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Die einen planen für sechs Spiele, die anderen für die nächste Saison

Im September letzten Jahres holte der MSV Duisburg im zweiten Spiel unter Kosta Runjaic gegen den VfL Bochum  mit einem torlosen Unentschieden seinen ersten Punkt der Saison. Der MSV blieb dennoch erst einmal Letzter, und der VfL Bochum stand auf dem zehnten Tabellenplatz. Am Sonntag besiegte der MSV Duisburg den SV Sandhausen nach einem wenig ansehlichen Spiel mit 2:1. Der einstellige Tabellenplatz zum Saisonende ist als Ziel ausgerufen. Den Abstieg des VfL Bochum dagegen soll seit Montag nach dem zweiten Trainerwechsel der Saison Peter Neururer verhindern.

Für mich klingt das nach dem Anreiß-Text zu einem Drama, in dem der MSV die langweilige Nebenrolle des alten Kumpels mit intakter Familie spielt. Ich bin ein großer Anhänger von langweiligen Nebenrollen. An ihnen lässt sich oft fürs Leben etwas lernen. Dort verstecken sich die Hinweise darauf, was im wirklichen Leben funktioniert und was nicht. Denn auch wenn ein Happy End in diesem Drama noch möglich ist, wie das Leben danach weitergeht, ist im Drama nicht unbedingt angelegt. Da wissen wir Anhänger des Langweilers längst mehr. Allmählich beginnt sogar Kosta Runjaic an die mittelfristige Zukunft zu denken und nicht nur an das nächste Spiel. Es bereitet mir große Freude, seine zarten Visionen während der Pressekonferenz nach dem 2:1-Sieg gegen den SV Sandhausen zu hören, ganz im typischen Runjaic-Ton der Bodenhaftung. Wenn er von der Zukunft spricht, sind das keine schönen Bilder und populäre Parolen, sondern Kosta Runjaic formuliert Aufgaben.

Vorerst bestanden diese Aufgaben darin, das nächste Spiel zu gewinnen. Gegen den SV Sandhausen wurde diese Aufgabe erledigt. Mehr nicht. Vielleicht braucht ein Gegner, der so defensiv eingestellt ist, doch von Anfang an einen Spieler wie Jürgen Gjasula auf dem Platz, der auf engstem Raum noch die Sicherheit und das Selbstbewusstheit hat, den Ball kontrollieren zu wollen. Zudem erlauben ihm seine Technik und Übersicht die überraschenden und beim Mitspieler ankommenden Pässe in den Rücken der Defensive. Nachdem er in der 54. Minute eingewechselt wurde,  begann die Mannschaft aus dem Spiel heraus torgefährlicher zu werden. Es brauchte also gegen Sandhausen nicht unbedingt Standards wie in der ersten Halbzeit für die Chance auf ein Tor. Maurice Exslager konnte gegen die enge  Defensive der Sandhausener seine Grundschnelligkeit nicht ausnutzen. Wenn er einmal an seinem Gegenspieler vorbeikam, stand der nächste Sandhausener Spieler schon im Weg.

So charakterisierte das Spiel zunächst vor allem die Kopfballstaffette um die Mittellinie herum, bei der sich beide Mannschaften darauf einigten gemeinsam den Ball so lange wie möglich den Boden nicht berühren zu lassen. In dieser Zeit machte ich mir dennoch keine Sorgen um den MSV. Dazu waren die Sandhausener an diesem Tag in der Offensive zu offensichtlich völlig überfordert. Nach vorne gelang ihnen gar nichts, hingegen der MSV zumindest immer wieder in Strafraumnähe kam. So blieb mir die Muße, mich mit dem Sandhausener David Ulm, in Aussehen und Spielweise ein wenig an Olcay Sahan zu erinnern. Ich konnte mich zudem mit dem Rest des Publikums über den offensichtlich etwas übermotivierten Nicky Adler wundern und manchmal auch aufregen. Man konnte den Eindruck gewinnen, so richtig abgeschlossen hat er mit dem MSV Duisburg noch nicht. Felix Wiedwald am Anfang des Spiels als eine Art Teppichstange zu nutzen, um mit Schwung in die Gegenrichtung wieder zurück laufen zu können. Da muss einer erstmal drauf kommen.

Das Führungstor fiel nach einer Eckenvariante, die einen Tag später dem Print-Kollegen vom Reviersport eine eigene Geschichte wert war. Co-Trainer Ilia Gruev ließ die Zebras eine Eckstoß-Ausführung des FC Barcelona trainieren. Und natürlich hat die Geschichte eine besondere Pointe, weil Timo Perthel im Gegensatz zu Lionel Messi das Tor bei der Ausführung gelang. Der schnelle Ausgleichstreffer fiel auch deshalb, weil im Spiel der Zebras von Anfang an eine leichte Nachlässigkeit zu spüren war. Vielleicht ergab sich das aus dem Gefühl der Stärke heraus. Es war deutlich zu sehen, wie selbstbewusst die Mannschaft auf dem Platz stand. Was ihr von Seiten der Sandhausener begegnete, konnte sie in diesem Gefühl nur bekräftigen. Dennoch war der MSV nicht so überlegen, um die Sandhausener Mannschaft an die Wand zu spielen. Da können dann Momente der Unachtsamkeit unangenehme Folgen haben. Unachtsam war aber nicht Timo Perthel, der den Kopfball seines Gegenspielers nicht verhindern konnte. Unachtsam war der Befreiungsschlag beim Angriff zuvor, der sofort wieder beim Gegner im zentrallen Mittelfeld landete. Wer da den Ball unbedrängt einfach wegschlug, weiß ich nicht mehr. Damit bahnte sich der Ausgleichstreffer aber an, weil nur deshalb der Ball sofort wieder in den Strafraum geflankt werden konnte.

Branimir Bajic ist inzwischen als Elfmeterschütze gesetzt. Er verwandelte in der zweiten Halbzeit zum erneuten Führungstreffer. Mit einem Steilpass hatte Jürgen Gjasula zuvor Ranisav Jovanović frei gespielt, der alleine von halblinks in den Strafraum zog und dort vom Sandhausener Torwart Danniel Ischdonat von den Beinen geholt wurde. Es wäre schön gewesen, der MSV hätte ein weiteres Tor nachgelegt. Doch das schlechte Torverhältnis ist nicht nur noch die Folge der hohen Niederlagen zu Beginn der Saison. Da bleibt noch weitere Trainingsarbeit beim Torschuss, damit die Zebras nicht im Zusammenschnitt der größten vergebenen Torchancen der Saison immer mit dabei sind. Andererseits besaß die dreistufige Chance in der Abfolge Jovanovic, Brosinski und Brandy mit der jeweils größer werdenden Wahrscheinlichkeit des Tores auch eine wunderbare Dramaturgie. Auf so etwas müssten wir dann verzichten. Aber was tut man nicht alles für den Erfolg.

Die Pressekonferenz mit dem Ausblick auf die Zukunft durch Kosta Runjaic, sowie die Stimmen nach dem Spiel von Goran Sukalo und Ranisav Jovanović:

Der Spielbericht bei Sky heute mal rüber geholt – leider ohne die Dreifach-Chance mit dem Moment, als Sören Brandy nur hätte einschieben müssen.

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