Wenn gefühlvolle Beziehungen zu einem Ende kommen, hilft es beim Abschiedsschmerz häufig, wenn wir aus uns einen anderen Menschen machen. Mancheiner überstand Trennungszeiten erheblicher besser, wenn er schon bald beim Friseur die Haare ließ. Da geht es dem 1. FC Köln nicht viel anders. Der Abschied aus der Bundesliga ist nun fast drei Wochen her, und letzten Dienstag hat sich der Verein mit einer schicken neuen Frisur den Journalisten vorgestellt.
Die neue Frisur beim FC ist ein Bann, der über Worte verhängt wurde. Wer in den letzten Jahren so viel Ärger mit der großen Liebe Sportdirektor hatte, verliert einfach das Vertrauen. Welche Hoffnung hatte sich mit der Beziehung zu Volker Finke verknüpft. Doch der erwies sich mit den Jahren als mäkelnder Besserwisser. So einen mag keiner, selbst wenn er mal recht hat. Statt mit dem Sportdirektor möchte der FC nun mit dem „Leiter der Kaderplanung und des Transfermanagements“ versuchen, irgendwann die alte Beziehung zur Bundesliga wieder zu beleben. Der zuvor bei Hannover 96 als Chefscout engagierte Jörg Jakobs wurde dazu erwählt.
Doch unter der neuen Frisur soll sich auch das Denken völlig verändert haben. Jörg Jakobs wird anderes verantworten als seinerzeit Volker Finke. Dessen Aufgaben teilt sich Jörg Jakobs nämlich mit einem zweiten Mann dem „Leiter Sport“, namentlich Frank Schaefer, dem guten Gewissen des Vereins. Holger Stanislawski aber darf sich weiter Trainer nennen, macht aber dafür auch noch von der Arbeit Finkes was mit. Hieße sogar der Trainer nicht mehr Trainer, hätte der FC gleich ein ganz anderes Leben beginnen können. Zumindest liegt die Vermutung nahe, ein wenig braucht ein Verein ebenso wie wir Menschen die Bindung an die eigene Vergangenheit. Sonst könnte der FC ganz haltlos werden und verwandelte sich gar tatsächlich etwa in den Karnevalsverein, als der er so oft geschmäht wurde. Selffulfilling Prophecy ist kein Gewäsch von Soziologie oder Sozialpsychologie.
Man weiß aber auch einfach einfach nicht, was letztlich richtig ist. Wieviele neue Frisuren führten wieder zu denselben Typen, die einen unglücklich machten. Sprich: es scheint da auch ungesunde Bindung an Vergangenheit zu geben, die durch neue Frisuren unbeeinflusst bleibt. FC-Präsident Werner Spinner erlebte das am Dienstag selbst. Da muss er noch einmal von der großen Liebe Sportdirektor erfüllt gewesen sein, und schon stand kurz von rosa Wolken umhüllt Jörg Schmadtke im Raum, während Jörg Jacobs sich neben Werner Spinner seine Gedanken machen durfte. So spitze ich mal einen Kommentar im Kölner Stadt-Anzeiger zu. Warten wir ab, ob die neue Frisur tatsächlich inneren Wandel nach sich zieht oder ob wir in einiger Zeit allesamt sehen, so richtig steht dem Verein die neue Frisur nicht. Kann vorkommen, ist normales Leben.
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