Posts Tagged 'Aufstieg'

Der Geschmack der Saison

Wenn der eigene Verein nicht spielt, bleibt der Blick auf die Verhältnisse in der Liga von Enttäuschung und Jubel ungetrübt. Auch wenn das heutige Spiel zwischen Würzburg und Verl neben dem vom MSV am nächsten Sonntag gegen Havelse fehlt, könnte der zweite Spieltag dieser Drittligasaison einen Geschmack von dem geben, was uns erwartet.

Viele Unentschieden zeugen von gleichwertigen Gegnern. Traditionsvereine der Liga haben weiter Mühe dem Selbstbild gerecht zu werden. Bei einem der Aufstiegsaspiranten, dem VfL Osnabrück, deutet sich Beständigkeit an. Ein weiteres Fußballinvestementprojekt, der FC Viktoria 1899 Berlin, möchte als Neuling oben mitspielen.

Diese Dritte Liga hat für mich inzwischen keine dauerhafte Identität mehr. Dazu sind die finanziellen Bedinungen zu unsicher. In der nächsten Saison steht vielleicht das dritte Investementprojekt auf der Matte. Die kleinen Vereine kommen besser zurecht mit Ansprüchen des Umfelds und ihrem Budget.

Trotz aller Oberes-Mittelfeldplatz-Prognosen träume ich von überraschender Erfolgskontinuität beim MSV und der Möglichkeit dieser mir unangenehmen Drittliga-Atmosphäre zu entrinnen.

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Trainingsauftakt 2018

Trainingsauftakt für den MSV nach der Pause im Winter, von dem es früher in der Werbung hieß, das sei die Erkältungszeit. Mal sehen, ob heute an der Westender Straße jemand fehlt. Früher hätte ich diese Frage nicht gestellt. Denn früher waren Fussballer noch ganz harte Jungs. Die spielten mit Halswirbelbruch ebenso wie mit gebrochenener Wade. Eine Erkältung war damals gar nichts, und notfalls gab es ein überraschendes Hilfsmittel, das die Leistungskraft zurückgab, äußerlich angewendet wurde und den Ruf des Fußballs ein dopingfreier Sport zu sein nicht gefährdete.

 

 

Wer den Jahresrückblick des MSV noch nicht gesehen hat, der schaue gerne weiter. Nach meinem Geschmack gibt es etwas zu viel Historie für einen Jahresrückblick. Denn die zwei Fliegen „Jubiläum“ und „2017“ mit einer Klappe zu schlagen und auch noch beide zu treffen, passt für mich nicht zusammen. Das sind aber nur ein paar gestalterische Gedanken, die mit jedem neuen Fußballbild immer mehr verfliegen. Am Ende denkt nur noch der MSV-Anhänger in mir und sagt, schön.

 

Aufstiegsgedenktafel am Südstadion

Meine Wege in Köln führen mich immer wieder mal am Südstadion vorbei. Zu meiner Überraschung erinnert dort die Fortuna mit einem Plakat an den Tag des Aufstiegs vom MSV. Ich hielt sofort an, stieg vom Fahrrad ab und gedachte still des für die Zukunft des MSV so bedeutenden Tages. Ein Foto habe ich dann auch noch gemacht.

Das ist eine schöne Geste für jeden MSV-Fan, auch wenn Plakatpapier sehr witterungsanfällig ist. Vielleicht findet sich ja mit der Zeit ein Sponsor für eine Steintafel mit eingemeißeltem Text. Bronze- oder Kupfertafel gefielen mir persönlich weniger gut. Ihr könnt euch ja schon mal den geeigneten Text überlegen.

Gastbeitrag: Klaus Hansen überfällt die „Postsaisonale Melancholie“

In gewisser Weise geht es heute schon wieder um eine Debatte – nämlich die, wie sich der Fußball als Unterhaltungsbranche entwickelt und was dabei verloren geht. Nachdem sich Klaus Hansen über den Aufstieg des MSV gefreut hatte, wurde er wehmütig und hat die Gründe dafür im Fußball der Gegenwart gefunden. Dabei hatte er zunächst nur über die Spielweise des MSV nachgedacht. Allerdings muss ich hinzufügen, Klaus Hansen hatte das letzte versöhnliche Spiel gegen Zwickau noch nicht gesehen, als er den Text geschrieben hatte. Der Sozialwissenschaftler Klaus Hansen kommt seit der ersten Bundesliga-Saison zu den Spielen des MSV. Mehrmals waren in diesen Räumen hier schon Gastbeiträge von ihm zu lesen.

Postsaisonale Melancholie

Paul Auster sagt, dass es im Sport „Gewinner und Verlierer gibt“; aber das ist banal. Nicht banal und geradezu tiefgründig ist seine Feststellung: Im Sport gibt es „viel mehr Verlierer als Sieger“. Eine Erkenntnis, die selbst auf höchster Erfolgsstufe gilt: Bayern München hat 27mal die die Deutsche Fußballmeisterschaft errungen – 83mal aber nicht. Real Madrid hat 11mal das europäische Championat gewonnen – 51mal aber nicht. Brasilien ist 5mal Weltmeister geworden – 15mal aber nicht.

Was Paul Auster nicht wissen kann, weil er Amerikaner ist und die großen amerikanischen Sportarten kein Unentschieden kennen, ist die Tatsache, dass nicht verloren haben muss, wer nicht gewonnen hat. Der genossenschaftlichen Punkteteilung sei Dank! (Leider durch die 3-Punkte-Regelung verwässert.) Das Remis erlaubt es sogar, dem Nichtverlieren Priorität vor dem Gewinnen einzuräumen.  Dazu passt natürlich die Zielsetzung für die kommende Saison in der 2. Liga: nicht absteigen!

Ans Gewinnen denkt in Meiderich schon lange keiner mehr. – Wie kann ein Verein ohne Titel, dem der Glauben abhanden gekommen ist, je auch nur einen Titel von Belang erringen zu können, vor seinen Fans, zumal den nachkommenden, bestehen? Indem er ohne Unterlassung für Spannung sorgt. Schon seit Jahren ist der Abstiegskampf in der Bundesliga spannender als der Meisterschaftskampf, und darum interessanter.

Sorgt für Spannung, Zebras, und überwindet den „Beamtenfußball“ dieser Saison, geht Risiko ein, macht Dinge, für die euch der liebe Gott nicht vorgesehen hat! Und wenn es nach unten geht, aber spannend, bleiben auch die Fans bei der Stange. Denn mit eben dieser Spannung kann es auch wieder nach oben gehen. – Dies schreibt ein Herzensfan, der alle ökonomischen Belange des modernen Fußballs hier einmal außen vor lässt.

Aber wir alten Fans, die wir zwischen 60 und 70 sind, kommen alle aus dem Amateurfußball, der uns geprägt hat. Vielleicht ist es gut, dass wir aussterben. Denn der Berufsfußball kann mit uns und wir mit ihm wenig anfangen. Die neuen Fußballfans sind von ESC-Fans nicht mehr zu unterscheiden. Die neuen Stadion-Sprecher – siehe RB Leipzig – sind von glamourösen Show-Moderatoren des Unterhaltungsfernsehens auch nicht mehr zu unterschieden. Das geht alles in eine Richtung, die nicht mehr meine Richtung ist. Das Schlimme ist die Ausweglosigkeit. Ich gehe zu einem Spiel letzten Kreisklasse Rhein-Erft, wo man nicht mehr absteigen kann, weil es darunter nichts mehr gibt. Aber auch da tragen die Spieler Trikots mit Sponsoren-Namen auf der Brust; selbst da bedankt man sich vor dem Anpfiff über Megaphon beim edlen Spender, „der für das heutige Spiel den Ball zur Verfügung gestellt hat.“ Der Fußball als Werberahmenprogramm ist nicht mehr mein Fußball.

Für jedes Tor des MSV ein Exemplar von Mehr als Fußball in die Verlosung

Bei Fortuna Köln ist Kristoffer Andersen während der Saison ein Leistungsträger gewesen. Kristoffer Andersen, genau, der Andersen, bei dem ich und sicher noch ein paar andere auf immer an das Pokalspiel in Mönchengladbach denken und an sein Tor zum Sieg in der 90. Minute. Der Mann kennt sich also mit feiernden MSV-Fans aus. Deshalb kommt er morgen nicht ins Südstadion, wie ich im Kölner Stadt-Anzeiger gerade lesen konnte. Anfang Mai hat er nämlich einen Kreuzbandriss erlitten, und er geht auf Krücken. Ihm ist es wegen seiner eingeschränkten Beweglichkeit  im Stadion zu gefährlich, wenn die meisten der Zuschauer dort feiern werden. Dabei weiß er zugleich, die Fortuna könne befreit aufspielen. Ich nehme das deshalb als gutes Zeichen für die Aufstiegsaussichten des MSV in Köln.

Wer hier länger liest, weiß, mit magischen Denken nehme ich gerne Einfluss auf die Geschicke unseres Vereins. Dabei geht es mir immer um die kleinen Unterschiede, die ja bekanntermaßen in der 3. Liga so entscheidend sind. Ich habe mich entschlossen, das Umfeld und Spieler mit einer Art Verweis auf den letzten Drittliga-Aufstieg besonders zu motivieren.

Für jedes vom MSV erzielte Tor gebe ich ein Exemplar von „Mehr als Fußball“, meinem Buch über den Sommer 2013 bis zum Wiederaufstieg zwei Jahre später, in eine Verlosung. Und sage mir jetzt bloß keiner, angesichts der letzten Spiele käme da ja wohl nichts zusammen. Kommentiert hier, fügt bei Facebook einen Kommentar mit dem Namen von einem Freund hinzu, Retweet bei Twitter, wie auch immer. Auslosung nehme ich Montag vor.

Wir sehen uns morgen im Südstadion, wenn ich nach meiner Solo-Fahrrad-Sternfahrt von der Schäl Sick in Zollstock angekommen bin.

Alles Gute für 2017 mit Big Data von 2016!

Alles Gute für das Jahr 2017 wünscht euch die Belegschaft vom Zebrastreifenblog. Zwar hat sich Der Stig in den letzten Monaten hier sehr zurückgehalten, in Arhus ist er gerade ohnehin wieder, dafür rufen Ralf und ich euch im Duett um so lauter die Wünsche zu. Wie immer erhalten Fußballer und die Verantwortlichen im Verein unserer Zuneigung ebenfalls ein großes Wünschepaket. Im letzten Jahr war das leider nicht groß genug, um die Relegationsspiele siegreich zu bestreiten. Deshalb packen wir in diesem Jahr noch vier Kilo Wünsche obendrauf, damit der angestrebte Erfolg in dieser Saison ganz ohne Relegation gelingt. Der große Wünscheverwalter wird das hoffentlich berücksichtigen, wenn es ernst wird.

Mit dem hoffnungsvollen Blick nach vorne verbinden wir hier ja jedes Jahr den Blick zurück auf die meistgelesenen Texte des Jahres. Früh schon zeichnete sich ab, dass auch 2016 in Dortmund weiter eifrig Kuchen gebacken wird. Jeden Tag finden deshalb die BVB-Fans unter den Kuchenbäckern zum Zebrastreifenblog, um sich bei unserer Reihe rund um die schönsten Fußballtorten der Welt inspirieren zu lassen. Auf Platz 2 der meistaufgerufenen Beiträge im Zebrastreifenblog findet sich wie im Vorjahr „Die schönsten Fußballtorten der Welt Folge VI – Borussia Dortmund“, Noch öfter wurde 2016 nur der zweite Teil der BVB-Torten angeklickt. Auf Platz 1 steht „Die schönsten Fußballtorten der Welt Folge XXV – Borussia Dortmund Teil 2″.  Trainer wechseln, Spieler gehen, die BVB-Torten bleiben.

Auf eine gewisse Konstanz bei der Platzierung in der Klickhitliste hoffen Ralf und ich auch bei dem Beitrag, der sich auf Platz 3 befindet. Obwohl dieser Beitrag nicht einmal einen Monat in diesem Jahr online war, interessierten sich so viele Besucher des Zebrastreifenblogs für die Ankündigung unseres Buches über die Rettung des MSV im Sommer 2013 und die anschließende Zeit bis zum Wiederaufstieg zwei Jahre später, dass der Text die Klickhitparade stürmte. Für Jetzt bestellen – Mehr als Fußball. Das Buch über Duisburg im Sommer 2013 und den Wiederaufstieg des MSV hoffen wir auf eine Wiederholung der Platzierung beim nächsten Jahresrückblick.

Wie im letzten Jahr gibt es auf einem der ersten fünf Plätze auch einen Text, in dem es um das Verhalten von Fans geht und wie es von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Platz 4 belegt Chaos vor dem Gästeeingang – Fortuna-Fans berichten. Ich habe seinerzeit zum vermeintlichen Gewaltausbrauch am Gästeeingang beim Heimspiel des MSV gegen Fortuna Düsseldorf eine Mischung aus Presseschau der Fortuna-Blogwelt und Kommentar geschrieben.

Auf Platz 5 befindet sich ein Text zu jenem Spiel gegen den TSV 1860 München im Abstiegskampf der letzten Saison, das jedem der dabei war, immer noch Gänsehaut verursacht. Wenn ein Stadion die Abstiegsangst wegschreit holt noch einmal die unfassbare explosionsartige Ekstase hervor, als kurz vor dem Abpfiff der Siegtreffer gelang.

Und nun der Blick nach vorne. 2017, wir kommen. Auch 2017 werde ich dem Zebrastreifenblog einen Teil meiner Arbeitszeit widmen. Allenfalls werde ich nach dem hoffentlich erfolgten Wiederaufstieg über meine regelmäßigen Spielberichte nachdenken. Ich habe das Gefühl, nach acht Jahren habe ich dann sämtliche möglichen Saisonverläufe für den MSV mit Worten begleitet. Abstieg, vermiedener Abstieg,  Aufstieg, verpasster Aufstieg und das jetzige Favoritendasein. Meine Art über den Fußball zu schreiben braucht Ideen, die über den Fußball hinausgehen und die sind nicht mehr nach jedem Spiel vollkommen neu. Da muss ich was ändern. Wie, weiß ich noch nicht. Was ich weiß, ich werde weiterschreiben, aber anders. Also, 2017, wir gehen ins Stadion, wir sehen uns, wir lesen uns. Klingt verdammt gut, 2017, so kann es weitergehen.

Zahlen, Zahlen, Zahlen – Die Ligaprognose von Schwarz und Blau

Die Saison hat für den MSV Duisburg so gut begonnen wie schon Jahre nicht mehr. Der 1:o-Sieg gegen den SC Paderborn war perfekt, als Ergebnis und in der Art und Weise, wie der Sieg zustande kam. Die Mannschaft war gut, aber auch nicht zu gut, so dass irgendjemand in dumme Träumereien verfallen könnte. Leichtsinnig macht dieser 1:0-Sieg nicht. Niemand kann nach den letzten 20 Minuten des Spiels übermütig werden. Dieser Sieg stimmt zuversichtlich.

Dieser Sieg bestätigt eine Prognose die im Blog Schwarz und Blau anhand der bisherigen Spielergebnisse der 3. Liga vorgenommen wurde. Im Vorbericht zum Saisonauftakt wurde sie veröffentlicht und später bei Twitter noch einmal korrigiert. Die Ergebnisse des ersten Spieltags sind inzwischen ebenfalls eingearbeitet und bei Twitter veröffentlicht.

 

2016_07_ligaprognose_schwarzUndblau

Je länger ich auf dieses Zahlenspiel schaue, desto mehr entdecke ich die ganz eigene Schönheit dieser Excel-Tabelle. Die einzelnen Elemente des Bildes befinden sich in vollkommener Harmonie. Sie weiten den Blick und öffnen die Gedanken. Gleichzeitig mahnen sie mit dem Dunklen in den Ecken der zweistelligen Tabellenplätze an mögliche Gefahren auf den Wegen. Es gibt immer Neues zu entdecken in dieser Verheißung, im Zahl gewordenen Hoffen.

 

Saisonvorbereitung III – Aufstiegsfavorit sein

„Kommt wieder“, so hieß es schon kurz nach Beginn der Sommerpause vom MSV Duisburg. Die Aufforderung an die Fans war eine Botschaft mit bewusst gesetzter Nebenbedeutung. Den MSV als handelndes Subjekt davor gestellt waren diese zwei Worte auch ein Versprechen an die 2. Liga. Das war eine Ansage, was die Mannschaft nächste Saison erreichen soll. So hat sich der MSV Duisburg früh zum direkten Wiederaufstieg bekannt.

Wer sich selbst Ziele setzt, muss damit umgehen, entsprechend wahrgenommen zu werden. Ohne einen Blick auf die sportlichen Voraussetzungen bin ich also seitdem mit einer neuen Rolle beschäftigt. Ich bin Anhänger eines Aufstiegsfavoriten. Tiefe Dunkelheit umgibt die Tage, als es mir das letzte Mal so ging. In den letzten Jahren sind wir immer ganz, ganz vorsichtig gewesen. Ich lerne erst wieder, damit umzugehen.

Andererseits bin ich froh, dass es diese Rolle für den MSV gibt, weil ich mir am Ende der letzten Saison Gedanken gemacht habe, wie es mit dem Zebrastreifenblog weitergehen soll. Ich habe es schon mehrmals angedeutet. Die Dinge beginnen sich zu wiederholen. Was für mich als Anhänger des MSV ohne Bedeutung ist, was für meine Art Schreiben aber große Folgen hat. Ich beginne mich zu langweilen, manche Worte sind zu oft benutzt. Über Fußballspiele zu schreiben, das hätte anders werden müssen. Ich wusste noch nicht wie. Weitere Überlegungen hat mir das Aufstiegsfavoriten-Dasein erspart. Diese Situation ist neu im Zebrastreifenblog. Hurra! Darüber soll geschrieben werden.

Die Ansage des MSV ist auch bei den Trainern der Drittliga-Mannschaften wahrgenommen worden. Liga 3-online hat die entsprechende Trainerumfrage, tabellarisch aufbereitet, unlängst veröffentlicht. Der MSV ist hier nur einer von mehreren Vereinen, denen der Aufstieg zugetraut wird. Absoluter Aufstiegsfavorit – dieses Gütesiegel erhält er nicht, weil der Abstand zu anderen Vereinen zu klein ist. Dennoch wird er neben Chemnitz am meisten genannt.

Die vielen Mitfavoriten sollten die Spieler etwas entspannen, den Druck von ihnen nehmen. Sportlich gesehen sind die Voraussetzungen zwar gut. Der Zweitliga-Kader ist zum großen Teil zusammen geblieben. Spieler dieses Kaders haben – auch ohne Victor Obinna und Giorgi Chanturia – eine ordentliche Zweitliga-Rückrunde gespielt. Den Weggang von Thomas Meißner lasse ich dabei mal außer Acht. Mit dieser Leistung wäre ein gesicherter Platz im Mittelfeld möglich gewesen. Durch gute Leistungen in den Testspielen der Sommerpause wird das bestätigt. Meine Zuversicht ist groß, ich bin gerne Anhänger eines Aufstiegsfavoriten. Wir sind Aufstiegsfavorit.

Weniger Druck ist aber für mich auch ein Thema, weil dieselben Spieler in jenen Momenten der Saison, in denen etwas zu verlieren war, sich selbst häufig im Weg standen. Das ist der leise Zweifel, der schon wieder kitzelt. Oh je, wir sind Aufstiegsfavorit. Um den Aufstieg zu spielen ist aber psychisch einfacher zu bewältigen als das Spiel gegen Abstieg. Etwas gewinnen zu können setzt Kräfte frei, etwas verlieren zu können hemmt.

René Müller, der Trainer des Aufstiegsfavoriten SC Paderborn, weiß um die Köpfe der Spieler. Er nennt den MSV so wie es der Redaktion von Liga 3-online unmöglich war. Für René Müller ist laut Reviersport der MSV Duisburg der „absolute Top-Favorit„. Aber der SC Paderborn eröffnet die Drittligaspielzeit am nächsten Freitag mit einem Auswärtsspiel gegen den MSV. Da gilt es Vorarbeit zu leisten. Druck verteilen. Aufstiegsfavorit sein. Auch damit umzugehen, will gelernt sein.

Favorit sein – MSV kommt wieder

Als Samstag der Gruppenfavorit Portugal gegen Österreich nur ein torloses Unentschieden erreichte, gab es während des Spiels einen wunderbaren Moment der Wahrheit. Der bei Real Madrid spielende Pepe kam an den Ball, und Tom Bartels, der ARD-Kommentator, dachte zugleich an den Sieg von Real im Champions-League-Endspiel gegen Atletico Madrid. In diesem Finale hatte sich Pepe nicht nur als Fußballer vorgestellt. Er dachte schon an die Zeit nach seiner Sportlerkarriere als D-Movie-Schauspieler und sammelte Arbeitsproben. Mit einem beschränkten Repertoire zwar und noch sehr laienhaft, aber gerade D-Movies brauchen  Menschen, die sich grundlos in sterbender Weise oder schwer verletzt am Boden wälzen können.

Samstag führte Pepe also den Ball im langsamen Spielaufbau. Tom Bartels hatte Zeit für die üblichen Randbemerkungen zu Spielern, und schon kam die drängendste Wahrheit aus seinem Mund: „Pepe, der Championslieger“. Was dessen Bedeutung für das Finale besser auf den Punkt bringt als der Titel Champions-League-Sieger. An so was hat Herr Freud da oben bestimmt immer noch seinen Spaß.

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Screenshot der Nachrictht vom MSV Duisburg

Wenn mir das Wort Favorit in diesen Tagen nur im Entferntesten in den Sinn kommt, gibt es für mich ebenfalls neben der EM-Gegenwart eine andere Fußballwirklichkeit, die sich zugleich in den Vordergrund schiebt. An diesem Wort kommen wir in Duisburg beim Blick auf die kommende Drittliga-Saison nicht vorbei. Wie lange ist es her, dass der MSV Duisburg sich so deutlich zu seinem Ziel in der Liga bekennt? Es gibt keine einschränkenden Trainerworte, kein Abwarten, wie die Saison sich entwickelt. Es gibt nur das zum Hashtag gewordene Versprechen „#MSVkommtwieder“.

Für dieses Selbstbekenntnis zum Favorit-Sein gibt es die wirtschaftliche Notwendigkeit. Ein Verein der Größe des MSV Duisburg, mit dessen Personalstand und dessen Infrastruktur muss in der 2. Liga spielen, um wirtschaftlich zu überleben. Momentan denke ich an diesen wirtschaftlichen Hintergrund nicht sehr oft, weil mir dieser Favoritenstatus vor einer Saison so fremd geworden ist. Ich staune in gewisser Weise noch immer und bemühe mich dabei nicht an den bisherigen Verlauf der Fußballeuropameisterschaft zu denken. Favoriten haben es in der Fußballgegenwart öfter als früher ziemlich schwer. Zähe Spiele ergeben sich mit so einem Status. Zähe Spiele, in der eine einzige Situation alles entscheiden kann, nicht selten auch zum Nachteil des Favoriten. Andererseits gab es ja auch Spanien im Spiel gegen die Türkei. MSV kommt wieder, das klingt schon verdammt gut.

Zu Recht vertrauen

Einfach war es nicht, die Bedingungen für die Lizenz der 3. Liga zu erfüllen. Nun ist es offiziell, der MSV hat die Lizenz zum Spiel  erhalten. Wir können uns wieder auf Andrea Berg auf Dorftribünen im Süden Deutschland freuen. Schnitzelheinz wird in Erfurt den RWE des Ostens wahrscheinlich ebenso weiter sponsern wie die monothematisch ausgerichtete Speisekarte des Lokals weiterhin exotische Kombinationen von Fleisch und Beilagen notwendig macht. Ich werde mit dem Fahrrad ins Zollstocker Südstadion zu einem Auswärtsspiel fahren können. Wie war das nun nochmal mit dem Dauerkartenverkauf? Und nur zur Vorsicht, damit wir uns in jeglicher Hinsicht vorbereiten und eine Adresse in der Hinterhand haben, in Hamburg wissen sie, was man mit mit so einer Lizenz neben dem Spielen auch noch anfangen kann.

 

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