Posts Tagged 'FIFA'

Dritte Liga testet Regeländerung – Tim Albutat als erster betroffen

Anscheinend ist dem Kicker vertrauliches Material aus der DFB-Schiedsrichterkommission zu einer baldigen Regeländerung zugespielt worden. Das wurde gestern beim Spiel der Dritten Liga zwischen dem KFC Uerdingen und dem VfB Lübeck durch eine unbeabsichtigte Bemerkung im Live-Ticker in der 45. Minute enthüllt. Wahrscheinlich waren die Ticker-Schreiber mit den Gedanken schon in der Halbzeitpause.

Die FIFA hat den DFB mit der Testlaufphase für die Regeländerung beauftragt. Geplant sind Höchstlautstärken bei Fußballspielen. Noch ist nicht entschieden, ob unterschiedliche Spielsituationen auch unterschiedliche Höchstwerte erhalten. Heftig gestritten wird um die Frage, ob ein fünfter Offizieller sich um die Schallwertmessung kümmern soll oder ob auch die die Aufgabe des Vierten Offiziellen wird. Auf jeden Fall sitzt in Zukunft neben dem Videoschiedsrichter ein weiterer Schiri mit einem Phonometer im Kölner Keller.

Wie der anonyme Informant außerdem berichtet, wird die Schiedsrichterkommission durch HNO-Ärzte, Physiker und Hörgeräteakkustiker unterstützt, um ein gerechtes Lautstärkenprofil für alle Spieler zu finden. Chancengleichheit für glaubwürdiges Aufschreien habe höchste Priorität. Corona ist auch hier wieder schuld. Zu viel ist in den leeren Stadien zu hören. Deshalb macht sich die FIFA zunehmend Sorgen um die Glaubwürdigkeit des Fußballs und seinen guten Ruf. Die Kritik der letzten Jahre habe die Funktionäre zum Nachdenken gebracht, sagt ein Insider, der ungenannt bleiben möchte. „Die wollen jetzt wirklich was tun“ fügte er hinzu. Laut Kicker-Chefredakteur hatte er bei diesem Satz Tränen in den Augen.

Meidericher Kanon des literarischen Fußballs – Dominique Manotti: Abpfiff

In Lisle-sur-Seine, einer fiktiven französischen Kleinstadt, werden eine junge Frau und ein Polizist der Drogenfahndung von einem Motorrad aus mit einem Maschinengewehr erschossen. Commissaire Daquin und seine Kollegen können sich diesen Anschlag  nicht erklären. Der Drogenfahnder scheint mit der Frau verabredet gewesen zu sein, ohne sie gekannt zu haben. Die Ermittlungsmaschinerie läuft an und führt schnell zum lokalen Fußballverein, der aus der vierten Liga kommend in schneller Zeit zum ernsthaften Anwärter auf die französische Meisterschaft geworden ist. Groß wurde der Verein dank seines Vorsitzenden Monsieur Reynaud, einem Bauunternehmer und zugleich Bürgermeister der Kleinstadt.

Bereits 1998 ist „Abpfiff“ von Dominique Manotti in Frankreich erschienen. Als der Roman im April in Deutschland herauskam, wurde er zurecht von den meisten Rezensenten mit besonderem Lob bedacht. Beim Perlentaucher finden sich etwa Links zu zwei Besprechungen oder hier geht es zur Besprechung bei ZEIT online. 

Nicht das zentrale Thema dieses Romans, die Machenschaften im Fußball, begründen für mich die Qualität des Romans, die kriminellen Hintergründe überraschen kaum. Natürlich geht es um Fußball als Karriereinstrument außerhalb des Sports, es geht um Doping und Bestechung. Die Grundentwicklung des Plots ist bei all seinen Wendungen vorhersehbar wahrscheinlich für die meisten Fußballinteressierten und Krimikenner. So viele Möglichkeiten mit dem Fußball Krimininalität zu erzählen gibt es nun mal nicht. Das aber verweist zugleich auf die besondere literarische Qualität des Romans. Dieser Roman lebt von der rasanten Sprache der Autorin, die mit kargen, pointierten Sätzen ihre Wirklichkeit umfassend aufscheinen lassen kann. Manchmal reichen einzelne Worte für Gefühlslagen und Entwicklung, ganze Absätze wirken wie Szenenbeschreibungen von Drehbüchern. Dominique Manotti hat die Kunst des Weglassens perfektioniert. Das verhilft ihren Romanen zum eindrucksvollen Tempo, bei dem es ihr dennoch gelingt, die Figuren lebendig und facettenreich werden zu lassen. Dominique Manotti schreibt Sprachkunstwerke, die zugleich sehr unterhaltsam sind. Beeindruckend.

Überaus kurios mutet mich aber manche Deutung dieses Romans an. Viele Rezensenten haben Dominique Manottis Geschichte als Beleg für den korrupten Fußball der Gegenwart genommen und dabei den schon im April medial beachteten FIFA-Skandal reflexhaft aufgegriffen. So soll Dominique Manotti die „dunklen Seiten“ dieses heutigen Fußballs zeigen. Wer aus Romaninhalten solche Schlagwörter macht, beglückt den Verlag werbewirksam und könnte auch erzählen, dass das Romanportrait eines Pass- und Geldfälschers uns einen Einblick in die kriminelle Welt des Datenbetrugs im Internet gibt.

Der Roman erschien in Frankreich 1998 und bezieht sich dementsprechend auf einen Fußball der Vergangenheit und dabei nur auf den der Vereinsebene. Handlungszeit ist sogar 1990. Entsprechend ist die Kriminalität auch eine der Vergangenheit. Wenn sich Dominique Manotti von einem realen Geschehen inspirieren ließ, dann offensichtlich unter anderem von dem Bestechungsskandal bei Olympique Marseille aus dem Jahr 1993, in dem Bernard Tapie als Vereinspräsident Hauptakteur war.

Wenn das Gütesiegel „Einblick in die Fußballwirklichkeit“ verliehen werden soll, dann müsste eine Geschichte auf Vereinsebene von Konzernstrukturen handeln, von Abhängigkeiten zwischen Medien- und Fußballakteuren, von dem wirtschaftlichen Risiko auf Seiten der Medienkonzerne und der Sponsoren, wenn es um den Ruf des Fußballs geht. Dominique Manotti nimmt aber eine Organisationsstruktur des Fußballs zum Vorbild für ihre Geschichte, wie sie im Spitzenfußball kaum mehr vorkommt. Ein Unternehmer, in dem Fall eben ein Bauunternehmer, pusht als Präsident den lokalen Fußballverein zum Erfolg und nutzt sein Engagement im Fußball zugleich, um persönliche Karriereziele zu verfolgen. Dieses erzählerische Motiv dürfte in Duisburg natürlich Erinnerungen wecken. Angesichts von Konzernstrukturen der Vereine in den europäischen Spitzenligen, ist so eine lokale Unternehmergröße zur Randfigur geworden, geschweige denn, dass diese Geschichte irgendetwas mit dem FIFA-Skandal zu tun hat, außer dass der Fußball eben Raum auf vielen Ebenen für Kriminalität bietet.

All das hat mit der literarischen Qualiltät des Romans von Dominique Manotti nichts zu tun. Die bleibt unbenommen. Eindeutige Leseempfehlung!

Dominique Manotti
Abpfiff
Gebunden mit Schutzumschlag
Deutsch von Andrea Stephani
Ariadne Kriminalroman 1197
17 Euro
ISBN 978-3-86754-197-8

Klickhinweis: Der DFB, die WM 2006 und die 6,7 Millionen – Überblick behalten bei Endreas Müller

Wer schnell und umfassend nachvollziehen will, was die Spiegel-Geschichte um die 6,7 Millionen Euro Zahlung des WM-Organisationskomitee enthüllt und wer sich gerade von den damals Verantwortlichen wie verteidigt oder wen er gerade neu anschwärzt, der ist mit dem Dossier zum „WM-Komplex“ von Endreas Müller ganz weit vorn. Sehr schön aufgedröselt, übersichtlich, mit Klickhinweis zum vertiefenden Weiterlesen, auf den Punkt – und vor allem mit dem Versprechen des jeweils neuesten Stands.

Der Duisburger Gerd Hennig – Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter – Folge 13

Vor einiger Zeit habe ich begonnen, die Erinnerungen von FIFA-Schiedsrichter Gerd Hennig zu sichten. “Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter” hat Gerd Hennig diese Erinnerungen genannt, die ich nach und nach bearbeite und hier in loser Folge veröffentliche.

Heute geht es um Prominentenspiele unter der Leitung von Gerd Hennig.


Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter – Folge 13
Von Gerd Hennig
Herausgegeben und bearbeitet von Kees Jaratz

Nach der Leitung des Endspiels bei der Studenten-WM 1982 in Mexiko beendete ich meine offizielle Schiedsrichterlaufbahn. Von da an konnte ich meiner zweiten Leidenschaft, dem Laufsport, fast meine ganze Freizeit widmen. Mehrmals in der Woche machte ich meine Dauerläufe. Ich begann direkt an der Haustür, lief über den Kaiserberg durch den Mülheimer Wald bis in den Kurpark Raffelberg in Mülheim und zurück. Das war in etwa zwei bis zweieinhalb Stunden zu bewältigen.

Auch wenn ich nicht mehr offizieller DFB-Schiedsrichter war, erreichten mich zwischendurch immer wieder Anrufe mit der Bitte, Prominentenspielen zu pfeifen. Letztlich konnte ich das nicht immer ablehnen, vielleicht wurde ich aber einfach nur schwach bei der Vorstellung, wieder einmal eine Spielleitung zu übernehmen. Zum Beispiel leitete ich das Spiel der Uwe-Seeler-Truppe, in der unter anderem auch Franz Beckenbauer spielte gegen eine Revier-Auswahl mit bekannten Spielern aus verschiedenen westdeutschen Vereinen im ländlichen Hünxe bei Dinslaken. Der STV Hünxe hatte dieses Spiel ganz groß ausgerichtet. Es folgte eine Einladung des Meidericher Tennisclubs 03, der zu seinem 80. Jubiläum die Les Humphries Singers als Gegner im Fußball zur Westender Straße in Meiderich verpflichtet.

Kurz danach hatte die Traditionsmannschaft des  Meidericher SV eine Auswahl des Westdeutschen Rundfunks eingeladen. Gespielt wurde ebenfalls an der Westerender Straße. Bei dem Spiel kam in der Halbzeitpause der damals bekannte WDR-Sportreporter Ernst Huberty zu mir. Er war bei seiner Mannschaft im Sturm eingesetzt und sagte: „Wenn Sie nach dem Wechsel gegen meinen Gegenspieler Danzberg nicht energisch einschreiten, werde ich ohne Abmeldung den Platz verlassen. Denn meine Gesundheit ist mir wichtiger!“ Vor dem Wiederanpfiff nahm Dieter Danzberg zur Seite. „Pitter“ wurde er allgemein gerufen. Ich bat ihn höflich, seine oft etwas zu rustikale Spielweise zu „drosseln“. Er hielt sich an meine Bitte und die an sich faire Partie endete 3 zu 3. Bei der gemütlichen dritten Halbzeit im MSV-Clubhaus saßen wir dann zu dritt bei „Burger“ Hetzel an der Theke. Beim gemütlichen Bierchen ließen wir lachend das Geschehen noch einmal Revue passieren ließen. So schön kann eben Fußball sein!

Unvergessen sind auch die regelmäßig ausgetragenen Duelle der Alten Herren vom MTV Union Hamborn 02 und der SG Wattenscheid 09, bei denen sich die beiden ehrgeizigen Kontrahenten Helmut Bigalke bei Hamborn und Klaus Steilmann, der Vereinspräsident und Mäzen von Wattenscheid gegenüberstanden. Das Spiel der Wattenscheider endete stets damit, dass die Mitspieler, dass die Mitspieler ihrem „Boss“ den Ball präzise für den Torschuss servierten. Der Torjubel war dann nur Formsache. Wattenscheids Siege wurde dafür aber anscließend im UNION-Eigenheim von allen Anwesenden gebührend und lautstark auf Kosten des glücklichen Torschützen gefeiert.

Abschließend wurde mir auf Wunsch von Bernard Dietz die Leitung seines Abschiedspiels zwischen den Nationalmannschaften von 1980 u. 1988 übertragen. Dieses Spiel fand am 10. Mai 1988 im ausverkauften Wedau-Stadion statt und war vom DFB und dem MSV Duisburg organisiert worden war. Ein unvergessliches Erlebnis und eine stets bleibende Erinnerung !

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Der Duisburger Gerd Hennig – Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter – Folge 12

Vor einiger Zeit habe ich begonnen, die Erinnerungen von FIFA-Schiedsrichter Gerd Hennig zu sichten. “Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter” hat Gerd Hennig diese Erinnerungen genannt, die ich nach und nach bearbeite und hier in loser Folge veröffentliche.

Heute geht es um Geld und Gerd Hennigs Sorgen wegen des Schiedsrichtermangels.


Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter – Folge 12
Von Gerd Hennig
Herausgegeben und bearbeitet von Kees Jaratz

Als die Bundesliga eingeführt wurde, betrug der Tagessatz für Schiedsrichter dürftige 20 Mark. Im Laufe der Jahre wurde dieser Tagessatz zunächst auf 24 Mark aufgestockt, danach sogar auf sage und schreibe 72 Mark. Dazu kam noch ein monatliches Trainingsgeld von 100 Mark. Für dieses Trainingsgeld wurde ein zweimal wöchentliches Training verlangt. Diese Aufwandsentschädigungen waren bei dem ganzen Aufwand sicher nicht als lohnender Verdeienst anzusehen.

Die Hotelreservierung wurde an den einzelnen Spielorten durch den DFB vorgenommen. Bei der Anreise mit eigenem PKW konnte man mit einer Kostenerstattung von DM 0,30 pro gefahrenenem Kilometer rechnen. Die Kosten für Reisen mit dem Zug und für Bus oder Bahnen konnten natürlich ebenfalls abgerechnet werden. Flüge mussten über den DFB und dessen eigenem Reisebüro angefragt und geregelt werden. Bei Einsätzen im Ausland gab es den international vereinbarten Satz in Schweizer Franken pro Tag, wobei der einladende Verband für Unterbringung und Verpflegung zu sorgen hatte.

Betrachten wir die Situation heute auf regionaler Ebene, wo ich mich noch auskenne, so gibt es in den Regional- und Landesverbänden unterschiedliche Finanzordnungen, die den jeweiligen Spielklassen entsprechend gestaffelt sind. Auch die 14 Kreise am Niederrhein weisen ihre völlig verschiedenen Spesenordnungen auf, wonach die letzte Fassung meines Kreises ab der Saison 2012/2013 folgende Beträge vorschreibt: Für jedes Seniorenspiel wird ein Satz von € 13,– fällig, während die Junioren nach Klassen zwischen € 9,– und € 6;– abrechnen dürfen. Was in der heutigen Zeit nur einer kleinen Zugabe zum Taschengeld entspricht.

Zu viele Talente im Schiedsrichterwesen stellen sich somit die Frage: „Lohnt sich überhaupt eine Zusage für den nächsten Neulingslehrgang?“ Die kleinen Vereine haben deshalb große Probleme. Der fehlende ehrenamtliche Nachwuchs stellt aber nicht nur im Schiedsrichterwesen eine Misere dar. Wegen der Nichterfüllung des erforderlichen Schiedsrichter-Solls erhalten dann viele Vereine ein Ordnungsgeld. Heute werde ich noch immer an den alten Werbeslogan erinnert: „Fußball ist schön, aber nur mit einem Schiedsrichter“. Viel mehr Fußballer sollten ihn beherzigen, aber leider, leider, leider ist es anders!

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Der Duisburger Gerd Hennig – Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter – Folge 11

Vor einiger Zeit habe ich begonnen, die Erinnerungen von FIFA-Schiedsrichter Gerd Hennig zu sichten. “Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter” hat Gerd Hennig diese Erinnerungen genannt, die ich nach und nach bearbeite und hier in loser Folge veröffentliche.

Heute geht es um die Bewertung von Schiedsrichtern und Gerd Hennigs Sorge um die Zukunft des Schiedsrichterwesen

Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter – Folge 11
Von Gerd Hennig
Herausgegeben und bearbeitet von Kees Jaratz

Unter den Schiedsrichtern gilt wie bei den Vereinsmannschaften das Leistungsprinzip. Nur wer die besten Bewertungen erhält, kann in der höchsten Spielklasse pfeifen. Jetzt, während ich meine Erinnerungen schreibe, stehen den deutschen Schiedsrichtern in den internationalen Wettbewerben wie Champions League und Euro League zehn Plätze zur Verfügung, die jährlich neu besetzt werden können. In meiner Zeit waren das noch sieben Plätze.

Dazu gibt es bei je 18 Vereinen in der Ersten und Zweiten Bundesliga pro Woche jeweils 9 Paarungen, für die meines Wissens im Moment insgesamt 24 Unparteiische der DFB-Liste zur Leitung anstehen. Hinzu kommt noch der Spielplan der 3. Bundesliga sowie die Begegnungen der Regionalligen, die alle neben den Spielen der Frauen-Bundesligen sowie den Staffeln der A-und B-Junioren dem Ansetzungsbereich des DFB unterliegen.

In allen Spielklassen gibt es bekanntermaßen einen feststehenden Auf- und Abstiegsplan je nach dem Punktestand am Ende der jeweiligen Spielsaison. Dieses Leistungsprinzip ist natürlich auch bei den Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern gegeben. Der Auf- oder Abstieg entscheidet sich für sie durch die von den Schiedsrichterbeobachtern ermittelten Punktezahlen. Allerding kommt das jeweilige Alter bei der Bewertung hinzu. Entsprechend ist mit dem Schiedsrichterwesen das Beobachtungswesen eng verbunden. Die Schiedsrichterbeobachtung geschieht selbstverständlich auch auf internationaler Ebene. Schließlich sollen etwa bei Welt- und Europameisterschaften die besten Referees zum Einsatz kommen. Bei der Vielzahl der beteiligten Nationen kann diese Auswahl sicher nicht immer gänzlich ohne Kritik vollzogen werden.

Die Beobachtung von Schiedsrichtern mit all ihren Konsequenzen für die Karrieren der Schiedsrichter werden national über alle Ligen bis in die verbandseigegen Verbände weiterverfolgt. Auch auf Kreisebene geschieht das, dort vor allem mit dem Hinblick auf Lehrzwecke. Dazu werden die Beobachtungsbögen auf besondere Weise gestaltet. Denn für jeden Schiedsrichteranfänger gilt das Motto: „Sich auf das Pferd setzen, kann jeder, doch richtig reiten, muß jeder für sich alleine!“

Damit sind die Aufstiegsmöglichkeiten für alle Neulinge aufgezeigt, doch weiß ich natürlich, leider ist hiermit der Schiedsrichtermangel nicht zu beheben, und die für den Nachwuchs vorrangig verantwortlichen Vereine zahlen zumeist lieber das dadurch verordnete Ordnungsgeld, um die Kosten für die Ausstattung ihrer eigenen Schiedsrichter zu umgehen. Dazu muss man auch wissen, dass alle Vereine, die ein Übersoll an Schiedsrichtern aufweisen, vom Verband eine eine finanzielle Belobigung erhalten. Wenn bei dieser Misere unsere wenigen Kandidaten aber oft mit den ordinären Worten bedacht werden wie etwa: „Du Drecksack/Hurensohn, bleib´ demnächst lieber zuhause!“ hört der Glaube an eine Sportart auf, die so schön sein könnte.

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Der Duisburger Gerd Hennig – Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter – Folge 9

Vor einiger Zeit habe ich begonnen, die Erinnerungen von FIFA-Schiedsrichter Gerd Hennig zu sichten. “Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter” hat Gerd Hennig diese Erinnerungen genannt, die ich nach und nach bearbeite und hier in loser Folge veröffentliche.

Heute geht es um Einsätze von Gerd Hennig bei internationalen Fußballspielen – Teil 2


Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter – Folge 9
Von Gerd Hennig
Herausgegeben und bearbeitet von Kees Jaratz

Nach der Griechenland-Epoche folgten die  Spieleinsätze in der Türkei. Insgesamt leitete ich sechs Spiele, zwei in Istanbul bei Besiktas und Galatasaray, zwei in Ankara bei Gücu und Demirspor sowie zwei in Izmir bei Göztepe und Altay. Beim Besuch in Izmir erlebte ich eine außergewöhnliche Begebenheit. Am Flughafen nahm ich ein Taxi, um zum Hotel zu kommen. Der Taxifahrer sprach einigermaßen deutsch und nachdem er erfuhr von wo aus Deutschland ich herkam, erzählte er, dass er einige Jahre bei der ATH, der August-Thyssen-Hütte, in Duisburg-Hamborn tätig gewesen war. Mit seiner Familie habe er auf der Bahnhofstraße in Meiderich gewohnt, über dem bekannten Tanzlokal Tröschel, quasi in meiner Nachbarschaft. Das bot auf der von ihm sofort auch organisierten Rückfahrt zum Flughafen genügend Gesprächsstoff, und es zeigt auch, wie klein doch manchmal die Welt ist.

Einmal war ich an einem Wochenende zweimal angesetzt. Am Samstag leitete ich ein Spiel in Istanbul und am Sonntag in Ankara. Danach bat mich der türkische Verbandsbeauftragte um die Übernahme einer weiteren, wichtigen Begegnung am darauf folgenden Mittwoch. Dieser Bitte wäre ich zwar gerne nachgekommen, ohne Zustimmung des DFB konnte ich aber nicht eigenmächtig zusagen. Verschiedene Fomalitäten der Verbände hätten noch erfüllt sein müssen. Zudem hätte ich eine Urlaubsverlängerung bei meinem Arbeitgeber beantragen müssen. So trat ich wie geplant meine Heimreise an.

Interessant ist vielleicht auch die mit solchen Auslandsaufenthalten verbundene Bezahlung. Für die zumeist aus 3 Tagen bestehenden Auslandsreisen erhielt ich den  hierfür  von der UEFA festgelegten Betrag von 125 Schweizer Franken. Der gastgebende Nationalverband war verpflichtet diese Aufwandsentschädigung zu zahlen.

Ich muss noch hinzufügen, während dieser internationalen Einsätze war ich noch kein FIFA-Schiedsrichter. Meine Ungeduld, das FIFA-Emblem auf der Brust tragen zu dürfen, wurde aber immer größer, je mehr internationale Begegnungen ich geleitet hatte. Die Chance auf diesen letzten „Sprung“ kam für mich und den ebenfalls lange vertrösteten, gleichalterigen Günter Linn aus Altendiez 1979.  Zusammen fuhren wir zum ersten Kurs auf FIFA-Ebene nach Zeist, wo der niederländische Fußballverband KNVB eine Sportschule unterhielt.

Günter Linn holte mich mit dem PKW in Duisburg ab. Nachdem wir angekommen waren, bestand unsere erste Verpflichtung in der Sportschule darin, die bereitgelegte Nationalflagge am Mast hochzuziehen. Das war auf Anhieb gar nicht so einfach, aber im Team  gelang es letztendlich bestens. Nach der Begrüßung und Vorstellung aller Teilnehmer war das Tagesprogramm mit Referaten und der Vorstellung allgemeinen Regelneuerungen so ausgefüllt, dass der läuferische Test komplett am 2. Lehrgangstag stattfinden musste. Er bestand aus einem 75 Meter-Sprint, einem 400 Meter-Lauf und dem erstmals geforderten COOPER-Test, bei dem in 12 Minuten die höchstmöglichen Streckenmeter zuückzulegen waren. Wir Deutschen waren in getrennten Läufen eingeteilt. Beide entschieden wir unter den stolzen Augen unseres zum UEFA-Kommitee gehörenden Obmanns Johannes Malka aus Herten diese Läufe mit langen Distanzen ganz souverän für uns. Bei einem gemeinsamen Ausflug in die Umgebung wurde das auch entsprechend gefeiert. Damit
hatte der DFB mit seinen Neulingen wieder einmal einen würdigen Einstieg in das internationale Schiedsrichterwesen geschafft. Um das offizielle FIFA-Emblem endgültig zu erhalten, musste ich allerdings zunächst einmal 3A-Länderspiele zu absolvieren. In schneller Folge leitete ich die Länderspiele Luxemburg – USA in Dudelange, Schweiz – Niederlande in Zürich sowie Belgien – Bulgarien in Brüssel.

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