kann nur lauten, als Traditionsverein wieder mindestens in der 2. Bundesliga zu spielen.

Drittligahinrundenvierteschlusstabellenplatzierungen

Deutsche Wörter können Details der Wirklichkeit sehr präzise benennen. Leicht lesbar sind sie anschließend nicht. Was uns, die Mannschaft und die sportlich Verantwortlichen beim MSV Duisburg nicht davon abhalten soll, auch aus den Drittligahinrundenvierteschlusstabellenplatzierungen zusätzliche Zuversicht zu gewinnen. Davon ab kümmern wir uns natürlich nicht um Tabellenstände, sondern beschäftigen uns vor allem damit, das nächste Spiel zu gewinnen.

Saison 2013/2014

Hinrunde: 4. SV Darmstadt 98 – Endplatzierung: 3.
Anschließender Aufstieg durch Erfolg in der Relegation gegen DSC Arminia Bielefeld

Saison 2012/2013

Hinrunde: 4. SpVgg Unterhaching – Endplatzierung: 9.

Saison 2011/2012

Hinrunde: 4. Rot-Weiß Erfurt – Endplatzierung: 5.

Saison 2010/2011

Hinrunde: 4. SG Dynamo Dresden und SV Wehen Wiesbaden
Endplatzierung: 3. SG Dynamo Dresden und 4. SV Wehen Wiesbaden
Anschließender Aufstieg von Dynamo Dresden durch Erfolg in der Relegation gegen VfL Osnabrück

Saison 2009/2010

Hinrunde: 4. FC Erzgebirge Aue – Endplatzierung: 2. und Aufstieg

Saison 2008/2009

Hinrunde: 4. Fortuna Düsseldorf – Endplatzierung: 2. und Aufstieg

Vom schwierigen Druckaufbau und einem notwendigen Sieg

Vielleicht müssen wir uns diesen Druck auf andere Weise vorstellen, jener Druck, der in Liga 3 auf den Gegner ausgeübt werden muss, um erfolgreich zu sein. Dieser Druck gehört im Fußball der Gegenwart zu den gängigen Versatzstücken in den Absichtserklärungen von Spielern und Trainern. Das Wort wirkt positiv und ist so unbestimmt, dass sich jeder Zuschauer eines Fußballspiels für den konkreten Spielverlauf etwas darunter vorstellen kann. Wie dieser Druck entstehen wird, davon wird erst einmal nicht geredet. Das ist wie immer im Leben. Denn dann ginge es um anstrengende alltägliche Arbeit.  Die Fußballerrede über Druck enthält davon meist nie etwas. Dieses Reden gehört zu den Gesellschaftsutopien. Wir setzen den Gegner unter Druck und die beste aller Welten wird wirklich. Das glückliche Leben nimmt seinen Lauf, in dem wir  tatsächlich diese Welt so kontrollieren, wie wir sie uns in unseren Allmachtsfantasien vorstellen.

Ich etwa denke beim Gegner-unter-Druck-setzen sofort an den Ballbesitz meiner Mannschaft. Ich sehe Spieler, die schnell und präzise passen. Ich sehe einen Gegner, der sich vorwiegend in der eigenen Häfte aufhalten muss. Ich sehe Strafraumszenen, freie Schüsse, schnelles Umschaltspiel und Außenspieler, die Verteidiger überlaufen. So ähnlich erdachte ich mir das Spiel des MSV Duisburg gegen Rot-Weiß Erfurt, als Tim Albutat  vor dem Spiel davon sprach, den Gegner unter Druck zu setzen, damit diese Fehler machten, die „wir“ natürlich ausnutzen. Sehen wir den Saisonverlauf bei allen Mannschaften gleicht die Wirklichkeit so gut wie nie den Bildern, die mir bei dem Wort „Druck“ sofort kommen. Am ehesten gehört der Ballbesitz noch dazu. Betrachten wir diesen Druck also anders. Ich übe ja auch schon Druck aus, wenn ich einen Gegenstand fest in der Hand halte. Vielleicht müssen wir in Liga 3 uns in dieser Saison den Druck auf den Gegner eher auf diese Weise vorstellen. Das reicht, damit beim Gegner Fehler geschehen. Die Mannschaften dieser Liga können nur ausnahmsweise Fehler des Gegners auf spielerische Weise erzwingen. Es geht für die Spieler mehr darum, an der richtigen Stelle zu sein, wenn die unweigerlichen Fehler in der Defensive geschehen. Vielleicht ist das der Druck in Liga 3 zumindest in dieser Saison.

So jedenfalls kam mir das Spiel des MSV Duisburg bis etwa zur 60. Minute vor. Hatte es in den ersten Minuten des Spiels noch so ausgehen, als wolle Rot-Weiß Erfurt auch ein Tor erzielen, so war davon schnell nichts mehr zu sehen. Der MSV übernahm die Kontrolle des Spiels. Die Defensive war souverän. Ballbesitz war also vorhanden, von allen meinen anderen Vorstellungen eines druckvollen Spiels war aber nichts zu sehen. Schnelle Aktionen gab es nur im eins gegen eins. Diese Dribblings wiederum wurden zwar im Mittelfeld gewonnen, je näher die Spieler dem Strafraum aber kamen, desto schlechter sah die Ballbehauptung aus, geschweige denn dass die Außenspieler sich einmal durchsetzen konnten. Die Erfurter allerdings machten aus ihren Ballgewinnen nichts. Dafür sahen wir Fehlpässe und konnten zufrieden sein, wenn nach unpräzisen Zuspielen der MSV doch noch in Ballbesitz blieb. Zwei Kleinstchancen gab es durch einen Kopfball von Enis Hajri nach einer Ecke und durch Nico Klotz, der an der Strafraumgrenze einen Ball schön mit der Brust annahm und sofort schoss. Beide Male ging der Ball über das Tor, nicht weit aber auch nicht nah genug, um wirklich gefährlich zu wirken.

Der Sieg in diesem Spiel aber war so wichtig wie noch nicht zuvor in dieser Saison. Entsprechend sank meine Stimmung. Denn es entstand kein Spiel zum Mitfiebern. Dazu fehlte die Schnelligkeit. Die Mannschaft arbeitete etwas ab, was nicht sehr deutlich zu erkennen war. Die einzig erkennbare Idee war das stets scheiternde Flügelspiel. Zlatko Janjic konnte sich bei Dribblings nicht durchsetzen, aller Einsatz von Kevin Scheidhauer war vergebens. Wie sollte dieses Spiel gewonnen werden? Hoffnung machte mir erst Fabian Schnellhardt, der in der 63. Minute eingewechselt wurde. Ich setzte auf dessen technischen Fähigkeiten und ließ seine manchmal plötzlich verschwindende Durchsetzungskraft außer Acht. Tatsächlich gab es nun Spielszenen, die meinen ursprünglichen Bildern vom Druck entsprachen. Angriffe wurden schneller vorgetragen. Die Defensive der Erfurter wurde unruhiger, Mittelfeldaktionen führten zu freien Spielern auf den Flügeln. Die erste Ahnung einer Chance hatte Fabian Schnellhardt nach einer Flanke von Zlatko Janjic. Doch für einen präzisen Kopfball kam die Flanke zu ungenau. Vor dem ersten Tor war es genau umgekehrt. Der Ball wurde von Fabian Schnellhardt durch die Mitte vorgetragen. Zlatko Janjic stand auf Höhe der Strafraumgrenze, halblinks frei und schoss nach dem Zuspiel direkt. Im Stadion sah es so aus, als machte der Erfurter Torwart jenen Fehler, der durch Druck hatte erzeugt werden sollen. Sieht man die TV-Bilder, ist dieser Schuss aber auch sehr schnell und präzise. So leicht zu halten war er also nicht.

Bis zu diesem Tor war dieses Spiel für mich auch als Zuschauer immer mehr Arbeit geworden. Ich hatte etwas zu erledigen, eine Pflicht zu erfüllen. Entsprechend verhalten fiel mein Beifall aus. Ich war  erleichtert, ohne zu jubeln. Immer deutlicher spüre ich Druck.  Das ist der andere Druck des Fußballs, der nicht gestaltet wird, der von alleine da ist. Ich will aufsteigen. Ich möchte, dass der MSV Duisburg so früh wie möglich in dieser Saison auf einem der ersten beiden Tabellenplätze steht mit genügend Abstand zu Platz 4. Gejubelt habe ich dann über das zweite Tor, das alle Zweifel beseitigte. Denn wir in Duisburg wissen, Glückstore zum Ausgleich können jederzeit fallen.  Selbst wenn die Zebras in der etwas mehr als zehn Minuten noch verbleibenden Spielzeit zeigten, dass sie sich das Spiel nicht mehr nehmen lassen wollten. Sie blieben spielbestimmend, sie attackierten die Erfurter schon früh immer weiter. Endlich entsprach dieses Spiel meinem Bild von einer Mannschaft, die auf den Gegner Druck ausübt und ihn zu Fehlern zwingt. Nun stand die Erfurter Defensive nicht mehr sicher, konnte Rolf Feltscher mit dem Hinterkopf einen Ball in der Angriffshälfte in den freien Raum weiterleiten. Michael Gardawski erlief ihn sich, umkurvte den Erfurter Torwart und schoss zum 2:0 ein.

 

 

Von Normalität und Jubel

Gebranntes Kind, das ich in Sachen Lizenzerteilung für den MSV Duisburg bin, habe ich dennoch nicht das Feuer gescheut. So lässt sich auch meine gelassene Hoffnung der letzten Tage erzählen. Was so natürlich nicht stimmt. Doch als Folge dieser Gelassenheit hält sich mein Jubel über die gesicherte nächste Drittliga-Saison des MSV Duisburg in Grenzen, und vielleicht gehöre ich damit zu einer Minderheit. Ich bin zufrieden, freue mich und recht normal kam mir die Nachricht gestern vor, der MSV Duisburg erhalte vom DFB für die kommende Saison die Lizenz, in der 3. Liga teilnehmen zu dürfen. Ich will diese Unaufgeregtheit erklären, damit niemand meint, sie sei ein Zeichen für meine fehlende Anerkennung dieser unfassbar großen Anstrengung, die die Verantwortlichen des MSV im letzten Jahr für genau diese eine Nachricht geleistet haben.

Im Gegenteil. Mir ist schon klar, wie groß die zu bewältigende Aufgabe war. Meine Unaufgeregtheit fußt auf dem Vertrauensvorschuss, den sich die Verantwortlichen des MSV Duisburg bei mir erarbeitet haben. Mit jeder vergehenden Woche seit dem letzten Sommer ließ sich in den Nachrichten, die über den eigentlichen Fußball beim MSV Duisburg hinaus gingen, eines erkennen: Das Handeln im Verein bekommt eine klare Richtung. Immer weniger wirkte es wie das, was wir kannten, wenn von jetzt auf gleich drohende Katastrophenszenarien mit zeitgleicher schwammiger Beruhigungsformel an die Öffentlichkeit gebracht wurden. Selbst die jüngste Bekanntmachung der fehlenden 2,7 Millionen Euro machte diese handelnden Verantwortlichen stärker, weil Fakten konkret benannt wurden und der Zeitpunkt der Bekanntmachung klug gewählt war. Die Verantwortlichen behielten also die Deutungshoheit über das Geschehen, weil es nichts zu deuten gab. Auch in dieser bedrohlichen Lage wirkte das Handeln konzeptionell und nicht nach reinem Stochern im Sponsorennebel. Letzteres geschah natürlich auch, aber dieses nötige Stochern hatte eben einen klar erkennbaren Rahmen.

Ihr seht, meine normale Zufriedenheit ist eigentlich Ausdruck meines Beifalls über die Entwicklung beim MSV Duisburg. Diese Zufriedenheit entspricht der Normalität von seriöser Arbeit beim MSV Duisburg. Das ist großartig!  Vor einem Jahr war nur die Hoffnung groß, dass aus dem Durcheinander nach dem Ausbleiben der Spielberechtigung für die 2. Liga sich eine Zukunft des MSV Duisburg herausschälen könnte, wenn alle nur guten Willens seien und viel arbeiteten. Es gab keine Garantie, dass ich heute über meine Zufriedenheit hätte schreiben können. Der MSV Duisburg war schon in den Abgrund gekippt und hing nur noch an einem sich von der Halterung lösenden Sicherungsseil, zu dem eine Unzahl Menschen eilten, um dieses Seil festzuhalten und es zu verlängern, damit noch mehr Menschen zupacken konnten. Das waren nicht nur die Verantwortlichen im Verein. Das waren viele namenlos bleibende Anhänger des MSV Duisburg, die in ihren Möglichkeiten zeigten, dieser MSV Duisburg ist mehr als der Fußball. Mein Beifall für diesen Einsatz von so vielen Leuten möchte ich am liebsten gar nicht beenden. Na gut, eigentlich könnte man das auch Jubeln nennen.

 

Und schon wieder 42.000 Euro mehr für den Etat

Müssen wir das große Glück von Fortuna Köln nun doch noch bedauern? Das Tor von Fortuna-Spieler Oliver Laux im allerletzten Moment der Nachspielzeit brachte der Fortuna den Aufstieg und den MSV Duisburg um ein paar tausend zusätzliche Euros, die bei einem Aufstieg vom FC Bayern München II in die Kasse geflossen wären. Denn zweite Mannschaften von Erst- und Zweitligisten haben kein Anrecht auf einen Anteil an den 12,8 Millionen Euro, die der DFB für die 3. Liga bei der Vergabe der TV-Rechte einnimmt. Weil die zweite Mannschaft vom FSV Mainz 05 aufgestiegen ist, erhöhen sich die Einnahmen vom MSV Duisburg also von ursprünglich 711.000 Euro auf knapp 753.000 Euro. Das ist bei liga3-online nachzulesen. Knapp 42.000 mehr in der Kasse, was die Ausgangssituation für Ivo Grlic bei der Verpflichtung neuer Spieler wahrscheinlich nicht wesentlich beeinflusst.

Welch Vorstellung aber, wenn außer dem MSV Duisburg nur Zweitvertretungen der Erst- und Zweitligisten in der 3. Liga spielten. Diesen Vorteil haben bislang sicher nur wenige im Auge gehabt beim Verteilen der Aufstiegswünsche. Mit einem Schlag um 12,8 Millionen Euro reicher. Mehr Geld als die Zweitligisten im Schnitt aus der Vergabe der TV-Rechte erhalten. Die Zuschauereinnahmen könnten natürlich zurückgehen in so einem besonderen Fall. Andererseits spielte ein Verein mit einem Mindest-Etat von 12,8 Millionen ohne Zweifel um den Aufstieg mit, zumal die Zweitvertretungen ohnehin nicht aufsteigen können. Was für Fragen in so einem zugegeben noch nicht bald abzusehendem Fall aufkommen.

Deshalb Betriebswirtschaftsprofessoren hergehört! Eine dieser Fragen ist doch eine schöne Aufgabe für eure Studenten, ganz nach dem alten pädagogischen Prinzip, das wir schon kennen aus Sammy Drechsels großem Klassiker des Fußballromans „11 Freunde müsst ihr sein …“ Wenn ihr jemandem dauerhaft etwas beibringen wollt, nutzt den Fußball als praxisnahes Beispiel für den zu vermittelnden Lehrstoff. Ganze Examensarbeiten lassen sich aus der Problemstellung gewinnen. Für die Wirtschaftsunternehmem im Fußball ist diese  Grenzkalkulation doch sicher nicht besonders erforscht. Her mit der Formel, die jedem Drittligisten zeigt, ab welcher Zahl von Zweitvertretungen der Erst- und Zweitligisten in der 3. Liga es ihm finanziell derart besser geht, dass der sportliche Erfolg wahrscheinlicher ist.

Und da die richtig guten Nachrichten über den MSV Duisburg vielleicht sogar erst morgen kommen – hoffentlich – fällt mir noch was ganz anderes ein: Was die NBA in den USA  kann, macht sich im Namen der deutschen Basketball-Bundesliga doch auch ganz ordentlich.

 

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Gestern Aufstieg, heute schon Historie

In Großaspach vergeht die Zeit schnell, so schnell, dass der gestrige Aufstieg der SG Sonnenhof Großaspach in die 3. Liga im Wikipedia-Artikel zum Verein heute so klingt, als läge dieser Aufstieg schon Jahre zurück. Wir leben in einem ungemein beschleunigten Zeitalter. Ich verstehe das schon.

2014-06-02_grossaspach_wikipedia

FC Bayern II vs. Fortuna Köln – Schockstarre vs. Ekstase – Der Spielbericht vom FCBtv

Dieses Spiel hatte nicht ganz die Fallhöhe wie das Spiel von Arminia Bielefeld gegen den SV Darmstadt 98, aber der FC Bayern München II spielte gegen Fortuna Köln ja auch eine Klasse tiefer die Relegation aus. So gab es keine Verlängerung und dennoch für die eine Mannschaft das Hochgefühl des nahenden Aufstiegs durch ein Tor drei Minuten vor dem Schlusspfiff  sowie das weitere Tor nahezu Sekunden vor dem Abpfiff der Nachspielzeit durch die andere Mannschaft – wodurch alles wieder gedreht wurde.

Ich freue mich über den Aufstieg von Fortuna Köln und habe dennoch Mitleid mit den Spielern von Bayern München und deren Torwart, dessen Fehler erst das entscheidende Tor ermöglichte. Fortuna Köln traf ein Strahl des Glücks, und erneut gibt es diesen einen Spieler, der das Tor erzielt und nicht fassen kann, dass tatsächlich geschieht, was da geschieht. Der Kölner Oliver Laux bietet dasselbe Bild wie der Darmstädter Elton da Costa, eine Mischung aus ungläubigem Staunen, ekstatischem Jubel und Orientierungslosigkeit.

PS: Die aufgeworfene Frage, ob die TV-Leute der Bayern-Medienabteilung Profis sind, ist mit dem schnellen Erscheinen des Clips zum gesamten Spiel zufriedenstellend beantwortet.

Die WAZ/NRZ-Zentrale meint mal wieder was zum MSV

Wenn es um die grundsätzlichen Urteile über die Welt geht, muss die Zentrale ran. Die Zentrale interessiert keine Details. Die Zentrale kümmert sich um das große Ganze. Deshalb weiß die Zentrale immer alles und das natürlich besser. Keine Zentrale dieser Welt darf einmal für einen Moment keine Meinung haben. Sonst wäre sie nicht die Zentrale. Denn Zentralen sind dazu da, um in jeder Hinsicht zu führen, gerne auch mal die öffentliche Meinung, besonders dann, wenn es sich um die Zentrale eines Medienunternehmens handelt.

Die Funke-Mediengruppe, die in Duisburg einmal WAZ und NRZ hieß, ist so ein Unternehmen, und ihre Zentrale befindet sich in Essen. Der Weg von dort nach Duisburg ist weit genug, um mit Abstand zum lokalen Geschehen starke Meinungen ohne Berücksichtigung störender Fakten zu äußern. Das ist das Recht der Zentrale, denn siehe oben, die Zentrale weiß immer alles besser als die Menschen vor Ort, denen der Blick für das große Ganze fehlt. Auch das große Ganze beim MSV Duisburg wird  von der zentralen Sportredaktion der Funke-Mediengruppe hin und wieder beobachtet. Als der MSV nun die Lizenzunterlagen für die kommende Saison einreichte, erkannte Ralf Birkhan mit seinem meinungsfördernden Abstand zum Geschehen, eine Geschichte wiederholt sich. Solch Einsichten mit weltendeutenden Konsequenzen bleiben in Zentralen nie ohne mahnende Worte. Denn, sagte ich es schon?, Zentralen sind dazu da, Meinungen zu haben.

Deshalb ist das Leben in der Zentrale auch sehr schön. In der Zentrale ist Meinung zu alles und jedem erlaubt. Dabei berechtigt der Blick aufs große Ganze, Tatsachen mit gutem Gewissen zu ignorieren. Ob Ralf Birkhan sich mit dem Kollegen Retzlaff über die zum Vorjahr so anderen Schwierigkeiten beim MSV Duisburg mal ausgetauscht hat? Aber eigentlich hat er ja recht. Schuldenschnitt, was für ein Detail! Das war doch Anfang letzten Jahres nicht mal wichtig genug, um es anzugehen.  Die Zentrale hat recht. Wenn sie dazu die Wirklichkeit drastisch vereinfacht, um so mehr. Dafür ist man ja die Zentrale.

Von den Finanzen hin zum ablenkenden Sport

Nach dem gestrigen Pressemitteilungs-hin-und-her zwischen dem für den Sport zuständigen Duisburger SPD-Landtagsabgeordneten Rainer Bischoff und dem MSV Duisburg fällt es mir schwer, mich den sportlichen Notwendigkeiten des anstehenden Spieltags zu widmen. Was den MSV angeht, neige ich eigentlich zu jedem unbegründeten Optimismus. Ich glaube an den guten Ausgang eines Spiels meist bis kurz vor Abpfiff. Nach dieser Stellungnahme gestern aber fällt es mir schwer, mir einen erfolgreichen Schuldenschnitt vorzustellen. Im Grunde hat Rainer Bischoff stellvertretend für die entscheidenden NRW- und Stadtpolitiker den Gläubigern den Rücken gestärkt. Die entscheidenden Gläubiger sind, nach allem, was zu lesen ist, Walter Hellmich und das IBB, das Internationale Bankhaus Bodensee.

Für Bischoffs Stellungnahme sehe ich nur zwei Gründe, zum einen weist er mit ihr gegenüber der Öffentlichkeit darauf hin, die Politik trage für alles, was kommt, keine Verantwortung; mehr noch, sie habe sich sehr angestrengt zur Lösung des Problems beizutragen. Zum anderen wirkt diese Stellungnahme auf mich als Aufforderung an den MSV endlich die Bedingungen der Gläubiger zu akzeptieren. Schließlich wird auch Rainer Bischoff wissen, dass die Verantwortlichen beim MSV Duisburg nicht aus spielerischer Spekulationsgier Abschlüsse verhindern, die dem MSV Duisburg eigentlich zu Gute kommen.

Es gibt also Forderungen auf Gläubigerseite, die vom MSV Duisburg bislang als unannehmbar angesehen werden. Was annehmbar wäre wissen wir, Schuldenschnitt und Anpassung der Stadionmiete an die Einnahmesituation des MSV in den jeweiligen Ligen. Nehme ich nun im besten Fall an, Walter Hellmich und die Bank denken mit ihren Forderungen zugleich an ein Konzept für die Zukunft des MSV Duisburg, heißt das sofort auch, bei den Verhandlungen geht es um den zukünftigen Einfluss von Walter Hellmich und der IBB auf Entscheidungen beim MSV Duisburg. Indirekt scheint Rainer Bischoff die Verantwortlichen beim MSV Duisburg aufgefordert haben, in diesen sauren Apfel zukünftiger Einflussnahme zu beißen. Sollte es auf diese Weise tatsächlich noch zu einem Schuldenschnitt kommen, liegen natürlich sofort sehr viele andere Fragen auf dem Tisch. An der Stelle will ich heute erst mal nicht weiter denken. Zu viel Spekulation über zu viele Probleme, die ich augenblicklich erkenne!

Ablenkung durch den Sport ist nicht das Schlechteste. Viel muss ich zum Spiel des MSV Duisburg gegen RB Leipzig aber nicht mehr schreiben. Alles Wichtige hat der Rotebrauseblogger schon zusammengefasst. Er begleitet RB Leipzig mit seinem informativem und anspruchsvollem Ein-Mann-Online-Journalismus. Über das am Samstag anstehende Spiel vom MSV Duisburg gegen den Verein seines Interesses hat er einen informativen, sachlichen Vorbericht geschrieben, dem ich nichts hinzuzufügen weiß. Abgesehen von meiner Hoffnung auf den Ausgang des Spiels, die sich von seiner wenn auch nur zart angedeuteten Hoffnung klar unterscheidet.

Und noch einen Klickhinweis habe ich. Der Kolumnist vom Tagesspiegel Frank Willmann war am letzten Samstag beim Heimspiel von RB Leipzig gegen Wacker Burghausen dabei. Mit launigen, oft ironischen Worten greift er die Wirklichkeit in Stadion und Umfeld des Vereins auf. Ein Text zum Schmunzeln über Fußball als familienfreundliches Unterhaltungsangebot.

Als Ablenkung von den Finanzproblemen langte mir das Lesen fremder Texte nicht. Erst ein paar Bewegtbilder aus der Vergangenheit haben mir endgültig aus der bedrückten Stimmung geholfen, obgleich ich zunächst die Gefahr zu großer Melancholie scheute. Der bin ich dann entgangen, als ich mir den alten RTL  Sportschau-Bericht über das Bundesligaspiel vom MSV Duisburg beim VfB Leipzig aus der Saison 1993/94 ansah.  Beide Mannschaften standen sich damals als Aufsteiger gegenüber. In dem Spiel ist exemplarisch zu sehen, mit welch schnellem Umschaltspiel Ewald Lienen damals den Zebras zu einer überraschend erfolgreichen Saison verhalf. Am Ende der Saison stand der 9. Tabellenplatz zu Buche.

Wer sich Aufstellung und Spieldaten ansehen möchte, klickt weiter zum Kicker.

Für morgen gilt Zuversicht trotz der weiter fehlenden Stammspieler. Schließlich sind wenigstens Kevin Wolze und Deniz Aycicek wieder einsatzbereit. Humba nach dem Abpfiff wie beim Hinspiel ließe ich mir gefallen.

Die Finanzen – Verdrängen und hoffen

Der Januar ist fast vorbei. Ein Monat bleibt nun noch den Verantwortlichen des MSV Duisburg Zeit, die Finanzen grundlegend neu zu regeln. Am 1. März müssen die Lizenzunterlagen beim DFB eingereicht werden. Was vorher notwendig ist, sollte allgemein bekannt sein. Der Schuldenschnitt ist das eine, die dauerhafte Senkung der Stadionmiete das andere. Sinnvoller Weise gibt es von Vereinsseite ohne wirklich neue Fakten keine offiziellen Stellungnahmen mehr. Hin und wieder sprechen Verantwortliche – sei es Udo Kirmse, Jürgen Marbach oder Bernd Maas – beruhigende Worte über die Kontinuität der schweren Arbeit.

Nun muss ich seit eben ein paar Sorgen mehr verdrängen. Bei xtranews wird nämlich Duisburgs SPD-Landtagsabgeordneter Rainer Bischoff zitiert, die Ungeduld wachse. Stadt und Land hätten sich als kooperative Gesprächspartner bewiesen. Der Ball liege nun im Feld des MSV und große Eile sei dringend geboten. Meine Sorge wurde deshalb größer, weil die Verantwortlichen beim MSV Duisburg natürlich auch ohne die Hinweise von Rainer Bischoff wissen, wie wenig Zeit sie für die Lösung der Probleme haben. Rainer Bischoff wollte keine Ratschläge geben, er wollte vorsorgen, falls alles schief gehen sollte. Rainer Bischoff weiß, dass die am MSV interessierte Öffentlichkeit in größter Not versuchen wird, auch wieder die Politik in die Pflicht zu nehmen. Dem will er vorbeugen, und schon jetzt Verantwortung eindeutig bestimmen.

Das ist der zweite Teil, der mir die größte Sorge bereitet. Die wenigen Informationen über die Lage  legen nahe, dass die Verantwortlichen beim MSV Duisburg nicht allzu viel Spielraum in den Verhandlungen mit den Gläubigern haben. Ob das nun Walter Hellmich ist oder die Bodenseebank IBB, beide zentralen Verhandlungspartner für die grundlegende Lösung gehen meinem Eindruck gemäß entspannter in die Verhandlungen als der MSV. Vielleicht tatsächlich, weil auf der einen Seite nur Geld verloren wird, die andere Seite aber, der MSV, alles zu verlieren hat, seine Existenz. Und nun kommt Rainer Bischoff und erhöht den Druck alleine auf Seiten des MSV. Dieser MSV hat nun den schwarzen Peter, obwohl Rainer Bischoff eigentlich wissen müsste, wenn etwa Walter Hellmich und die Bodenseebank nicht wollen, geschieht gar nichts. Im Sommer hatte ich gehofft, die Politik werde Einfluss bei der Lösung des Finanzproblems nehmen. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ich dachte eher an Hintergrundgespräche mit den Gläubigern. Nun also wieder, verdrängen und weiter hoffen.

Update:

Und schon flattert eine Pressemitteilung vom MSV ins Haus. Rainer Bischoffs Botschaft ist angekommen. Meine gerade erfolgreich verdrängten Sorgen machen sich sofort wieder bemerkbar.

Stellungnahme MSV Duisburg

Der MSV Duisburg hat in den vergangenen sieben Monaten mehrfach und offen verdeutlicht, dass die Verantwortung für einen erfolgreichen Schuldenschnitt und damit einer Zukunft für den Verein allein beim MSV und seinem Verhandlungsgeschick liegt. „Wir wissen, dass alle Partner und Fans, Mitglieder und Freunde des MSV in dieser schwierigen und komplexen Situation viel Geduld zeigen müssen“, erklärte Jürgen Marbach, Aufsichtsratsvorsitzender des MSV.

Der MSV betont, dass er auf dem Weg zur Lösung der Situation weitestgehend positive Ergebnisse erzielt hat. „Es gibt für eine solche Situation kein Patentrezept. Und so haben eben noch nicht alle Verhandlungspartner zugestimmt. Wir werden allerdings auch wie bislang weiterhin keine Zwischenstände kommentieren, sondern am Ende ein Gesamtergebnis präsentieren“, betont MSV-Präsident Udo Kirmse.

Seit Ende Juni 2013, nach der Lizenzverweigerung für die 2. Bundesliga durch die Deutsche Fußball Liga, arbeiten die „neuen“ Verantwortlichen des Traditionsvereins aus Meiderich intensiv daran, die enormen, aus der Vergangenheit stammenden finanziellen Probleme im Konsens mit allen unmittelbar Beteiligten zu berichtigen.

„Für die Umsetzung des von uns erarbeiteten zukunftsfähigen Konzeptes benötigen wir unbedingt den Kapitalschnitt“, macht Marbach noch einmal deutlich. Ein im November durch den MSV vorgelegter Kompromiss mit einer niedrigeren als zunächst im Sommer 2013 veranschlagten Quote für den Schuldenschnitt fand leider nicht die Zustimmung aller Gläubiger.

„Die konstruktiven Gespräche mit Politik und Wirtschaft in Duisburg und der Region waren und sind Triebfeder für uns, all‘ unsere Kraft weiterhin in das Bemühen um den Fortbestand des MSV zu stecken“, bekräftigt Kirmse. „Dass der 1. März 2014 dabei als Stichtag für die einzureichenden Lizenzierungsunterlagen steht, ist uns bewusst.“


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