Wenn keine Tore in einem Spiel fallen und wir dennoch nicht gelangweilt sind, muss in diesem Spiel etwas zu erleben gewesen sein, für das sich der Fußball in seiner schon immer vorhandenen Weise lohnt. Das Spiel vom MSV Duisburg beim FC St. Pauli war das komplette Gegenmodell zum Fußball als Unterhaltungsprodukt. Es war ein Spiel für die Anhänger dieser zwei Mannschaften auf dem Platz. Es war ein Spiel ohne viele Torgelegenheiten. Es war ein Spiel voller Fehler, über die wir uns ärgern konnten. Es war ein Spiel, in dem wir dennoch immer wieder neu auf ein Tor hoffen konnten, ein Tor aus dem Nichts, wie es nun einmal im Zufallssport Fußball geschehen kann.
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber dass mich dieses Spiel gepackt hat, macht mich für sämtliche Super-Hyper-Mega-Fantasie-Ligen mit irgendwelchen Super-Hyper-Mega-Stars als Zielpublikum ungeeignet. Gerade habe ich gelesen, die Generation der 20-30jährigen empfindet das aufgesplittete Fußballangebot als attraktiv. Ich weiß nicht, wer die Umfrage gemacht hat. Wahrscheinlich waren es die, die mit dem Unterhaltungsangebot Fußball nicht nur Geld verdienen wollen, sondern getreu dem Leitgebot unserer Welt Umsätze steigern und Profite maximieren wollen. Was mit einem Zufallssport nur unter erschwerten Bedigungen geschieht. Es sei denn, man kontrolliert immer mehr die Zufälle. Bei Klub-WM jedenfalls denke ich an Zirkus oder Wrestling und nicht mehr an einen Wettbewerb.
Der eine Punkt auf St. Pauli ist für mich ein Erfolg. Ich gehöre nicht zu der doch zahlreichen Anhänger-Fraktion, die mangelnden Mut beklagt und die vergebene große Chance auf drei Punkte bedauert. Ich habe keinen mangelnden Mut gesehen. Im Gegenteil, wenn ich diese Mannschaft in den letzten Spielen sehe, wie sie sich aus der eigenen Defensive mit kurzen Pässen ins Mittelfeld spielt, ob gegen starkes Pressing oder halbherziges Anlaufen, dann bin ich immer wieder vom Mut dieser Spieler beeindruckt. Da sehe ich, wie aus Mut Sicherheit geworden ist. Natürlich gab es im Verlauf des Spiels zwei bis drei Ballverluste auf dieser Strecke, die mich in Schockstarre fallen ließen. Aber diese verlorenen Bälle führten in diesem Spiel zu keinen großen Chancen der Hamburger.
Ich weiß, die Forderung nach mehr Mut bezieht sich auf das Offensivspiel. Doch mehr Offensivkraft bedeutet weniger Stabilität in der Defensive. Dieses Risiko muss in den Spielen gegen Ingolstadt und Sandhausen eingegangen werden. Gegen St. Pauli war dieses Risiko fehl auf dem Platz.
Die wirklich großen Chancen für St. Pauli hatte es nur in den ersten sechs Minuten gegeben. Einen Dreischritt haben wir gesehen von einer großen Chance über die sonst vom freien Alex Meier im Schlaf verwandelte Chance hin zum Billardball, der bei nur minimal veränderten Abprallwinkeln am Nauber- oder Wiedwaldkörper ins Tor getrudelt wäre. Damit war der Druck auf das Duisburger Tor aber fast schon vorbei. Danach gewannen die Zebras ihre Sicherheit und versuchten sich selbst im Spiel nach vorne.
Vor dem Tor von St. Pauli wurde das dann eine übersichtliche Angelegenheit. Der Ball kam einfach nicht in die Spitze zu John Verhoek. Wenn es Torgefahr gab, entstand sie durch Dribblings aus dem Mittelfeld heraus. Meist war es Cauly Souza, der sich beim Zug Richtung Tor versuchte. Sein Schuss ging auch an den ausgestreckten Arm von St. Paulis Defensivmann. Natürlich gab es schon genügend Elfmeterpfiffe in solchen Situationen. Der MSV bekam diesen Elfmeter nicht. Schiedsrichter nutzen Entscheidungsspielräume. Wahrnehmung ist individuell. Als Erklärung für die Entscheidung gab es wohl die Nähe des Verteidigers zum Schützen. Nun ja, diese Distanz war nicht wirkich nah, aber auch nicht deutlich weit. Wir Menschen legen Regeln aus, zum Nachteil des MSV in diesem Fall.
In der zweiten Halbzeit habe ich im Grunde genommen nur auf das Glückstor des MSV gehofft und das Glückstor St. Paulis befürchtet. Zwar versuchte St. Pauli mehr Druck zu entfachen. Es gelang ihnen nur nicht. Zwei Schüsse blieben das Ergebnis. Einmal war es noch wirklich gefährlich, doch Felix Wiedwald reagierte stark. Den zweiten Schuss brauchte er nur aufzunehmen. Ein freier Schuss genau auf Mann, den nehmen wir gerne.
Als Ahmet Engin für John Verhoek eingewechselt wurde, hoffte ich kurz auf die etwas andere Spielweise des MSV vor dem Strafraum. Harvard Nielsen war in die Mitte gerückt. Er ist wendiger als Verhoek, aber bei hohen Bällen natürlich weniger präsent. Doch Engin konnte sich am Flügel kaum durchsetzen. So kam es gar nicht erst zu Kombinationsversuchen mit Nielsen oder anderen Spielern vor dem Strafraum. Gefährlich wurde es für St. Pauli nicht mehr. Hans Albers mit seinem Trostlied musste nicht hervorgeholt werden.
In meinem Tabellenrechner war eine Niederlage verzeichnet. Der MSV ist nun einen weiteren Punkt im Plus. Wir wissen aber alle, entscheidender sind die Spiele gegen Ingolstadt und Sandhausen.
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