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Eine Sitzplatztribüne auf der Buchmesse

Donnerstag: Buchmessentag – mit ein paar Seitenblicken auf Fußballbücher und der Begegnung mit LitCam, einem Projekt, bei dessen Namen ich immer erst mein inneres Bild von Literatur-Online-Liveübertragungen ins Netz wegschieben muss. LitCam ist eine 2006 von der Frankfurter Buchmesse gestartete Bildungsinitiative, Lit steht für Literacy und Cam  für Campaign. Diese Kampagne soll helfen, dass auch sozial benachteiligte Kinder Lesen, Schreiben und Rechnen lernen. Als ein Projekt der Kampagne wurde Fußball trifft Kultur ins Leben gerufen. Fußballtraining und Förderunterricht werden hier miteinander gekoppelt. Der Fußball dient als Anreiz die Fördermöglichkeiten wahrzunehmen und durch die Verpflichtung zur Gemeinschaft entstehen auch vielfältige Möglichkeiten, soziale Fertigkeiten zu lernen. In NRW gibt es das Projekt in Gelsenkirchen mit dem Kooperationspartner Schalke 04.

Nun ist ein Jahr vor der Fußball-WM der Gastgeber Brasilien das Gastland der Frankfurter Buchmesse. Eine gute Gelegenheit für 2013-10-10_Buchmesse 003bFußball trifft Kultur in einer Ecke von Halle 3.1 mit einer großen Standfläche auf sich aufmerksam zu machen. Mit Torwand und Tischkicker gibt es die Standardausstattung Fußballevent. Und neben den üblichen Stuhlsitzreihen vor dem Podium soll die stilisierte Tribüne an die Stadionatmosphäre erinnern. Auf der Buchmessentribüne ist es aber nicht anders als im Stadion. Der Donnerstag ist keiner der großen Spieltage. Gestern fand ich um die Mittagszeit eine Art mäßig besuchten Hobbyfußballbetrieb vor. Das Handelsblatt präsentierte die Finalisten des Deutschen Wirtschaftsbuchpreises 2013. 

Was aber sind Bücher gegen Ex-Finalisten des Fußballs, die am Wochenende zu sehen sind. Uwe Seeler kommt am Samstag. 2013-10-10_Buchmesse 002bRudi Völler am Sonntag. Rudi Gutendorf tritt zusammen mit der deutschen und brasilianischen Autorenationalmannschaft auf. Außerdem kommen DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, Jimmy Hartwig, Uli Borowka sowie Reiner Calmund und Paulo Rink. Wer wann genau findet ihr mit einem Klick weiter. In dieser Fußballecke vermuten die Verlage übrigens auch Rampenlicht für die Fußballbücher in ihrem Programm. Warum aber die Sonderausstellfläche „Fußball-Medienwand“ heißt? Großes Wortgeklingel für das bunte Angebot von wissenschaftlichem Werk, über die Sammelsuriumsexemplare bis hin zu Fotobänden nicht zuletzt die Autobiografien. Gefehlt hat ein ganz Großer, der sich mit „Ich bin Zlatan“ vorstellt.

Die Autobiografie von Zlatan Ibrahimovic war am Stand vom Piper Verlag zu finden, wo ich zudem über ein doppelbändiges Werk im Schuber zur Historie des VfB Stuttgart staunen durfte. Gibt es in der Verlagsführung VfB-Fans, oder ließ sich der VfB die Kostenbeteiligung nicht nehmen, um ein derart opulent gestaltetes Werk zu ermöglichen?

Der Lizententzug des MSV Duisburg hat übrigens Folgen bis in die Buchprogramme der Verlage hinein. Auch der Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf versucht vom Fußballkuchen ein Stück abzubekommen. 111 Gründe, Verein xy zu lieben, so heißt die Verlagsreihe zum Fußball. Erste Liga und ausgewählte Traditionsvereine der Zweiten Liga sind dabei. Darunter hört die Tradition auf, weil die Angst vor dem geschäftlichen Desaster überhand genommen hat. Deshalb ist auch Roland Kentsch nicht alleine schuld, dass der MSV in der Verlagsreihe nicht vorkommt, die Anhänger von Eintracht Braunschweig sind mitverantwortlich. Die gingen zwar euphorisiert dem Bundesligaaufstieg entgegen, dennoch blieben die Bücher über den Verein in den Buchhandlungen liegen. Vielleicht haben Fans im Erfolgsfall einfach nur keine Zeit fürs Bücherlesen? Wir brauchen belastbare Daten und deshalb den sofortigen Wiederabstieg von Eintracht Braunschweig. Wenn dann der Umsatz in die Höhe schnellt, heißt das, Fans haben als Autoren stets ein tragisches Schicksal.

Das Fußballbuch ist also ein schwieriges Geschäft. Bei Bildbänden vielleicht nicht ganz so sehr? Jedenfalls hat die Edition Panorama mit spielmacher einen eigenen Verlag für „schöne Fußballbücher“ gegründet. Dort erscheinen nun neben dem auch hier schon besprochenen Band „Fussballtempel“ weitere Bücher aus der Backlist des Verlags. Neuerscheinungen kommen regelmäßig hinzu. 2013-10-10_Buchmesse 004bMan kann diese Verlagsgründung auch als Nebenwirkung des erfolgreichen Unterhaltungsbetriebs Fußball deuten. Die prächtig ausgestatteten und zum Teil fotokünstlerisch ausgerichteten Bildbände brauchen eben auch ein zahlungskräftiges Publikum mit weiterführendem Interesse, das in großer Zahl noch nicht allzu lange ins Stadion geht.

Und auch das will euch als Letztes nicht vorenthalten: die Kirmes-Atmosphäre in der Comic-Ecke. So ein Manga-Merchandisingstand könnte glatt auch als Losbude auf der Kirmes durchgehen.

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Zum Paparazzo werden auf der Buchmesse

Gestern war ich erst als Fußballbuch-Paparazzo auf der Buchmesse.  Hier ein Foto, da ein Foto, alles für die bunte Doppelseite mit Impressionen aus der Fußballbuch-Glamourwelt in Frankfurt. Werft euch in Pose und ich schieße euch ab, dachte ich, und alle Bücher wussten, was zu tun war. Egal ob die standesbewussten Einzelexemplare bei etlichen Verlagen oder die Fußballbuch-Grüppchen beim Verlag Die Werkstatt und beim Agon Sportverlag.

Dann aber wurde es schwieriger für mich. Als ich zum Emons Verlag gehen wollte, dem Heimatverlag der „111 Fußballorte im Ruhrgebiet, die man gesehen haben muss“, war überhaupt kein Durchkommen zu dem Messestand.  „111 Fußballorte“, klar, das ist ein gutes Buch, aber dass so viele Leute es sich ansehen wollten, das wäre zwar schön gewesen, war aber bei genauerer Überlegung doch unwahrscheinlich. Die Menge konzentrierte sich auch mehr auf den gegenüberliegenden Stand von Hoffmann und Campe. Schnell wusste ich, da wird jemand erwartet, der ein großes Buch geschrieben hat. Hier wird es gerade herangetragen:

Ein Autor wurde also erwartet, der versprach, sein Buch zu signieren. Kurz zuvor hatte ich schon einen Tross mit Blaulicht über das Messegelände fahren sehen, ohne mir dabei viel zu denken. So warteten die Menschen etwa anderthalb Stunden, während ich mir noch ein paar Fotomodelle suchte. So fand ich diese fußballorientierte Compilation von Bibeltexten, in der es am Anfang zwar nicht um Fußball, so doch, wie mir der Begleittext verrät, etwa um Wettbewerb geht. Zielgruppenadäquates Christentum, auch mal ein Versuch. Die erwähnten gläubigen Fußballer werden in kurzen Portraits vorgestellt. Diese Portraits befinden sich in zwei den Bibelstellen vor- und nachgeordneten Teilen.

Als ich danach in den Gang zwischen Emons und Hoffmann und Campe zurückkam, huschte er gerade mit eigener Security vorbei. Was im Standbild nur schwer zu erkennen ist, weil Arnold Schwarzenegger die Menge nicht sonderlich überragte.

Gesehen habe ich ihn nicht ein einziges Mal mit eigenen Augen. Stets war er von der Menge verdeckt. Aber sogar meine Kamera behauptet, dass er seine Bücher signiert hat. Dem am ausgestreckten Arm gehaltenen künstlichen Auge will ich mal trauen.

Und hier noch ein paar Impressionen zur Konkurrenz, der ich mich abseits des Bücher-Paparrazotums erwehren musste.

Hamit Altintop – ein Vordenker Europas

Zwischen Buchmesse und ein paar Tagen Herbsturlaub bleibt kaum Zeit, um hier zu schreiben. Zu meinem Bedauern verpasse ich in der nächsten Woche mit dem Spiel gegen Arminia Bielefeld ein Lieblingsauswärtsspiel von mir. Wer fährt nicht immer wieder gerne nach Ostwestfalen, um im Zentrum der Auswärtsfan-Phobie auf die einheimischen Angstpatienten durch zuvorkommendes Benehmen therapeutisch einzuwirken? Im Heimspiel gegen den Karlsruher SC bin ich dann wieder vor Ort.

Ich möchte aber vor der kurzen Pause hier noch auf einen wirklich bedeutsamen Satz hinweisen, den Hamit Altintop in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung vor dem Länderspiel Deutschlands gegen dieTürkei gesagt hat. Mit diesem einen Satz gibt er dem ganzen Reden über Integration, Kultur und Nation einen Dreh. Da taucht ein Gedanke auf, den ich in diesem aufgeregten Reden bislang vermisse und auf den viel öfter hingewiesen werden müsste. Mit diesem Satz müsste Altintop von den Europa-Politikern bejubelt werden. Für einige unter ihnen mag es allerdings dann unangenehm sein, dass diesen Satz jemand formuliert, der türkische Wurzeln hat.

SZ: Können Sie sagen, was an Ihnen türkisch ist und was deutsch?

Altintop: Zunächst mal glaube ich, dass wir heutzutage alle Europäer sind, und unsere gemeinsame Sprache ist – in Anführungszeichen – europäisch. Und innerhalb dieses Gesamteuropas hat dann jeder seine eigene Welt – die ist bei mir eben türkisch. Wenn ich bei meiner Mama bin, dann bin ich drin in dieser Kultur: wie man empfangen wird, wie man verabschiedet wird, wie man isst und trinkt.

Sich in Frankfurt mit Büchern zu beschäftigen, kann übrigens sehr gefährlich sein, wenn auf dem Weg dorthin eine Hochhausbaustelle passiert werden muss. Da fährt schon mal ein mit Holzkisten bepackter Gabelstapler halb auf dem Bürgersteig und unversehens rammt der einem die Holzkisten in den Rücken. Nur gut, dass ich vom Basketball inzwischen gewohnt bin unter dem Korb auch mal vom gegnerischen jugendlichen Center einfach umgelaufen zu werden. Das stählt die Rückenmuskulatur und übt die Reflexe, die aufgenommene Energie des bewegten Objekts in eigene Bewegungsenergie zu verwandeln. Manchmal hat man Glück.


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