Posts Tagged 'Bernd Maas'

Warum BILD-Nachrichten über den MSV immer unwichtig sind

Ich muss gerade mal ganz, ganz schnell daran erinnern, dass man BILD-Nachrichten über den MSV Duisburg niemals wichtig nehmen darf.  Niemals! BILD ignorieren. Grundsätzlich. Keine Ausnahme. Ich muss daran erinnern, weil gestern doch glattweg der BILD-Mann Joachim Droll mit seinem Text zu Bernd Maas und dem MSV das erreichte, was er bezweckte. Nämlich ein Gefühl der Zwietracht und Unzufriedenheit mit Menschen rund um den MSV bei einigen, denen der MSV sehr am Herzen liegt. Zwar hielt sich das in Grenzen, doch nur einer, der auf ihn reinfällt und sich Gedanken über Sponsoreneinfluss macht, ist einer zu viel, und wenn ich den einen mit meinem Appell erreiche, ist für das nächste Mal, wenn es wirklich ernst ist, viel gewonnen.

Joachim Droll ist der Tullius Destructivus des Pott-Fußballs. Ihr erinnert euch doch an Cäsars Sonderbeauftragten aus dem Asterix-Band XV Streit um Asterix? Cäsar schickt ihn ins gallische Dorf, um den Zusammenhalt dort zu zerstören. Überall wo Tullius auftaucht, intrigiert er. Sofort bricht Streit aus und alle schlagen sich gegenseitig die Köpfe ein. Beim VfL Bochum hatte der BILD-Tullius auch seine Finger im Spiel. Dort wurden Fragen von Joachim Droll im Dezember nicht mehr beantwortet, berichtet BILDBlog. Das hatte eine längere Vorgeschichte, die schon im September jene legendär gewordenen Worte von VfL-Trainer Gert Verbeek hervorrief.

Joachim Drolls Ansinnen ist also keine Berichterstattung sondern Zwietracht sähen. Das hat er mit seinem Text über Bernd Maas und den MSV wieder versucht. Entnommen habe ich das mancher Reaktion auf den Text, ihn zu lesen habe ich mir gespart. Unzweifelhaft unter den Anhängern ist die Leistung von Bernd Maas bei der Rettung des MSV. Ich möchte sie auch noch einmal hervorheben, weil ich durch die Interviews zu dem Buch über die zwei Drittligajahre noch einmal das Ausmaß der damals geleisteten Arbeit sehr lebendig vor Augen geführt bekam.

Bernd Maas installierte  beim MSV eine Controlling-Software, als die Nachricht von der ausbleibenden Lizenz die Runde machte. Er bot sofort seine Hilfe an. Nach der Entlasssung von Roland Kentsch war er der einzige Mann im gesamten Verein, der wenigstens ansatzweise einen Einblick in die Zahlen hatte. Kentschs Mann für die Finanzen hatte sich am Tag des Lizenzentscheids krank gemeldet, weil er zu Hause die Treppe herunter gefallen war und sich dabei verletzt hatte. Bernd Maas arbeitete sich innerhalb kurzer Zeit in die vollständige Finanzsituation des MSV ein. Schon damals war es aber keineswegs im Lebensplan von Bernd Maas vorgesehen gewesen, noch einmal Geschäftsführer eines Fußballsvereins zu werden. Dazu waren seine Erfahrungen in Dresden zu schlecht gewesen. In Duisburg übernahm er diesen Job dann schließlich doch, weil er im Ruhrgebiet zu Hause ist. Sein Entschluss ergab sich in einer Mischung aus geschaffenenen Tatsachen durch seine für den MSV geleistete Arbeit und bewusster Entscheidung. Das muss man wissen, wenn man sich fragt, warum der Vertrag mit ihm auslief.

Wer nun die Nichtverlängerung seines Vertrages dazu nutzt, irgendwen, der dem MSV Duisburg gewogen ist, zu diskreditieren, wirft mit Dreck, sonst nichts. Den Dreck findet er nicht beim MSV. Den Dreck holt er aus dem eigenen Haus. Dort liegt er haufenweise rum. Und wer noch einen Beweis dafür braucht, der lese meinen oben verlinkten Text, denn wir alle, wir Anhänger des MSV, sind ebenfalls schon mit diesem Dreck beworfen worden. Im Sommer 2013 sollen unsere Aktionen rund um den MSV Duisburg nämlich nichts anderes gewesen sein als ein blinder Reinfall auf Manipulationen durch Vereinsverantwortliche wie Markus Räuber und dem Vertreter des Hauptsponsors Andreas Rüttgers. Zu dummen Schäfchen hat er euch damals machen wollen, der Joachim Droll. Vergeblich. Ihr seid nur diese dummen Schäfchen, wenn ihr schon ein Wort von ihm glaubt, selbst wenn es zufällig einmal die Wahrheit sein sollte.

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Erinnert euch ans „Streifen zeigen“ – Bengalos, Maas und Prügeleien

Einige von euch wissen, dass ich mich gerade für ein Buch sehr intensiv mit den Monaten nach dem Zwangsabstieg beschäftige. Was war das für eine Zeit in diesem Sommer 2013. Was haben alle Menschen rund um den MSV Duisburg damals geleistet. Welchen Einsatz für diesen Verein MSV Duisburg haben die Verantwortlichen, die Mitarbeiter auf allen Ebenen, die Anhänger in diesen Tagen gezeigt. Es gab nur ein Ziel, dieser Verein muss irgendwie weiterleben. Was für einen Zusammenhalt gab es damals.

Anscheinend geht es uns allen mittlerweile wieder zu gut. Wir können unsere eigenen Scharmützel pflegen, uns gegenseitig beschimpfen, die übelsten Motive für ein Handeln dem jeweils anderen unterstellen. Wir müssen nicht mehr respektvoll miteinander umgehen. Der Verein ist ja da. Was stören uns dessen weiterhin vorhandene finanziellen Schwierigkeiten. Wird schon nicht so schlimm werden. Es geht schließlich manchmal auch um mehr als den Verein, es geht um die Wahrheit. Und dagegen ist der MSV Duisburg ein kleines Licht. Denn der MSV Duisburg ist wieder nicht immer der MSV Duisburg. Der MSV Duisburg ist manchmal wieder irgendeiner der Verantwortlichen des Vereins, die ohnehin ihre Arbeit nie so gut machen, wie wir es jederzeit könnten. Und da gibt es keine Kompromissse. Wer meine Wahrheit nicht einsieht, ist mein Feind und schadet der guten Sache. Irgendwie ist diese gute Sache auch  der MSV, aber bitte ohne all diejenigen, die meine Wahrheit nicht einsehen. Die können wir nicht gebrauchen. Deshalb ist es nur richtig mal ordentlich auf die Kacke zu hauen, wenn einem jemand mit seinen anderen bescheuerten Ansichten über das, was richtig und wahr ist, in die Quere kommt.

Zugegeben, das ist nur der Eindruck, der sich im Netz ergibt, wenn die Anhänger des MSV über die Prügelei zwischen den Fans in der eigenen Kurve reden und über Bernd Maas, der mit seinem Gang in die Kurve nach dem Spiel als Auslöser dieser Prügelei gilt. Doch dort im Netz bewegt sich der aktivere Kreis der Anhänger des MSV. Dort entsteht eine Grundstimmung rund um den MSV. Deshalb ist es so enttäuschend für mich während meiner Beschäftigung mit dem Sommer 2013 so viele dieser laut schreienden Stimmen zu lesen.

Die Öffentlichkeit weiß aus der lokalen Presse nur von der Prügelei und nimmt sie schlechtenfalls als Makel für den MSV wahr. Was dahinter steckt, weiß diese Öffentlichkeit nicht. Das interessiert auch die meisten Anhänger dieses Vereins nicht. Den Verein aber muss das interessieren, weil es bei dieser Auseinandersetzung um den Kern der Fanszene geht, weil die öffentliche Wahrnehmung des Vereins durch so etwas in Mitleidenschaft gezogen wird und weil der Vorwurf im Raum steht, der MSV-Geschäftsführer Bernd Maas trage daran Schuld.

Die Fakten zur Prügelei: MSV-Geschäftsführer Bernd Maas geht nach dem Spiel mit einigen Spielern in die Kurve. Wütende Mitglieder der „Kohorte“ werfen Bierbecher in seine Richtung, ein Fahnenhalter fliegt auch. Das Fangnetz hält alles ab. Laut Augenzeugenberichten verstehen das andere noch anwesende Teile der Fanszene als Angriff gegen die Spieler. Die Prügelei beginnt.

Der Hintergrund: Im Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern werden im Gästeblock des MSV Duisburg Bengalos abgefackelt. Bei der DFL wird der MSV als Wiederholungstäter geführt. Noch während des Spiels postet Bernd Maas auf seinem privaten Facebook-Account mit klaren Worten seinen Unmut über die Bengalo-Aktion. Das Posting macht im Netz die Runde. In den Tagen nach dem Spiel bittet der Verein um Mithilfe bei der Identifizierung der Bengalo-Halter. Von Fanseite gibt es den Vorwurf, der Verein rufe zur Denunziation auf. Im Spiel gegen den VfL Bochum wird im Fanblock der Kohorte ein Spruchband hochgehalten mit der Aufschrift: „Gestern noch ‚Gänsehaut‘, heute Täter. MSV ihr Verräter!“ [„MSV“ und „ihr“ ist meine Vermutung, auf dem Foto nicht klar erkennbar] An der Bande hing ein Banner mit der Drohung „Noch so´n Spruch Spielabbruch“.

Es wäre schon viel gewonnen, wenn in dieser Diskussion gerade keine Mutmaßungen über Motive angestellt werden, sondern nur reines Handeln bewertet wird. Das reicht schon, um aus dem Ganzen zu lernen, wenn man es denn will. Vielleicht muss man sich dafür tatsächlich an den Sommer 2013 erinnnern, weil damals außer Frage stand, welches Motiv die Handelnden alle hatten. Das war damals das Wohl des MSV Duisburg. Bei allen unterschiedlichen Meinungen muss das immer mal wieder in Erinnerung gerufen werden, dass das auch heute die Grundlage für das Handeln der Verantwortlichen ist.

Wie ist nun das Handeln von Bernd Maas ohne Mutmaßungen genau zu bewerten? Ich meine, Bernd Maas hat sich unnötigerweise Weise angreifbar gemacht, indem er sich als Privatperson zu dem Bengalo-Vorfall schon in Kaiserslautern geäußert hat. Sein Unmut ist verstehbar. In einem sozialen Netzwerk mit seinem unkontrollierbaren Massenbewegungen sich zu positionieren halte ich aber für falsch. Schließlich ist diese Bengalo-Aktion ja nur symbolische Handlung in einem viel größeren, grundsätzlichen Konflikt, den der offizielle Fußball mit einem Teil der Fanszene bestreitet. Von Anfang an hätte nur der MSV Duisburg sich positionieren dürfen.

Nun zum Vorwurf des Denunziations-Aufrufs: Indem der MSV Duisburg am Spielbetrieb der DFL teilnimmt, unterliegt er den Regularien der DFL. Der MSV stand nach dem Spiel gegen Kaiserslautern unter Druck beweisen zu müssen, dass er zur Aufklärung des Geschehens seinen Teil leistet, und das öffentlich. Nichts anderes ist geschehen. Der 1. FC Köln hat das in der letzten Saison nach dem Platzsturm seiner Fans in Mönchengladbach auf genau dieselbe Weise gemacht. Damals hat dem 1. FC Köln niemand etwas vorgeworfen. Sollte jemand meinen, es seien auch unterschiedlich schwere Vergehen, so sage ich, das eine ist so verboten wie das andere. Und wer sich etwa an die Pyro-Aktion im Bochumer Block erinnert, wird vielleicht die Leuchtspurmunition noch vor Augen haben, die unter das Tribünendach geschossen wurde und als Querschläger zurückkam. Der Ordner, neben dem diese Munition vielleicht um Schultersbreite niederschlug, wird sicher immer wieder gerne stimmungsvolle Pyro-Technik sehen wollen.

Es war also im Hinblick auf die DFL nicht möglich, in dieser Woche das Geschehen lautlos aufzuklären. Die DFL möchte Signalwirkung, und daran kann ein MSV Duisburg nichts ändern, und schon gar nicht ein Bernd Maas. Der MSV Duisburg hat bei der DFL nicht das Standing, um solche Dinge lautlos zu regeln. Das müssen wir in Duisburg leider festhalten. Es gibt andere Vereine mit anderen Fankulturen, da geht das vielleicht. Ich weiß das nicht. Ich weiß nur, in Duisburg geht es keinesfalls.

Der Gang in die Kurve: Es gab während des Spiels die Banner. Im Grunde gleicht die Kurve den sozialen Netzwerken in der realen Welt. Dort geht es nicht um konstruktiven Austausch, sondern darum Flagge zeigen. Es stellt sich also die Frage, ob der Zeitpunkt richtig war. Gäbe es nicht eine stets  latent vorhandene Konfliktstimmung in der Kurve, wäre es womöglich ein Versuch wert gewesen. Hätte Bernd Maas die zusätzliche Brisanz in dem Moment erkennen müssen?  Im Nachhinein war es ein Fehler in die Kurve zu gehen. Er hat die Situation unterschätzt. Er sah sich zudem wahrscheinlich nicht als Teil eines größeren Konflikts im Fußball. Er sah sich als Teil des MSV, der mit Leuten, die auch Teil des MSV sind, sprechen kann. Das ist nicht mehr immer der Fall. Der Zusammenhalt des Sommers 2013 hört an dieser Stelle auf. Da dürfen wir uns nichts vormachen.

Es nutzt aber auch nichts mit den Fingern auf die Kohorte zu zeigen oder meinetwegen auf die PGDU, um auf diese Weise Schuld auf die andere Seite zu verteilen. Die Ultrabewegung ist ein Teil der Jugendkultur, und in solchen Jugendkulturen geht es immer um absolute Wahrheiten, um Gruppenzugehörigkeit, um soziale Heimat. Repression alleine stärkt dann den Gruppenzusammenhalt.  Diesen Spagat muss der MSV Duisburg leisten: Der Verein muss der DFL genüge tun und durch intensive Fanarbeit den Kontakt zu den Fangruppen nicht verlieren. Diese Fanarbeit wird nicht jeden der Fansszene erreichen. Auch da dürfen wir uns nichts vormachen. Geleistet werden muss sie dennoch. Die Anforderungen der DFL sind erfüllt worden. Nun gilt es, lautloser weiter zu machen, die entstandenen Konflikte wieder zu beruhigen. Die Fansszene des MSV ist zu klein, als dass solche Konflikte unbefriedet bleiben können.

Keine Pressekonferenz ist eine Nachricht

Viele Unklarheiten gibt es heute nicht. Wir hoffen auf eine dürre Meldung aus der MSV-Geschäftsstelle, dass sämtliche Unterlagen zum DFB gesendet sind. Laut MSV-Geschäftsführer Bernd Maas wird diese Nachricht auf keiner Pressekonferenz erläutert – was in der Rheinischen Post zu lesen ist.  Jede einberufene Pressekonferenz würde also bedeuten, das fehlende Geld fehlt noch immer. Aber kontinuierlich war die benötigte Summe gesunken. Gestern war von noch fehlenden 800.000 Euro zu lesen. Dennoch waren die Verantwortlichen weiterhin vorsichtig optimistisch. Wer bei solch einer Summe diese Haltung zeigt, wird Pläne gehabt haben und die richtigen Leute fragen können. Anders ist das Einsammeln einer solchen Summe Geld innerhalb von 36 Stunden nicht machbar.

Das wiederum stimmt mich zuversichtlich, wenn ich an die Zukunft des MSV Duisburg denke. Denn in all den über die letzten Wochen hin sichtbar gewordenen Details der Arbeit beim MSV wird eines auf jeden Fall deutlich: Diese Arbeit der Verantwortlichen wirkt auf eine Weise zielgerichtet, wie es in den letzten Jahren nicht mehr merkbar war. Momentan wird aus einem von den äußeren Anforderungen getriebener MSV Duisburg ein Verein, der in den Grenzen seiner Möglichkeiten versucht, das eigene Handeln und Wirtschaften selbst zu bestimmen. Noch bleibt die Abhängigkeit von der Entscheidung des DFB. Noch!

In Zeiten solcher Ungewissheiten hilft nur Aushalten und anschließend mit den Tatsachen, so gut es geht, umgehen. Das Aushalten gelingt vielleicht besser mit der Besinnung auf eine Liedtradition dieser Region. Denn gerade heute bin ich einmal mehr der Ansicht, eigentlich haben die Schalker kein Vereinsliedsrecht auf das Steigerlied. Eigentlich müsste das Steigerlied zum Standardrepertoire von jedem Pott-Verein gehören, gab es in Gelsenkirchen doch keinen anderen Bergbau als in Duisburg, Dortmund, Bochum, Oberhausen oder Herne. Schließlich ist das „Glück auf“ des Grußes im Lied nichts anderes als die gesungene Hoffnung eines jeden im Pott wohlbehalten und heil wieder heimzukommen. Was wir an diesem Tag im übertragenen Sinn natürlich auch vom MSV Duisburg hoffen, dessen Schicksal sich nun zwar nicht unter Tage entscheidet sondern in der DFB-Zentrale in Frankfurt. In dem Sinne mit einem „Glück auf“ die Papiere auf den Weg geschickt.

Und wer es ein wenig rockiger möchte: Die Lokalmatadore – trotz sehr eingeschränktem Blick auf die wahre Bedeutung des Lieds –  im Kölner Underground vor vielen textsicheren Exil-Ruhris.

Die Finanzen – Verdrängen und hoffen

Der Januar ist fast vorbei. Ein Monat bleibt nun noch den Verantwortlichen des MSV Duisburg Zeit, die Finanzen grundlegend neu zu regeln. Am 1. März müssen die Lizenzunterlagen beim DFB eingereicht werden. Was vorher notwendig ist, sollte allgemein bekannt sein. Der Schuldenschnitt ist das eine, die dauerhafte Senkung der Stadionmiete das andere. Sinnvoller Weise gibt es von Vereinsseite ohne wirklich neue Fakten keine offiziellen Stellungnahmen mehr. Hin und wieder sprechen Verantwortliche – sei es Udo Kirmse, Jürgen Marbach oder Bernd Maas – beruhigende Worte über die Kontinuität der schweren Arbeit.

Nun muss ich seit eben ein paar Sorgen mehr verdrängen. Bei xtranews wird nämlich Duisburgs SPD-Landtagsabgeordneter Rainer Bischoff zitiert, die Ungeduld wachse. Stadt und Land hätten sich als kooperative Gesprächspartner bewiesen. Der Ball liege nun im Feld des MSV und große Eile sei dringend geboten. Meine Sorge wurde deshalb größer, weil die Verantwortlichen beim MSV Duisburg natürlich auch ohne die Hinweise von Rainer Bischoff wissen, wie wenig Zeit sie für die Lösung der Probleme haben. Rainer Bischoff wollte keine Ratschläge geben, er wollte vorsorgen, falls alles schief gehen sollte. Rainer Bischoff weiß, dass die am MSV interessierte Öffentlichkeit in größter Not versuchen wird, auch wieder die Politik in die Pflicht zu nehmen. Dem will er vorbeugen, und schon jetzt Verantwortung eindeutig bestimmen.

Das ist der zweite Teil, der mir die größte Sorge bereitet. Die wenigen Informationen über die Lage  legen nahe, dass die Verantwortlichen beim MSV Duisburg nicht allzu viel Spielraum in den Verhandlungen mit den Gläubigern haben. Ob das nun Walter Hellmich ist oder die Bodenseebank IBB, beide zentralen Verhandlungspartner für die grundlegende Lösung gehen meinem Eindruck gemäß entspannter in die Verhandlungen als der MSV. Vielleicht tatsächlich, weil auf der einen Seite nur Geld verloren wird, die andere Seite aber, der MSV, alles zu verlieren hat, seine Existenz. Und nun kommt Rainer Bischoff und erhöht den Druck alleine auf Seiten des MSV. Dieser MSV hat nun den schwarzen Peter, obwohl Rainer Bischoff eigentlich wissen müsste, wenn etwa Walter Hellmich und die Bodenseebank nicht wollen, geschieht gar nichts. Im Sommer hatte ich gehofft, die Politik werde Einfluss bei der Lösung des Finanzproblems nehmen. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ich dachte eher an Hintergrundgespräche mit den Gläubigern. Nun also wieder, verdrängen und weiter hoffen.

Update:

Und schon flattert eine Pressemitteilung vom MSV ins Haus. Rainer Bischoffs Botschaft ist angekommen. Meine gerade erfolgreich verdrängten Sorgen machen sich sofort wieder bemerkbar.

Stellungnahme MSV Duisburg

Der MSV Duisburg hat in den vergangenen sieben Monaten mehrfach und offen verdeutlicht, dass die Verantwortung für einen erfolgreichen Schuldenschnitt und damit einer Zukunft für den Verein allein beim MSV und seinem Verhandlungsgeschick liegt. „Wir wissen, dass alle Partner und Fans, Mitglieder und Freunde des MSV in dieser schwierigen und komplexen Situation viel Geduld zeigen müssen“, erklärte Jürgen Marbach, Aufsichtsratsvorsitzender des MSV.

Der MSV betont, dass er auf dem Weg zur Lösung der Situation weitestgehend positive Ergebnisse erzielt hat. „Es gibt für eine solche Situation kein Patentrezept. Und so haben eben noch nicht alle Verhandlungspartner zugestimmt. Wir werden allerdings auch wie bislang weiterhin keine Zwischenstände kommentieren, sondern am Ende ein Gesamtergebnis präsentieren“, betont MSV-Präsident Udo Kirmse.

Seit Ende Juni 2013, nach der Lizenzverweigerung für die 2. Bundesliga durch die Deutsche Fußball Liga, arbeiten die „neuen“ Verantwortlichen des Traditionsvereins aus Meiderich intensiv daran, die enormen, aus der Vergangenheit stammenden finanziellen Probleme im Konsens mit allen unmittelbar Beteiligten zu berichtigen.

„Für die Umsetzung des von uns erarbeiteten zukunftsfähigen Konzeptes benötigen wir unbedingt den Kapitalschnitt“, macht Marbach noch einmal deutlich. Ein im November durch den MSV vorgelegter Kompromiss mit einer niedrigeren als zunächst im Sommer 2013 veranschlagten Quote für den Schuldenschnitt fand leider nicht die Zustimmung aller Gläubiger.

„Die konstruktiven Gespräche mit Politik und Wirtschaft in Duisburg und der Region waren und sind Triebfeder für uns, all‘ unsere Kraft weiterhin in das Bemühen um den Fortbestand des MSV zu stecken“, bekräftigt Kirmse. „Dass der 1. März 2014 dabei als Stichtag für die einzureichenden Lizenzierungsunterlagen steht, ist uns bewusst.“

Wann stimmt Walter Hellmich dem Schuldenschnitt zu?

Dafür dass es wieder ums Ganze geht, ist die Stimmung sehr ruhig. Am 31. Oktober möchte der DFB eine grundsätzliche Lösung für die Finanzschwierigkeiten des MSV Duisburg. Ohne die Einigung mit Walter Hellmich über den Schuldenschnitt wird es diese Lösung nicht geben. Was der MSV Duisburg von Walter Hellmich braucht, ist also klar. Was Walter Hellmich vom MSV Duisburg möchte, wissen wir nicht genau.

Eines scheint mir aber sicher zu sein. Momentan fühlt sich Walter Hellmich gegenüber dem MSV Duisburg in einer besseren Verhandlungsposition. Das Warum spielt erst einmal keine Rolle. Mir geht es um das Einschätzen der Verhandlungsdynamik. Dieses Gefühl hatte Walter Hellmich schon immer. Das letzte Mal führte dieses Gefühl dazu, dass dem MSV Duisburg die Lizenz für die Zweite Liga entzogen wurde. Um das noch einmal deutlich zu sagen, sein Agieren als notwendiger Entscheider im seinerzeitigen Finanzkonstrukt führte erst zu dem Zeitdruck, unter dem die Lizenzunterlagen zusammengestellt wurden. Dieser Zeitdruck gehörte zu seinem Kalkül in der Verhandlung. Bislang war das ein probates Mittel, weil es vermeintlich immer nur um den Nachweis der notwendigen Liquidität ging. Walter Hellmich war im Mai so liquide, um das fehlende Geld dem MSV Duisburg zur Verfügung zu stellen. Mit der Verpflichtung zur Rückzahlung wohlgemerkt. So wollte er den größt möglichen Einfluss wahren.

Damals beschäftigte sich Walter Hellmich gar nicht erst mit dem Thema, um das es jetzt geht. Dieses Mal ist es also komplizierter, weil es nicht damit getan ist, mal eben Geld auf das Konto des MSV Duisburg zu überweisen. Der DFB verlangt vom MSV Duisburg grundsätzliche Lösungen in den Finanzfragen. Dieses Mal geht es um den Schuldenschnitt und in Folge um den Nachweis, dass die Stadionmiete dem Budget des MSV Duisburg entspricht. Wieder aber scheint Walter Hellmich den MSV Duisburg nicht als  Verhandlungspartner anzusehen, mit dem eine für beide Parteien best mögliche Lösung zu erreichen ist. Vielmehr sieht es so aus, als befänden sich zwei Verhandlungsparteien im Streit. Beide Parteien sind aber aufeinander angewiesen, um den Schaden jeweils möglichst gering zu halten. Da beide Parteien bei Nichteinigung verlieren werden, sollten eigentlich rationale Lösungen möglich sein. Nun führen Konflikte oft zu irrationalem Verhalten, egal ob es um Ehen geht oder um Geschäftsbeziehungen, ganz zu schweigen von denen im Fußball.

Die Ehe erwähne ich deshalb, weil viel von dem, was mir über Walter Hellmichs Position in den Verhandlungen berichtet wird, mich an einen enttäuschten Beziehungspartner erinnert. So jemand beschwert sich bei anderen, dass  ihm böse mitgespielt wurde und weil das im Reviersport auf offene Ohren trifft, steht das dann sogar in der Zeitung.  Thorsten Richter stellt als Tatsache dar, dass ehemalige und aktuelle Funktionäre des MSV Duisburg Walter Hellmich an den Pranger gestellt hätten. Ich kann mich beim besten Willen daran nicht erinnern. Zumal mir für die Erinnerung auch noch der HInweis fehlt, womit er denn konkret an den Pranger gestellt wurde. Und vor allem, wo befand sich der Pranger? In dem Zusammenhang sei WAZ/NRZ ausdrücklich gelobt, die keineswegs wie die Reviersport die Dauer der Verhandlung dem MSV Duisburg anlasten.

Ressentiments sind es also, die die Verhandlungen erschweren. Um welche sachlichen Fragen es Walter Hellmich überhaupt geht, das lese ich nirgendwo. Das ist mir völlig unklar und wird mit großer Wahrscheinlichkeit auch unklar bleiben. Dagegen steht eines für mich fest. Egal wer auch immer für den MSV Duisburg verhandelt, ob Jürgen Marbach, Udo Kirmse oder Bernd Maas, sie könnten nachdrückliche Hilfe von Seiten der Politik gut gebrauchen. Wenn sie nicht schon hinter den Kulissen dabei sind, sollten Sören Link, und beizeiten auch Ralf Jäger, Walter Hellmich zuerst daran erinnern, dass sein anfänglicher Einsatz für den MSV Duisburg ein paar Folgen für die Auftragslage seines Unternehmens gehabt hat. Ich kenne genügend Menschen, die sich nur für den Fußball des MSV Duisburg interessieren und dennoch  genau wissen, ab wann in Duisburg überall mit einem Mal die Fahnen des Bauunternehmens Hellmich wehten. Danach könnten sie ihn auch daran erinnern, dass dieser MSV Duisburg nicht nur ein Wirtschaftsunternehmen ist. Im Sommer wurde deutlich, wie wichtig der MSV Duisburg für die Menschen dieser Stadt ist. Im Sommer noch wirkte es so, als müsse auch Walter Hellmich unter dem Druck der vereinten Kräfte für die Rettung des MSV bei seinem Handeln den ideellen Wert dieses Vereins berücksichtigen. Der Sommer ist für Walter Hellmich offensichtlich schon lange her.

Versprechen kann ich genauso brechen wie Ranisav Jovanović

Eigentlich versprach ich, zu Ranisav Jovanović nichts mehr zu sagen. Denn schnell nervte mich dieser Epilog zu seinem Abgang, der gestern im Netz allerorten zu bemerken war, als das Reviersport-Interview mit ihm die Runde machte. Ich will mich nicht mit der Vergangenheit beschäftigen. Ich blicke nach vorne. Samstag beginnt die neue Saison. Ich will mich mit dem großartigen Niederrheinpokal beschäftigen, der, wie ich gestern erfuhr, ein zukunftsträchtiger Wettbewerb für die Zebras ist und ganz andere Sachen beschäftigen mich auch noch. Jovanović ist so was von vorbei und gehört zum Gestern. Soll er in Sandhausen doch absteigen und sich an dem auch für die 3. Liga gültigen Vertrag freuen.

Gleichzeitig denke ich, das darf doch nicht wahr sein und muss mein Versprechen brechen. Da möchte Thorsten Richter im Reviersport mal wieder mit ein bisschen Krawall die Leser anlocken und schon gibt es Verständnis für  Jovanović unter einigen Anhängern des MSV Duisburg nach dem Motto, wenn er die Chance hat in Liga 2… Aber darum ging es gar nicht. Das ist nämlich unstrittig, dass er wechseln kann, wenn er meint, einen besseren Arbeitsplatz gefunden zu haben. Auch für Andreas Rüttgers war das keine Frage. Es ging um die Art und Weise seines Wechsels. Andreas Rüttgers aber hat nun den schwarzen Peter beim MSV Duisburg. Er hat ihn für Udo Kirmse übernommen, weil er ihn nach seiner Ankündigung, Jovanović bliebe, nicht im Regen stehen lassen wollte. Das ist das eigentlich wichtige Thema für den MSV Duisburg, wie kommunizieren Verantwortliche des MSV Duisburg mit der Öffentlichkeit. Dazu später mehr.

Erst aber die Fakten: Denn falls jemand in einiger Zeit „Andreas Rüttgers“ googelt und diese Jovanović-Worte liest, weiß keiner mehr, wie was zu werten ist. Dann steht das Interview mit den verstümmelten Rüttgers-Zitaten neben den bei WAZ/NRZ aufgegriffenen Worten der Enttäuschung von Rüttgers, die er im MSVPortal schrieb. Der Original-Beitrag im MSVPortal wird wahrscheinlich nicht schnell zu finden sein. So ist das Internet. Das erleben wir gerade beim neuen Geschäftsführer vom MSV Duisburg. Über Bernd Maas ist manches im Netz zu lesen, und einiges davon gefällt einem auf Anhieb nicht gut. Andererseits gibt es entlastende Erklärungen, wie unangenehme Nachrichten, etwa die über seine Zeit in Dresden, zustande kamen. Alles steht plötzlich nebeneinander und niemand kann beurteilen, was von all dem zu halten ist, wenn er sich nicht intensiv mit diesen Gegebenheiten auseinandersetzt. Mit Bernd Maas habe ich das noch nicht gemacht. Mache ich das überhaupt? Vielleicht vertraue ich einem Gewährsmann? Was ist also mit der Wahrheit geworden?

Deshalb als Notiz für die zukünftig googelnden Interessenten Folgendes im Falle des Wechsels von  Ranisav Jovanović: Udo Kirmse verkündete am Tag der Lizenerteilung für die 3. Liga , er sei sehr, sehr sicher Ranisav Jovanović werde in der nächsten Saison beim MSV Duisburg spielen. Der Spieler habe ihm gesagt, er fühle sich in Duisburg sehr wohl. Die Botschaft war: „Rani“ bleibt. Zwei Tage später wurde die Nachricht verkündet, „Rani“ wechselt nach Sandhausen. Wie das? Von Seiten des MSV gab es nur  formelhafte Sätze zum Abschied ohne Bezug auf die nun voreilig wirkenden Worte von Udo Kirmse. Andreas Rüttgers machte noch einen Tag später im MSVPortal nachvollziehbar, wie es zu den Kirmse-Worten hat kommen können. Die wichtige Information lautet, es gab eine Zusage von Jovanović, dass er seinen Vertrag unterschriebe. Die Rüttgers-Worte sind der Anlass für das Reviersport-Interview. Später verdeutlicht Rüttgers nach Kritik an seinem Beitrag im MSVPortal in einem weiteren Beitrag seine Meinung.

Exkurs: Wie kam es zum Interview im Reviersport? Diese Frage möchte ich aufwerfen, weil in diesem Interview nichts, absolut nichts zum einzig wichtigen Thema des Jovanović-Wechsels steht. Die erste und allerwichtigste Frage an Ranisav Jovanović hätte lauten müssen, können Sie sich erklären, wie Udo Kirmse zu seiner Meinung kam, sie blieben in Duisburg? Dann wäre der Spieler gezwungen gewesen, sich mit Anstand zu bekennen oder rumzueiern oder seine Sicht genauer zu erklären. Alles andere interessiert nicht. Udo Kirmse bleibt aber völlig ausgeklammert. Denn es geht nicht um Aufklärung einer verworrenen Situation. Es geht mal wieder alleine um Emotionen und Krawall. Wie also ist das Interview zustande gekommen? Ob Jovanović Thorsten Richter angerufen hat mit der Bitte ihn  zu interviewen, um  Andreas Rüttgers abzuledern? Oder war es umgekehrt? Thorsten Richter ruft Jovanović an und wirft ihm einzelne Rüttgers-Sätze zum Anfüttern des Ärgers hin? Wir wissen das nicht. Wir wissen nur, die Rüttgers-Sätze in den Fragen sind verkürzt, und Jovanović hat keine Lust ein bad guy zu sein. Wieso kümmert er sich überhaupt noch um seinen Ruf in Duisburg? Ich vermute, wenn ihn einer mit der Nase drauf stößt. Bühne frei für den Krawall.

So weit der Vorgang als solcher, der uns eines zeigt. Die Verantwortlichen beim MSV Duisburg können nicht davon ausgehen, dass ihr idealistischer Ansatz für die Zukunft ausreicht, um die öffentliche Meinung auf ihrer Seite zu behalten. Denn Andreas Rüttgers ist in dem Fall ja nur der Strohmann für die MSV-Geschichte. So ist noch einmal alles gut gegangen. Dieses Mal wurde Udo Kirmse von keinem Journalisten der Vorwurf gemacht, er habe unprofessionell gehandelt. Was aber auffällt, offiziell erkärt der MSV Duisburg die Fehlinformation von Udo Kirmse nicht. Das ist eine offene Flanke für jeden Journalisten, der sich eine Geschichte zurecht basteln will. Thorsten Richter macht das dieses Mal eben nur auf indirekte Weise, weil er durch Andreas Rüttgers Worte die Gelegenheit dazu erhält. Er weiß, die öffentliche Stimmung um Udo Kirmse lässt eine Geschichte über ihn nicht zu. Andreas Rüttgers ist  umstrittener, da geht er kein Risiko ein.

Dennoch müssen der MSV und Udo Kirmse selbst das entstehende öffentliche Bild des Vereinsvorsitzenden Kirmse im Blick behalten. Mir geht es gar nicht darum, dass Udo Kirmse vorsichtiger mit seinen Worten wird. Mir geht es darum, dass der Fußball wie jedes Gesellschaftsegment oder Berufsfeld eigene Regeln und Normen hat, die niemand ignorieren kann. Das System ist auf Dauer stärker als der Einzelne. Zu diesem System Fußball gehören die Spielerwechsel trotz mündlicher Versprechen im allerletzten Moment, zu diesem System gehört aber auch die gern hervor geholte Deutung von Unvorhergesehenem als amateurhaftes Arbeiten gegenüber dem professionellen. Wie gesagt, es ist nicht dazu gekommen. Ich hoffe aber sehr, demnächst übernimmt der Verein selbst das, wozu sich Andreas Rüttgers aufgefordert fühlte. Dann wäre mir wohler.


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