Manchmal geht es mir mit dem, was mir im Alltag begegnet, wie einem Naturforscher bei der Feldforschung. Der findet auch unscheinbare Pflanzen am Wegrand, freut sich und weiß dann nicht genau, was er mit der Beobachtung anstellen soll, außer dass er sie einem Kollegen beim Bier erzählt. Einfach damit die Pflanze gedanklich erstmal abgelegt ist. „Schmadke ermittelt“ ist meine Pflanze der Woche. So titelte der Kölner Stadt-Anzeiger am Montag, weil der FC-Spieler Dominic Maroh nach dem Spiel gegen den SC Paderborn zu einer von Anthony Ujah vergebenen Chance gesagt hat: „Den ersten muss Tony schon machen“. Die Zeitung berichtet weiter, ähnliches habe der Abwehrchef auch über eine Chance des Kapitäns Miso Brecko gesagt.
Das Mannschaftsklima-Frühwarnsystem in Köln schlug daraufhin an und setzte ein von Jörg Schmadke geleitetes Sondereinsatzkommando in Bewegung. Es musste geprüft werden, ob diese Stellungnahmen, so die Zeitung, „bereits den Tatbestand der Kollegenschelte erfüllt“. Jörg Schmadke hat also mit Dominic Maroh gesprochen. Am Mittwoch verkündete der Stadt-Anzeiger, die Gespräche hätten ergeben, nichts Strafwürdiges sei vorgefallen. Jörg Schmadke hatte den FC-Trainer Peter Stöger zum Gespräch dazu gebeten. Wie muss man sich so ein Gespräch wohl vorstellen? Das hat jedenfalls großes komisches Potenzial, wenn drei Männer sich einen Interviewsatz vornehmen und ihn interpretieren. Ich sehe in der Ferne zukünftige Arbeitsplätze für Kommunikationswissenschaftler und Linguisten. An dem Punkt hefte ich das Ganze ab unter Wiedervorlage.
Eine weitere Beobachtung ist festzuhalten. Anscheinend gilt Ralf Rothmann mit seiner Fußballkurzgeschichte „Erleuchtung durch Fußball“ in diesem Schuljahr als Literaturbeispiel für das Thema Interpretation im Deutschunterricht. Seit einiger Zeit führt Google jedenfalls die Leute auf der Suche nach Interpretationen dieser Geschichte zu mir, weil ich sie vor geraumer Zeit mal genutzt habe, um über die Denksportaufgabe Interpretation des Deutschunterrichts zu schimpfen. Bedeutung steht in großen Lettern über solchen Kurzgeschichten, was sie mir per se suspekt macht. Der Fußball der Wirklichkeit diente mir als Argument für das Misslingen der Kurzgeschichte. Was für die Schüler im Deutschunterricht wahrscheinlich kein Thema ist. Dafür schreibt Ralf Rothmann aber gute Romane.
Und als letztes: Wie stellt ihr euch einen Weinbegleiter vor? Das ist keine Eskorte in Nobelrestaurants für besonders teuren Wein. Es ist ein wunderbares Wort für schnödes Wasser. Das weiß ich erst seit dem letzten Wochenende, als beim Geburtstagsessen meiner Mutter eine Flasche Selters auf dem Tisch stand, die mehr sein sollte als Trinkwasser. Dieses Aufsteigerdenken kam einer Hochschule zu Gute, die beim Herbeischaffen von Drittmitteln für die Forschung einen Auftrag von Selters ans Land ziehen konnte. Selters ist nun nicht nur einfacher Weinbegleiter, Selters ist zertifizierter Weinbegleiter. Jesus light. Da gibt es welche, die Wasser zwar nicht in Wein aber so doch in Weinbegleiter verwandeln können.
Übrigens: Weil in Liga 3 jeder jeden schlagen kann, sind drei Punkte gegen Unterhaching gut möglich. Was wäre das gut.
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