Posts Tagged 'DSC Arminia Bielefeld'

Wer sagt als erster rechnerisch?

Wer mit einem Spiel genügend Anschauungsmaterial dafür haben möchte, warum der MSV diese Saison absteigen wird, kann sich das 2:2-Unentschieden gegen Arminia Bielefeld ansehen. Ich schreibe absteigen. Abstieg, das denke ich, wie wahrscheinlich nahezu alle von uns, und ich schreibe das eine der Absteigerlieblingsworte drei Wochen vor Saisonende hier nicht. Wenn man Zahlen der Tabelle mit möglichen anderen Zahlen nach mathematischen Regeln kombiniert, kommt immer irgendwas bei raus. Solche Verfahren kennen Astrophysiker ja auch bei ihren Formeln für mögliche Parallelwelten, die aber für das Leben dann doch nur eine theoretische Rolle spielen.

Ich habe keine Lust, die Enttäuschung des gestrigen Abends noch einmal mit Worten lebendig werden zu lassen. Deshalb belasse ich es bei einigen kurzen Anmerkungen. Der MSV kann die Klasse nicht halten, weil Gegentore so fallen wie das der Bielefelder nach bereits sieben Minuten. Scheinbar wird die Defensive des MSV durch einen perfekten Konter der Bielefelder überwunden. Doch sah man schon zuvor und für mindestens 20 Minuten danach, wieviel Raum die Bielefelder Spieler jeweils besaßen, um den Ball zu führen.

Dieser freie Raum von Gegenspielern war ein Grundproblem die gesamte Saison über. Ballführende Spieler des Gegners hatten auch in Strafraumnähe zu oft genügend Zeit, etwas sinnvolles mit dem Ball anzustellen. Dabei war es gleichgültig, ob der Gegner schnell in die Tiefe spielte oder der Ball mit überschaubarem Tempo um den 16-Meter-Raum herum gespielt oder gedribbelt wurde. Erschwerend kamen regelmäßig Abspielfehler in der Vorwärtsbewegung hinzu, die gestern allerdins nicht direkt zu Torgefahr der Bielefelder führten.

Bezeichnend für die Offensive dieser Mannschaft waren die letzten 15 Minuten des Spiels. Die Mannschaft weiß, es gibt nichts zu verlieren. Sie muss das Spiel gewinnen und erarbeitet sich drei große Chancen. Der Torwart hält sehr gut oder der Ball geht am Tor vorbei. An diesem Geschehen lässt sich erkennen, dass die Mannschaft offensichtlich erst dann ausreichendes Risiko des Offensivspiels eingehen kann, wenn sie nichts mehr zu verlieren hat. Erst dann kann die Mannschaft so viel Druck auf das gegnerische Tor ausüben, dass sie zu klaren Chancen kommt. Einige klare Chancen reichen aber nicht aus, um ein Tor zu erzielen. Die Mannschaft braucht sehr viele klare Chancen, um einen Torerfolg wahrscheinlich zu machen. Eigentlich braucht sie keine klaren Chancen, sondern todsichere Chancen und davon am besten mindestens drei, damit wenigstens ein Tor erzielt werden kann. Wahlweise genügt auch eine Freistoßsituation, zentral in Strafraumnähe oder ein Elfmeter. Wenigstens dafür gibt es mit Kevin Wolze einen Spieler mit sicherem Abschluss.

Bezeichnend für das Zusammenwirken beider Qualitätsmängel ist das zweite Tor der Bielefelder. Ein gut vorgetragenen Angriff des MSV endet mit einem Pass in den freien Rückraum, in dem normalerweise ein Spieler wartet, um abzuschließen. Stattdessen liegt dort Kevin Wolze den ganzen Angriff über am Boden. Vielleicht war es das klassische ich-habe-Schmerzen-nach-dem-nicht-gepfiffenen-Foul-Wälzen, vielleicht schmerzte wirklich was. Unabhängig davon fehlte beim Querpass die Übersicht. Der Querpass wird von einem Bielefelder Defensivspieler leicht aufgenommen. Dem weiten Ball in die Spitze folgt ein Zweikampf im Strafraum mit dem in dieser Saison oft gehörten Elfmeterpfiff. Im Zweifel wurden die Elfmeter gegen den MSV gegeben und für den MSV nicht.

Dieses zweite Tor der Bielefelder ist ein Sinnbild für die gesamte Saison mit seiner Mischung aus eigenem Versagen, falschem Gespür für die Entwicklung des Angriffs, mangelndem Spielglück, dem Hoffen auf den Schiedsrichterpfiff für den MSV vorne und enttäuscht werden vom Schiedsrichterpfiff gegen den MSV hinten. Über allem steht nun die Frage, wie geht es in Liga 3 angesichts der Finanzen weiter?

Ich weiß nicht mehr, wann ich das letzte Mal so früh in der Saison das Gefühl hatte, die Mannschaft ist chancenlos in der Liga. Ich kann mich nicht daran erinnern, es in der Form überhaupt schon einmal gehabt zu haben. Aber früher war ich auch jünger und noch optimistischer als heute. Heute bin ich noch immer unfassbar optimistisch. So will es was heißen, wenn ich einer Mannschaft so früh zu wenig zutraue. Aber es ist, wie es ist. Ich brauche noch was, um über den Rückschlag auf dem Weg des MSV wegzukommen.

Nur der MSV! Das kann ich aber schon wieder selbstbewusst beim Blick nach vorne sagen.

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Nein, nein, nein! Agonie? Das schreibe ich nicht als Headline

Für dieses Internet bin ich einfach nicht gemacht. Wenn es ernst wird, schrecke ich dann doch vor der catchy headline fürs clickbaiting zurück. Dabei denke ich seit dem Samstag die ganze Zeit immer wieder „Agonie“. Kurz dachte ich vorhin also „Agonie der Zebras“ über den Text zu stellen. Magdeburg und Ingolstadt gewannen bekannterweise ihre Spiele, was aus Duisburger Sicht an einem Spieltag stets zu befürchten ist.

Das Wort Agonie hatte ich deshalb im Kopf, weil wir bei den Ergebnissen und mit dem Wissen über den MSV Duisburg der letzten Wochen nun wirklich nicht mehr viel erhoffen können. Das stört mich als größter Verdränger des westlichen Ruhrgebiets natürlich nicht. Im Laufe der Stunden vor einem Spiel des MSV verwandeln sich die Zebras in eine Elf der Ballkünstler, Mentalitätsmonster und Laufwunder. Diese elf Spieler können dann alles erreichen. Sogar gegen Arminia Bielefeld heute Abend, eine Mannschaft, die unseren Konkurrenten im Abstiegskampf, Ingolstadt, vorletzte Woche gnadenlos aus dem Stadion geschossen hat. Meine ich zumindest gelesen zu haben von einem, der nicht dabei gewesen ist.

In den letzten Wochen einer Saison braucht das Erreichen des Saisonziels vom MSV eben die Unterstützung anderer Mannschaften. Deshalb kann man den eigenen Ballkünstlern oft keinen Vorwurf machen. Weil Dresden und Fürth nicht gut genug waren, reicht für diesen Spieltag der von mir bald erwartete Ballzauber der Zebras nur dazu, den Abstand zum Relegationsplatz zu halten. Und sofort fällt mir diese blöde Agonie wieder ein, ein Prozess, unaufhaltbar.

Jetzt wird es auf der Spieltagspressekonferenz auch immer schwieriger über das anstehende Spiel zu sprechen, wenn das Erreichen des Saisonziels immer unwahrscheinlicher wird. Gut, dass dann ein Trainer über viele Verletzte reden kann. Das lässt sich bitter, sarkastisch, neutral oder erleichtert sagen. Die Gemüts- bestimmt die Tonlage. Ich sehe das ganz neutral. Thorsten Lieberknecht gibt auch mir allerdings in dieser Pressekonferenz vor dem Spiel gegen die Arminia einen Brocken zu schlucken, wenn er von einer normalen Rückrunde spricht. Ich weiß, das hat einen Zusammenhang, aber mit diesen Worten nimmt er eine sehr spezielle Perspektive ein. Sie ist gewöhnungbedürftig angesichts von Niederlage und Unentschieden in den wirklich wichtigen Spielen, selbst wenn er betont, dass das Spiel gegen die Arminia gewonnen werden muss. Mehr als diese Notwendigkeit des Sieges auszusprechen, wäre auf der Pressekonferenz gar nicht nötig gewesen. Das war schon gegen Ingolstadt und Sandhausen so.

Pressekonferenzen könnten am Ende einer Saison verdammt kurz sein. Am Ende von etwas gibt es meist keine Worte mehr. Es gibt dann nur Schweigen und Handeln. So ist das mit den Enden im Leben. Wahrscheinlich muss ich trotz allen Verdrängens deshalb immer wieder an die Agonie denken. Doch ob wir Agonie oder Überlebenskampf sagen, lässt sich erst am wirklich wirklichen Ende entscheiden. Schweigen und Handeln. Wir warten also auf den Anpfiff.

Spieltagslyrik – Gastgeschenk in Bielefeld

Gastgeschenk in Bielefeld
Für Arminia B.

Bielefeld in Ostwestfalen,
eine Stadt, die es doch gibt,
folglich auch Arminia B.
und dass man sich dort verliebt.

Alles aber gibt es nicht,
trotz Arminia, die es gibt,
wenn der Stürmer vor dem Tor
seine Torchance stets versiebt.

Was es gibt, ist dann gefährdet.
ganz besonders die Gefühle.
Bleibt Arminia immer torlos
herrscht in Bielefeld bald Kühle.

Wer Arminia aber sieht,
ruft das Beste nur hervor,
kann die Gästechance dann nutzen
und schenkt Bielefeld sein Tor.

Krankheitsbedingtes Karnevalsbilderintermezzo

Seit Rosenmontag liege ich flach. Wahrscheinlich Grippe. Ich habe mal die richtige probiert. Seit heute kann ich wenigstens wieder vier, fünf Gedanken fassen, Texte schreiben aber noch nicht. Ich hatte wenige Fotos beim Spiel gegen Bielefeld gemacht. Die stelle ich mal  rein als Pausenbild.

Das erste Foto zeigt mich als barmherziger Stadionwegbegleiter mit einer Gruppe Bielefelder. Im Bahnhof  bin ich der Reisegruppe  begegnet, die nur sehr zweifelnd ihres Weges ging. Welch große Erleichterung in den Gesichtern, als ich fragte, ob ich behilflich sein kann. Erstaunlicherweise reichte einigen nicht mein erklärender Hinweis. Einige suchten den Schutz eines vertrauensvollen wirkenden Duisburgers. Ich habe sie dann tatsächlich zum Stadonbus begleitet und nicht wie sonst oft die Gästefans vor die Stadtmauern geführt, auf dass man niemals mehr von ihnen hörte.

Alles Gute für 2018 mit Big Data von 2017!

Der Stig ist gestern aus Aarhus wieder zurückgekommen. Anders als in den letzten Jahren wollte er Silvester in Duisburg feiern. So sind Ralf, Der Stig und ich hier im Zebrastreifenblog zum ersten Mal gemeinsam vor Ort, um euch alles Gute für das neue Jahr zu wünschen. Es hat sich bewährt, den Fußballern und den Verantwortlichen im Verein unserer Zuneigung von diesen Wünschen einen großen Sack abzupacken und mit auf deren Weg zu geben. Im letzten Jahr hat der große Wünscheverwalter das sehr wohlwollend in Erfolge des Vereins umgewandelt.

Wie in den Jahren zuvor verbindet sich mit den Wünschen für das neue Jahr der Blick zurück auf die meistgelesenen Texte des letzten Jahres. Allerdings habe ich von nun an die Regeln geändert. Im Zebrastreifenblog gibt es nun zwei Beiträge außer Konkurrenz. Der Stig ist ja immer leicht erregbar und hatte schon rumgeschrien, ich soll die zwei Beiträge endlich löschen. Der Zebrastreifenblog sei ein modernes Medium mit  journalistischem Anspruch. So Katzenbilder könnten sich alle sonstwo hinstecken. Er meinte die BVB-Torten. Sie sind so was wie die Katzenbilder des Zebrastreifenblogs. Populärer als diese BVB-Fußballtorten waren wie in den hundert Jahren zuvor keine anderen Beiträge. Von nun an erhalten Die schönsten Fußballtorten der Welt Folge VI – Borussia Dortmund“ und Die schönsten Fußballtorten der Welt Folge XXV – Borussia Dortmund Teil 2″ nur noch eine namentliche Erwähnung. So können sie bei der Party dabei sein, aber still in der Ecke sitzend.

Der Stig hatte natürlich komplett vergessen, dass diese Tortenbilder auch einen nicht zu verachtenden Werbeeffekt haben. Der Mensch will visuell eingefangen werden, um ihn dann mit neuen Reizen so lange wie möglich auf der Plattform zu halten. Alles, was Facebook kann, kann ich viel besser. Denn ich mache es für den guten Zweck. Vielleicht findet der ein oder andere Leser von den Torten zu Worten mit Gewicht über den wirklich wichtigen Verein etwa in diesen Räumen hier.

Gerade dieses Mal gibt es unter den meistgeklickten Texten des letzten Jahres zwei, die vom eigentlich Sport hin zu grundlegenden Fragen unserer Gesellschaft führen.  Platz 5 belegt:  Mit welcher Botschaft weht eine türkische Fahne? Den Text habe ich nach dem letzten Drittligaspiel geschrieben. Die Spieler feierten Aufstieg und Drittligameisterschaft auf dem Rasen. Tugrul Erat legte sich dabei zunächst eine Fahne der Türkei um. Was für mich in Ordnung gewesen wäre, wenn die Fahne in jenen Wochen damals in Deutschland nicht von den Erdogan-Unterstützernn okupiert worden wäre. Sie war für mich nicht mehr das Staatssymbol. Das ließ sich natürlich auch anders sehen. Mein Text stieß leider nur bei Facebook eine Debatte an, und um diese Debatte ging es mir eigentlich. Öffentliche Debatte heißt Austauch von Argumenten und nicht Gegenüberstellen von Meinungen mit anschließendem Krakelen. Diese Argumente wurden damals ausgetauscht.

Für den drittplatzierten Beitrag des Vorjahres hoffte ich sehr auf Konstanz in der Klickhäufigkeit. Tatsächlich findet sich dieser Beitrag 2017 erneut in meiner Bestenliste, auf Platz 4, wieder. Über die Zeit habe ich den Text zweimal angepasst, denn das Buch über die Rettung des MSV im Sommer 2013 und die anschließende Zeit bis zum Wiederaufstieg zwei Jahre ist nun ein Jahr in Duisburger Buchhandlungen, beim Online-Oligarchen und eben mir weiterhin erhältlich. Also, erneut auf Wiederholung gehofft für: Jetzt bestellen – Mehr als Fußball. Das Buch über Duisburg im Sommer 2013 und den Wiederaufstieg des MSV. Und natürlich auch gerne noch bestellt, denn die zweite Auflage liegt weiterhin bereit.

Auf  Platz 3 findet sich der Spielbericht zum Heimspiel des MSV gegen Magdeburg: Wenn das Versprechen auf ein Spitzenspiel gehalten wird. Die Klickzahl ist auch mit Hilfe der Auswärtsfans erreicht worden. Sie hatten schon in Duisburg die Süd beeindruckend gefüllt und ihre Mannschaft so supportet, wie es bis dahin an der Wedau in den letzten Jahren meiner Erinnerung nach nicht geschehen war. Das Spiel endete Unentschieden, und wir dachten seinerzeit noch, wir hätten zwei mögliche Aufsteiger gesehen. Aufgestiegen ist dann ja doch nur die uns nächste Mannschaft unserer Zuneigung.

Platz 2 belegt: Der TSV 1860 München als Gegenbild vom MSV.  Auch hier spielte das Interesse der Fans aus München bei der Klickzahl eine Rolle. Für mich zeigten Insolvenz und Folgen bei 1860 noch einmal, welch besonderes Geschehen der Zusammenhalt im Sommer 2013 rund um den MSV in Duisburg gewesen ist. Denn Fans, die für ihren Verein einstehen, sind das eine. Das reicht aber nicht, um einen bedrohten Verein zu retten. Ohne all diejenigen, die mit dem MSV finanziell verbunden waren und sich ebenfalls für den Verein und Duisburg verantwortlich fühlten, wäre dieser Zusammenhalt ins Leere gelaufen.

Auf Platz 1 befindet sich ein Text, der uns hilft, den Zufall als Erfolgsprinzip im Leben zu akzeptieren. Nicht wegen seines Inhalts, wegen des besonderen Grunds für die Klickzahl. Die meisten Klicks des Jahres galten: Das ist mal eine Anekdote über die Bielefelder Alm. Den Text habe ich schon 2010 geschrieben. Populär wurde dieser Text sieben Jahre später, als im Forum der Frauenzeitschrift Brigitte die Frage aller Bielefeld-Fragen aufkam, warum die Alm wohl Alm heißt. So kam der Text zu später Popularität. 2010 hatte auch ich mal nachgesehen und mich über die  langweilige, recht beliebig wirkende Alm-Geschichte auf der Arminia-Seite amüsiert und gedacht, so eine Anekdote als Erklärung anzuführen, das kann ich unterhaltsamer. Gedacht, geschrieben und nun ist eine zweite Erklärung in der Welt, die manche Brigitte-Leserinnen und -Leser nun vielleicht für genauso wahr halten können wie jede andere Anekdote. Fake-News sind übrigens etwas ganz anderes.

Und nun der Blick nach vorne. 2018, wir im Zebrastreifenblog, wir sind bereit. Der Stig, Ralf und ich, wir werden auch in diesem Jahr einen Teil unserer Arbeitszeit in diesen Räumen hier verbringen und weiter vom neuen MSV-Gefühl schwärmen. Meine Art über den Fußball zu schreiben hat mich in dieser Saison immer wieder auch zu anderen Textformen geführt, weil ich viel von dem, was in einem Spiel über den Fußball hinausgeht, schon einmal gedacht und in Worte gebracht hatte. Die Spieltagslyrik als andere Form meines Schreibens machte mir große Freude, und manchmal stelle ich mir einen Mäzen vor, der es mir ermöglichte, eine Saison lang nach jedem Spiel ein Spieltagsgedicht zu verfassen; ein Spieltagsgedicht, das nicht schnell geschrieben werden muss, bei dem ich mir Zeit lassen kann, um formal und sprachlich noch anspruchsvoller zu sein, um jene Kunst zu schaffen, die so leicht daher kommt, dass sie den besten spielerischen Momenten des MSV entspricht. Mal sehen, wir auf den Rängen dürfen auch manchmal träumen.

Also, 2018, wir gehen ins Stadion, wir sehen uns, wir lesen uns. Klingt verdammt gut, 2018, so kann es weitergehen.

Spieltagslyrik – In Bielefeld blieb Cauly Oliveira Souza stehen

Nach dem ersten Heimspiel im August gegen den VfL Bochum habe ich schon darauf hingewiesen: Im Zebrastreifenblog geht es in dieser Saison immer mal wieder etwas anders zu. Experimenteller. Die Gründe will ich nicht wiederholen. Wen´s interessiert, ein Klick oben. Nicht nach jedem Spiel habe ich noch Spaß an einem erzählerischen Text. Auch wenn gerade der furiose 4:0-Auswärtssieg gegen Arminia Bielefeld nur durch die Leistung eines jeden Spielers in Gänze gewürdigt werden könnte, richte ich meinen Blick heute nur auf Cauly Oliveira Souza. Sein erstes Tor in diesem Spiel verlangt nach einem Gedicht. Vielleicht erkennt ihr darin dann, dass ich Cauly Oliver Souza nur beispielhaft für die Entwicklung der gesamten Mannschaft besondere Aufmerksamkeit widme.

Seit Bielefeld bleibt Cauly Oliveira Souza stehen

Entschlossen wirkte jeder Antritt,
sicher lag der Ball am Fuß.
Cauly Oliveira Souza
betrat die andere Welt.
Der Rasen grün wie in der Dritten Liga,
die Gegenspieler aber schneller, härter.
Wenn Einzelspieler Abwehrreihen formen
und räumliche Gebilde in großer Vielfalt,
waren sie noch mehr kompakter Körper,
als er es je erlebt hatte.
Doch Cauly Oliveira Souza war sich seiner sicher
und suchte Raum,
ob mit, ob ohne Ball.
Im Gegenkörper, im bewegten, entdeckte er die Lücken
und fand zu oft doch wieder Körper nur.
Sicher lag der Ball an seinem Fuß,
doch er auch auf dem Boden,
abgeprallt von Muskelmassen,
die den Raum schon länger kannten.
Ist das Spiel in Liga Zwei doch auch nur Fußball
verwandelt sich der Sport schon wieder etwas.
Aufgestiegen
Cauly Oliveira Souza
in eine andere Welt,
in der die Regeln anders ausgelegt werden.
Und Cauly Oliveira Souza lernt.
Er lernt von Spiel zu Spiel,
so schnell wie Kinder eine ganze Welt in jedem Augenblick
als ihre voll und ganz begreifen.
Die freien Räume sieht er wie zuvor.
Er muss nur diese Körper jeden Gegners anders in die Läufe einbeziehen.
Er kennt die Größe seiner Gegenspieler.
Sie waren immer schon so groß.
Fünf Spiele brauchte
Cauly Oliveira Souza,
Fünf Spiele, um in neuer Welt
sich gegen die kompakten Körper so durchzusetzen,
dass er in Ruhe sich in Richtung Tor bewegen kann.
Der freie Raum,
der lange Ball,
im Sprint mit einem Gegenspieler,
der größer war, den einen Kopf der Standarddefensive,
dazu auch muskulöser.
Der Kampf um diesen Ball, er musste jetzt beginnen.
Das alles kannte Cauly Oliveira Souza aus vier Spielen.
Und wieder stieß der Abwehrspieler mit seinem Oberkörper
diesen kleinen Cauly Oliveira Souza,
um ihn aus dessen Bahn zu bringen.
So sicher war er seiner Sache.
So sicher wie er selber fiel.
Er wusste immer noch nicht, wie ihm das geschehen konnte,
als Cauly Oliveira Souza schon alleine vor dem Torwart stand.
Der Schuss, das Tor.
Der Blick des Abwehrspielers suchte seine Mannschaft.
So groß war er, der dennoch fiel.
Denn Cauly Oliveira Souza betrat die Welt der Zweiten Liga.
Er lässt nun Abwehrspieler an sich abprallen
und geht seit Bielefeld
trotz starken Rempelns unbeirrt auf seinem Weg.

Saisonvorbereitung VII – Die Wahrscheinlichkeit „Direkter Wiederaufstieg“

Auch ein Zahlenspiel für uns Statistikfreunde kann auf die Saison einstimmen, wenn es zu Zuversicht führt. Auf den direkten Wiederaufstieg hoffen viele Absteiger. Realistisch ist es dann nicht für alle. Wenn ich mich etwa in Paderborn umhöre, gibt es dort deutlich mehr Skepsis als in Duisburg, ob die Mannschaft erfolgreich die Saison bestreiten kann. Ganz zu schweigen von der Situation in Frankfurt, wo man noch mehr im Ungewissen steht, weil lange unklar war, wie es für den Verein weitergehen wird.

Ich blicke also heute mal zurück, welche Aufsteiger der 3. Liga in der Vorsaison aus der 2. Liga abgestiegen waren. In der Tabelle beschränke ich mich auf die wesentlichste Information den direkten Aufsteiger, jenen Verein der nur eine Saison in der 3. Liga verbracht hat. Die Relegation führt natürlich zur unterschiedlichen Anzahl der Aufsteiger.

Interessant wäre es ja, genau hinzuschauen in der Hoffnung, die Kontinuität im Kader hätte zum direkten Wiederaufstieg geführt. Diese kleinere sportwissenschaftliche Hausarbeit überlasse ich aber den Sportstudenten. Manchmal hilft es sehr, die Variablen in der Wahrscheinlichkeitsrechnung zu beschränken. Besonders dann wenn die Arbeit sonst zu umfangreich wird.

2008/2009    von 3:  SC Paderborn
2009/2010    von 3: Vfl Osnabrück, FC Ingolstadt
2010/2011     von 3: Hansa Rostock
2011/2012     0   von 3
2012/2013     von 2: Karlsruher SC
2013/2014     0   von 3
2014/2015     von 2: DSC Arminia Bielefeld
2015/2016     von 3: FC Erzgebirge Aue
2016/2017     ?

Von 23 Zweitligaabsteigern (4 Absteiger 2. Liga in der Saison 2007/2008) sind 7 Vereine direkt wieder aufgestiegen.

Dieses 7 Vereine gehörten zu 24 möglichen Aufsteigern, die Relegation inklusive.

In 6 von  8 Spielzeiten gab es mindestens einen direkten Wiederaufsteiger.

Das Ausrechnen der entsprechenden Wahrscheinlichkeit überlasse ich euch. Rein vom Gefühl her sage ich als Anhänger eines Top- und Aufstiegsfavoriten, so ein direkter Wiederaufstieg ist nicht unwahrscheinlich. Das klingt gut.

Der Höhepunkt des Straßenkarnevals

Nicht oft findet der Höhepunkt des rheinischen Straßenkarnevals in Ostwestfalen statt. Ganz zu schweigen davon, dass der bedeutsamste Umzug des Tages nicht stur einem vorgeplanten Straßenverlauf folgt, sondern als frei gestaltete Sternfahrt zu einem Rasenplatz in Bielefeld durchgeführt wird. Wir werden uns schließlich vor allem an einer Ecke dieses Grüns aufstellen und nicht auf Kamelle sondern auf Tore von der richtigen Mannschaft hoffen.

Endlich ist der Schwebezustand der Winterpause zu Ende. Endlich wird sich zeigen, ob wir zurecht das Spiel gegen den VfL Bochum vergessen haben. Endlich wird sich zeigen, ob die von allen Trainern gebrauchte Floskel, jeder könne in dieser Zweiten Liga jeden schlagen vom MSV Duisburg öfter als bislang in der Wirklichkeit umgesetzt wird.

Als beliebtes Psychospielchen zu Karneval gibt es ja in den Magazinen der Tageszeitungen oft die Rubrik, was verrät dein  Karnevalskostüm über deine verdeckten Wesenszüge. Ich weiß nicht genau, mit welchen zusätzlichen Accessoires sich ein Fußballspieler seinen Spieldress in ein Siegerkostüm verwandeln kann. Vielleicht die ein oder andere Naht sprengen, als ob die jubelnden Mitspieler schon an einem herumgerissen haben? Ein bisschen Rasengrün vor dem Anpfiff hier einreiben, ein bisschen Erde dort? Und noch einen dünnen Fanschal mit aufs Spielfeld nehmen, als hätte ein siegestrunkener Anhänger des MSV bereits mit seinem Lieblingsspieler am Zaun abgeklatscht? So was in der Art könnte vielleicht helfen, und dann auf die rückwirkende Kraft der Küchenspsychologie hoffen?

Liebe Spieler des MSV, zeigt heute euren wahren Wesenskern. Verkleidet euch als Sieger und steht dazu. Ihr werdet sehen, es ist wunderbar, ein Sieger zu sein. Auch im Alltag, ohne Karneval ist das Sieger-Sein nichts, für das man sich schämen muss. Ihr müsst ihn nur finden diesen euren Wesenskern. Dann kann aus eurer heutigen Verkleidung das werden, was ihr für den Rest der Saison normalerweise anzieht.

25 Punkte wollt ihr noch erreichen. Je mehr Spiele gewonnen werden, desto besser. Das ist banal. Nicht banal ist aber der erinnernde HInweis, je mehr Spiele gewonnen werden, desto mehr Niederlagen kann sich die Mannschaft leisten. Das klingt paradox, aber wir alle wissen, das ist die Konsequenz der 3-Punkte-Regel. So gelängen die 25 Punkte mit 8 Siegen und einem Unentschieden bei 6 Niederlagen. Bei nur zwei Siegen weniger müssten schon 7 Unentschieden her, und die Mannschaft könnte sich nur noch zwei Niederlagen erlauben.

Aber wir wollen nur von Spiel zu Spiel denken, natürlich nur auf uns schauen und dazu die anderen Ergebnisse des Spieltags komplett vergessen. Das gehört auch noch zur Verkleidung, die Fußballmuffeligkeit bis zum heutigen Tag. Denn wir wissen alle, was es normalerweise bedeutet, wenn die Ergebnisse des Spieltags unsere Hoffnungen auf die Fußballwunder beim MSV befeuern. Vergesst also alles, was ihr von Freitag bis Sonntag aus der 2. Liga gehört und gesehen habt. Volle Konzentration auf den Höhepunkt des Straßenkarnevals in Ostwestfalen. Und wenn sich die Bielefelder vielleicht schon mal ins Niederlagenkostüm schmeißen könnten? Andere Mannschaften, die das übernehmen würden, sehe ich gerade nicht für den heutigen Abend.

Mehr Zebrastreifenblog für Gino Lettieris Stimmung

Gestern war die Pressekonferenz des MSV Duisburg vor dem Auswärtsspiel beim Karlsruher SC. Wenn ich zu dieser Pressekonferenz den Artikel in WAZ/NRZ lese, weiß ich zwei Dinge. Gino Lettieri liest zu wenig den Zebrastreifenblog, und Gino Lettieri fühlt sich schnell angegriffen. „Ich habe nicht ein gutes Wort gehört“, so wird Gino Lettieri in dem Artikel zitiert, als er über die zweite Halbzeit des Spiels gegen Arminia Bielefeld sprach. Anscheinend war er nicht einverstanden mit der öffentlichen Meinung über das Spiel. Schon zu Beginn der zweiten Halbzeit habe der MSV besser gespielt, nicht erst nachdem die Bielefelder nur noch zehnt haben spielen müssen.

Einige gute Worte, auch über den Anfang der zweiten Halbzeit, hätte er am Montag im Zebrastreifenblog lesen können. Wenn ich an die Zukunft des MSV denke, sollte er öfter mal einen Blick hier reinwerfen. Sich hier in diesen Räumen ein wenig positive Stimmung abholen wäre wahrscheinlich einfacher, als grundlegend die Persönlichkeit zu verändern. Die negative Bewertung des Spiels war ja nicht völlig aus der Luft gegriffen. Gino Lettieri hat es nicht leicht bei manchem Fan des MSV. Er macht es ihnen aber auch nicht leicht.

Natürlich lässt sich sagen, Gino Lettieri stellt sich vor die Mannschaft. Nun sehe ich zu Beginn der Saison die Gefahr, dass sich die schlechte Laune bei einem Teil des Publikums vom MSV und bei Gino Lettieri gegenseitig aufschaukelt. Deshalb sollte er mehr hier lesen. Das Gute im Spiel des MSV entdecke ich, sobald es das gibt. Das könnte ihm helfen die eigene Stimmung zu stabilisieren, damit er dann entspannter mit den negativen Stimmen nach einem Spiel umginge.

Darum geht es mir eigentlich: Weil wir nicht wissen, wie knapp der Klassenerhalt werden kann; weil wir nicht wissen, mit wieviel Niederlagen wir Zuschauer in dieser Saison umgehen müssen, kann die Mannschaft kein widerständiges Publikum im Stadion gebrauchen. Es geht darum, dass Gino Lettieri einem ohnehin leicht erregbaren Publikum nicht zusätzlich Futter für dessen Lust am Frustgeschrei gibt, indem er seine Sicht der Dinge mit einem vorwurfsvollen Unterton versieht. Gino Lettieri wird sich nicht verbiegen. Deshalb Lesezeichen setzen: Zebrastreifenblog.

Einen Klickhinweis habe ich auch noch: Wer sich für die Spielkultur in der 2. Liga interessiert und mehr über Rahmenbedingungen für die Spielanlage des MSV wissen möchte, ist beim Rotebrauseblogger heute sehr gut aufgehoben. Eine erste umfassende Wertung der Klasse nach 3 Spieltagen.

Die erste Etappe auf der Route zum Klassenerhalt

Sagte ich vor dem Spiel nicht, ein Unentschieden im Heimspiel gegen Arminia Bielefeld stimmte mich unzufrieden? Gut, dass es die Wirklichkeit gibt, die mich vom Gegenteil überzeugen kann. Nach diesem Spiel des MSV Duisburg gegen Arminia Bielefeld bin ich mit dem 2:2-Unentschieden nicht nur zufrieden, in diesem Spiel gegen Arminia Bielefeld habe ich sogar zum ersten Mal in dieser Saison einen MSV gesehen, der mir ein Bild vom Klassenerhalt am Ende der Saison gibt. Wenn ich die Gespräche auf dem Weg und im Stadionbus richtig deute, können nicht viele Zuschauer dieses Spiels diese Meinung teilen. Die Anfangsphase des Spiels etwa ist durch die Hilflosigkeit und Angst der Spieler im zweiten Teil der ersten Halbzeit völlig aus dem Blick geraten. Allmählich gewöhne ich mich aber an meine Minderheitenmeinung.

Im Verlauf der ersten Halbzeit begann es schon damit. Ich musste mich nicht nur über das schlechte Spiel meiner Mannschaft ärgern, sondern auch noch über die Zuschauer des MSV. Also: Wer kräftig austeilt, muss auch einstecken können. Ich meine jene Zuschauer des MSV, die ihren Unmut über das Spiel der Mannschaft im Stadion schnell zum Ausdruck bringen mussten. Im dritten Punktespiel dieser Saison eine völlig verunsicherte Mannschaft auspfeifen, das ist das Publikum des MSV, das ich schon lange kenne. Da zeigten sich Seiten, die so gar nichts mit dem viel beschworenen „Alles für den Verein“ zu tun haben. Das hat mehr mit dem Blick auf sich selbst zu tun. Den kann ich beizeiten verstehen, aber nicht zu Beginn der Saison. So etwas gefällt mir ebensowenig wie ein Zlatko Janjic, der einen halben Meter neben einem Bielefelder steht, der gerade den Ball erobert hat und der vorsichtshalber nochmal zwei Meter weg läuft, um nicht in den Zweikampf gehen zu müssen. Vielleicht hat er sich ja sogar etwas dabei gedacht, wie sich die Zuschauer etwas beim Pfeifen dachten. Erfolg verspricht beides nicht.

Denn solche Gedanken trugen nicht zum Wiedererstarken der Mannschaft bei. Wer in dieser ersten Halbzeit den „Wir-wollen-euch-kämpfen-sehen“-Klassiker anstimmt, stellt mich vor die Frage, wieviel er gerade vom Spiel wahrnimmt. Trotz ihrer Verunsicherung, trotz ihrer Angst vor weiteren Fehlern gab es auf dem Spielfeld immer wieder Pässe als Risiko in den Augen der Spieler. Zumal die offensiv ausgerichteten Pässe dann meist zum Gegner gingen. Es gab Dribbling im eins gegen eins. Es gab Tackling. Was es nicht gab, ein klares Spiel, Spielzüge. Die meisten der Spieler des MSV kämpften an zwei Fronten, zum einen gegen ihre eigene Angst vor weiteren Fehlern, zum anderen gegen den Gegner. Ich sah das Ringen des MSV, Kontrolle über die eigene Spielweise zu gewinnen. Bei all dem wirkten die Spieler des MSV überfordert. Das Timing beim Defensivverhalten stimmte nicht. Es schien so, als sei jedes Anlaufen des Gegners zugleich von der Angst bestimmt, eine Lücke hinter sich zu lassen, die genutzt werden könnte. So entstand natürlich kein Druck auf das Bielefelder Spiel, gleichzeitig gab es die Lücken dennoch, weil die Bielefelder eben zu viel Raum hatten. Die Hilflosigkeit des MSV war  nicht zu übersehn. Mit diesem Niveau der Mannschaft hat das Publikum des MSV aber in der ersten Halbzeit mühelos mitgehalten.

Kurzum, ein Tor der Arminia aus dem Nichts erschütterte in der 8. Minute die zuvor gezeigte Absicht des MSV die Oberhand in diesem Spiel zu gewinnen. Ein weiter Ball in Richtung Strafraumgrenze wirkte harmlos, ebenso die Kopfballbogenlampe Richtung Tor. Dummerweise wurde das Kopfballduell nicht nur verloren, ebenso stand Michael Ratajczak weit vor der Linie. Es sah so aus, als ob keiner der Defensivspieler rund um den Ball exakt dort stand, wo es für diesen Angriff hätte sinnvoll sein können. Das Freistoßtor circa eine Viertelstunde später gab dem MSV vermeintlich den Rest. Eroberte Bälle wurden sofort wieder abgegeben. Verlegenheitspässe landeten im Nichts oder trieben den umtriebigen Simon Brandstetter in aufreibende Zweikämpfe. Aufbauspiel gab es kaum mehr. Auch die Einwechslung von Kingsley Onuegbu konnte meine Hoffnung auf einen Anschlusstreffer nicht erhöhen. Ich sehnte die Halbzeitpause herbei und hoffte auf eine Neuausrichtung des Spiels durch Gino Lettieris Anweisungen. Ich hoffte darauf, dass der MSV sich die Arminia zum Vorbild nehmen könnte, als sie in der letzten Saison das Spiel gegen den MSV nach dessen 2:o-Führung noch drehte.

Ganz reichte es dazu dann nicht. Die Einwechslung von Nico Klotz brachte etwas mehr Schwung in die Offensive. Doch hohe Bälle auf Onuegbu in den Strafraum hatten wie in den Spielen zuvor kein Potential. Im Mittelfeld aber bot er die bekannte Anspielstation und hatte nun auch Mitspieler, auf die er ablegen konnte. Dort wirkte er so gefährlich, dass der Bielefelder Brian Behrendt ihn trotz einer bereits erhaltenen gelben Karte umriss. Gelb-rot war die Folge. Diese Karte war ein Signal. Nicht weil aus der Überzahl als solcher sich ein überlegenes Spiel ergab. Auf mich wirkte es so, als befreite diese Überzahl von Angst. Hinzu kam die Einwechslung von Stanislav Iljutcenko für Zlatko Janjic. Mit einem Mal wurde der MSV nun in seinen Offensivaktionen sicherer, Kombinationen gelangen, der Druck auf das Tor von Bielefeld wurde größer.

In der 70. Minute gelang dann Kingsley Onuegbu der Anschlusstreffer. Halbhoch wurde er an der Strafraumgrenze angespielt, Ballkontrolle, Drehung und Volleyschuss waren eine einzige fließenden Bewegung. Ein wunderbares Tor, technisch perfekt. Großartig. Der Ausgleich fiel nur wenige Minuten später: Flanke auf den langen Pfosten, Kopfball Iljutchenko. Für etwas mehr als zehn Minuten war nun alles möglich. Der MSV drückte weiter und wollte das dritte Tor. Gleichzeitig fürchtete ich die Konter der Bielefelder. Zweimal kamen sie noch vor das Duisburger Tor. Doch die Kraft fehlte für präzise Abschlüsse. Eine Direktabnahme von Thomas Bröker (?) außerhalb des Strafraums hätte der Siegtreffer noch sein können. Ein Abwehrspieler schmiss sich dem in den Weg. Danach schienen beide Mannschaften am Ende ihrer Kräfte. Das Publikum vom MSV schien wieder versöhnt. Die Emotionen waren hochgekocht. Erst auf dem Heimweg hörte ich wieder die Unzufriedenheit. Für mich wirkt dieses Unentschieden so, als habe die Mannschaft endlich eine Karte aufgeschlagen, auf der die Route zum Klassenerhalt eingetragen ist. Die erste kleine Etappe auf dieser Route ist nun zurück gelegt. Den Weg muss die Mannschaft jetzt weitergehen.


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