Das Auswärtsspiel beim SC Paderborn kommt mir wie ein Pokalspiel vor. Den direkten Gegner im Abstiegskampf zu bezwingen kann bei dem einen zusätzliche Kraft entfalten und den anderen endgültig in den Abgrund stürzen. Auswärtssieg, so heißt die Parole. Als zusätzliche Motivationshilfe möchte ich an den Zusammenhalt des Sommers 2013 erinnern, weil ich gerade für mein Buch über die zwei Drittligajahre mein Interview mit Andreas Kuklinski transkipiert habe. Seine Worte machen jenen Zusammenhalt wieder sehr lebendig. Vor allem aber erinnern sie auch daran, welch ungewöhnlichen Dinge jemand in kurzer Zeit schaffen kann.
Andreas Kuklinski ist jener Anhänger des MSV Duisburg, der den Fanmarsch am 4. Juni 2013 hauptverantwortlich organisierte. Für ihn ist es in der Rückschau eine Aufgabe gewesen, die es zu erledigen galt und bei der ihn andere Anhänger des MSV unterstützten. Es war nichts Besonderes. Allerdings muss man wissesn, dass Andreas Kuklinski nie zuvor eine größere, gar öffentliche Veranstaltung organisiert hatte. Entscheidet also selbst, wie ungewöhnlich dieses Geschehen gewesen ist.
Die Idee zum Fanmarsch gab es in einer der MSV-Gruppen bei Facebook kurz nach der Nachricht, der MSV habe die Lizenz nicht erhalten. Andreas Kuklinski fackelte nicht lange und sagte, dann frage ich mal bei der Polizei nach, was wir brauchen, um so was durchzuführen. Als erstes brauchte die Polizei jemanden, der den Kopf hinhielt, wenn was schief läuft. Wenn er schon anruft, so dachte Andreas Kuklinski, dann ist es am einfachsten, wenn ich das bin. Zack, eine Unterschrift und schon war er in Haftung für in dem Moment unüberschaubare mögliche Schäden, ein Mann, der den Lebensunthalt für sich und seine Familie als LKW-Fahrer verdiente.
Wenn zu der nun manchmal aufscheinenden Spielkultur des MSV noch der in Duisburg spürbare Geist jener Monate im Jahr 2013 morgen seine Kraft entfaltet, jener Mut, jener Glaube an das schier Unmögliche und jener dazu nötige Zusammenhalt, dann ist mir vor dem Spiel in Paderborn nicht bange. Lesen wir also, wie sich Andreas Kuklinski an den am Stadion ankommenden Fanmarsch erinnert.
Dann kommste an…anne Arena, anner Glaswand…und drehst dich um und siehst praktisch so ne Welle auf dich zukommen, nur Leute in verschiedensten Trikots, und, und…und dat hört gar nicht mehr auf. Und du stehst da unten und du denks, wat is hier los. Ich hätte den Marsch machen können, et hätten zehn Leute sein können, zwanzig, ich hätt auch allein sein können, aber datte sonne Menge dann zusammenkriss, da fällt auch von dir wat ab, weile weiß, der Marsch an sich, der iss jetzt beendet, den hasse geschafft, aber den hasse richtig geil gewuppt….Auch wenn mich danach noch Leute angesprochen haben, dat hasse gut gemacht. Aber ich hab dat nur in die Wege geleitet. Jeder einzelne, der da mitgegangen iss, der hat dafür gesorgt, dat dat so’n Ding geworden ist. Ich hätt auch mittem Ralf* Hand in Hand den Weg ablaufen können, hätt keine Sau interessiert. Aber die, die alle mitgelaufen sind, die gesagt haben, da gehen wir mit, da zeigen wir Flagge, die haben den Marsch zu dem gemacht, wat er geworden ist. Et gab keine Abteilung VIP, Abteilung Vorstand, et gab nur Abteilung Attacke. Alle sind mitgelaufen. Alle sind marschiert und haben für dat Bild gesorgt
*Ralf Gilles hat als notwendiger zweiter Mann die Verantwortung gegenüber der Polizei für den Marsch übernommen und war für Andreas Kuklinski unverzichtbare Stütze.
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