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Mehr als unsympathisch – FC Ingolstadt

Ein Fußballspiel nur, doch das ist das Leben. Schon lange habe ich eine Niederlage nicht mehr derart ungerecht empfunden wie das 0:1 gegen den FC Ingolstadt. Alles in mir bäumte sich gegen das Ergebnis auf. Nicht weil ich ein Unentschieden als leistungsgerecht ansah, sondern weil dieser FC Ingolstadt die Grenzen des Spiels so weit gedehnt hatte, dass ich bei einzelnen Handlungen tatsächlich an gute Sitten und die Moral denken musste. Nicht die Moral als Stimmung in der Mannschaft, sondern die des richtigen Handelns. Der FC Ingolstadt trat als abschreckendes Beispiel für Kinder auf. Denn denen erzählen wir ja, was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem anderen zu.

Es gibt schmutzige Siege des Gegners, die ich respektiere. Das sind Spiele, in denen beide Mannschaften mit allen kämpferischen Mitteln ausloten, wie weit sie beim betreffenden Schiedsrichter gehen können. Dann gibt es aber auch solche Spiele wie gegen den FC Ingolstadt. Dieser Gegner suchte jeden Moment auch außerhalb des eigentlichen Spielgeschehens Vorteile für sich. Spieler und Trainer beeinflussten den Schiedsrichter wider besseren Wissens. Für Schauspieleinlagen „Sterben nach zarter Berührung“ sind wahrscheinlich in jeder Trainingseinheit 15 Minuten beim Warmmachen vorgesehen. Wahrscheinlich gibt es in Ingolstadt einen Medienraum mit Filmchen und gar Biografien in Buchform von irgendwelchen Selfmade-Erfolgsheinis, in denen was von „Regeln brechen“ und „ich will ganz nach oben“ erzählt wird.

Wenn aus der Emotion heraus Spieler und Trainer sich beim Schiedsrichter in strittigen Momenten für sich einsetzen, kann ich das verstehen. Wenn diese Beeinflussung in klaren Situationen immer wieder geschieht, wird daraus für mich ein System der Täuschung. Das Wesen der Ingolstädter Spielweise lässt sich beispielhaft an einer Spielszene vor der Ingolstädter Bank erklären. Der Gegnertrainer Rüdiger Rehm stand dort an der Außenlinie. Genau in seine Richtung sprinten ein Spieler der Zebras und dessen Gegenspieler zum Ball. Der Ingolstädter ist einen Moment schneller und klärt ins Aus. Rüdiger Rehm hat freien Blick auf seinen Spieler, der den Ball berührt. Dennoch reklamiert Rüdiger Rehm den Ausball für seine Mannschaft. Ein Automatismus, der seine Haltung zur Moral im Spiel verrät.

In Ingolstadt hat sich offensichtlich eine Spielkultur entwickelt, die für den Erfolg die Grenzen moralischen Handelns verschiebt. Und jetzt komme mir keiner, die Welt des Fußballs sei nun mal so. Nein, die Welt ist nur dort so, wo Menschen das leben. Man muss nicht diesen Ausball reklamieren, in der Hoffnung, Linien- und Schiedsrichter fallen darauf rein. Man kann es auch sein lassen, weil dieses Reklamieren der Versuch eines Betrugs ist.

Was reden wir über eine korrupte FIFA, über eine WM in Katar? Dabei kann man leicht hehre Worte sprechen und sich gut fühlen. Schwieriger ist es dort, wo man selbst Einfluss hat. Der Fußball der Dritten Liga etwa gehört zwar zum System Fußball, gleichzeitig ist er viel greifbarer für uns, ist er uns näher und verweist auf einzelnes Handeln, dem Widerstand entgegen zu bringen ist. Dahinter steht natürlich das romantische Bild, ein System auch von unten beeinflussen zu können. Das beginnt für mich bei solch kleinen überschaubaren Entscheidungen, ob ich einen offensichtlichen Ausball des Gegners für die eigene Mannschaft reklamiere.

In einem bürgerlichen Roman wäre dieses Spiel ein Kapitel etwa in der Mitte der erzählten Handlung. In einem bürgerlichen Roman wüsste ich, das dicke Ende für die Ingolstädter wird noch kommen. In einem bürgerlichen Roman würde diese Mannschaft am Ende in jenem Moment scheitern, in dem sie erneut mit solch unlauteren Mitteln den Erfolg fast erreicht hätte. Dass in einem solchen von mir erzählten Roman der MSV im Rückspiel den Versuch des Wiederaufstiegs endgültig zum Scheitern bringt, brauche ich euch nicht zu erzählen.

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Schwere wegsprechen im Lokal Harmonie

Am Samstag hatte mein Lese- und Hörstück „Wie jetzt?! Wirklich wirklich?“ um 16 Uhr Premiere im Lokal Harmonie in Ruhrort. Ich hatte mir darüber Gedanken gemacht, welche Bedeutung Utopien für uns haben. Ist dieser Widerspruch auflösbar? Ich formuliere etwas als ideale Vorstellung eines Lebens und weiß zugleich, was ich hier formuliere ist so weit weg von der Gegenwart, dass es eben utopisch ist. Eine Utopie, so verstanden, wird nie erreicht. Dieses Denken bezieht sich auf eine geistige Strömung von Utopie-Entwürfen. Wie gehe ich damit im Alltag um? Was ist mein konkretes Handeln?

Als ich zum Soundcheck fuhr, lag der MSV 1:0 zurück. Ich konnte wegen der Premiere nicht einmal zur ersten Halbzeit ins Stadion fahren. Ich habe also von dem Spiel nichts gesehen. Kurz vor Beginn des Stücks stand die 4:2-Niederlage gegen Ingolstadt fest und auch über den MSV legte sich sofort das Utopische. Wie soll jetzt noch der Klassenerhalt gelingen? Diese Niederlage brachte mir den Abstieg nahe. Etwas Schlimmes war geschehen. Dieses Gefühl machte sich in mir breit, und ich hatte Mühe, mir diese Schwere nicht anmerken zu lassen. Kurze Zeit später applaudierte das Publikum, als wir die Bühne betraten und ich war drin in meinem Drei-Personenstück. Die Schwere war verschwunden. Das Utopische stand im Raum.

Wenn ich über das Spiel lese, erkenne ich den MSV dieser Saison. Anfällig in der Defensive und abschlussschwach. Soll ich die Ausfälle von Bomheuer und Nauber beklagen, wenn Joseph Baffoe in der Innenverteidung spielentscheidende Fehler macht? Ich lese von vergebenen Großchancen von Moritz Stoppelkamp und John Verhoek. Über mangelnden Einsatz wird sich im MSVPortal so gut wie nicht beschwert. Die Elfmeterentscheidung wird von einigen heftig kritisiert. Es scheint einmal mehr dieses Zusammenspiel aller niederlagenträchtigen Faktoren gewesen zu sein. Immer wieder wurde das diese Saison wirksam. Es ist zum Verzweifeln.

Für mein Stück habe ich viele Duisburger befragt, wie die beste aller Welten für sie aussehe. Tatsächlich gab es Menschen, die von gerechten Gesellschaften der Zukunft sprachen, von einem großen Wir dieser Welt, und die sich weigerten, diese Bilder utopisch zu nennen. Solch eine Haltung brauchen wir jetzt im und rund um den MSV. Es gibt nichts anderes als weiterzumachen. Manchmal geschieht Wunderbares.

Am Samstagabend hat die 1. Herrenmannschaft vom Deutzer TV in der 1. Regionalliga am letzten Spieltag den Klassenerhalt aus eigener Kraft geschafft. Die Mannschaft hatte in Salzkotten zur Halbzeit mit 26 Punkten zurückgelegen und das Spiel noch mit 96 zu 89 gewonnen. Das ist die andere Mannschaft meines Herzens, aus dem Verein, der meine sportliche Heimat ist. Dieser Klassenerhalt einer vollkommenen Amateurmannschaft in einer Liga, in der die Etats fast aller anderen Mannschaft mindestens vier- bis fünfmal so hoch sind, in einer Liga, in der Berufsspieler aus dem Ausland eingekauft werden, ist eine großartige Leistung. Vielleicht überträgt sich die Aura dieses Erfolgs auf den anderen Verein meines Herzens.

Wir empfehlen bei Spielausfall…

Wenn Dauerregen Rasen durchweicht, ist das Leben unberechenbar. Freitags machen Fußballer mit Zweitligagehältern aus unteren Ligen die Spielfläche unbespielbar. Samstags wird das anstehende Spiel der Zebras schon früh abgesagt. Daraufhin sehen wir Ticketverkäufer im Zebra-Shop im Gespräch mit enttäuschten MSV-Fans.

Wir wissen nicht, was die freundlichen Ticketverkäufer in dem Fall empfehlen, aber wir im Zebrastreifenblog empfehlen bei Spielausfall und Aufregungsmangel am Wochenende: Weg mit der alten Fußballergepflogenheit des Abstiegskampfs, wir schauen nur auf uns. Fiebert mit den Gegnern der Abstiegskonkurrenten des MSV mit und erlebt Niederlagentrauer und Siegesfreude so, als sei es ein Spiel des eigenen Vereins gewesen.

Schimpft auf dämliche Hamburger, die früh 2:0 führen und am Ende gegen Darmstadt dennoch 3:2 verlieren. Seid entsetzt über die Leistung vom FC St. Pauli, der in Sandhausen 4:0 verliert und der den Abstiegskonkurrenten der Zebras über die Maßen stärkt. Sorgt euch sofort auch vor dem nächsten Spieltag, weil die Paulianer im nächsten Spiel gegen die Zebras wahrscheinlich alles daran setzen werden, sich zu rehabilitieren und den Anschluss an die Spitze nicht vollends zu verlieren.

Seid einigermaßen zufrieden mit dem Unentschieden von Magdeburg in Dresden. Für Magdeburg wird das erst ein wirklichker Erfolg, wenn Siege dem folgen. Gleichzeitig eröffnet das Unentschieden aber auch die Hoffnung, Dresden könnte trotz Trainerwechsel wieder an alte Misserfolge anknüpfen und in den weiteren Wochen den Abstiegskandidatenkreis endlich erweitern.

Aber durchlebt auch am Sonntag ein Wechselbad der Gefühle mit dem SC Paderborn, der gegen Ingolstadt zunächst lange Zeit 0:1 zurückliegt, ehe innerhalb kurzer Zeit Ausgleich und Führung fallen. Jubelt beim entscheidenden dritten Tor in Paderborn mit und freut euch riesig über die Niederlage der Ingolstädter, die damit auf dem letzten Platz der Tabelle bleiben.

Und früher gab es statt Spielausfälle andere Probleme, bei denen statt Ticketverkäufer Tankwarte, Lebensmittelhändler und hier Luis Trenker Hilfe wussten, aber von einem Schmerzmittelanbieter regelmäßig unterbrochen wurden.

Ein Haiku langt für dieses Unentschieden

Ein Haiku ist ein verdammt kurzes japanisches Gedicht. So kurz, dass mein Wutschrei gestern beim Spiel vom MSV beim FC Ingolstadt wahrscheinlich nicht mal hinein passt. Laut Wikipedia gilt das oder der Haiku sogar als kürzeste Gedichtform der Welt. Der MSV dagegen gilt gerade als der gegentorgefährdetste Fußballverein der Welt bei größtmöglicher Erfolgshoffnung seiner Anhänger.

Drei Minuten Nachspielzeit gab es. Der MSV führte 1:0. Mindestens zweimal hatte die Mannschaft den Ball ohne größeren Umstand wieder hergegeben. Natürlich wächst der Druck in diesen Momenten unermesslich. Aber dieses Ausgleichstor wirkte wieder so unnötig. Wie behält man die Ordnung, wenn der Gegner ein wildes Spiel eröffnet hat? Wie schafft eine Mannschaft es, das wilde Anrennen des Gegners in vergebliche Kopflosigkeit zu verwandeln? Natürlich muss die eigene Ordnung gehalten werden, aber muss nicht spätestens im Strafraum jeder Spieler des Gegners, der den Ball führt, attackiert werden?

Als Dustin Bomheuer im Strafraum dem gegnerischen Spieler mit einem Schritt zurück Raum ließ, anstatt ihm Raum zu nehmen, sah ich schon das Ausgleichstor. Ich hoffte noch auf Glück. Die unbehinderte Flanke ermöglichte den Kopfball. Über den ausgebliebenen Foulpfiff im Mittelfeld, kurz bevor der Ausgleich fiel, rege ich mich übrigens nicht auf. Dazu war das eigene Verschulden in diesen drei Minuten Nachspielzeit zu groß.

Doch nicht der Ausgleich wäre Inhalt meines Haikus zum Spiel. Für mich müsste das Haiku dem Führungstor gelten. Dieses Haiku würde mit einem Schlaglicht den überzeitlichen wichtigsten Moment des Spiels erhellen. Kein Spieler der Zebras hatte das Führungstor erzielt. Das Haiku würde den schönen Kopfball eines namenlos bleibenden gegnerischen Abwehrspielers feiern. Denn zeitlos müsste das Haiku sein. Zeitlos beginnt beim Fußball-Haiku in Sachen MSV schon mit dem Bedeutungsraum von einer Spielzeit. Zehn Tore stehen für den MSV in dieser Saison erst in der Bilanz. Davon hat die Mannschaft nicht einmal alle selbst erzielt. Diese Tatsache müsste ein Haiku mit der Reinheit eines einzigen Bildes erfassen.

Das 1:1 des MSV in Ingolstadt fühlt sich nach einer Niederlage an, und doch bin ich froh, dass es nicht tatsächlich eine Niederlage geworden ist. So widersprüchlich lässt sich auf das Spiel schauen. Zwei Mannschaften hatten Schwierigkeiten, Torgefahr zu entwickeln. Sowohl die Zebras als auch die Ingolstädter machten weniger den Eindruck, gewinnen zu wollen als nur nicht verlieren zu wollen. Zu sehen war ein Kämpfen um jeden Ball. Zu sehen waren auch eine kontinuierliche Folge von Abspielfehlern, scheiternden Dribblings und unpräzisen Torschüssen auf beiden Seiten. Anerkennenswert ist dieser Wille gewesen.

Wie die Zebras demnächst ihre Tore erzielen sollen, ist mir ein Rätsel. Aber wenn Ingolstadts Trainer Alexander Nouri es tatsächlich ernst meint, seine Mannschaft habe sich gute Chancen erspielt, dann brauchen wir uns um einen Abstiegsplatz  keine weiteren Gedanken mehr machen. Der ist gebucht dank Trainerträumereien. Um den Rest aber müssen wir uns weiter selbst kümmern. Irgendwann muss es doch einfach mal gelingen.

Dieses Spiel des MSV gegen den FC Ingolstadt hat mich aber auch zum Schmunzeln gebracht. Ein Empörungsaufschrei war ja bei einigen Anhängern zu lesen. Die spielen beim Tabellenletzten so ein Mist zusammen, hieß es: Oder: Mann, Ingolstadt! Die sind Letzter! Ja, das stimmt. Die Zebras sind einen Platz besser. Doch diesen Klassenunterschied hat man einfach nicht gesehen.

Spieltagslyrik – Lernen am Modell

Lernen am Modell

Lernen am Modell gelingt nicht oft so schnell.
Den Alltag miteinander teilen,
Vorbild sein und Vorbild sehen,
so denkt man sonst beim Lernen am Modell.
Die Mannschaft aber braucht den Alltag nicht.
Es reichte ihr ein Tag mit einem Spiel,
um in sich aufzunehmen,
was der Gegner ihr als Beispiel zeigte.
So effizient wie dieser war,
wenn er zu einer Torchance kam,
das kann noch jede Mannschaft gut gebrauchen.
Wie selbstverständlich zeigten sie
beim nächsten Spiel, dem Auswärtsspiel,
dass Chancen Tore werden.
Und nicht mal viele Chancen brauchte es
für dieses Unentschieden,
weil der Gegner sich so irrte bei seinem Lernen am Modell.
Das Vorbild war wohl bei dem Spiel in Duisburg
sein Gegner in dem Spiel von heute,
die andere Mannschaft,
die noch lernen musste,
was Effizienz im Spiel bedeutet.

Auftaktschreiben in der Sommerpause

Kaum ist der Laden hier mal für ein paar Tage geschlossen, schon werden rührende Geschichten über zurückkehrende Spielersöhne Duisburgs geschrieben, der eine notwendige Stürmer wird verpflichtet und zum Standardprogramm der Sommerpause gehört natürlich auch die schwere Verletzung. Unter zwei Spieler, die länger ausfallen, machen wir es bei den Zebras dann ja nicht nach einem Aufstieg. Aber das wisst ihr ja alles selbst, ihr habt das gelesen, und ich betreibe hier heute nur ein lockeres Auftaktschreiben nach meiner persönlichen Zebrastreifenblogpause.

Pause hieß allerdings nicht, die Arbeit ruhte. Denn eine Rückkehr in die Zweite Liga stellt auch an sämtliche Medien rund um den MSV die alten neuen Aufgaben. Die 11-Freunde-Redaktion kommt in der Zweiten Liga fürs Sonderheft mit launigen Fragen um die Ecke und füllt ihr Medium mit kostenlosem Content. Kostenlos mache ich ja hier ohnehin immer, damit kenne ich mich aus, habe ich also geantwortet. In Kiel und in Ingolstadt wollten die Bloggerkollegen wissen, wie das in Duisburg beim MSV mit dem Fußball und als Fan so ist. Der Kollege aus Ingolstadt vom Blog Schwarz-Rot hat das Mail-Interview schon online gestellt. 

Ich schmunzel übrigens ein wenig über mich selbst, kommt mir doch der Titel seiner Rubrik, unter der das Mail-Interview erschien, für den MSV völlig unpassend vor. „Wir sind die Neuen“, steht da, und ständig ruft eine leicht empörte Stimme in mir: „Ey, wir sind doch nicht die Neuen.“ Uns kennt man. Das ist unsere Liga, diese Zweite Liga. Mindestens, und eigentlich kenne ich das noch ganz anders. Nun ja, ich habe jedenfalls erzählt, wie ich für uns die letzte Saison erlebt habe, was ich erwarte und wie nervenaufreibend die letzten Jahre gewesen sind.

Blick auf französische Mittelmeerküste. Ohne Meer mit Stadion.

Neben diesen Interviews habe ich zudem ein wenig Projektplanung betrieben und mir schon mal mögliche Spielstätten des MSV angesehen. Cup der Traditionen in der Heimspielstätte ist ja schön und gut, aber Europapokal heißt erst sich im Fremden zurecht finden. Deshalb habe ich bei den Stadien von Metz und Nimes auch abgewunken. Zweite Liga in Frankreich, das hat keine Zukunft für uns. Man muss sich immer auf das Wesentliche konzentrieren. Was das für den Zebrastreifenblog während der Saison bedeutet, muss ich mal sehen.

Saisonvorbereitung VII – Die Wahrscheinlichkeit „Direkter Wiederaufstieg“

Auch ein Zahlenspiel für uns Statistikfreunde kann auf die Saison einstimmen, wenn es zu Zuversicht führt. Auf den direkten Wiederaufstieg hoffen viele Absteiger. Realistisch ist es dann nicht für alle. Wenn ich mich etwa in Paderborn umhöre, gibt es dort deutlich mehr Skepsis als in Duisburg, ob die Mannschaft erfolgreich die Saison bestreiten kann. Ganz zu schweigen von der Situation in Frankfurt, wo man noch mehr im Ungewissen steht, weil lange unklar war, wie es für den Verein weitergehen wird.

Ich blicke also heute mal zurück, welche Aufsteiger der 3. Liga in der Vorsaison aus der 2. Liga abgestiegen waren. In der Tabelle beschränke ich mich auf die wesentlichste Information den direkten Aufsteiger, jenen Verein der nur eine Saison in der 3. Liga verbracht hat. Die Relegation führt natürlich zur unterschiedlichen Anzahl der Aufsteiger.

Interessant wäre es ja, genau hinzuschauen in der Hoffnung, die Kontinuität im Kader hätte zum direkten Wiederaufstieg geführt. Diese kleinere sportwissenschaftliche Hausarbeit überlasse ich aber den Sportstudenten. Manchmal hilft es sehr, die Variablen in der Wahrscheinlichkeitsrechnung zu beschränken. Besonders dann wenn die Arbeit sonst zu umfangreich wird.

2008/2009    von 3:  SC Paderborn
2009/2010    von 3: Vfl Osnabrück, FC Ingolstadt
2010/2011     von 3: Hansa Rostock
2011/2012     0   von 3
2012/2013     von 2: Karlsruher SC
2013/2014     0   von 3
2014/2015     von 2: DSC Arminia Bielefeld
2015/2016     von 3: FC Erzgebirge Aue
2016/2017     ?

Von 23 Zweitligaabsteigern (4 Absteiger 2. Liga in der Saison 2007/2008) sind 7 Vereine direkt wieder aufgestiegen.

Dieses 7 Vereine gehörten zu 24 möglichen Aufsteigern, die Relegation inklusive.

In 6 von  8 Spielzeiten gab es mindestens einen direkten Wiederaufsteiger.

Das Ausrechnen der entsprechenden Wahrscheinlichkeit überlasse ich euch. Rein vom Gefühl her sage ich als Anhänger eines Top- und Aufstiegsfavoriten, so ein direkter Wiederaufstieg ist nicht unwahrscheinlich. Das klingt gut.

Zukunft kann kommen

Ivica Grlic kann dem Spielplan dankbar sein. Weil das Auswärtsspiel des MSV Duisburg gegen den FC Ingolstadt am Karsamstag stattfand, hatte er einen Tag mehr Zeit, seinen Terminkalender für die kommende Woche zu organisieren. Sonst hätte er heute schon im Stundentakt Vertrags- und Sondierungsgespräche eintragen können. Natürlich war er bislang auch mit dem Spielerkader der nächsten Saison beschäftigt. Aber selbst wenn das ritualhafte öffentliche Sprechen die Konzentration auf das nächste Spiel verlangt, sowie die berühmte Formel, noch sind wir nicht gerettet, so lange „rein rechnerisch“ für die Mannschaften hinter uns noch alles möglich ist, also, auch wenn das noch zwei, drei Spieltage zu hören ist, bin ich sicher, Ivica Grlics Gespräche mit Spielern für die nächste Saison besitzen nun die feste Perspektive Zweite Liga.

Wenn man das Spiel selbst Revue passieren lässt, war es einfacher als gedacht beim FC Ingolstadt zu siegen. Sobald ich es schaffte sehr rational die Bilder vom Spiel zu sehen, konnte ich mir nicht vorstellen, wie die Ingolstädter jemals ein Tor erzielen wollten. Allerdings klappte das nie sehr lange, und ich bin bestimmt nicht der einzige, der in einem Spiel des MSV Duisburg immer noch das Gegentor aus reiner Duseligkeit befürchtet. Zumal auch ohne große Fehler der Defensive im Fußball ein Tor aus dem Nichts heraus immer möglich ist. Mein inneres Bild von der Defensive der Zebras hat sich offensichtlich nicht so schnell gewandelt wie die Mannschaft selbst. Vertrauen wächst mit der Zeit, und je größer die Enttäuschungen waren, desto länger braucht es, den Blick von ihnen zu lösen. Anscheinend bin ich zu sehr von den Mannschaften der jüngsten Vergangenheit geprägt, als dass mein Wissen um die Leistungskonstanz der von Kosta Runjaic eingestellten Mannschaft während des Spiels ungefährdet bleibt.

Der MSV Duisburg hätte es mir aber auch einfacher machen können, indem jemand ein zweites Tor erzielt hätte. Das geschah nicht, auch weil Ranisav Jovanović sich bald humpelnd über das Spielfeld bewegte und schließlich in der 62. Minute ausgewechselt wurde. Die Offensivschwäche des MSV Duisburg verschwand vor allem dank seiner starken Leistungen in den letzten Spielen. Deshalb beruhigt die gestrige Nachricht vom MSV Duisburg, bei seiner Verletzung handele es sich nur um eine starke Prellung. Selbst wenn er im Spiel gegen Sandhausen noch nicht dabei sein kann, länger wird er nicht ausfallen. Auch für den Rest der Saison dürfen wir auf Torgefährlichkeit des MSV Duisburg hoffen. Es muss ja nicht gleich so ein Seitfallzieher sein, mit dem er das Siegtor gegen den FC Ingolstadt erzielte. Wie eng der Raum, wie beweglich Ranisav Jovanović! Dazu die Kopfballweitergabe in Arbeitsteilung von Jurgen Gjasula und seinem Gegenspieler. Fast über die gesamte Spielzeit auf dem Rasen, ohne Leistungseinbruch, das war ein Comeback von Jürgen Gjasula, das mich hin und her schmeißt, weil ich einerseits bedaure, dass wir ihn so lange haben nicht spielen sehen können, andererseits das aber wahrscheinlich der Grund ist, warum er auch in der nächsten Saison weiterhin beim MSV Duisburg spielen wird. Er wird dann in einer Mannschaft spielen, deren Trainer nicht nur einen mittelfristigen Plan hat, sondern auch das Wissen ihn umzusetzen.

Jurgen Gjasulas Fähigkeiten werden also erst jetzt wirklich so genutzt, dass eine Mannschaft nicht nur wegen seiner Fähigkeiten erfolgreich ist. Er wird tatsächlich als Teil einer funktionierenden Mannschaft spielen. Variabel ist das Spiel des MSV Duisburg heute schon. Mit ihm erhält diese Variabliät zusätzliche Ballsicherheit. Überraschendere Spielideen könnten Raum erhalten. Was so ein Sieg gegen den FC Ingolstadt für Folgen hat! Der Kölner in mir wird gerade zum Platzhirsch, und was dem FC die baldige Europapokalteilnahme nach Erklimmen vom 3. Platz in Liga 2 ist, wird mir gerade der Aufstieg. Nur gut, dass da der Duisburger noch ’ne Pappnas in der Hosentasche hat und sie nun dem Kölner schnell aufsetzt.

Was sonst zum Spiel zu sagen wäre, findet ihr bei den einschlägig bekannten Medien wie Kicker, WAZ/NRZ, Rheinische Post und Donaukurier. Wir sind uns sehr einig. Das braucht nicht noch mehr Worte. Markus Bollmann wäre höchstens noch zu erwähnen, der sich mit dem misslungenen Schussversuch kurz vor dem Abpfiff einen Platz in der Slap-Stick-Geschichte des Fußballs gesichert hat. Das kann passieren, und die entscheidende Nachricht angesichts der  beim Schussversuch verdrehten Körperteile ist die jeder Komödie, selbst wenn alles schief geht, der Hauptdarsteller schüttelt sich und steht wieder auf. Markus Bollmann blieb unversehrt.

In der Pressekonferenz lässt sich übrigens Tomas Oral mit einer Wertung vernehmen, die ich nicht teile. Da versucht einer vermutlich gegen eine nicht sonderlich wohlwollende öffentliche Meinung anzureden. Wo er das planvolle Spiel seiner Mannschaft über die gesamte Halbzeit gesehen hat, rätsel ich. In den letzten fünfzehn Minuten kann ich das erkennen, was er als Leistung seiner Mannschaft in der zweiten Hälfte beschreibt. Der Ingolstädter Kollege vom Blog Schwarz-Rot wertet das Spiel sehr viel realistischer. Das war doch ein Blatt Papier, das zwischen Menschen einfach keinen Platz finden kann,oder? Zwischen ihm und mir ist das so, als Brüder im Geiste der Spielbeobachtung. In diesem Fall ganz bestimmt auch ohne das häufige spätere Zerwürfnis.

Die Pressekonferenz im O-Ton:

Die Spielzusammenfassung mit einem Klick weiter bei Sky.

Die Leidenschafts-Hochrüstungsspirale

Eigentlich hätten Spieler und Verantwortliche vom MSV Duisburg gestern zu Hause bleiben können. Es ist ja tatsächlich eine längere Busfahrt nach Ingolstadt, und wenn schon vorher klar ist, wie das Spiel heute ausgehen wird, warum dann nicht alles einfacher haben und zusätzlich auch noch Geld sparen. Das käme dann in den Pott für die Neuverpflichtungen, und alles wäre schön. Der FC Ingolstadt müsste natürlich mitmachen. Aber wenn schon beide Trainer das Spiel mit denselben Mitteln angehen wollen, wären sich die Vereine vielleicht schnell einig, dass ein Unentschieden das leicht vorhersehbare Ergebnis sein wird.

Kosta Runjaic setzt laut WAZ/NRZ auf „Vorsprung durch Leidenschaft“ und zeigt sich damit über den Markenclaim des Hauptsponsors gut informiert. Allerdings möchte Tomas Oral laut Donaukurier, dass seine Spieler „Leidenschaft auf den Platz bringen“. Da sollen die Spieler also mit denselben Mitteln erfolgreich sein. Schon sehe ich alle Spieler, wie sie mit dem ersten Betreten des Rasens beim Warmmachen den Rüstungswettlauf in Sachen Leidenschaft beginnen. Da gehen dann herausfordernde Blicke auf die jeweils andere Seite, während unauffällig im Hintergrund auf beiden Seiten das Leidenschaftslevel unentwegt abgeglichen wird. Jeder Ausfallschritt beim Dehnen kann dann die Androhung einer Grätsche sein. In jedem freundlichen Winken zu einem Zuschauer verbirgt sich der zum Stoß im Getümmel erhobene Arm. Und jeder nicht deutlich hörbare Satz des Gegners wird zur einpeitschenden Beschwörungsformel des Sieges. Überall lauert auf der anderen Seite ein Mehr an Leidenschaft, das die Intensivierung der eigenen Leidenschaft unbedingt nötig macht.

So haben sich das beide Trainer wahrscheinlich nicht gedacht. Die lachenden Dritten werden zukünftige Gegner sein, wenn sich in diesem einen Spiel sowohl der MSV Duisburg als auch der FC Ingolstadt für ihre Leidenschafts-Bereitschaft völlig verausgaben. Deshalb wäre das vorab vereinbarte Unentschieden ein die Zukunft unseres MSV sicherndes Leidenschafts-Friedensabkommen. Es sei denn, wir haben da noch was in der Hinterhand. Jürgen Gjasula etwa als eine Art Freiheitsversprechen in der Spielanlage. So ähnlich wurde ja schon mal ein vermeintliches Gleichgewicht der Kräfte  ausgehebelt. Das Wohlstandsversprechen lassen wir beim MSV Duisburg mal außer Acht.

Was Fans angeht, haben die auch Leidenschaft, schwarzrot in dem Fall und wir sehen, junge Frauen als Identifikationsfiguren geben dem Fußball sofort ein freundliches Image. Von Fans für Fans, so heißt es.

Tomas Oral über Orientierungslosigkeit in der gefährlichsten Liga Deutschlands

Wenn Tomas Oral in der Pressekonferenz des FC Ingolstadt vor dem Spiel gegen den MSV über die „gefährlichste Liga“ in Deutschland spricht, habe ich den Eindruck, eigentlich beschäftigt ihn irgendetwas anderes als das nächste Spiel seiner Mannschaft. Ich vermute, ihm kommen die öffentlichen Ansprüche ans eigene Team mehr oder weniger bewusst ständig in die Quere. So kann man völlig orientierungslos werden, in welche Richtungen Mannschaften gerade unterwegs sind, wenn sie sich über- oder unterschätzen. Das richtige Maß ist das Leitmotiv dieser Pressekonferenz von Tomas Oral, die vom Bild her übrigens eher wie die Generalprobe der Pressekonferenz wirkt. Das sind für mich die unterhaltsamen Momente vor dem Spiel

Kevin Wolze gibt hingegen die Standardstatements, die Fans erwarten. Die Mitwirkung bei der Pressekonferenz des MSV Duisburg war sicher auch Anerkennung für  seine Leistung in den letzten Spielen. Wollen wir hoffen, dass seine Versprechungen  im Namen der Mannschaft von allen gehalten werden können. Der Spieltag hat mit den Niederlagen von Aue und Dresden ja sehr günstig begonnen. Jetzt können wir schon anfangen, uns zu sorgen, ob die Spannung in der Mannschaft bei solchen Ergebnissen nachlässt. Probleme sehen, geht immer.


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