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Saisonvorbereitung – Worte über und Tore der Neuzugänge: Thomas Bröker

Immer wieder mal machen Anliegerstädte des Rheins in NRW erste Schritte, um gemeinsam stark zu werden. Die „Rheinschiene“ wird dann beschworen. Die Zusammensetzung dieser „Rheinschiene“ variiert dabei. Mal sind es Köln und Bonn, die irgendetwas gemeinsam entwickeln wollen, mal Duisburg und Düsseldorf, mal gesellt sich Düsseldorf aber auch zu Köln und Bonn. Das Bemühen um diese gemeinsame Stärke ist gar nicht so einfach, weil in den Städten der Konkurrenzgedanke weiterhin recht lebendig bleibt.

Betrachtet man den Werdegang von Thomas Bröker, wüsste ich schon eine Perspektive nach seiner aktiven Zeit. Durch seine Erfahrungen als Fußballer in Köln, Düsseldorf und nunmehr Duisburg bietet er sich als Berater für solche „Rheinschienen“-Projekte geradezu an. Schließlich mögen sich die Fans dieser Vereine nicht besonders. So musste Thomas Bröker durch Leistung und Persönlichkeit überzeugen, womöglich Vorurteile überwinden, grundsätzliche Abneigungen vergessen machen und diplomatisch sein. Beste Beraterqualitäten.

Nimmt man die hochgeladenen Clips bei youtube zum Maßstab, hat Thomas Bröker in Düsseldorf die stärkste Zeit seiner Karriere erlebt. Auch wenn ich vor ein paar Tagen schon an ein Tor von ihm als Spieler des FC gegen den MSV habe erinnert. Es mag allerdings auch damit zusammen hängen, dass er in Düsseldorf zur Zeit des Aufschwungs der Fortuna Richtung Bundesliga spielte und deshalb seine Tore besonders gewürdigt wurden. Andere als Düsseldorfer Tore habe ich jedenfalls nicht gefunden. Verschossene Elfmeter aus der Kölner Zeit wollte ich jedenfalls zu Beginn seiner Saison in Duisburg nicht hier zeigen. Wir haben in Duisburg ja auch recht sichere Elfmeterschützen.

Bei Fortuna Düsseldorf hat er sich anscheinend so große Sympathie erspielt, dass ihm eigene kleine „Specials“ gewidmet wurden. Leider bestehen die vor allem aus dem Aufwärmen und nur aus wenigen Spielszenen. Deshalb habe ich das zweite „Special“ gar nicht erst hierhin geholt. Beim Aufwärmen zeigt sich spielerische Qualität nun doch eher selten.

Allerdings gibt es das ein oder andere Tor von Thomas Bröker im Netz zu finden. Im Juli 2011 verliert er im Spiel von Fortuna Düsseldorf beim VfL Bochum zunächst beim Dribbling den Ball nahe der Torauslinie. Nachdem die Kollegen den Ball sofort zurück erobert haben, erhält er eine zweite Chance. Sascha Dum ist damals im Getümmel auch dabei.

Aus der Zuschauerperspektive hinter dem Tor sieht sein Torschuss gar nicht mal gefährlich aus.

Fortuna Düsseldorf – KSC, September 2011, Thomas Bröker erzielt die Tore zum 3:1 und 4:1 – ab Minute 0.30

Fortuna Düsseldorf – FC Energie Cottbus, 15. November 2011

Dynamo Dresden – Fortuna Düsseldorf, April 2012, Endergebnis 2:1, Thomas Bröker erzielt den zwischenzeitlichen Ausgleich.

Als Höhepunkt dieser Torreihe erweist sich das Relegationsspiel zur Bundesliga Hertha BSC – Fortuna Düsseldorf, das 1:2 endete und in dem Thomas Bröker ein beeindruckendes Tor erzielte. Er zog in den Strafraum, setzte sich wuchtig gegen mehrere Spieler durch und erzielte den Ausgleich, mit dem das Spiel zugunsten von Fortuna kippte.

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Der 11. Moment in der Drittligazeit, an den ich mich erinnere, gehört Kevin Wolze

Als ich vorgestern die zehn Momente der Drittligazeit des MSV notierte, an die ich mich sofort erinnerte, kam mir recht schnell Kevin Wolze als Name in den Sinn. Ehe ich aber auch noch an eine Spielsituation denken konnte, wurde der Name durch andere Erinnerungen überlagert. Als ich keine Zeit mehr hatte weiter zu schreiben, bedauerte ich das. Es blieb bei zehn Momenten dieser Drittligazeit des MSV. Ein elfter Moment hätte das schöne Tor von Kevin Wolze aus dem Lauf heraus im Heimspiel gegen Energie Cottbus sein können, aber auch sein ausgelassenes Feiern des Aufstiegs.

So erhält Kevin Wolze heute sogar einen eigenen Beitrag, weil mich seine Vertragsverlängerung sehr freut. Die Entwicklung von Kevin Wolze in dieser Saison macht Hoffnung, dass er in Zukunft noch besser wird spielen können. Ihm ist es in der Rückrunde gelungen, seinen unbändigen Ehrgeiz und Einsatzwillen in ein Gleichgewicht mit seinen fußballerischen Talenten und dem Blick für die zu schließenden freien Räume zu bringen. Wir kennen noch alle seine Kamikaze-Grätschen, wenn sein Spiel nicht so lief, wie er es sich wünschte, wenn er einen Ballverlust in der Vorwärtsbewegung meinte ausbügeln zu müssen – sei es von ihm selbst oder auch von einem Mitspieler. Es war vielleicht der eigene Anspruch, in dieser neu entstandenen Mannschaft der 3. Liga eine Führungsposition einzunehmen, mit dem er sich selbst manchmal im Weg stand.

Er hatte sich entschlossen, beim MSV Duisburg in der 3. Liga zu bleiben. Wie er das den Anhängern des MSV über Facebook verkündete, erzählt viel von seinem Wesen. Er nahm die Standardfloskeln der Fußballersprache auf, um seine Verbundenheit mit den Fans zu bekunden. Dann betonte er die eigenen Interessen und weckte bei den Fans damit die falsche Erwartung der Enttäuschung – so wie sie es etwa bei Maurice Exslager hatten erfahren müssen. Der nächste Satz erst war die Verkündung der Vertragsverlängerung.

Jede Mannschaft braucht solche Spieler, die mit Humor Leichtigkeit in den Alltag bringen. Das ist neben seinen fußballerischen Fähigkeiten sein großer Wert für den Kader. Beim Feiern des Aufstiegs war er immer einer der ersten, die den Ton angaben. Er genoss die Begeisterung. Er scheint zu wissen, wie man ausgelassen Spaß am Leben haben kann. Man kann sich vorstellen, wie er mit seiner ausgelassenen Art Stimmungen in der Mannschaft beeinflusst. Nicht oft vereinen Menschen diese Mischung aus Leichtigkeit und Ehrgeiz. Es scheint, als habe beides in Kevin Wolze eine erfolgsversprchende Balance gefunden. Er ist in der zweiten Hälfte dieser Saison zu jener Identifikationsfigur des MSV Duisburg geworden, die er wahrscheinlich schon 2013 für sich erhofft hat. Bereits in seiner jetzigen Form mache ich mir um ihn in der 2. Liga keine Sorgen. Ich glaube vielmehr, bei seinem fußballerischen Talent kann er immer noch besser werden.

Endlich schreiben: Martin Dausch, Fußballgott!

Bei irgendwem, vielleicht auch bei irgendetwas muss ich als allererstes um Vergebung bitten. Ist noch jemand mit dabei? Ich war es doch nicht alleine am Samstag im Stadion? Seid ehrlich. Es gab doch noch ein paar andere auf den Rängen, die es auch ausgesprochen haben und die es nicht nur immer dringlicher gedacht haben. In der 89. Minute geschah es. Ich wollte diesen Sieg des MSV Duisburg so sehr, dass ich meinen Mund nicht halten konnte. Meine Freunde um mich herum begannen aber auch schon, sich zu entspannen. Ich war so froh. Wir sahen uns an, und dann sagte ich die vor dem Abpfiff verbotenen Worte: „Ich glaube, jetzt können wir doch sagen, wir gewinnen.“ 3:1 war das Ergebnis. Der MSV war dem FC Energie Cottbus in dieser zweiten Halbzeit so deutlich überlegen gewesen. Chance auf Chance hatte sich die Mannschaft erspielt. Zwei Tore waren gefallen, es hätten mehr sein können. Zwei Einzelaktionen waren klägliche Cottbusser Lebenszeichen gewesen. Wenige Momente später fiel das Anschlusstor. War die Nachspielzeit von zwei Minuten nicht längst schon vorbei?

Stimmt also mit ein: Oh, du unergründliche Macht des Schicksals, oh, du gütiger Herr, oh, ihr allmächtigen Fußballgötter, wir haben die Warnung verstanden. In Demut bitten wir um Vergebung. Niemals wieder werden die verbotenen Worte über unsere Lippen kommen. Niemals wieder werden wir bei einem Spiel des MSV Duisburg etwas vorwegnehmen, was niemals in unserer Hände und vor allem Füße sein wird. Wir waren hochmütig und haben gefehlt. Oh, du unergründliche Macht des Schicksals, oh, du gütiger Herr, oh, ihr allmächtigen Fußballgötter, befreit uns von unserer Sünde.

Dieses Gegentor kurz vor dem Schlusspfiff war ein Partykiller. Jegliche Vorfreude wich der Angst vor dem Unfassbaren. Anstatt dass auf den Rängen die Begeisterung immer lauter wurde, gab es mit einem Mal dieses Stimmenwirrwarr aus verzweifeltem Sehnen und Empörung. Schlusspfiff! Der soll endlich abpfeifen. Mir kommt es immer  noch so vor, als habe Cottbus nach dem Anschlusstreffer unzählige Bälle des MSV sofort erorbert. Mir kommt es so vor, als sei jede Spielunterbrechung ein Freistoßpfiff für den Gast gewesen. Ich war offensichtlich nicht mehr ganz bei Bewusstsein.

Denn gleichzeitig dämmern mir andere Erinnerungen, sehe ich einen Spieler des MSV, der sich den Ball für einen Freistoß im Mittelfeld zurecht legt, sehe ich erneut hilflose Hektik auf Cottbusser Seite. Wahrscheinlich war der Raum verändert, in dem wir uns befanden und als Folge die Zeit gedehnt. Den Schlusspfiff muss es gegeben haben. Ich erkannte ihn nur, weil die Bewegungen auf dem Spielfeld sich mit einem Mal verlangsamten. Einige Spieler blieben auf der Stelle stehen. Wahrscheinlich habe ich tief durchgeatmet. Das alles weiß ich nur noch schemenhaft. Anscheinend habe ich dem Sieg größere Bedeutung zugemessen.

Die Spieler vom MSV Duisburg müssen von Anfang an derselben Meinung gewesen sein. Das Spiel begann, und die Zebras übernahmen sofort die Kontrolle dieses Spiels. Gleichzeitig wirkte die Mannschaft sehr souverän. Kein Spieler ließ sich aus der Ruhe bringen, wenn er beim Ballvortrag durch das allerdings auch nicht sehr intensive Cottbusser Pressing um die Mittelfeldlinie herum angegriffen wurde. Ein anderer Weg in die Cottbusser Hälfte wurde genommen. Das machte Hoffnung.

Diese Hoffnung verwandelte sich bereits in der achten Minute in erste Freude. Martin Dausch, Fußballgott! Bislang hätte seine Leistung es jederzeit möglich gemacht, das zu schreiben. Doch stimmten die Spielergebnisse noch nicht. Dieses Mal ist es anders. Zwar stach seine Leistung nicht so hervor wie in manch anderem der letzten Spiele. Das lag aber nicht an ihm, sondern an den ebenfalls sehr guten Leistungen seiner Mitspieler.

Martin Dausch, Fußballgott! Mit welcher Dynamik tauchte er an der rechten Seitenlinie weit in der Cottbusser Hälfte auf, als Torsten Mattuschka den Ball annahm und wohl denken musste, so weit von der Mittellinie entfernt bliebe ihm Zeit, in Ruhe den Ball nach vorne zu bringen. Wie symbolhaft war dieser Moment für das gesamte Spiel. Torsten Mattuschka und Martin Dausch, zwei Spieler, die sich eine Saison zuvor noch bei Union Berlin für gemeinsam Ziele eingesetzt hatten, standen nun auf verschiedener Seite. Die Zukunft gehörte in diesem Privatduell zweier ehemaliger Mannschaftskameraden Martin Dausch. Die Zukunft gehörte dem MSV Duisburg. Zu schnell geschah alles für Torsten Mattuschka. Ehe er sich versah, hatte Martin Dausch ihm den Ball vom Fuß genommen und zog rasant Richtung Cottbusser Tor davon. Dem heraneilenden Cottbusser Verteidiger spielte Martin Dausch in fließender harmonischer Bewegung durch die Beine. Die nächste Ballberührung schon war ein wunderbarer Außenristpass auf den heraneilenden Kingsley Onuegbu, der zum Führungstor einköpfte. Solch Tore, bei denen alle Spieler aus der Bewegung heraus den Ball derart elegant verarbeiten, lassen an andere Spielklassen denken. Martin Dausch, Fußballgott!

Zwar versuchte der FC Energie Cottbus durch frühes Attackieren und schnelles Umschalten mehr Spielanteile zu erhalten, doch von gefährlichem Offensivspiel konnte keine Rede sein. Für die Torgefahr brauchte es schon in der 31. Minute die Mithilfe des Schiedsrichters. Ein Freistoß war gepfiffen worden, der Ball flog von der linken Seite nahe der Mittellinie in den Strafraum. Branimir Bajic legte den Arm auf die Schulter seines Gegenspielers, so wie es heute nach Ecken und Freistößen nahezu immer geschieht. Der Gegenspieler fällt. Der Schiedsrichter pfeift Elfmeter. Die Vergangenheit, Torsten Mattuschka, verwandelte zum Ausgleich und konnte glauben, noch sei alles nicht vorbei für ihn und den FC Energie Cottbus.

Denn auch der MSV musste sich erst einmal diesem Schatten der Vergangenheit mit ganzem Bewusstsein stellen. Viel geschah nicht mehr bis zur Halbzeitpause. Erst danach war wieder der unbedingte Wille zum Sieg zu spüren, spielerische Leichtigkeit war zurückgekommen, der Drang aufs Cottbusser Tor wurde größer. Das 2:1 fiel in dieser besonderen Mischung aus Wille und spielerischer Eleganz. Ein Cottbusser Abwehrspieler und Kevin Scheidhauer konnten sich beim Kampf um einen freien hohen Ball nicht entscheidend gegeneinander durchsetzen. Eine Mischung von Abwehrversuch und Weiterleiten per Kopf brachte den Ball auf die linke Seite, knapp außerhalb des Strafraums. Aus dem Rückraum preschte Kevin Wolze heran und trieb den Ball einmal kurz Richtung Torauslinie, um ihn danach volley aufs Tor zu schießen. Der Ball senkte sich über den Torwart hinweg ins lange Eck. Es war eines jener schönen Tore, bei denen ein Spieler noch lange in Interviews Absicht behaupten muss, damit es die Welt glaubt. Kevin Wolze allerdings darf man schon etwas mehr glauben als anderen.

Zehn Minuten später köpfte Branimir Bajic nach einem Freistoß das 3:1. Dieses klassische Bajic-Kopfballtor haben wir schon lange nicht mehr gesehen. Es war die Rache für einen übertriebenen Elfmeterpfiff. Die Chancen zu einer noch höheren Führung waren vorhanden. Die Überlegenheit der Mannschaft war so groß, und die Cottbusser blieben harmlos. Vielleicht wird in Zukunft niemals mehr in der Schlussphase noch ein Gegentor fallen, wenn wir alle beim MSV Duisburg bis zum Schlusspfiff die nötige Einstellung bewahren, auch bei vermeintlich schon geschlagenen Gegnern. Die Mannschaft zeigt weiterhin ihre Abwehrstärke und wir auf den Rängen unsere Demut vor all den Mächten, die das Spiel noch so bestimmen, wie auch immer sie jemand nennen möchte.

Zum knapp zehnminütigen Spielbericht vom MDR weiter mit einem Klick. Es berichtet Bodo Boeck. Dessen manchmal blumige Kommentare zusammen mit seiner leicht historisch anmutenden Sprechweise bereitet mir inzwischen immer wieder leise Freude. Siege des MSV vorausgesetzt.

Den Pokalkampf nachholen?

Viele Notausgang-Szenarien beim Verfehlen des Tagesziels Heimsieg habe ich nicht mehr auf Lager. Ich merke das daran, dass ich schon um vier Uhr wach geworden bin. Ich konnte nicht mehr weiterschlafen. Das Trikot liegt schon seit gestern bereit. Vor der Fahrt nach Duisburg werde ich beim Einkaufen auf dem Buchforster Markt noch Streifen zeigen. Das FC-Terrain ist momentan in Geberlaune, auf zufällige Wünsche von anderen Kölner Marktbesuchern will ich nicht verzichten. Allmählich fällt es mir nämlich schwer, die notwendige Ruhe am Spieltag zu bewahren.

Der FC Energie Cottbus ist zudem so eine Art persönlicher Angstgegner für mich. Woran das liegt, kann ich nur vermuten. Die  Sorge vor diesem Gegner ist irrational. Sie ist völlig übertrieben. Durch die Heimbilanz des MSV gegen den FC Energie Cottbus wird sie keineswegs gerechtfertigt. Von 8 Heimspielen wurden vier Spiele gewonnen, zwei verloren und zweimal wurde Unentschieden gespielt.

Ich habe den Verdacht, meine irrationale Sorge kommt daher, dass die erste dieser zwei Niederlagen ganz besonders schmerzte, weil sie der MSV in seiner letzten Erstligaspielzeit 2007/2008 hat hinnehmen müssen. Am 27. Spieltag hieß das, drei Punkte gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf abgeben und die Chance vergeben, einen Abstiegsplatz zu verlassen. Stattdessen fielen wir in der Tabelle zurück auf den letzten Platz. Wahrscheinlich habe ich seinerzeit ein Cottbus-Trauma entwickelt, das selbst durch den Halbfinalsieg im DFB-Pokal vor vier Jahren nicht vollends geheilt wurde.

Deshalb sehe ich sofort alte Schreckensbilder tiefer Enttäuschung, wenn ich den Trainer des FC Energie Cottbus, Stefan Krämer, in der Pressekonferenz seines Vereins vor dem Spiel sagen höre – unten ab Minute 4.05, die Mannschaft werde, „wenn es in Duisburg relativ vor Ende des Spiels noch Unentschieden steht, volle Kanne auf Sieg spielen.“ Dann muss ich ganz schnell meine Cottbus-Trauma-Entspannungsübung durchführen, heißt: Sechsmal tief ein- und ausatmen, sechsmal Maierhofer murmeln und nochmal sechsmal tief ein- und ausatmen.

Es besteht also die Möglichkeit, dass dieses Punktespiel jenen Pokalkampfcharakter annimmt, den wir in Oberhausen vermisst haben. Bei meinem persönlichen Cottbus-Trauma möchte ich das natürlich nicht. Ich möchte eine frühe Entscheidung. Eine hohe Führung aber ist als Hoffnung genauso irrational wie die übertriebene Sorge vor Cottbus. Als zusätzliche Akutmaßnahme zur Beruhigung schaue ich lieber nochmals auf den Tabellenrechner. Den Notausgang Unentschieden gibt es nämlich noch. Ich habe noch Luft im Tabellenrechner, zwei Auswärtsspiel-Unentschieden für notwendigen Kredit. Ein Unentschieden gegen Cottbus ist rückzahlbar mit einem Sieg gegen Dresden.

Dänen lügen nicht – Vom Doublebind oder Wer B sagt, war bei den letzten Spielen des MSV

„Stig“, sagt Kees gestern zu mir, „du schreibst jetzt aber nicht auch noch was zum Spiel gegen Oberhausen und zu Lettieri. Wir gucken nach vorne. Wir müssen gegen Cottbus gewinnen. Die Stimmung muss dafür überall wieder besser werden.“ Red du mal, hab ich gedacht und „Nein, tut mir leid, Kees“, gesagt, „die Stimmung wird so und so besser. Ich schreibe mit Sicherheit was nach diesem Vorbericht vom MSV zum Spiel gegen Energie Cottbus“. Was raus will, muss raus. Gibt sonst nur irgendwelche Krankheiten, die keiner kennt.

Für alle, die den Vorbericht noch nicht gesehen haben.

Seitdem ich hier beim Kees mitmache, bin ich wohl zum Mann für grobe Worte geworden. Ich kann auch anders, ich komme nur nicht dazu. Natürlich weiß auch ich, dass das Ziel Aufstieg nur gemeinsam erreicht wird. Aber deshalb zu Gefahren schweigen? Wenn wir alle Samstag im Stadion stehen, wird es ohnehin diesen Zusammenhalt geben. Da bin ich sicher. Das ist Fußball. Es geht immer weiter. Es wird eine andere Mannschaft sein, die antritt und Oberhausen wird vergessen werden.

Nicht vergessen werde ich aber, dass Gino Lettieri und Ivo Grlic große Schwierigkeiten haben sich einzugestehen, dass sie vor dem Spiel gegen Rot-Weiß Oberhausen einen Fehler gemacht haben. Das ist Schnee von gestern, sagen bestimmt schon genügend Leute, sagt Kees ja zähneknirschend auch. Leute, klar, das stimmt. Aber habt ihr euch den Vorbericht jetzt angesehen?

Ich will warnen, vor allem will ich Gino Lettieri und Ivo Grlic helfen. Was die beiden in diesem Vorbericht machen, hat einen Namen in allen Beziehungsratgebern. Das ist der Worst Case aller Krisen. Wer mit zwei widersprüchlichen Botschaften an jemanden appeliert, um ihn emotional zu binden, macht ihn verrückt. Machse etwa wieder „Doublebind“?, sagen wir MSV-Fans zu Lettieri demnächst alle. Wir kennen unsere Beziehungsratgeber und sind alle Fachleute für Kommunikation. Wer sich bei Wikipedia zum „Doublebind“ einlesen will, bitte schön, nur ein Klick.

Man kann nicht den Zusammenhalt beschwören, nachdem man sich als allererstes erneut von den Spielern distanziert hat. Das ist genau das Gegenteil von Zusammenhalt. Wer also mit dem Distanzieren anfängt, gibt den Fans ein Beispiel. Welcher Botschaft sollen wir folgen? Der impliziten? Ich darf sehr wohl sehr sauer über einzelne in unserer MSV-Welt sein und diesen Unmut auch äußern, jeder eben nach seiner Art. Oder der durch Worte transportierten? Wir schaffen den Weg gemeinsam? Dass in Oberhausen genügend Idioten auf den Zebrarängen unterwegs waren, lass ich mal außen vor.

Nun gibts ja ne Menge unter euch, die sagen, Lettieri hat doch recht. Die Spieler spielten schlecht. Wir haben doch ein Recht sauer zu sein. Interessiert an der Stelle aber gar nicht! An der Stelle geht ja es um den Zusammenhalt. Und wer den aufs Schild hebt, muss anders handeln. Und jetzt führe ich euch einen kleinen Zaubertrick vor. Man kann Zusammenhalt beschwören und jemanden in der Gruppe, um die es geht kritisieren, wenn man zuvor den ehrlichen Blick auf sich selbst geworfen hat.

So, und zu diesem ehrlichen Blick gehört eine ganz offensichtliche Aussage, die ich weder von Gino Lettieri noch von Ivo Grlic bislang gehört habe. Beide tragen die Entscheidung für die Aufstellung der Mannschaft des MSV im Spiel gegen Oberhausen. Beide müssten sagen, wir haben nicht erwartet, dass RWO so stark spielt. Das ist unser Fehler gewesen. Erst danach können wir den Zusammenhalt beschwören. Wer die Aufstellung nur damit rechtfertigt, fast alle Spieler der Mannschaft in Oberhausen beanspruchten in der 3. Liga samstags in der ersten Elf zu sein, übertüncht mit dicken Farben die Tatsache, dass diesem Anspruch während der letzten Wochen von den sportlich Verantwortlichen nicht stattgegeben wurde.

Wer Kevin Scheidhauer im Spiel gegen Rostock gesehen hat, kann doch nicht ernsthaft einen überlegen aufspielenden Stürmer erwarten. Wer Michael Gardawski und Dennis Grote in den Punktespielen der letzten Wochen gesehen hat, kann doch nicht ernsthaft erwarten, dass sie sich problemlos gegen sehr motivierte Oberhausener Spieler durchsetzen werden. Dabei hatte ich für die Offensive noch weniger Bedenken als bei der Defensive. RWO hatte in den letzten Wochen einen Lauf. Diese Mannschaft spielte sehr gut zusammen, und das sollte eine Defensive bewältigen, die erstmals in einem Wettbewerb unter Druck geriet? Träumerei!

Wer je über einen längeren Zeitraum Mannschaftssport betrieben hat, wird es kennen, dass selbst bei harter Konkurrenz in der eigenen Mannschaft das Trainingsspiel den einzelnen Spieler weniger beansprucht als das Spiel im Wettbewerb. Das ist normal, denn man spielt mit der eigenen Gruppe. All das sage ich nur noch einmal, weil es mir um den Zusammenhalt geht. Die Leute reden und schreiben sich über die Mannschaftsaufstellung in Rage. Die Meinungsverschiedenheiten haben doch einen Grund, und der ist eine Leerstelle bei den Erklärungen für die Niederlage. Der Zusammenhalt wäre einfacher zu haben, wenn diese Leerstelle durch Selbstkritik von Gino Lettieri und Ivo Grlic gefüllt worden wäre.

Übrigens spielte Cottbus beim Regionalligisten Babelsberg und gewann 2:0. Der Trainer, Stefan Krämer, hat es nach so einem Sieg natürlich einfacher auf der Pressekonferenz. Bei einigen seiner Sätze könnten in Duisburg aber sogar die Ohren klingeln. Er ist sehr froh über den Sieg und ab Minute 2.05 berichtet er, dass sie sich vor dem Länderpokalspiel genauso vorbereitet hätten wie vor einem Drittligaspiel, und dann sagt Stefan Krämer etwas, was in Duisburg jedem, der nur die Spieler kritisiert, aus dem Blick geraten ist: „Es ist nicht selbstverständlich bei einem Regionalligisten 2:0 zu gewinnen.“

Zu Beginn, ab 0.45, spricht Stefan Krämer außerdem zu dem Fußball, der ihm am besten gefällt und gibt einen interessanten Einblick in Mannschaftstaktik.

Endlich wieder nur noch das nächste Spiel gewinnen

Nach ein paar Tagen Erholungspause mit Abstand vom Schreiben auch in diesen Räumen als erstes ein paar Worte über eine Niederlage des MSV Duisburg schreiben zu müssen, macht keinen richtigen Spaß. Allerdings könnte die Laune noch viel schlechter sein. Denn die 2:0-Auswärtsniederlage beim FC Energie Cottbus am Samstag kam zur rechten Zeit beim passenden Gegner. Der FC Energie Cottbus stand vier Punkte hinter dem MSV und konnte ihn mit dem Sieg nicht überholen. Das hellt die Stimmung schon mal ein wenig auf. Hinzu kommt, alle Vereine, die in der Tabelle vor dem MSV Duisburg platziert waren, haben ebenfalls verloren. Gut, Dynamo Dresden zog am MSV mit einem Punkt vorbei, doch hatte sich Dresden im Heimspiel gegen Fortuna Köln sicher mehr als ein torloses Unentschieden erhofft. Alleine Rot Weiß Erfurt wird den Spieltag als großen Erfolg verbucht haben, zudem schloss Preußen Münster mit dem Heimsieg gegen Arminia Bielefeld auf.

Die ersten neun Mannschaften der 3. Liga bleiben eng beisammen, und das ist für mich der eigentliche Grund für meine halbwegs entspannte Stimmung. In einer so ausgeglichenen Liga können kleine Störungen der inneren Spannung schon Auswirkungen auf die Spielstärke einer Mannschaft haben. Nach meinem Geschmack musste in der letzten Zeit zu oft über die ominöse „Serie“ geredet werden. Zu oft war Gino Lettieri damit beschäftigt, dieses vermeintliche Zeichen der Spielstärke seiner Mannschaft ins rechte Maß zu rücken. Auf eine „Standardgeschichte“ des Sports für die Öffentlichkeit musste reagiert werden, obwohl an der Tabelle ablesbar war, dass diese „Serie“ keineswegs von beeindruckender Überlegenheit des MSV Duisburg zeugte. Es gab ein paar Unentschieden zu viel für eine wirkliche Erfolgsgeschichte. Dennoch ging unweigerlich Aufmerksamkeit hin zu dieser „Serie“ ohne Niederlage. Das ist nur verständlich, weil diese „Serie“ zugleich die Hoffnung auf Dauerhaftigkeit in sich barg. Realistisch betrachtet, hätte selbst das mit gleichbleibender Unentschiedendichte nicht zum erhofften Sasionziel geführt. Mit der Serie ist nun Schluss. Nun kann die ganze Konzentration wieder dem nächsten Spiel gelten.

Vom Spiel selbst habe ich leider nur die erste Halbzeit sehen können. Nach dieser ersten Halbzeit am Bildschirm war nicht vorhersagbar, welche Mannschaft dieses Spiel gewinnen würde. Für mich war das ein offenes Spiel, in dem beide Mannschaften der Offensive gegenüber der Defensive mehr Aufmerksamkeit schenkten. Beide Mannschaften hatte ihre Chancen auf ein Führungstor, Pfostenschüsse inklusive. Die Bewegtbilder des Spielberichts verraten mir für die zweite Halbzeit vom Spiel die Tore und dass der MSV sehr wohl auch noch die Chance auf den Ausgleich gehabt hat.

Wenn ich die Situation vor dem Elfmeterpfiff mir ansehe, sollten die Spieler vom MSV und wir alle nicht über den Schiedsrichter klagen. Nach einem Eckstoß wäre so eine Situation wahrscheinlich nicht abgepfiffen worden, aber wenn Sascha Dum und sein Gegenspieler so alleine stehen, darf man schon fragen, warum Sascha Dum nicht einfach neben seinem Gegenspieler wieder landet, sondern ihm dabei noch einen Schubs geben muss. Die Stoßbewegung ist so deutlich erkennbar, das lässt sich doch kein Schiedsrichter entgehen. So ein Schiedsrichter will auch wenig Fehler machen und gelobt werden. Bei solch freien Situationen greift ein Schiedsrichter in der 3. Liga gerne zu. Das sollte Sascha Dum eigentlich wissen, und wer in dem Fall über den Schiedsrichter schimpft, lernt nichts für die nächsten Spiele.

Anders verhält es sich mit der Harakiri-Grätsche Uwe Möhrles im Cottbusser Strafraum gegen Steffen Bohl. In dem Fall dürfen wir alle wir sehr wohl über den Schiedsrichter schimpfen. Doch hängt der eine Elfmeterpfiff mit dem anderen ausgebliebenen zusammen. Ein Schiedsrichter, der den Elfmeter gegen den MSV gepfiffen hat, wird einen Elfmeter in einer weniger übersichtlichen Spielsituation eben nicht gerne pfeifen. Das sagt mir meine Lebenserfahrung. Dennoch hatte der MSV weitere Chancen auf den Ausgleich. Im MSVPortal lese ich einmal mehr die Klagen über die fehlende Konsequenz der Mannschaft in Strafraumnähe. Das passt zu den Szenen, die ich auch aus der ersten Halbzeit im Kopf habe. Die Mannschaft braucht für den Torerfolg zu viele Chancen, obwohl sie Defensivreihen überspielen kann. Das ist ein Problem. Allerdings haben die anderen Mannschaften mit Ambitionen dasselbe Problem. Hoffen wir auf eine Lösung mit anhaltendem Erfolg, nachdem nun keine Serie mehr gehalten werden muss.

Falls jemand die Zusammenfassung noch nicht gesehen hat:

Der Sieg in einem Freitagsspiel ist besonders schön, weil …

… man drei Tage länger zufrieden sein kann, ehe am Montag bei der Lektüre des Sportteils der Spieltag allmählich Vergangenheit wird.

… die Spielergebnisse der nachplazierten Mannschaften den Sieg von Wochendtag zu Wochenendtag ertragreicher machen. Der VfL Bochum verliert am Samstag. Regensburg spielt am Sonntag gegen Aue Unentschieden. Idealer wäre der Spieltag nur noch verlaufen, wenn auch Sandhausen verloren hätte statt ebenfalls Unentschieden zu spielen. Gelassen können wir nun auf das Ergebnis im Montagsspiel von Dresden warten.

… die Vorfreude auf die Spielzusammenfassung im Netz bei Sky sich täglich steigert.

… weil auch WAZ/NRZ Gefallen an dem im gestrigen Spielbericht schon erwähnten dpa-Foto gefunden haben. Leider nur im Ausschnitt, dafür aber mit Namensnennung des Fotografen. Marius Becker heißt der Mann mit der Anleihe bei der Malerei des 19. Jahrhunderts. Besser erkennbar, weil im größeren Ausschnitt präsentiert, das Foto bei der Rheinischen Post.

… in dieser Sportberichterstattung vom Montag mit zusätzlichen Worten allerorts der Sieg nachgekostet werden kann.  Der WAZ/NRZ-Artikel ist oben schon verlinkt. Hier noch der Weg zur Rheinischen Post.  Bei Sieg und Wohlgefühl sind alle Inhalte gleich.

… wir nun sogar Zeit und Muße finden, uns mit einem ehemaligen Spieler des MSV Duisburg zu freuen. Marius Ebbers hat sein 100. Zweitligator erzielt. Was dem Hamburger Abendblatt ein kleines Porträt wert war.

… wir uns anschließend sogar noch Gedanken um den harten Hund Rudi Bommer machen können.

… und zu guter Letzt noch Zeit bleibt, mal wieder einen Fußballkuchen vom MSV Duisburg zu finden und ihn als eine der  schönsten Fußballtorten der Welt zu präsentieren.

… und natürlich fallen euch noch weitere Gründe ein.

Ohne Schiri-Hilfe siegen wir uns zum erst einmal Nichtaussprechbaren

Aller guten Dinge sind drei. Deshalb werde ich auch nach diesem Heimspiel des MSV Duisburg gegen den FC Energie Cottbus ein paar Worte zum Schiedsrichter schreiben. Aber nicht, weil das schon nach dem Abpfiff am Freitag  auf der Hand lag, sondern weil Ranisav Jovanović nicht nur ein großartiges Spiel gemacht hat, er hatte da was zum „Schiri“ zu sagen. Dazu später. 2:1 gewonnen! Das war der Sieg, der schon sicher stellt, was ich aus altem Aberglaube noch nicht ausspreche. Ich freue mich jedenfalls auf weitere Siege.

Eigentlich fasst mein Gefühl in der Zeit nach dem Anschlusstreffer des FC Energie Cottbus kurz vor dem Schlusspfiff den Charakter dieses Heimspiels vom MSV Duisburg am besten zusammen. Da gab es so eine merkwürdige Mischung aus fast sorgloser Gelassenheit kombiniert mit Panickattacken und Vorfreude in mir. Das war schon in der ersten Halbzeit so, weil das Spiel selbst wenig Anlass bot, intensiv dabei zu sein. Wäre dieses Spiel ein TV-Film gewesen, hätte ich schnell zum Buch gegriffen, am PC was nachgeschaut und höchstens bei spannungsgeladener Musik oder Dialogfetzen hingeschaut. Was Cottbus kann, war hin und wieder in der Zone etwa 5 Meter vor dem Strafraum zu sehen. Da wurde schnell im Doppelpass gespielt. Spieler kreuzten und standen für Momente frei, doch der entscheidende Pass in den Strafraum gelang nie. Nur zu Beginn sah dieses schnelle Spiel etwas bedrohlich aus, der MSV hielt dagegen und schnell war Cottbus nicht mehr so mutig wie zu Beginn. Der MSV schaffte zudem immer wieder in Einzelsituationen Druck auf das Cottbusser Tor.

Die Sorge über das Fehlen von Goran Sukalo waren also unbegründet. Dass Julian Koch pausieren musste, hielt ich sogar für eine passende  Notwendigkeit. Angesichts seiner Geschichte beim MSV fällt so ein Satz schwer, aber in den letzten Spielen hakte es bei seinem Auftritt immer mehr. Das Rochieren auf den Positionen und die Hereinnahme von Tanju Öztürk sowie Andreas Ibertsberger schwächten das Spiel des MSV Duisburg also überhaupt nicht. In so einem Spiel fällt dann ein Tor nicht aus einem kontinuierlichen Fluss heraus, sondern jede Situation durch einzelne Spieler mit Zug zum Tor kann die große Chance ergeben. Ranisav Jovanović gehört im Moment zu den Leistungsträgern dieser Mannschaft. Das zeigt nicht nur sein Tor nach dem grandiosen Lauf mit Ball über den halben Platz. Wie er in der zweiten Halbzeit immer wieder hohe Bälle gegen manchmal drei Gegenspieler angenommen hat und sie je nach Spielsituation nahezu jedes Mal variabel und sicher verarbeitete, war sehr beeindruckend.

In der zweiten Halbzeit intensivierte Cottbus das Spiel, aber der MSV zog sich keineswegs zurück. Die Mannschaft spielte weiterhin nach vorne, was das Spiel über eine längere Strecke in ein wildes und ungestüm wirkendes Hin und Her verwandelte. Was soll ein ruhiger, sicherer Spielaufbau aus der Defensive, wenn vorne mit Maurice Exslager und Jovanovic zwei Stümer stehen, von denen der eine wegen seiner Schnelligkeit und der andere wegen seiner Lufthoheit die wild nach vorne gekloppten Bälle erobern kann? Missversteht mich nicht, ich glaube, das war das richtige Rezept, um die Pressing-Versuche der Cottbusser ins Leere laufen zu lassen. Das war die beste Lösung für die vorhandenen Möglichkeiten.

Ein typischer Exslager-Sprint brachte ihn in den Strafraum, wo das stochernde Bein des Gegenspielers auch ein Geschenk war. Ich erinnere mich jedenfalls mehr an meine Gelassenheit als an die spannungsvolle Vorfreude auf ein Tor. Sprich: An der Stelle im Strafraum schien mir Exe noch gar nicht so torgefährlich gewesen zu sein. Exe fiel, der Schiedsrichter pfiff und als Branimir Bajic den Ball zum Elfmeter an sich nahm, wurde meine Hoffnung auf das Tor schon größer. Diese 2:0-Führung schien alles sicher zu machen, doch was wären wir MSV-Fans ohne die gewohnten Zitterminuten am Ende. Der Anschlusstreffer fiel, und die letzten 6 oder sieben Minuten – wieviel waren es? – wurden noch einmal zum zähen Ringen. Da versuchte die Zebras sich in eine gestreifte Mauer zu verwandeln, und die Cottbusser schossen nicht drüber sondern mit aller Macht immer gegen die Mauer. Lücken entstanden so nicht. Mörtel und Mauerteile erwiesen sich als stabil.

So lässt sich nun immer wieder mal an die nächste Saison denken, das Nichtaussprechbare kommt mir bildhaft in den Sinn. Und was die Bilder angeht, so war der dpa-Fotograf im richtigen Moment am richtigen Platz. Auch die Rheinische Post hat für den Artikel über das Spiel  das wunderbare Gruppenfoto  von Tanju Öztürk, Sören Brandy, Maurice Exslager und Ranisav Jovanović übernommen, als die vier ein Gemälde nachgestellt haben. Ich bin mir nur nicht sicher, welche Epoche sie im Sinn hatten. Männergruppen mit Blick in die Ferne, das sind – so meine ich – Szenen des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Die Kunsthistoriker unter euch werden´s besser wissen.

Fehlt noch der Schiedsrichter, und damit zur Pressekonferenz nach dem Spiel sowie den O-Tönen von Maurice Exslager und Sören Brandy sowie Ranisav Jovanović. „Rani“ ist es, der die stehende Redewendung des Fußballs „der Schiri war heute nicht der Grund, dass wir heute“ in einem überraschenderen Bedeutungszusammenhang verwendet. Der „Schiri“ hieß Benjamin Cortus und wird wahrscheinlich erleichtert aufseufzen, wenn er die Worte von „Rani“ hört. Ob der DFB überall seine Ohren hat und nun sämtliche zurück liegenden Siege des MSV  in blindem Aktionismus überprüfen wird? Wir leben schließlich in Zeiten, in denen Funktionäre versprechen allem nachzugehen.

Reschpekt!

Seitdem ich das erste Mal davon gehört habe, was Rudi Bommer über das unterschiedliche Respekt-Empfinden in Cottbus und Duisburg gesagt hat, frage ich mich, welche Botschaft will er damit unter seine Leute bringen? Noch einmal zum Nachbuchstabieren. Er sagt, der FC Energie Cottbus habe viel Respekt vor dem MSV Duisburg. Das überrascht wenig, agiert er doch mit einer klassischen PK-Variante sämtlicher Tabellenvorderen, die gegen einen Gegner der unteren Tabellenregion spielen. Nehmt sie nicht leicht, heißt die Botschaft. Und Respekt bedeutet in dem Fall eigentlich, wir werden die Konzentration halten. Nur wie Rudi Bommer dann im nächsten Satz sofort wieder dieses ominöse Respekt gebraucht. Da bekommt das Wort den archaischen Beiklang der Jugendkulturen: ey, Mann, Reschpekt! Der MSV habe also nicht so viel Respekt wie Energie. Eigentlich möchte er ja sagen, der MSV wird gewinnenn wollen. Respekt, ein schillerndes Wort. Auf jeden Fall gute Voraussetzungen für die Zebras. Die Cottbusser Spieler werden wahrscheinlich den Weg frei machen, wenn einer auf sie zukommt. Die haben nämlich berechtigter Weise eben Respekt.

Wer die Bommer-Worte nochmal im O-Ton hören will:

Verfrorene Zebras brauchen Fans – Auf zum Heimspiel gegen Cottbus

Ob das die erste Aufnahme war? Dustin Bomheuer wirkt etwas verfroren, wenn er die Frage stellt, deren richtige Antwort die Chance eröffnet 2 Karten für das Heimspiel gegen den FC Energie Cottbus am kommenden Freitag zu gewinnen. Drei Gewinner wird es geben, und ich verrate die Frage nicht. Sonst hätte Dustin Bomheuer doch völlig umsonst gefroren. Ob das Stadion wegen dieses Gewinnspiels voller wird, ist übrigens eine noch einfacher zu beantwortende Frage. Sagt der Realist in mir.


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