Der Verein unserer Zuneigung bereitet uns allen im Moment nicht allzu viel Freude. Da hilft der Blick über den Tellerrand des Unterhaltungsbetriebs Fußball hin zum Breitensport Fußball, wo sich manchmal Gelegenheiten bieten, den Sport auch als Mittel anzusehen, etwas Gutes zu tun. So wird meine Stimmung sofort heller, wenn ich auf die Sportfreunde Stuckenbusch schaue. Über fußballerische Ziele und Möglichkeiten des Vereins weiß ich nichts. Das müsste ich nachschlagen. Schon etwas mehr kann ich aber über das kreative Potential einer der Jugendmannschaften des Vereins erzählen.
Stuckenbusch ist ein Ortsteil von Recklinghausen und Einzugsgebiet vom FC Schalke 04. Wenn dort als Preis für einen Wettbewerb ein Training mit Schalker Profis ausgelobt wird, sind Jugendliche besonders motiviert, ihre kreativen Energien freizusetzen. „Gib Gas gegen Gewalt“ hieß der im Jahr 2007 vom Schalke-Sponsor Gazprom ausgelobte Wettbewerb. Zwei Jahre später waren bei einer zweiten Runde Politik und Sport mit ihm Boot. Dr. Theo Zwanziger, Präsident des DFB, und Dr. Ingo Wolf, damaliger Innen- und Sportminister von NRW waren die Schirmherren für „Deine Aktion gegen Gewalt“. Der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen sowie die Fußballverbände Niederrhein und Mittelrhein unterstützten den Jugendwettbewerb.
An beiden Wettbewerben nahmen jene Jugendliche teil, die 2007 beim SV Hochlar 28 in der C-Jugend spielten und heute bei den Sportfreunden Stuckenbusch in der A-Jugend. Beide Male gingen sie als Sieger ihrer Kategorie aus dem Wettbewerb hervor. Für den zweiten Wettbewerb hatten sich die Jugendlichen die Erlaubnis von den Toten Hosen geholt, deren Stück „Innen alles neu“ mit einem neuen Text zu versehen, der zum Wettbewerbs-Thema Gewalt im Fußball passte. Nach noch einmal zwei Jahren entstand nun aus dem Wettbewerbsbeitrag damals ein Video-Clip mit professioneller Unterstützung, der in der Medienarbeit eingesetzt werden soll.
Gib Gas gegen Gewalt – Musikclip from Düse TV on Vimeo.
Sowohl bei der Medienwirkung als auch beim Thema Gewalt gibt es komplexe Ursache-Wirkungs-Gefüge und wo in diesem Bedingungsfeld so ein Clip welche Erfolge erzielt, lässt sich nicht sagen. Aber egal ob die Botschaft des Clips letztlich von anderen Jugendlichen angenommen wird, eins lässt sich sicher sagen, die Beteiligten an solchen Projekten haben mehr Möglichkeiten, gewaltlos durchs Leben zu gehen.
Video und Wettbewerbsausschreibung haben mich übrigens einmal mehr auf die Mentalitätsunterschiede zwischen Rheinländern und Westfalen aufmerksam gemacht. Schon im Clip stolperte ich über das sperrige Wort „Problemlotse„, der rund um Stuckenbusch und damit bei den Vereinen im Fußball- und Leichathletik-Verband Westfalen ein Retter vor Gewalt sein soll. Ich dachte erst, wie sozialpädagogisch inspiriert und lernte danach, diese „Problemlotsen“ gibt es tatsächlich. Die Umschreibung „Problem“ als Aufgabengebiet des Lotsen entspricht dem Bild vom direkten Westfalen, wo hingegen im Rheinland jene Worte bevorzugt werden, die den unangenehmen Dingen des Lebens den Stachel etwas ziehen. Was schlimm sein könnte, muss ja nicht unbedingt gleich auch so genannt werden. Deshalb: gleiche Funktion, anderer Name. Der Fußballverband Mittelrhein nennt seine Ansprechpartner bei Problemen „Fußball-Lotsen“, so auch der Fußballverband Niederrhein, wo allerdings der Bindestrich im Namen verschwindet. Das klingt auch nicht weniger sperrig als in Westfalen, und wir wissen nicht sofort, worum es bei so einer Funktion geht, aber darüber kann man ja miteinander ins Gespräch kommen. Auch wenn sich alle gegen Gewalt engagieren. Ein regionaler Unterschied kann dabei drin sein.
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