Posts Tagged 'Fanprojekt Duisburg'

Auf zu den Wochenendrebellen am 15.12. in der Sportschule Wedau

Als Mirco von Juterczenka und sein Sohn Jason das erste Mal an den gemeinsamen Besuch eines Fußballstadions dachten, war Jason sechs Jahre alt. Jason mochte Fußball, war aber kein Anhänger eines bestimmten Vereins. Für Jason war klar, wie sollte er seinen Lieblingsverein finden, wenn er nicht zuvor alle Fußballvereine spielen gesehen hatte? Eine bestimmte und sehr logische Haltung. Nun ist Mirco dreizehn Jahre alt. Unzählige Fußballstadien haben die beiden besucht und zusammen das Buch Wir Wochenendrebellen geschrieben.

In diesem Buch erzählen sie nicht nur von den den Fußballspielen, die sie gesehen haben, sondern auf berührende Weise auch über ihre besondere Sicht auf die Wirklichkeit. Denn Jasons Haltung und entsprechend die seines Vaters erklärt sich aus einer Besonderheit. Jason ist Autist. Auf Wochenendrebell, ihrer Seite im Netz, geben sie einen kurzen Einblick in das Buch:

2017 haben wir dann unser gemeinsames Buch „Wir Wochenendrebellen“ veröffentlicht. Die 18 Kapitel behandeln jeweils im Wechsel Geschichten, die wir auf unseren Reisen und in Fußballstadien erlebt haben und von Beschreibungen, wie wir als Familie mit der Behinderung unseres Sohnes umgehen, welche Lösungen wir für Probleme entwickeln und warum ich sehr stolz auf meine Frau, meine Tochter und meinen Sohn bin. Jason ist Autist und in Anbetracht der teils katastrophalen Berichterstattung über Autismus und den daraus resultierenden Konsequenzen entschieden wir uns für einen sehr offensiven Umgang innerhalb unseres Umfelds.

Dank Zebraherde e.V. und dem Fanprojekt Duisburg kommen die Wochenendrebellen zu einer Lesung am 15. Dezember nach Duisburg in den Panorama-Raum der Sportschule Wedau, Friedrich-Alfred-Straße 15. Begonnen wird natürlich um 19.02 Uhr. Wer keine Zeit hat, sollte sich unbedingt auf Wochenendrebell umsehen. Denn vor dem Buch gab es schon Blog und Podcast – mit Fortsetzung bis jetzt.

Vielleicht wird am 15. Dezember auch jener Satz Jasons zu hören sein, für den er fraglos begeisterten Zwischenapplaus bekäme. Die Wochenendrebellen waren nämlich auf Schalke, und irgendwann war „Steht auf, wenn ihr Schalker seid!“ zu hören. Jason saß  aber in dem Moment auf dem Boden und sagte: „Ich muss sitzen, ich bin kein Schalker.“ Dass er auch bei den Zebras sitzen bliebe, kann man an so einem Abend dann mal getrost außer Acht lassen.

Einen ersten Eindruck von beiden gibt der Clip unten, der für eine Lesung in ihrer Heimatstadt erstellt wurde.

 

Andres-Görkes-Cup bringt Koss-Comeback nach 24 Jahren

Nächste Woche Freitag gibt es für den von Zebraherde und Fanprojekt veranstalteten Andreas-Görkes-Cup ein Auftaktprogramm, mit dem an Michael Tönnies erinnert wird.  In Ruhrort am Sportplatz des Ruhrorter Turnvereins liest Jan Monhaupt aus der von ihm geschriebenen Biografie. Michael Wildberg und der Koss im Jaratz werden mit auf der Bühne sein, damit Erinnerungen weiteres anekdotisches Futter bekommen.

Samstag gibt es dann das Turnier der Fanclubs samt Einlagenspiel der Traditionsmannschaften. Unten habt ihr das Ganze nochmals als Ankündigungsplakat mit den entsprechenden Zeiten. Ich gehe dort übrigens nicht mit einem nur wenig verhüllenden weiteren Pseudonym vors Publikum – ein bei all der Vorbereitungsarbeit nachsehbares Versehen bei der Plakatproduktion.

Bei dem Turnier sieht Ruhrort am Samstag zudem ein nicht mehr gedachtes Comeback. Nachdem Ralf Koss sich vom Fußball als Aktiver zurückgezogen hatte, spielte er nur noch Basketball und widmete sich dem Fußball aktiv unter einem Pseudonym ausschließlich mit Worten. Kaderengpässe beim FC Innenhafen machen nun eine Reaktivierung nötig. Wir werden sehen, ob ihm die Tore nicht viel zu groß vorkommen, um erfolgreich zu sein.

 

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Duisburger Aktionswochen gegen Rassismus und Diskriminierung beim Fußball

Das Fanprojekt Duisburg  und der Arbeitskreis „Ultras gegen Rassismus“ bündeln mehrere Veranstaltungen im Oktober und November zu Aktionswochen gegen Rassismus und Diskriminierung. Geplant sind Lesungen und Filmabende sowie eine Ausstellung mit dem Titel „Tatort Stadion 2“. Im djäzz wird der Autor und Journalist Ronny Blaschke aus seinem Buch „Angriff von Rechtsaußen“ lesen, zu dem ich vor kurzem ein „halbwegs begründete“ Leseempfehlung geschrieben habe. Der Sozialwissenschaftler Jonas Gabler wird seine Studie über die Ultra-Bewegung vorstellen. Der Dokumentarfilm „Das braune Chamäleon“  zeigt Aktivitäten und Alltag von rechtsextremen Gruppierungen der Gegenwart, ein weiterer Film beschäftigt sich mit Duisburg während der Zeit des Nationalsozialismus.

Genaue Informationen über Zeiten und Orte der Veranstaltungen finden sich mit einem Klick weiter auf der Seite vom Fanprojekt Duisburg.

Das Schillernde des Fußballs – Reaktionen auf Fangewalt

In fragmentarischen Worten stehen die Gedanken hier schon etwas länger in den Entwürfen und nun bleibt vom Fragmentarischen wahrscheinlich etwas erhalten, sonst kriege ich das nie vom Tisch.

Neulich meldeten sich die Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) und der Sportsoziologe Gunter A. Pilz  mit einem Beitrag zur Diskussion um Fangewalt zu Wort. Das Medieninteresse hielt sich in Grenzen, wahrscheinlich einfach aus dem Grund, weil diese Stellungnahme mit dem Wunsch nach größerer Unterstützung von Präventionsarbeit mit Fans von der Seite erwartbar ist und weil niemand so richtig gegen eine solche Forderung sein kann. Es fehlt die Möglichkeit zur Skandalisierung, ganz anders als bei der Forderung des Polizeigewerkschaftsvorsitzenden Rainer Wendt zum gleichen Problem. Er wiederholt ja gerne bei entsprechender Fangewalt-Gelegenheit seit einiger Zeit, die Vereine sollten sich an den Kosten für Polizeieinsätze beteiligen. Reflexhaft poltern die Vertreter dieser Vereine zur Dankbarkeit der berichterstattenden Medien mit Worten des Widerspruchs los. Von so einem Spektakel lässt sich mit emotionsgeladenen Zitaten einfach und mehrmals  berichten.

Vielleicht hat Gunter A. Pilz deshalb sich auch aus öffentlichkeitswirksamen Gründen gegen diese Forderung von Seiten der Polizei gerichtet? Oder wird da in der Berichterstattung etwas verkürzt, was eigentlich anders gemeint war? Denn so genau verstehe ich nicht, wo sich bei der Finanzierung zweier unterschiedlicher Maßnahmen gegen Gewalt die Gegensätze befinden. Es sei denn, man streitet um dasselbe Geld. Das aber geschieht ja gerade nicht. Pilz wendet sich zunächst an die Politik und mit Seitenhieb an die Polizei, Wendt stellt seine Forderung an die Veranstalter, die Fußballvereine. Und dass tatsächlich noch die alte Gefechtslinie zwischen Repression und Prävention irgendwo gezogen wird, hätte ich nicht für möglich gehalten. Schließlich kann bei der öffentlichen Diskussion auf dem Nachbarfeld Jugendgewalt niemand mehr hinter die Erkenntnis zurück, dass das eine erst gemeinsam mit dem anderen Wirkungen nach sich zieht. Repression heißt das dort dann natürlich nicht, sondern Einhalten von Regeln, aber dort sind Gefechtslagen mit zugespitzten Sprachformeln auch schon überwunden. Auch in dem Fall scheint der Fußball der übrigen gesellschaftlichen Entwicklung etwas hinterher zu hinken.

Auf mich wirkt es so, als redeten die beiden Männer gar nicht über denselben Fußball. Gunter A. Pilz geht es um soziale Zusammenhänge und damit wahrscheinlich in Teilen auch um den kulturellen Überbau im Fußball. Wendt spricht den Fußball als Unterhaltungsindustrie an. Das Widersprüchliche des gegenwärtigen Fußballs hat Konsequenzen. Fußball ist eben weder ganz das eine noch ganz das andere, und so ergeben sich unterschiedliche Handlungsweisen je nachdem, was gerade in den Vordergrund gerückt wird.

Diese Widersprüche ziehen aber auch kuriose Bilder nach sich. Rainer Wendt etwa steht eigentlich in einer Reihe mit all jenen Fans, die der Polizei desöfteren Sorge bereiten. Er zieht nur andere Schlüsse. Einig ist er sich mit ihnen aber in seinem diffusen Gefühl des Unwohlsein gegenüber der Kommerzialisierung des Fußballs. Wie den Fans geht es ihm um ein Verantwortungsbewusstsein der Vereine, das nicht Schritt gehalten hat mit der wirtschaftlichen Entwicklung des Sports als Unterhaltungsindustrie. Wendt richtet dabei sein Augenmerk auf Sicherheit und die Fans auf traditionelle Werte des Fußballs.

Als das Fanprojekt Duisburg vor der letzten Saison in finanziellen Schwierigkeiten steckte, fragte ich mich, wie verwegen der Gedanke ist, die Spieler des MSV Duisburg hätten sich für die fehlende und in den Maßstäben des Fußballgeschäfts nicht allzu große Geldsumme von 30.000 Euro mit verantwortlich gefühlt. Andererseits wollen manche Fanprojekte aber auch um der eigenen Glaubwürdigkeit willen, Distanz zu dem Verein. Sie meinen damit, sie wollen Distanz zu dem Unternehmen, das nach anderen Richtlinien arbeitet als man selbst. Nähe wollen sie zur Idee des Vereins. Auch das ist ein unauflösbarer Widerspruch, weil das eine nicht ohne das andere zu haben ist.

An der Stelle versandet es. Ich hatte eine Beobachtung gemacht und meine Interpretation dieser Beobachtung festgehalten …

Es bleiben offene Anschlussstellen …

Schreiben kann ich dazu erst einmal nichts mehr.


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