Posts Tagged 'Dario Vidosic'

Australien ins WM-Endspiel!

In den letzten Spielen der zurück liegenden Saison hatte Dario Vidosic als rechter Außenverteidiger eine Weiterbildungsmaßnahme durchlaufen. Nun erweist sich für mich heute Milan Sasic nicht als Visionär des Aus- und Weiterbildungsvereins MSV Duisburg sondern als intimer Kenner der FIFA-Verträge zur WM 2010, die mit den teilnehmenden Verbänden abgeschlossen wurden. Sein Bemühen dem australischen Nationalspieler zur Komplettausstattung von Feldspieler-Fähigkeiten zu verhelfen hatte das Ziel Dario Vidosic zum Nutzen des MSV Duisburg einen Stammplatz in der australischen Nationalmannschaft zu sichern.

Denn wie mittels BILD-Zeitung vom Manager des 1. FC Nürnberg Martin Bader zu erfahren ist, erhält der Verein 4.000 Euro Prämie pro Tag der Abstellung für seine Nationalspieler. Das Geld für Dario Vidosic muss sich der Verein mit dem MSV Duisburg teilen. Der MSV Duisburg kann, wie wir wissen, gegenwärtig jeden Euro gut gebrauchen. Was bleibt uns Anhängern dieses Vereins anderes als zu wünschen: Australien ins Endspiel! Mit einem Gegner Deutschland? Auch in dem Fall erinnere ich an die Verantwortung von uns Anhängern. Wir haben eine Wahl zu treffen zwischen lokalen und nationalen Interessen. Für mich ist es deshalb keine Frage, wie ich mich angesichts der Finanzlage vom MSV Duisburg entscheide. Soll sich ganz Deutschland in seiner Enttäuschung doch gegen uns wenden. Dänemark muss ins Endspiel! Wenn für Sören Larsen die FIFA schließlich auch noch zahlte, hätte Bruno Hübner Mitte Juli ein wenig mehr Spielraum für weitere Verpflichtungen. Schließlich wären das unverhoffte Zusatzeinnahmen, die Roland Kentsch doch nicht bei der Erfüllung der DFL-Auflagen schon hatte anführen können, oder? Um Enttäuschungen der Leser hier vorzubeugen, muss ich natürlich den grundsätzlichen Zweifel über den Wahrheitsgehalt einer Meldung in der BILD-Zeitung erwähnen. Vielleicht sollte man mal über einen Beipackzettel zu Risiken und Nebenwirkungen von Worten nachdenken. Der müsste dann heute hier ebenfalls beigefügt werden.

Ungefähr so: Vor der Lektüre des von Ihnen aufgerufenen Textes empfehlen wir das sorgfältige Lesen der folgenden Hinweise zu Risiken und Nebenwirkungen der von uns mit großer Umsicht zusammengestellten Worte. Nach dem Lesen dieses Textes erhält sich die Wirkung durch die im Text verbreitete Information auf längere Frist nur bei Hinzunahme einer weiteren Quelle für diese Information. Sollten Sie sich nicht für das Lesen einer zweiten Quelle entschließen, kann das Wissen zu den behandelten Themen Schaden nehmen. In einigen Fällen kann als Folge von solch beschädigtem Wissen Starrsinn und verstärkte Streitbereitschaft entstehen. Sehr wenige Fälle sind verzeichnet, bei denen sich das beschädigte Wissen zu körperlichen Beschwerden in Form von Prellungen im Gesicht und am Oberkörper ausweitete.

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Mit Deutschland kennt Dario Vidosic sich aus

Welches Leihfristende hat eigentlich Dario Vidosic? Da müssen die Verantwortlichen beim MSV Duisburg dran denken. Vielleicht muss ja wie in Stadtbüchereien auch im Fußballgeschäft ein Euro Strafe pro Spieler für das Überziehen der Leihfrist bezahlt werden. Das notwendige Sparen fängt bei den kleinen Dingen an. Und wie schnell ist der Rückgabezettel aus den Augen verloren, gerade wenn in so einem ausgeliehenen Spieler nicht mehr täglich gelesen wird, sondern er aufgrund höherer Interessen an einen der niederländischen Trainer-Weltweisenden weitergereicht wurde.

Noch steht nicht fest, welche Spieler für Australien bei der Fußballweltmeisterschaft dabei sein werden. Wir als Anhänger des MSV Duisburg können aber erste Anzeichen erkennen, dass unser Verein sehr viel dazu beigetragen hat, die Ausgangslage für Dario Vidosic für seine Teilnahme an der WM durch breit gefächerte Weiterbildungsmaßnahmen zu verbessern. Seine Erfahrungen beim MSV Duisburg mit Vorsätzen haben ihn anscheinend zum australischen Experten für deutsche Mentalität werden lassen, der in Interviews den australischen Fußballfans Hoffnung für die Fußballweltmeisterschaft macht. „Vidosic warns cocky Germans„, so fassen die Redakteure von SBS Vidosics Meinung zusammen, die deutsche Nationalmannschaft habe den Vorsatz gegen den WM-Auftaktgegner Australien am 13. Juni zu gewinnen.

Doch nicht nur das intime Wissen über die deutsche Nationalmannschaft als Vorrundengegner könnte Dario Vidosic einen Vorteil gegenüber seinen Konkurrenten bringen. In den letzten Spielen der zurückliegenden Saison hat Dario Vidosic zudem als rechter Außenverteidiger bewiesen, lebenslanges Lernen kann nie früh genug beginnen. Außer auf der Innenverteidiger-Position ist Dario Vidosic nach seiner Weiterbildungsmaßnahme nun auf jeder Feldspielerposition einsetzbar. Sollte er in der Rückrunde der nächsten Saison noch einmal vom MSV Duisburg ausgeliehen werden, müsste das deshalb als Torwart geschehen, weil Vidosic nun der Ehrgeiz gepackt hat, als erster kompletter Spieler in die Geschichte des Fußballs einzugehen.

Vidosic has been a minor revelation in recent weeks at the club level in an unfamiliar role at right back.

“Basically now I can play almost every position except centre back,” said the former Brisbane Roar player who is expected to return to parent club Nurnberg next season.

“The last couple of games I played at right back. I’ve played defensive midfield, attacking midfield, wide on the right or just behind the strikers in a free role.

“It’s definitely a plus for my game and it gives coaches the knowledge that I am very adaptable.”

Wir sehen also, für Dario Vidosic hat es sich beim MSV Duisburg gelohnt. Für den MSV war es wohl eher eine Investition in die Zukunft, wenn am Horizont als Ideal der Zukunft der Aus- und Weiterbildungsverein MSV Duisburg aufscheint.  Im Vorgriff auf diese Zukunft, liebe Freunde der Erwachsenenbildung, erlaube ich mir zur Einstimmung auch von uns Anhängern dieses Bildungsvereins die Bemerkung, dass es sich bei dem niederländischen Trainer-Weltweisenden um Pim Verbeek handelt und bei dem SBS um den Special Broadcasting Service, eine der beiden öffentlich-rechlichen Rundfunkgesellschaften Australiens. In nächster Zeit werde ich dann auch sicher mal ein wenig Wissen über den zweiten Vorrundengegner Serbien zum Besten geben.

Wieder Herr der eigenen Stimmung sein

Wenn eine Mannschaft drei Spieltage vor Ende der Saison im Rahmen ihrer bis dahin gesehenen spielerischen Möglichkeiten bleibt, muss uns eine Niederlage dieser Mannschaft nicht die Laune verderben. Gerade jetzt, wo es um nichts geht, haben wir Zuschauer es selbst ganz in der Hand, wie wir uns nach dem 3:2-Sieg des SC Paderborn beim MSV Duisburg fühlen. Die Begegnung zwischen dem MSV Duisburg und dem SC Paderborn entsprach eben dem Verlauf vieler Zweitligaspiele. Der MSV Duisburg hätte auch gewinnen können. Der SC Paderborn wollte in der ersten halben Stunde nicht unbedingt mitspielen. Die Mannschaft wollte Tore verhindern. Das gelang. Und ebenso kann in der Zweiten Liga jede Mannschaft aus dem Nichts heraus ein Tor erzielen. Auch das gelang. Wenn in der zweiten Halbzeit bei größerem, vergeblichen Druck des MSV Duisburg ein Konter die erneute Führung des SC Paderborn brachte, so kennen wir das aus dieser Saison ebenfalls oft genug. Fällt trotz größeren Drucks kein Tor, wächst minütlich die Gefahr zu verlieren.

Versuchen wir uns deshalb in Lebenskunst und halten uns an alte Sinnsprüche in der Art, nicht die Fakten bestimmen unser Fühlen sondern deren Bewertung. Das heißt keineswegs, schlechte Gefühle dürfen nicht sein. Ich habe mich im Spiel geärgert – über die Tore des SC Paderborn und hohe Langfeldpässe auf zu kleine Mitspieler. Ich fand es zudem unerträglich, wie sich Paderborns Spieler in die Tradition naturwissenschaftlicher Scharlanterie stellten und uns mit dem übernatürlichen Phänomen des Magnetismus zwischen gestürzten Menschen und Rasenflächen verblüffen wollten. Ich freute mich aber auch mit den Freunden am doppelten Sahan. Auf den ersten Blick sehen sich Burakcan Kunt und Olcay Sahan sehr ähnlich. Ich muss sie mir mal beim Training von nahem ansehen, vielleicht hat das ja Verwirrungspotential beim Gegner. Denn auch wenn zudem manche ihrer Bewegungen im Spiel ähnlich wirken, so sucht Burakcan Kunt häufiger den Körperkontakt als Sahan. Sein Ehrgeiz und Durchsetzungswille brachte ihn sogar in die Gefahr, eine gelb-rote Karte zu erhalten. So etwas wird sich hoffentlich nach ein paar Zweitliga-Spielen gelegt haben. Es erinnert aber auch daran, jung und hungrig ist ebenfalls erst einmal ein Versprechen. Wer allerdings in jungen Jahren schon zum Idol eines Fanclubs wird, lässt mich sofort hoffen, dass es nicht nur bei Versprechungen bleibt. Wir Menschen sind schon lustige Wesen, die alleine deshalb zuversichtlicher sein können, weil auch andere Menschen an etwas glauben. Darüber hinaus bin ich natürlich neugierig, was da wohl hintersteht, hinter so einem Fanclub.

Maurice Exslager ist schon dabei, einen Teil des Versprechens einzulösen. Zur Halbzeit eingewechselt nimmt er fünf Minuten später einen steilen Pass ins Sturmzentrum wunderbar auf, spielt noch einen Gegenspieler aus und behält alleine auf den Torwart zulaufend die Ruhe, den Ball sicher ins linke untere Eck zu schieben. Begeisterter als über das Tor war ich über seine Freude. Dafür hat sich dieser Stadionbesuch gelohnt. Wir können uns durch solch eine ungebrochene Freude an das Beste in uns erinnern lassen. Er ließ uns Teil haben an seinem reinen Glück. In dieser Freude, und ich schreibe bewusst nicht „in diesem Jubel“, zeigt sich natürlich sein Alter, viel mehr aber steckt darin noch die Distanz zum Unterhaltungsbetrieb Fußball. In seiner Freude schwangen, wenn überhaupt, nur wenige Gedanke an Zuschauer mit. Irgendwo in der Ecke, links von der KöPi-Tribüne saßen Familie, Verwandte, Bekannte wer auch immer. Mit ihnen wollte er seine Freude über das Erreichen eigener Ziele teilen. Dorthin, in die Ecke folgte ihm die Mannschaft zur Gratulation. Für einen Moment war Maurice Exslager in dieser Fußball-Arena selbstvergessen. Solche Momente sind selten geworden im Fußball der Gegenwart.

Lohnen sich weitere, detailliertere Worte über das Spiel? Zwei Tage danach? Wen interessiert es noch, ob Caiuby zum Ende des Spiels kaum mehr einen Ball sofort unter Kontrolle brachte. Wen interessiert, dass die Verteidigung immer dumm aussieht, wenn der Ball im Mittelfeld bei der Vorwärtsbewegung verloren wird? Wenn interessiert, ob Dario Vidosic seine Aussichten auf die Teilnahme an der Fußball-WM verbessert hat. Durch ein einziges Tor? Das Ende der Saison ist dringend nötig. Der Mannschaft des MSV Duisburg geht es wie den meisten Menschen zum Ende eines Jahres hin. Da wird nichts Neues mehr angepackt. Was ansteht, wird zwar erledigt, doch mit den Gedanken sind alle schon bei den Feiertagen. Mit neuem Schwung im neuen Jahr. Milan Sasic fasst das für den MSV Duisburg in ein bekanntes, an alte Zeiten erinnerndes Bild: „Wir brauchen frisches Blut„. Ich bin gespannt, wo die Blutkonserven nun gefunden werden. Bis dahin werde ich mich auch nächste Woche darin üben, nach dem Stadionbesuch mir meine gute Laune nicht beeinträchtigen zu lassen. Denn das hier ist doch nur eine dauerhafte Möglichkeit, wenn wir Figuren in einer deutschen Komödie der 60er Jahre wären:

Abschlussschwäche von RWO-Abwehr bringt MSV um drei Punkte

Besser konnte die Abwehr des MSV Duisburg es ihren Oberhausener Kollegen nach etwas mehr als einer halben Stunde Spielzeit einfach nicht vormachen. Tatsächlich ins eigene Tor schießen, das geht natürlich nur beim Training. Aber einem Eigentor möglichst nahe kommen, um damit dem Gegner Vorbild zu sein, das muss der MSV Duisburg mit seinen zurzeit nur selten erfolgreichen Stürmern anscheinend einfach riskieren. So kam es zu diesem perfekt vorgetragenen Zusammenspiel von MSV-Abwehr und RWO-Sturm. Über halbrechts drang ein Oberhausener Stürmer bei einem Konter in den Strafraum Richtung Torauslinie ein. Scharf folgte der Pass in die Mitte. Der Ball flog an Tom Starke vorbei. Hinter Starke hätte der halblinks in den Strafraum sprintende Oberhausener Stürmer den Ball möglicherweise ins Tor reingrätschen können. Doch sicherheitshalber wollten zwei Abwehrspieler der Duisburger ihm zuvorkommen. Der erste verpasste den Ball, der zweite aber traf, und am rechten Pfosten rollte der Ball knapp vorbei. Maßarbeit! Selbst die Stadionregie wollte diesen Versuch vorbildhaft zu wirken mit ihren Mitteln unterstützen und blendete einen neuen Spielstand ein: 2:3 stand da auf der Anzeigetafel. Das signalisierte, wenn alles klappt, liebe Oberhausener Verteidiger, wird euer Eigentor sogar hier oben lobend erwähnt. Nach etwa einer Minute wurde das Phantomtor dann wieder gelöscht. Schließlich soll man es nun auch nicht übertreiben mit der freundlichen Zuwendung.

Trotz der vorbildhaften Bemühung hat die Oberhausener Abwehr völlig versagt. Sie hat es darauf ankommen lassen, vor allem Srdjan Baljak und Caiuby bei ihren Versuchen ein Tor für den MSV Duisburg zu erzielen, allein zu lassen. Dabei hat die Duisburger Abwehr gerade in der ersten Hälfte nicht nur mit der vorbildhaften Anleitung zum Eigentor sehr viel dafür getan, um ein freundliches Klima zwischen beiden Mannschaften entstehen zu lassen. Das Zusammenspiel von MSV-Abwehr und RWO-Angriff verhalf dem Spiel zu zwei Toren. Früh schon, in der 7. Minute,  erinnerten sich die MSV-Verteidiger nämlich daran, dass die Bewegungen gegnerischer Stürmer dann besonders gut zur Geltung kommen, wenn ihnen viel Raum gelassen wird. Schnelles Eindringen in den Strafraum und ein Torschuss gelingen einfach besser, wenn niemand dabei stört. Das wussten Torschütze Moritz Stoppelkamp und seine Sturmkollegen sehr zu schätzen und versuchten diese Art Angriff deshalb gleich mehrmals. Allerdings muss bei solchen Versuchen das eigene Können auch  jedes Mal vollständig abgerufen werden, sonst braucht es noch mehr Unterstützung. Beim zweiten Stoppelkamp-Tor verhedderten sich die Oberhausener Stürmer nach der ersten Angriffswelle in den Duisburger Strafraum hinein. Sie fanden für ihren stürmerischen Ausdruck keine passenden Positionen mehr, weil der ihnen zur Orientierung dienende Ball von der Duisburger Verteidigung in Besitz genommen war. Es müssen die verloren wirkenden Blicke der Oberhausener Stürmer gewesen sein, die die Duisburger Spieler in dem Moment zutiefst rührten. Sie brachten es nicht über das Herz, den Ball aus dem Strafraum wegzuschlagen, sondern überließen ihn noch zweimal diesen unglücklichen Oberhausener Spielern.  Der Lohn dieser Geste war die Freude sämtlicher Oberhausener über die barmherzige Gabe, die sie selbstlos weiterreichten, um dem großen Ganzen, dem Spiel, ein Tor zu schenken.

An die Leistung ihrer Sturmkollegen reichte die der Oberhausener Verteidigung aber eben nicht heran. Ab Mitte der zweiten Halbzeit schienen die Verteidiger schwer angeschlagen zu sein, so dass niemand mehr ihnen einen kräftigen Schuss aufs eigene Tor hätte zugetraut.  Spätestens da war es an der Zeit, dass der MSV Duisburg so einen Schuss selbst auf  den Fuß nehmen musste. Doch reichten die Mittel der Mannschaft nicht aus, einen Gegner auszuspielen, dessen körperliche Kräfte so deutlich nachließen. Im Gegenteil, mancher von der Oberhausener Abwehr weit nach vorn geschlagene Ball fand häufig genug einen Mitspieler im Mittelfeld, so dass auch zu diesem Zeitpunkt noch der ein oder andere Oberhausener Konter Richtung Duisburger Tor gelaufen wurde.

Einmal mehr spielte die gegnerische Mannschaft bei ihren Angriffszügen präziser. Beim MSV Duisburg gab es zu wenig schnelles Zusammenspiel. Und wenn es denn einmal versucht wurde, gelang oft der letzte Pass nicht oder der Abschluss vor dem Tor blieb viel zu harmlos. Die aussichtsreichste Chance zum dritten Duisburger Tor hatte der eingewechselte Dario Vidosic, dessen Schuss aber so wirkte, als wolle er Christoph Semmler im Oberhausener Tor den Ball präzise in die Arme spielen. Auch Caiuby mit seiner meiner Meinung nach stärksten Saisonleistung kam zum Ende des Spiels hin nicht mehr gefährlich in Strafraumnähe.

Die spielerische Qualität der Mannschaft reicht einfach nicht, um ganz oben mitzuspielen. Es gibt viele kleine Unzulänglichkeiten, die in der Summe jenen Unterschied zu den obersten vier Mannschaften ausmachen. Mit Bielefeld sehe ich den MSV Duisburg auf Augenhöhe. Ich möchte es anders haben.  Aber je länger die Saison andauert, desto anstrengender werden die gedanklichen Konstruktionen, die es mir ermöglichen meine Hoffnungen gegen die Einsicht noch aufrecht zu erhalten.

Liest man die Kommentare nach dem Spiel, scheint die Stimmung in der Mannschaft zu kippen. Eine allgemeine Unzufriedenheit sucht ein Ventil. Diesen Groll in produktive Energie umzuwandeln kommt als weitere Aufgabe auf Milan Sasic und sein Trainerteam zu – neben der weiterhin notwendigen Arbeit, die spielerische Qualität der Mannschaft zu steigern.

Wärmer als in Cottbus ist noch kalt genug

Die Siegesserie reißt nicht. Bereits drei von drei Auswärtsspielen gewann der MSV Duisburg, wenn ich mir den Verein aller Vereine  zusammen mit dem befreundeten Schalke-Fan vor einem Fernseher in Köln-Nippes angesehen habe. Mein unmittelbarer Kontakt mit der Schalke-Aura wird nicht jedem gefallen, doch wie ich uns Menschen kennen gelernt habe, können sorgsam gepflegte Feindschaften Grenzen überwindende Freundschaften normaler Weise gut vertragen.

Dieser 1:0-Sieg in letzter Minute gehört in die Klasse jener Spiele, um deren Bewertung im Nachhinein noch etwas gerungen wird. Nicht, weil das Tor so spät fiel, sondern weil beide Mannschaften ihre Chancen hatten und keine von beiden der anderen deutlich überlegen war. So können sich die Cottbusser ihren Ärger wegen des späten Tores von der Seele reden und sich dem tröstenden Glauben hingeben, sie hätten eigentlich mit drei oder vier Toren führen müssen. Aus so einer Perspektive ist der Sieg des MSV Duisburg natürlich glücklich gewesen.

Vergessen werden dabei nicht nur die zwei Großchancen des MSV durch Srdjan Baljak in der ersten Halbzeit und Anfang der zweiten Halbzeit sondern auch die gesamten letzten zehn Minuten. So etwas lindert natürlich unangenehme Gefühle. Verantwortung für das eigene Handeln übernimmt man so aber nicht. Abspaltung nennen das Psychotherapeuten. Wenn „Pele“ Wollitz da nicht aufpasst, verfestigt sich so etwas, und man wird für seine Umwelt ganz wunderlich.

Deshalb wehren sich zurecht gegen diese eindeutige Wertung sowohl Milan Sasic, „Das war kein Glück, sondern Können“, als auch Ivica Grlic im Interview mit Marco Röhling, „von unverdient oder glücklich zu reden? Nö, muss nicht sein.“ Doch warum spricht Tom Starke dann vom „Quentchen Glück“, das der MSV gehabt hatte? Natürlich richtet er als Torwart seinen Fokus mehr auf die Chancen des Gegners als Ivo. Doch noch etwas anderes spielt da hinein, und das gibt mir Gelegenheit auf zwei Bedeutungsdimensionen des Wortes Glück hinzuweisen.

Wir sprechen nun einmal nicht allzu oft von denselben Dingen, wenn wir dieselben Worte in den Mund nehmen. Sich verstehen grenzt oft entweder an ein Wunder oder ist ohnehin nichts weiter als ein Missverständnis. Es gibt dieses Glück, von dem die Cottbusser reden und das Milan Sasic und Ivo Grlic mit Recht bestreiten. Dieses Glück ist der Zufall, jener Lottogewinn, der über einen kommt, ohne dass man mehr dazu getan hat als den Schein abzugeben. Dann gibt es aber auch dieses Glück von dem Tom Starke spricht. Das ist weniger ein Ereignis als ein andauernder Zustand. Es ist die Gunst der Götter, eine unsichtbare Macht, die es gut mit einem meint. Dieses Glück ist die schützende  Energie, die die alltägliche Anstrengung eines jeden mal mehr mal weniger unterstützt. Dieses Glück muss man sich erarbeiten. In diesem Sinne nur war der Sieg des MSV Duisburg glücklich.

Und verdient war er deshalb auch. Denn die Mannschaft hat bis zur letzten Minute versucht, das Tor zu erzielen. Wobei mir auffiel, wie sehr der Druck zunahm, nachdem Nicky Adler eingewechselt wurde. Zugegeben, wieder vergab er eine Großchance, doch seine Leistung stabilisiert sich. Eine Aktion wie seinen Übersteiger im Strafraum mit torgefährlichem Abschluss habe ich noch vor wenigen Wochen von ihm nicht für möglich gehalten. Da war er der unermüdliche Sprinter, der notfalls auch durch den Gegner hindurchlaufen wollte und den Ball dabei immer wieder auch mal vergaß. Da hat sich was getan, keine Frage.

Vor seiner Einwechslung hatte ich jedenfalls nicht das Gefühl, der MSV könne noch einmal torgefährlich werden. Richtig zwingend wurde da nichts mehr nach den ersten Aktionen in der zweiten Halbzeit. Da fürchtete ich eher einen erneuten langen Pass auf Cottbussens Kweuke. Gleichzeitig war ich dennoch mit der Leistung in der Defensive  zufrieden. Beim Spiel nach vorne haperte es ein wenig, das war gestern nicht so präzise wie in den Spielen zuvor. Was aber an den eisigen Temperaturen gelegen haben mag.

Trotz des perfekten Zusammenspiels der beiden Winter-Neuzugänge bei dem Siegtor ist Dario Vidosic auf dem Platz längst nicht so präsent wie Srjdan Baljak. Allerdings kann ich mich auch an keinen neuen Spieler beim MSV Duisburg erinnern, der sich sofort derart gut in die Mannschaft eingefügt hat wie der Ex-Mainzer. Erneut waren sowohl seine Einzelaktionen als auch sein Zusammenspiel mit den Mitspielern auf einem Niveau, das die spielerische Leistung der Mannschaft mitträgt.

Als ich nach Hause fuhr, war es in Köln um die zehn Grad wärmer als in Cottbus. Bei aller guten Laune noch immer kalt genug. Doch der Gedanke an den Freitag hat da weiter geholfen. Da wurde mir sofort wärmer, wenn ich an die vier punktgleichen Mannschaften dachte und die Möglichkeit, dass auch die Kaiserslauterner und St. Pauli bald schon nicht mehr allzu weit von diesen vier Vereinen entfernt sein könnten. Das kann spannend werden. Wobei ich das nicht all zu lange brauche. Wärmer wird es in den nächsten Wochen ohnehin.

Vertrauen erarbeitet

Ein wenig nachdenklich hat mich die gestern verkündete sofortige Doppelfunktion von Bruno Hübner als Sportdirektor und Geschäftsführer des MSV Duisburg schon gemacht. Nicht weil ich ihm die Kompetenzen eines Geschäftsführers abspreche. Ich vermag überhaupt nicht zu beurteilen, welche Qualifikation für diese Aufgabe beim MSV Duisburg notwendig ist. Mir ging alleine die begrenzte Arbeitszeit eines Menschen durch den Kopf.

So weit man das von außen gesehen beurteilen kann, war der Arbeitstag eines Sportdirektors Bruno Hübner schon sehr ausgefüllt. Die Ergebnisse seiner Arbeit der letzten Monate können sich meiner Meinung nach wirklich sehen lassen. Wie, so überlegte ich, wird er dieser Aufgabe weiterhin gerecht, wenn noch allerlei andere Dinge hinzukommen? Schließlich war Björn Bremer kein Frühstücksdirektor. Nun lese ich aber heute von einem weiteren noch zu fndenden Mitarbeiter für den kaufmännischen Bereich und bin fürs erste beruhigt. So kann das tatsächlich funktionieren.

Überraschend kommt die Ausleihe von Dario Vidosic. Er müsste also besser sein als Chinedu Ede, damit der MSV-Anteil an der Januar-Fußballer-Rotation in Deutschland eine sinnvolle Angelegenheit gewesen ist. Das wiederum kann ich ebenfalls nicht beurteilen. Eine Scouting-DVD liegt mir nämlich gerade nicht vor. Da vertraue ich also jetzt mal Bruno Hübner.

Einmal ein eingefrorener Newsticker sein

Der MSV Duisburg leiht den 22-jährigen australischen Nationalspieler Dario Vidosic vom 1. FC Nürnberg bis zum Saisonende aus.

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Der MSV Duisburg hat den im Sommer auslaufenden Vertrag mit Sportdirektor Bruno Hübner verlängert. Zudem wird der 48-Jährige das Amt des Geschäftsführers beim MSV ausfüllen.

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Alles weitere dazu morgen …

Nein, das verführt mich jetzt doch dazu, einen kurzen Ausflug zur Entwicklung von Medienkompetenz zu machen. Schließlich hat sich die Diskussion über die kulturellen Auswirkungen des Internet-Gebrauchs seit der Veröffentlichung von „Payback“ des FAZ-Herausgebers Frank Schirrmacher ein wenig aus dem Kreis der üblichen Diskussionsteilnehmer herausbewegt. Informationen brauchen Bewertungen und das benötigt Zeit. Zeit der vertiefenden Recherche und der abwägenden Überlegung, ob zum Beispiel die Aufgaben eines Geschäftsführers und eines Sportdirektors von einer Person gleichzeitig übernommen werden sollten. Die Zeit muss man sich nehmen, sonst schreibt man irgendwann die Low-Budget-Ausgabe des Buches von Frank Schirrmacher.

Neuigkeiten brandheiß erzählen, fühlt sich übrigens für einen Moment ganz gut an. Vielleicht relativiert sich aber auch das, wenn Nachrichten in die Öffentlichkeit gebracht werden hauptsächlich von jener Generation, für die der Zugang zu dieser Öffentlichkeit zum ersten Mal jederzeit möglich war.


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