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Der Duisburger Gerd Hennig – Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter – Folge 13

Vor einiger Zeit habe ich begonnen, die Erinnerungen von FIFA-Schiedsrichter Gerd Hennig zu sichten. “Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter” hat Gerd Hennig diese Erinnerungen genannt, die ich nach und nach bearbeite und hier in loser Folge veröffentliche.

Heute geht es um Prominentenspiele unter der Leitung von Gerd Hennig.


Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter – Folge 13
Von Gerd Hennig
Herausgegeben und bearbeitet von Kees Jaratz

Nach der Leitung des Endspiels bei der Studenten-WM 1982 in Mexiko beendete ich meine offizielle Schiedsrichterlaufbahn. Von da an konnte ich meiner zweiten Leidenschaft, dem Laufsport, fast meine ganze Freizeit widmen. Mehrmals in der Woche machte ich meine Dauerläufe. Ich begann direkt an der Haustür, lief über den Kaiserberg durch den Mülheimer Wald bis in den Kurpark Raffelberg in Mülheim und zurück. Das war in etwa zwei bis zweieinhalb Stunden zu bewältigen.

Auch wenn ich nicht mehr offizieller DFB-Schiedsrichter war, erreichten mich zwischendurch immer wieder Anrufe mit der Bitte, Prominentenspielen zu pfeifen. Letztlich konnte ich das nicht immer ablehnen, vielleicht wurde ich aber einfach nur schwach bei der Vorstellung, wieder einmal eine Spielleitung zu übernehmen. Zum Beispiel leitete ich das Spiel der Uwe-Seeler-Truppe, in der unter anderem auch Franz Beckenbauer spielte gegen eine Revier-Auswahl mit bekannten Spielern aus verschiedenen westdeutschen Vereinen im ländlichen Hünxe bei Dinslaken. Der STV Hünxe hatte dieses Spiel ganz groß ausgerichtet. Es folgte eine Einladung des Meidericher Tennisclubs 03, der zu seinem 80. Jubiläum die Les Humphries Singers als Gegner im Fußball zur Westender Straße in Meiderich verpflichtet.

Kurz danach hatte die Traditionsmannschaft des  Meidericher SV eine Auswahl des Westdeutschen Rundfunks eingeladen. Gespielt wurde ebenfalls an der Westerender Straße. Bei dem Spiel kam in der Halbzeitpause der damals bekannte WDR-Sportreporter Ernst Huberty zu mir. Er war bei seiner Mannschaft im Sturm eingesetzt und sagte: „Wenn Sie nach dem Wechsel gegen meinen Gegenspieler Danzberg nicht energisch einschreiten, werde ich ohne Abmeldung den Platz verlassen. Denn meine Gesundheit ist mir wichtiger!“ Vor dem Wiederanpfiff nahm Dieter Danzberg zur Seite. „Pitter“ wurde er allgemein gerufen. Ich bat ihn höflich, seine oft etwas zu rustikale Spielweise zu „drosseln“. Er hielt sich an meine Bitte und die an sich faire Partie endete 3 zu 3. Bei der gemütlichen dritten Halbzeit im MSV-Clubhaus saßen wir dann zu dritt bei „Burger“ Hetzel an der Theke. Beim gemütlichen Bierchen ließen wir lachend das Geschehen noch einmal Revue passieren ließen. So schön kann eben Fußball sein!

Unvergessen sind auch die regelmäßig ausgetragenen Duelle der Alten Herren vom MTV Union Hamborn 02 und der SG Wattenscheid 09, bei denen sich die beiden ehrgeizigen Kontrahenten Helmut Bigalke bei Hamborn und Klaus Steilmann, der Vereinspräsident und Mäzen von Wattenscheid gegenüberstanden. Das Spiel der Wattenscheider endete stets damit, dass die Mitspieler, dass die Mitspieler ihrem „Boss“ den Ball präzise für den Torschuss servierten. Der Torjubel war dann nur Formsache. Wattenscheids Siege wurde dafür aber anscließend im UNION-Eigenheim von allen Anwesenden gebührend und lautstark auf Kosten des glücklichen Torschützen gefeiert.

Abschließend wurde mir auf Wunsch von Bernard Dietz die Leitung seines Abschiedspiels zwischen den Nationalmannschaften von 1980 u. 1988 übertragen. Dieses Spiel fand am 10. Mai 1988 im ausverkauften Wedau-Stadion statt und war vom DFB und dem MSV Duisburg organisiert worden war. Ein unvergessliches Erlebnis und eine stets bleibende Erinnerung !

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Der Duisburger Gerd Hennig – Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter – Folge 12

Vor einiger Zeit habe ich begonnen, die Erinnerungen von FIFA-Schiedsrichter Gerd Hennig zu sichten. “Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter” hat Gerd Hennig diese Erinnerungen genannt, die ich nach und nach bearbeite und hier in loser Folge veröffentliche.

Heute geht es um Geld und Gerd Hennigs Sorgen wegen des Schiedsrichtermangels.


Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter – Folge 12
Von Gerd Hennig
Herausgegeben und bearbeitet von Kees Jaratz

Als die Bundesliga eingeführt wurde, betrug der Tagessatz für Schiedsrichter dürftige 20 Mark. Im Laufe der Jahre wurde dieser Tagessatz zunächst auf 24 Mark aufgestockt, danach sogar auf sage und schreibe 72 Mark. Dazu kam noch ein monatliches Trainingsgeld von 100 Mark. Für dieses Trainingsgeld wurde ein zweimal wöchentliches Training verlangt. Diese Aufwandsentschädigungen waren bei dem ganzen Aufwand sicher nicht als lohnender Verdeienst anzusehen.

Die Hotelreservierung wurde an den einzelnen Spielorten durch den DFB vorgenommen. Bei der Anreise mit eigenem PKW konnte man mit einer Kostenerstattung von DM 0,30 pro gefahrenenem Kilometer rechnen. Die Kosten für Reisen mit dem Zug und für Bus oder Bahnen konnten natürlich ebenfalls abgerechnet werden. Flüge mussten über den DFB und dessen eigenem Reisebüro angefragt und geregelt werden. Bei Einsätzen im Ausland gab es den international vereinbarten Satz in Schweizer Franken pro Tag, wobei der einladende Verband für Unterbringung und Verpflegung zu sorgen hatte.

Betrachten wir die Situation heute auf regionaler Ebene, wo ich mich noch auskenne, so gibt es in den Regional- und Landesverbänden unterschiedliche Finanzordnungen, die den jeweiligen Spielklassen entsprechend gestaffelt sind. Auch die 14 Kreise am Niederrhein weisen ihre völlig verschiedenen Spesenordnungen auf, wonach die letzte Fassung meines Kreises ab der Saison 2012/2013 folgende Beträge vorschreibt: Für jedes Seniorenspiel wird ein Satz von € 13,– fällig, während die Junioren nach Klassen zwischen € 9,– und € 6;– abrechnen dürfen. Was in der heutigen Zeit nur einer kleinen Zugabe zum Taschengeld entspricht.

Zu viele Talente im Schiedsrichterwesen stellen sich somit die Frage: „Lohnt sich überhaupt eine Zusage für den nächsten Neulingslehrgang?“ Die kleinen Vereine haben deshalb große Probleme. Der fehlende ehrenamtliche Nachwuchs stellt aber nicht nur im Schiedsrichterwesen eine Misere dar. Wegen der Nichterfüllung des erforderlichen Schiedsrichter-Solls erhalten dann viele Vereine ein Ordnungsgeld. Heute werde ich noch immer an den alten Werbeslogan erinnert: „Fußball ist schön, aber nur mit einem Schiedsrichter“. Viel mehr Fußballer sollten ihn beherzigen, aber leider, leider, leider ist es anders!

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Der Duisburger Gerd Hennig – Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter – Folge 11

Vor einiger Zeit habe ich begonnen, die Erinnerungen von FIFA-Schiedsrichter Gerd Hennig zu sichten. “Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter” hat Gerd Hennig diese Erinnerungen genannt, die ich nach und nach bearbeite und hier in loser Folge veröffentliche.

Heute geht es um die Bewertung von Schiedsrichtern und Gerd Hennigs Sorge um die Zukunft des Schiedsrichterwesen

Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter – Folge 11
Von Gerd Hennig
Herausgegeben und bearbeitet von Kees Jaratz

Unter den Schiedsrichtern gilt wie bei den Vereinsmannschaften das Leistungsprinzip. Nur wer die besten Bewertungen erhält, kann in der höchsten Spielklasse pfeifen. Jetzt, während ich meine Erinnerungen schreibe, stehen den deutschen Schiedsrichtern in den internationalen Wettbewerben wie Champions League und Euro League zehn Plätze zur Verfügung, die jährlich neu besetzt werden können. In meiner Zeit waren das noch sieben Plätze.

Dazu gibt es bei je 18 Vereinen in der Ersten und Zweiten Bundesliga pro Woche jeweils 9 Paarungen, für die meines Wissens im Moment insgesamt 24 Unparteiische der DFB-Liste zur Leitung anstehen. Hinzu kommt noch der Spielplan der 3. Bundesliga sowie die Begegnungen der Regionalligen, die alle neben den Spielen der Frauen-Bundesligen sowie den Staffeln der A-und B-Junioren dem Ansetzungsbereich des DFB unterliegen.

In allen Spielklassen gibt es bekanntermaßen einen feststehenden Auf- und Abstiegsplan je nach dem Punktestand am Ende der jeweiligen Spielsaison. Dieses Leistungsprinzip ist natürlich auch bei den Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern gegeben. Der Auf- oder Abstieg entscheidet sich für sie durch die von den Schiedsrichterbeobachtern ermittelten Punktezahlen. Allerding kommt das jeweilige Alter bei der Bewertung hinzu. Entsprechend ist mit dem Schiedsrichterwesen das Beobachtungswesen eng verbunden. Die Schiedsrichterbeobachtung geschieht selbstverständlich auch auf internationaler Ebene. Schließlich sollen etwa bei Welt- und Europameisterschaften die besten Referees zum Einsatz kommen. Bei der Vielzahl der beteiligten Nationen kann diese Auswahl sicher nicht immer gänzlich ohne Kritik vollzogen werden.

Die Beobachtung von Schiedsrichtern mit all ihren Konsequenzen für die Karrieren der Schiedsrichter werden national über alle Ligen bis in die verbandseigegen Verbände weiterverfolgt. Auch auf Kreisebene geschieht das, dort vor allem mit dem Hinblick auf Lehrzwecke. Dazu werden die Beobachtungsbögen auf besondere Weise gestaltet. Denn für jeden Schiedsrichteranfänger gilt das Motto: „Sich auf das Pferd setzen, kann jeder, doch richtig reiten, muß jeder für sich alleine!“

Damit sind die Aufstiegsmöglichkeiten für alle Neulinge aufgezeigt, doch weiß ich natürlich, leider ist hiermit der Schiedsrichtermangel nicht zu beheben, und die für den Nachwuchs vorrangig verantwortlichen Vereine zahlen zumeist lieber das dadurch verordnete Ordnungsgeld, um die Kosten für die Ausstattung ihrer eigenen Schiedsrichter zu umgehen. Dazu muss man auch wissen, dass alle Vereine, die ein Übersoll an Schiedsrichtern aufweisen, vom Verband eine eine finanzielle Belobigung erhalten. Wenn bei dieser Misere unsere wenigen Kandidaten aber oft mit den ordinären Worten bedacht werden wie etwa: „Du Drecksack/Hurensohn, bleib´ demnächst lieber zuhause!“ hört der Glaube an eine Sportart auf, die so schön sein könnte.

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Der Duisburger Gerd Hennig – Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter – Folge 10

Vor einiger Zeit habe ich begonnen, die Erinnerungen von FIFA-Schiedsrichter Gerd Hennig zu sichten. “Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter” hat Gerd Hennig diese Erinnerungen genannt, die ich nach und nach bearbeite und hier in loser Folge veröffentliche.

Heute geht es um das, was ein Schiedsrichter neben dem eigentlichen Fußballspiel in Berlin noch so erlebt.


Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter – Folge 10
Von Gerd Hennig
Herausgegeben und bearbeitet von Kees Jaratz

Im April 1979 waren mein Team und ich angesetzt, das Bundesligaspiel zwischen Hertha BSC und Eintracht Frankfurt zu leiten. Meine Linienrichter waren Dieter Pauly aus Rheydt und Heinz-Theo Heymann aus Krefeld. Im Berliner Olympia-Stadion gewann die Hertha dieses Spiel 4:1.

Der DFB hatte uns zur Übernachtung den renommierten „Schweizer Hof“ angewiesen. Als wir freitags im Hotel eincheckten, stellten wir fest, dass im selben Domizil auch Dieter-Thomas Heck samt Familie weilte. Den Jüngeren muss man vielleicht sagen, Dieter-Thomas Heck moderierte die ZDF-Hitparade. Das war damals eine sehr populäre Musiksendung, die am frühen Samstagabend gesendet wurde und in der deutsche Schlager präsentiert wurden. Alle in der Hitparade auftretenden Künstler übernachteten ebenfalls in unserem Hotel.

Mein Linienrichter Dieter Pauly war trotz der Bedenken von uns beiden anderen erpicht darauf,  uns noch drei Eintrittskarten für die Abendveranstaltung zu beschaffen. Er schrieb einen kurzen Brief und ließ seine Bitte um Karten am Samstagmorgen im Schlüsselfach von Dieter-Thomas Heck hinterlegen. Zu unserer Überraschung erhielten wir nach unserem gemeinsamen Stadtbummel eine positive Antwort. Zudem bat mich der Moderator, in seine Suite zu kommen. Wir begrüßten uns und er versicherte mir, wir könnten gerne kommen. Zu seiner Ehefrau Ranghild gewandt sagte er noch: „Wir haben eigentlich keine Plätze mehr frei, aber daraus machen wir einen Gag.“

Dann wandte er sich wieder mir zu: „Das wird das erste Mal sein, dass eine meiner Sendungen mit einem Schiedsrichterpfiff eröffnet wird. Kommen Sie mit ihren Kollegen pünktlich in die UNION-Filmstudios. Da halte ich drei Plätze im Künstlerbereich für sie reserviert.“

Sofort nach dem Spiel im Olympia-Stadion fuhren wir mit dem Taxi zu den Studios. Dort bat mich Dieter-Thomas Heck auf die Sekunde genau auf eine Treppe zwischen den Zuschauern, damit ich mit einem unüberhörbaren Pfiff die allseits beliebte Sendung des ZDF startete. An diesem Abend traten in der Sendung unter anderem Heino, Gaby Baginsky sowie Tina York auf. Letztere ist die Schwester von Mary Roos.

Nach dem Ende der Show waren wir noch zu einem Bankett an Stehtischen im Forum des Studios eingeladen. So lernten wir beim amüsanten Plausch einige der Schlagerstars kennen. Gekrönt wurde dieser Tag, als ich zur mitternächtlichen Stunde im Foyer unseres Hotels noch zufällig Tina York begegnete. Schon als Jugendlicher hatte ich von ihr geschwärmt. Kurz wechselten wir ein paar Worte, und ich erhielt zu meiner großen Freude ein Autogramm.

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Der Duisburger Gerd Hennig – Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter – Folge 9

Vor einiger Zeit habe ich begonnen, die Erinnerungen von FIFA-Schiedsrichter Gerd Hennig zu sichten. “Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter” hat Gerd Hennig diese Erinnerungen genannt, die ich nach und nach bearbeite und hier in loser Folge veröffentliche.

Heute geht es um Einsätze von Gerd Hennig bei internationalen Fußballspielen – Teil 2


Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter – Folge 9
Von Gerd Hennig
Herausgegeben und bearbeitet von Kees Jaratz

Nach der Griechenland-Epoche folgten die  Spieleinsätze in der Türkei. Insgesamt leitete ich sechs Spiele, zwei in Istanbul bei Besiktas und Galatasaray, zwei in Ankara bei Gücu und Demirspor sowie zwei in Izmir bei Göztepe und Altay. Beim Besuch in Izmir erlebte ich eine außergewöhnliche Begebenheit. Am Flughafen nahm ich ein Taxi, um zum Hotel zu kommen. Der Taxifahrer sprach einigermaßen deutsch und nachdem er erfuhr von wo aus Deutschland ich herkam, erzählte er, dass er einige Jahre bei der ATH, der August-Thyssen-Hütte, in Duisburg-Hamborn tätig gewesen war. Mit seiner Familie habe er auf der Bahnhofstraße in Meiderich gewohnt, über dem bekannten Tanzlokal Tröschel, quasi in meiner Nachbarschaft. Das bot auf der von ihm sofort auch organisierten Rückfahrt zum Flughafen genügend Gesprächsstoff, und es zeigt auch, wie klein doch manchmal die Welt ist.

Einmal war ich an einem Wochenende zweimal angesetzt. Am Samstag leitete ich ein Spiel in Istanbul und am Sonntag in Ankara. Danach bat mich der türkische Verbandsbeauftragte um die Übernahme einer weiteren, wichtigen Begegnung am darauf folgenden Mittwoch. Dieser Bitte wäre ich zwar gerne nachgekommen, ohne Zustimmung des DFB konnte ich aber nicht eigenmächtig zusagen. Verschiedene Fomalitäten der Verbände hätten noch erfüllt sein müssen. Zudem hätte ich eine Urlaubsverlängerung bei meinem Arbeitgeber beantragen müssen. So trat ich wie geplant meine Heimreise an.

Interessant ist vielleicht auch die mit solchen Auslandsaufenthalten verbundene Bezahlung. Für die zumeist aus 3 Tagen bestehenden Auslandsreisen erhielt ich den  hierfür  von der UEFA festgelegten Betrag von 125 Schweizer Franken. Der gastgebende Nationalverband war verpflichtet diese Aufwandsentschädigung zu zahlen.

Ich muss noch hinzufügen, während dieser internationalen Einsätze war ich noch kein FIFA-Schiedsrichter. Meine Ungeduld, das FIFA-Emblem auf der Brust tragen zu dürfen, wurde aber immer größer, je mehr internationale Begegnungen ich geleitet hatte. Die Chance auf diesen letzten „Sprung“ kam für mich und den ebenfalls lange vertrösteten, gleichalterigen Günter Linn aus Altendiez 1979.  Zusammen fuhren wir zum ersten Kurs auf FIFA-Ebene nach Zeist, wo der niederländische Fußballverband KNVB eine Sportschule unterhielt.

Günter Linn holte mich mit dem PKW in Duisburg ab. Nachdem wir angekommen waren, bestand unsere erste Verpflichtung in der Sportschule darin, die bereitgelegte Nationalflagge am Mast hochzuziehen. Das war auf Anhieb gar nicht so einfach, aber im Team  gelang es letztendlich bestens. Nach der Begrüßung und Vorstellung aller Teilnehmer war das Tagesprogramm mit Referaten und der Vorstellung allgemeinen Regelneuerungen so ausgefüllt, dass der läuferische Test komplett am 2. Lehrgangstag stattfinden musste. Er bestand aus einem 75 Meter-Sprint, einem 400 Meter-Lauf und dem erstmals geforderten COOPER-Test, bei dem in 12 Minuten die höchstmöglichen Streckenmeter zuückzulegen waren. Wir Deutschen waren in getrennten Läufen eingeteilt. Beide entschieden wir unter den stolzen Augen unseres zum UEFA-Kommitee gehörenden Obmanns Johannes Malka aus Herten diese Läufe mit langen Distanzen ganz souverän für uns. Bei einem gemeinsamen Ausflug in die Umgebung wurde das auch entsprechend gefeiert. Damit
hatte der DFB mit seinen Neulingen wieder einmal einen würdigen Einstieg in das internationale Schiedsrichterwesen geschafft. Um das offizielle FIFA-Emblem endgültig zu erhalten, musste ich allerdings zunächst einmal 3A-Länderspiele zu absolvieren. In schneller Folge leitete ich die Länderspiele Luxemburg – USA in Dudelange, Schweiz – Niederlande in Zürich sowie Belgien – Bulgarien in Brüssel.

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Der Duisburger Gerd Hennig – Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter – Folge 8

Vor einiger Zeit habe ich begonnen, die Erinnerungen von FIFA-Schiedsrichter Gerd Hennig zu sichten. “Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter” hat Gerd Hennig diese Erinnerungen genannt, die ich nach und nach bearbeite und hier in loser Folge veröffentliche.

Heute geht es um Einsätze von Gerd Hennig bei internationalen Fußballspielen.


Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter – Folge 8
Von Gerd Hennig
Herausgegeben und bearbeitet von Kees Jaratz

Nachdem ich mich bei den Schiedsrichterbeobachtern des aus den drei Landesverbänden Westfalen, Mittelrhein und Niederrhein bestehenden Regionalverbandes West zur vollen Zufriedenheit bewährt hatte, wurde ich dem DFB gemeldet. Ich kam auf die Liste der Schiedsrichter, die auch für internationale Aufgaben vorgesehen waren. In dieser Zeit hatte ich am Niederrhein auch noch regelmäßige Einsätze in der Verbandsliga, in den drei Landesligen bis hinab zur Bezirksklasse. So war ein wöchentliches Programm mit Spielleitungen und gleichzeitigem, mehrmaligen Training in der Woche gewährleistet.

Die internationalen Berufungen wurden vom DFB bestimmt. Sie führten mich zunächst an die Linie vorrangig zusammen mit den damals unumstrittenen „Internationalen“ Walter Eschweiler (Euskirchen), Günter Baumgärtel (Hagen) sowie Jochen Weyland (Oberhausen), die die Spiele leiteten. Reichlich Erfahrung sammelte ich in den Stadien europäischer Spitzenclubs wie dem CF Barcelona, Celtic Glasgow, Manchester City, Juventus Turin, AS St. Etienne, Olympique Lyon oder Steua Bukarest, um nur die bekanntesten Vereine zu nennen. Auch bei Ararat im fernen Eriwan wurde ich eingesetzt.

Besonders eindrücklich blieben mir die zwei Begegnungen in Barcelona in Erinnerung. Beide Male war ich im Team mit Walter Eschweiler bei Begegnungen vor ausverkauftem Haus. Einmal spielte Barcelona im Supercup gegen Nottingham Forest. Das andere Mal war es das Europapokal-Rückspiel gegen den RSC Anderlecht. Das Hinspiel hatten die Spanier 3:0 verloren. Nun aber mit der Publikumsunterstützung entschieden sie dieses Rückspiel noch 5:3 im Elfmeterschießen für sich. Die Macht der Massen gab sicherlich den Ausschlag. Jeder Belgier wurde beim Gang von der Mitte zum Strafstoßpunkt gnadenlos ausgepfiffen. Die Hausherren hingegen gingen dem Ausführungsort enthusiastisch gefeiert entgegen. Die damals vom bekannten Frank Goethals trainierten Belgier hatten keine Chance.

Neben den Aufgaben als Linienrichter kann ich auch auf eigene Spielleitungen zuückblicken. Meinen ersten internationalen Einsatz als Schiedsrichter hatte ich beim Nordland-Turnier der Skandinavier. Der DFB war dort ebenfalls stets mit einer Junioren-Auswahl vertreten. 1962 wurde das Turnier von Schweden in Uddevalla, in der Nähe von Göteborg ausgerichtet. Neben dem Gastgeber Schweden waren noch Dänemark, Norwegen, Island und natürlich die als Gast geladene DFB-Auswahl am Start.

Während einer Woche fanden in kleinen idyllisch gelegenen Spielorten rund um Göteborg die Spiele statt, zu denen jeder Teilnehmer auch einen Schiedsrichter stellte. Ich erinnere mich, mit mir waren auch Bertil Andersen vom Ausrichter Schweden, Jorgen Mortensen aus Dänemark, Per Arne Larsgard aus Norwegen und Arnthor Oskarsson aus Island im Einsatz. Am Abend trafen wir uns dann regelmäßig wechselweise auf einem unserer Zimmer, um im gemütlichen Plausch untereinander das Erlebte zu diskutieren. Wir sprachen Englisch, eine der drei FIFA-Sprachen, was lediglich für mich von Bedeutung war, da die Nordländer unter sich sprachlich wenig Probleme hatten und sich landesgemäß beim „skol“ bestens verstanden.

Danach wurde ich als Schiedsrichter zunächst in Griechenland, dann auch in der Türkei eingesetzt. Zu allen bedeutsamen, auf dem Totoschein stehenden Spielen der heimischen Liga forderten die dortigen Verbände damals Referees aus anderen  europäischen Staaten an, um Spielmanipulationen auszuschließen. Es hatte starke Verdachtsmomente für Ergebnisabsprachen seinerzeit gegeben. Der DFB entsandte fast an jedem Wochenende seine Kandidaten in diese Länder. Zunächst ging es dann nach Athen und Istanbul, wo die jeweiligen Unparteiischen am Abend vor dem Spiel in einem von den Verbänden gut abgeschirmten Hotel zu den entsprechenden Begegnungen eingeteilt wurden. So brachten mich meine sechs Ansetzungen in der Region zweimal direkt nach Athen beziehungsweise Piräus, zweimal nach Saloniki sowie je einmal nach Katarine, in der Nähe von Saloniki und nach Trikkala, was sich in der Landesmitte zwischen Athen und Saloniki befindet und nur mit dem Taxi erreichbar war.

Von diesen Reisen sind mir zwei Erlebnisse in besonderer Erinnerung geblieben. Nach einer Spielleitung in Athen saß auf dem Rückflug mit der Olympic Airways nach Düsseldorf via Paris eine gut aussehende Griechin an meiner Seite. Als wir ins Gespräch kamen, erfuhr ich, ihr Name war Naftali. Sie wollte ihren Mann in Paris besuchen, der beim Bodenpersonal auf dem Flughafen in Orly beschäftigt war. Dann offenbarte sie mir, dass sie unter Flugangst leide, besonders wenn sich irgendwelche Luftturbulenzen bemerkbar machen sollten. Es wurde tatsächlich ein unruhiger Flug, bei dem ich ihr tröstend die Hand hielt. Aus Dankbarbeit lud sie mich ein, bei einem erneuten Griechenland-Aufenthalt sie in Saloniki zu besuchen.

Schon bei meinem nächsten Trip nach Griechenland erhielt ich durch den Verbandsbeauftragten vor Ort die Order: „Morgen früh geht es mit dem Taxi zum Airport und und dann weiter mit deinen Linienrichtern nach Saloniki.“So bot sich die Gelegenheit, meine Fluggefährtin tatsächlich wiederzusehen. Auf dem Hinflug tat ich das meinen griechischen Gefährten kund. Sofort waren sie auch bereit, mir dabei zu helfen, zur angegebenen Adresse zu gelangen. Nach Spielschluss nahmen wir ein Taxi. Leider gab es den Straßennamen zweimal in der Stadt, und natürlich erreichten wir erst beim zweiten Versuch die richtige Straße.

Dort sah ich Naftali im ersten Stock eines schicken Hauses am Fenster stehen. Als ich aus dem Taxi stieg, erkannte sie mich sofort wieder und lud mich mit ausgebreiteten Armen nach oben ein. Meine beiden Linienrichter forderte ich daraufhin auf, zum Flughafen weiter zu fahren. Ich wollte mit einem anderen Taxi pünktlich nachkommen. Das aber stieß auf erheblichen Widerstand. Die vorher so hilfsbereiten Kollegen gönnten mir es nicht, mit ihrer Landsfrau alleine Zeit zu verbringen. Gemeinsam suchten wir die Wohnung auf und schauten uns zusammen bei Tee und Gebäck die Familienfotos der großen Familie an. Großzügig ließ man mich dabei direkt neben Naftali sitzen.

Mein letzter Spielauftrag bei den Griechen führte mich ins Landesinnere nach Trikkala. Am Spieltag traf ich mich morgens früh um sieben Uhr mit meinen beiden griechischen Linienrichtern und einem Verbandsvertreter morgens früh um sieben Uhr, um mit dem Taxi zum Spielort zu fahren. Auf der Fahrt ließen meine drei Griechen den Taxifahrer an jedem Bethäuschen rechts und links der Landstraße anhalten. Dann verschwanden sie für etwa zehn Minuten aus dem Wagen und ließen mich alleine zurück. So verlief der Tag zunächst für mich recht eintönig. Etwa auf der Mitte der Strecke steuerten wir verspätet eine spärliche Gaststätte an, um einen kleinen Imbiss einzunehmen und eine kurze Ruhepause zu verbringen. Meine Begleiter machten sich keine Sorgen wegen der Verspätung. Anstoßzeiten spielten in diesem Land anscheinend keine Rolle. Für mich fiel die Ruhepause weniger erquicklich aus, weil in dem mir zugedachten Doppelzimmer der Taxifahrer lag. Richtig zur Ruhe kam ich auf der schmalen Betthälfte neben ihm nicht.

Inzwischen hatte heftiger Regen eingesetzt, so dass wir nach unserer Weiterfahrt zwei Stunden später als vorgesehen in dem kleinen Städtchen zum Abstiegsderby von Trikkala gegen den Rivalen Niki Volos ankamen. Dort mussten wir aber feststellen, dass der rote Aschenplatz völlig unter Wasser stand. Der Spielausfall hätte eigentlich die völlig gerechtfertitgte Folge sein müssen. Seltsamerweise wollten beide Vereine und auch mein Verbandsbeauftragter das nicht einsehen. Händeringend baten sie mich darum, noch eine weitere Stunde zu warten. Der Platz trockne dank einer guten Drainage schnell auf. Wegen meiner weiten Anreise und den damit verbundenen hohen Kosten, ließ ich mich darauf ein. Tatsächlich konnte ich mit Stunden Verspätung zur Freude aller Beteiligten die Begegnung anpfeifen. Zur Zufriedenheit beider Mannschaften endete die Partie torlos.

Nach dem Spiel erlebte ich die nächste Überraschung. Da in unserer Umkleidekabine keine Duschen vorhanden waren,  präsentierte man uns in der Mitte des Raumes eine mit Regenwasser gefüllte Zinkwanne. Um diese Wanne herum stellten sich beide Vereinsvertreter und die zu unserer Sicherheit anwesenden etwa 25 bis 30 Polizisten im Kreis auf. Zur Überbrückung der Zeit bot ich ihnen zwei Packungen meiner im Duty-Free-Shop erworbenen Zigaretten an. Bald vernebelte der Qualm dieser Zigaretten den kleinen Raum so sehr, dass wir unsere Kleidung an den Wänden nur noch mühsam wiederfanden.

Draußen war inzwischen die Dunkelheit hereingebrochen. Durch riesige Pfützen brachte uns unser Begleitschutz zu dem weit entfernt stehenden Taxi und verabschiedeten sich mit einer Verbeugung. Auf der etwa siebenstündigen Heimfahrt wurde erneut kein Beethäuschen ausgelassen. Nach Mitternacht kehrten wir endlich in unser Hotel zurück, wo uns mein schmunzelnder deutscher Kollege Walter Horstmann erst einmal zu einem verdienten Ouzo einlud. Dann konnte ich endlich die Nachtruhe antreten.

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Der Duisburger Gerd Hennig – Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter – Folge 7

Vor einiger Zeit habe ich begonnen, die Erinnerungen von FIFA-Schiedsrichter Gerd Hennig zu sichten. “Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter” hat Gerd Hennig diese Erinnerungen genannt, die ich nach und nach bearbeite und hier in loser Folge veröffentliche.

Heute geht es um das Ende des Zweiten Weltkriegs und wie der mit seiner Mutter nach Süddeutschland evakuierte Gerd Hennig zurück nach Duisburg gelangte.


Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter – Folge 7
Von Gerd Hennig
Herausgegeben und bearbeitet von Kees Jaratz

Gailingen liegt am  am wunderschönen Hochrhein zwischen Bodensee und dem Rheinfall bei Schaffhausen. In diesem Ort hatten  meine Mutter und ich zum Ende des Krieges dank der Hilfe meiner schon dort lebenden Schwester gewohnt, nachdem wir in Meiderich ausgebombt worden waren. Die Rückkehr nach Meiderich aus der von uns gewählten Selbstevakuierung nach Gailingen wurde zu einem strapaziösen Abenteuer und vollzog sich in zwei Etappen.

Von Gailingen aus war es nach dem Kriegsende zunächst zu meiner Schwester nach Singen am Hohentwiel gegangen. Sie  bewohnte dort mit ihrem aus Siebenbürgen gebürtigen Ehemann Wilhelm und zwei zwischenzeitlich zur Welt gekommenen Töchtern Hilde und Brigitte eine bescheidene 3-Zimmer-Wohnung. Von dort aus wollten wir die Reise antreiten. In jener Zeit ohne Auto und geregelten Zugverkehr benötigte man gute Beziehungen, um zumindest auf Güterzügen mitgenoemmen zu werden. Mein Schwager konnte so einen Kontakt herstellen und brachte uns in einer Nacht- und Nebelaktion auf den Güterbahnhof Singen. Dort bestiegen wir einen geschlossenen Waggon, um nach Stuttgart-Kornwestheim aufzubrechen. Zwei Tage und Nächte dauerte die Fahrt zu dem zentralen Güterbahnhof für den süddeutschen Raum. Dort wurden die Züge für andere Regionen zusammengestellt.

Als wir in Kornwestheim ankamen, wurden wir von einer Familie Spielvogel mit Leiterwagen abgeholt. Wir waren dank nachbarschaftlicher Freundschaft an sie weitergeleitet worden. Unser verbliebenes Habe an Leib- und Körperwäsche passte in zwei große Koffer. Für drei Nächte blieben wir bei der Familie in ihrem geretteten Einfamilienhaus. In dieser kurzen Zeit hatte meine Mutter eine Putzstelle angenommen. Währenddessen schlenderte ich tagsüber durch die Innenstadt Stuttgarts und sammelte weggeworfene Zigarettenkippen auf. Am Abend pulten wir sie gemeinsam auseinander. Den dadurch gewonnenen Tabak tauschten wir am nächsten Tag auf dem heftig blühenden Schwarzmarkt gegen lebenswichtige Produkte und Erzeugnisse ein.

Die nächste Etappe unserer „Odyssee“ begann, als unser Gastgeber und Hausherr durch seine beruflichen Verbindungen herausbekam, dass am nächsten Sonnabend ein Güterzug in den damaligen „Goldenen Westen“ zusammengestellt wurde. Zur Weiterfahrt war der für uns ideal, obgleich dieses Mal nur offenene Wagen zur Verfügung standen. Letztendlich war uns das egal. Wir bestiegen einen Waggon, die Fahrt begann. Unzählige Male wurde auf der Fahrt umrangiert, ehe der Zug im Westen ankam.

Nachdem wir an einem Güterbahnhof ausgestiegen waren, ging es zu Fuß weiter. Am Montagfrüh erreichten wir die Kanalbrücke in Duisburg-Meiderich an der Koopmannstraße.  Sie war allerdings gesprengt worden, weshalb wir den Rhein-Herne-Kanal mit unseren zwei Koffern auf einem schwankenden, schmalen Holzsteg überqueren mussten. Auf der Bügelstraße nahm uns mein Onkel Fritz in Empfang. Er hatte einen grünen Holzkarren dabei, auf den wir unsere zwei Koffer stellten. Durch die menschenleeren Straßen geleitete er uns zur Hausnummer 62, wo er die eine Hälfte eines alten, ehemaligen Bergmanns-Häuschens alleine bewohnte. Dort konnten wir erst einmal bleiben, weil er sich auf einen Bauernhof nach Hünxe zurück gezogen hatte und nur am Monatsende zum Abholen seiner Bahnrente in Ruhrort zu einem Kurzbesuchen kommen wollte. Das störte uns nicht weiter, denn jetzt hatten wir wieder ein Dach über dem Kopf in der Heimat.

Ich musste dann zwar mein eigenes Zimmer gegen das Sofa im Wohnzimmer eintauschen, doch das war gegenüber fünf Nächten auf Güterwaggons der reine Luxus. Auch spielte es keine Rolle, dass die Fensterscheiben durch die Gläser alter Bilderrahmen zusammengestückelt werden mussten und durch genagelte schmale Holzleisten zu befestigen waren. Fensterkitt war nicht aufzutreiben. Alle Fenster wurden mit jeweils zwei grünen Holzblenden gesichert, denn die heute üblichen Rolläden gab es noch nicht oder waren nicht erschwinglich. Um Lebensmittel zu erhalten, wurden farblich unterschiedliche Karten vom Einwohnermeldeamt ausgegeben. Die Anzahl der zum betreffenden Haushalt gehörenden Personen bestimmte die Menge. Lebensmittel waren streng rationiert.

Gekauft wurde bei Caspers Trina auf der Talbahnstraße, die mit ihrer sehr korrekten Verkäuferin Mathilde einen alteingesessenen „Tante-Emma-Laden“ betrieb. Supermärkte oder Einkaufszentren gab es nicht. Zum Monatsende konnte man bei ihr noch „anschreiben“ lassen und die offen stehende Summe Geld erst nach der Lohn- oder Gehaltszahlung begleichen. So hatte diese Zeit auch gewisse Vorteile!

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Der Duisburger Gerd Hennig – Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter – Folge 6

Vor einiger Zeit habe ich begonnen, die Erinnerungen von FIFA-Schiedsrichter Gerd Hennig zu sichten. “Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter” hat Gerd Hennig diese Erinnerungen genannt, die ich nach und nach bearbeite und hier in loser Folge veröffentliche.

Heute geht es um einen typischen Spieltag des Schiedsrichterteams um Gerd Hennig


Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter – Folge 6
Von Gerd Hennig
Herausgegeben und bearbeitet von Kees Jaratz

Während meiner Laufbahn als Schiedsrichter haben meine beiden Linienrichter, Rüdiger Wuttke sowie Bernd Holste, und ich uns bestimmte Eigenarten und persönliche Gepflogenheiten angewöhnt, wenn wir zur Spielleitung in der Fußball-Bundesliga angesetzt waren. Wir begannen den Spieltag mit einem gemeinsamen Frühstück püntklich um 9.30 Uhr im Restaurant des Hotels, in dem wir am Spielort untergebracht waren. Dann blickten wir zurück auf die vorherige Begegnung, die wir geleitet hatten. Wir machten eine detaillierte, ausführliche Analyse. Dazu hatte ich jeweils den fotokopierten Beobachtungsbogen dabei. Anschließend blickten wir voraus auf das kommende Spiel und besprachen die neue Aufgabe. Bei der anschließenden gemeinsam vorgenommenen  Platzbesichtigung im Stadion konnte diese Vorausschau immer noch ergänzt werden.

Danach hatten wir Zeit für einen gemeinsamen Stadtbummel, dem sich ein kleines sportgerechtes Mittagesssen anschloss. Eine Stunde vor Anstoß fuhren wir mit dem Taxi ins betreffende Stadion.  Noch einmal besichtigten wir das Spielfeld, um die inzwischen  getätigten Aufbauten wie Eckfahnen und Tornetze zu überprüfen. Dann suchten wir den Umkleideraum auf und zogen uns um. Kurz vor dem Einlaufen kamen wir in der Mitte des Raumes zusammen, um den von uns sogenannten „Bärentanz“  zu vollziehen. Wir fassten uns an den Händen und riefen „toi, toi, toi“ –  das Ritual, mit dem wir uns das Glück zu einem guten Teamwork wünschten.

In der Halbzeitpause machten wir eine ausführliche Zwischenanalyse zu den kritischen Situationen der ersten Spielhälfte. Nach erneutem „Bärentanz“ ging es in die zweite Halbzeit. Dem Spielschluß folgte bei uns zunächst ein obligatorischer Sektumtrunk. Den Sekt gehobener Klasse hatten wir zuerst im Hotel gekühlt und später im Waschbecken der Umkleidekabine. Das war in unserem Team einfach Tradition. Die BILD am SONNTAG hatte das sogar einmal in einer knappen Kolumne als eine Besonderheit der Schiedsrichter aufgegriffen.

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Der Duisburger Gerd Hennig – Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter – Folge 5

Vor einiger Zeit habe ich begonnen, die Erinnerungen von FIFA-Schiedsrichter Gerd Hennig zu sichten. “Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter” hat Gerd Hennig diese Erinnerungen genannt, die ich nach und nach bearbeite und hier in loser Folge veröffentliche.

Heute geht es nicht um den Schiedsrichter Gerd Hennig, sondern um dessen Kindheit und das Leben während des Zweiten Weltkriegs.


Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter – Folge 5
Von Gerd Hennig
Herausgegeben und bearbeitet von Kees Jaratz

Am 24. April 1935 wurde ich als Sohn des Büroangestellten Otto Hennig und seiner Ehefrau Margaretha auf der Stolzestraße 10 im Duisburger Stadtteil Mittelmeiderich geboren. Meine Eltern waren Jahrgang 1902, und meine Mutter hieß mit Mädchennamen Stratenwerth. 1924 schon war meine ältere Schwester Hildegard zur Welt gekommen. Wir bewohnten in der 2. Etage des Hauses auf der Stolzestraße eine 5-Zimmer-Wohnung, eine für damalige Verhältnisse ungewöhnlich große Wohnung.

Ein normaler Tagesablauf sah damals folgendermaßen aus: Mein Vater verließ bereits gegen 7.30 Uhr das Haus, um zu Fuß seinen nahe gelegen Arbeitsplatz bei einem ansässigen Betrieb der Zinkverarbeitung  zu erreichen. In der Kantine dort aß er zu Mittag. Gegen 18.30 Uhr kam er auf direktem Weg in die Wohnung zurück. Meine Mutter blieb, was seinerzeit normal war, ohne Beruf und versorgte zusammen mit meiner Schwester den gesamten Haushalt. Meine Schwester fand in ihrem jungen Alter damals selbstverständlich keine geeignete Lehrstelle, so dass sie meiner Mutter hilfreich zur Seite stand. Denn das Einkaufen, die Zubereitung der üblichen drei Mahlzeiten sowie die Reinhaltung der mit vielen Fenstern und Türen bestückten Wohnung war sehr aufwändig.

Ich, als kleines Kind, spielte nur innerhalb der eigenen Wände mit einfachem Spielzeug wie Kochtöpfen mit Holzlöffeln und Stampfern oder malte in einem Malbuch mit Buntstiften. Das Spielen auf der Straße war wegen möglicher Gefahren auf Geheiß meiner strengen Mutter absolut verboten. Sie trug für die Erziehung der Kinder die alleinige Verantwortung, da mein Vater fast immer abwesend war und nur selten eingreifen konnte. So spielte sich das ganze Familienleben in der meisten Zeit nur daheim statt, zumal freundschaftliche Begegnungen mit Nachbarn sowie Verwandten und Bekannten kaum stattfanden. Das Familienleben war dementsprechend eintönig.

So freute ich mich schon früh auf den April 1941. Von da an durfte ich als Sechsjähriger die nahegelegene Volksschule an der Stolzestraße besuchen. Meine Schwester hatte mich durch häusliches Vorschulen bereits bestens vorbereitet, so dass ich mit dem Unterricht keinerlei Schwierigkeiten hatte. Weil ich in den geforderten Fächern glänzende Zensuren erhielt, war eine Versetzung in die nächsthöhere Klasse nie infrage gestellt. Auch bei den früher so wichtigen drei Kopfnoten „Führung und Haltung“, „Allgemeines Betragen“ sowie „Beteiligung am Unterricht“ gab es nie Schwierigkeiten. Der Fußball spielte damals noch keine Rolle in meinem Leben, weil auf dem großen Schulhof ein Fußballverbot gab.

Der Krieg bestimmte schon lange unser Leben. In dieser Zeit nahmen die Luftangriffe immer mehr zu. Schließlich wurde unsere Wohnung durch den Einschlag mehrerer Luftminen in die Gärten zwischen Stolze- und Gabelsbergerstraße fast restlos zerstört. Mit den wenigen verbliebenen Resten unseres Besitzes kamen wir zunächst in der zufällig leer gewordenen Wohnung einer Familie Lankhoff, schräg gegenüber liegend, unter. Das war aber nur von kurzer Dauer, weil auch auch diese Behelfswohnung nach dem Abwurf von Brandbomben ausbrannte. So sollten wir zwangsevakuiert werden. Meine Schwester konnte das verhindern, weil sie kurzfristig eine Stellung im Haushalt der Unternehmerfamilie Reinhold, auf der Kardinal-Gahlen-Straße in der Duisburger Stadtmitte, angenommen hatte. Diese Familie verfügte mit der „Villa Alpenblick“ über einen zweiten Wohnsitz in Gailingen am Hochrhein. Meine Schwester arbeitete dort bereits. Auf ihren Wunsch konnten meine Mutter und ich nachkommen. Mein Vater war seinerzeit als Soldat beim Bodenpersonal der Luftwaffe. Von da an war eine Dachgeschosswohnung mit 3 Räumen unser zu Hause.

In Gailingen besuchte ich nach Bezug unseres neuen Domizils sogleich die konfessionsfreie Volksschule in der Ortsmitte. Zwanzig Minuten dauerte es dorthin zu laufen. Ein Fräulein Mayer war die Lehrerin, die den Stoff für alle Klassen und Stufen über den gesamten Tag hinweg den Schülerinnen und Schüler vermitteln musste. Sport war dabei nicht vorgesehen, weil stattdessen die von der Hitlerjugend zwangsweise angeordnete Körperertüchtigungen den Vorzug erhielten. Wieder war von Fußball nie die Rede.

Unser einziges Spielzeug dort war der sogenannte „Bensel“, der aus einem ausrangierten Fahrrad entnommmenen war. Dieser „Bensel“ war eine blanke Felge,  ohne Speichen und Nabe, die mit einem kurzen Holzstab in alle Richtungen von uns bewegt wurde. Auf der harten Dorfstraße machten wir dann allerlei Wettrennen mit dem „Bensel“. Nach Schulschluß konnten mich zum Leidwesen von Mutter und Schwester die zweifellos vorhandenen Annehmlichkeiten im Umfeld der hochherrschaftlichen „Villa Alpenblick“ nicht reizen. Mich zog es zu der etwa 300 Meter weiter wohnenden kinderreiche. Sie lebten in einer dürftigen, kleinen Holzbehausung. Von dort aus fuhr der  Vater Stefan jeden Morgen mit dem Fahrrad 15 Kilometer zu seiner Arbeitsstelle bei den FAHR-Landmaschinenfabriken. Die Mutter Maria blieb zu Hause und kochte an jedem Tag einen Kessel Kartoffeln für ihre fünf Kinder und mich. Dieser Kleinbauernbetrieb mit Hühnern und Puten war  mein Leben und ließ mich die komfortablere Vorteile in der Villa vergessen – auch wenn mich meine Mutter nach der Heimkehr am Abend mit gesammeltem Obst und Beeren aus der freien Natur verwöhnte.

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Der Duisburger Gerd Hennig – Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter – Folge 4

Unlängst habe ich begonnen, die Erinnerungen von FIFA-Schiedsrichter Gerd Hennig zu sichten. “Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter” hat Gerd Hennig seine Erinnerungen genannt. Ein großer Packen Papier liegt bei mir zu Hause – Handschriftliches und Ausdrucke. Nur nach und nach werde ich diese Erinnerungen bearbeiten können und hier in loser Folge veröffentlichen.

Heute geht es in den Erinnerungen hauptsächlich um das sehr spezielle Thema Schiedsrichterbetreuer, das im letzten Drittel mit kurzen Erzählungen über – sagen wir – ungewöhnliches Linienrichterverhalten einen unterhaltsamen Einschub erhält. Ich habe etwas länger überlegt, ob ich diese in ihrer Art sehr spezielle Würdigung der ehrenamtlichen Helfer auch in dieser Länge veröffentlichen soll. Bis mir klar wurde, dass diese persönlichen Worte Gerd Hennigs die Unterschiede des Bundesligafußballs der 1960er bis Anfang 1980er Jahre gegenüber dem von heute auf eine ganz eigene und besondere Weise deutlich machen.

Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter – Folge 4
Von Gerd Hennig

Insgesamt habe ich 161 Spiele in der 1. Bundesliga geleitet. In Verbindung mit diesen zahlreichen gepfiffenen Begegnungen  dürfen natürlich auch die lebhaften Erinnerungen an die damals fungierenden Schiedsrichterbetreuer, Vereinsbeauftragten oder Kontaktpersonen für uns Schiedsrichter-Teams nicht vergessen werden. Sie waren für die möglicherweise am Spielort vorhandenen Probleme und deren Behebung zuständig.

Die genannten Vereine ordne ich ungefähr von Nord nach Süd. Da waren die besonders erwähnenswerten Vertreter bei Hertha BSC Lothar Pötschke und der inzwischen verstorbene, allseits bekannte Wolfgang Holst. Beide kümmenerten sich bestens um unsere Belange. Beim Hamburger Sportverein empfingen uns die echten Hanseaten und „Malteser-Freunde“ Werner Otto und Kurt Petersen, während der SV Werder Bremen damals das „Urgestein“ Richard Ackerschott mit seiner leider oftmals etwas zu fanatischen Frau Lilly aufbot. Bei Hannover 96 begrüßte uns das Lehrer-Ehepaar Seide mit ihrem drolligen Dackel Piefke.

Im großen, glorreichen Westen hatte mein langjähriger Teamgefährte und Linienrichter Manfred Uhlig mit objektiver Ehefrau beim BV 09 Borussia Dortmund das große Sagen, und beim FC Schalke 04 hielt der bekannte Ex-Bundesliga-Schiedsrichter Manfred Wichmann das „Zepter“ fest im Griff. Der Vfl 48 Bochum hatte mit Dieter Hagen – dessen Sohn auch aktiver Linienrichter im Oberhaus war – einen emsigen Vertreter, der oft von seinem Präsidenten, dem geselligen Ottokar Wüst, unterstützt wurde.

Bei der Schilderung müsste nunmehr der Niederrhein folgen, von dem ich leider nicht berichten kann, da ich selbst diesem Verband angehöre und zu Spielen der Gladbacher Borussia, von Fortuna Düsseldorf sowie von Rot-Weiss Essen und Rot-Weiß Oberhausen, geschweige denn als Duisburger beim damaligen Meidericher SV und heutigen MSV Duisburg nach den Statuten keine Ansetzung erwarten konnte. Obschon mich die Niederrhein-Derbys Mönchengladbach gegen Düsseldorf oder Essen gegen Oberhausen schon gereizt hätten.

Am Mittelrhein hatte „Mattes“ Valentin für Bayer 04 Leverkusen stets im Ramada-Hotel sein Domizil. Dagegen setzte der 1. FC Köln unterschiedliche Betreuer ein, wobei sie meist nur vor dem Spiel zu sehen waren. Während man in Leverkusen mit „Mattes“ nach der Begegnung noch in gemütlicher Runde beisammen saß, musste man sich beim Nachbarn in Köln zumeist mit den spärlichen Räumlichkeiten des Müngersdorfer Stadions begnügen. Was keine Kritik sein soll, sondern nur eine sachliche Feststellung.

Wenn wir nun weiter südlich wandern, stoßen wir auf den 1. FC Kaiserslautern, wo ich laut meiner Einsatzstatistik am häufigsten zu Gast war. Hier hatte der leider viel zu früh verstorbene Rudi Merk, der Vater von Dr. Markus Merk, mit dem „blonden Karl“ aus Frankenthal das absolute Kommando. Ich erinnere mich, dass ich am Tage der Premiere von Markus Merk als Schiedsrichter in der Bundesliga rein zufällig dort verweilte. „Heut’ peift der Ma´kus sein 1. Spiel in der Bundesliga!“ waren pfälzisch-originalgetreu seine Worte und sein Stolz war unübersehbar.

Zweimal war in Kaiserslautern das Organisationsgeschick von Rudi Merk besonders gefragt. Vor einer Ansetzung waren einmal meine zwei Linienrichter und ich zu einem kleinen Imbiss ins Kaiserslauterner Rathaus geladen. Dieser Imbiss fand in einer der oberen Etagen des Rathauses statt. Danach wollten wir mit dem Aufzug nach unten fahren. Dabei drückte mein stets zu Unfug aufgelegter Linienrichter Wolfgang Krutzke auf den roten Alarmknopf, und wir saßen in der Mitte der Abfahrt  fest. Unserem Schiedsrichter-Betreuer Rudi Merk trieb das natürlich den Schweiß auf die Stirn. An einem Samstag dauerte es zwangsläufig sehr lange, bis wir befreit werden konnten. Um noch frühzeitig im Stadion zu sein, bestellte Rudi sofort die Polizei, welche uns nach einem Zwischenstopp im Hotel mit Blaulicht noch so eben zur Anstoßzeit am „Betze“ ablieferte. Bei einer weiteren Ansetzung musste die Polizei noch einmal helfen. Eine morgendliche Weinprobe in Bad Dürkheim war etwas zu lang ausgefallen, so dass wir verspätet zum vereinbarten Treffpunkt vor dem Hotel erschienen. Erneut chauffierte uns die von Rudi benachrichtigte Polizei mit Blaulicht ins Stadion. Es blieb vor dem Spiel sogar noch Zeit für eine kalte Dusche.

Mein Linienrichter Wolfgang Krutzke war stets zu Streichen und Späßen aufgelegt. Im edlen Frankfurter Hof hatte er zum Beispiel während einer kurzen Mittagspause meine Zimmertür mit einer Blumenbank blockiert. Erst das Hotelpersonal mit großem Auftrieb konnte mich befreien. Vor dem Spiel von Kickers Offenbach gegen den Hamburger SV hatte dieses Unikum sogar einmal in einem unbeobachteten Moment aus dem Spielball die Luft herausgelassen. Erst der Hamburger Torwart Rudi Kargus stellte das fest, als er sich vor dem Einlaufen kurz den Ball zur Prüfung geben ließ. So musste der Heimverein, die Offenbacher Kickers, in aller Schnelle einen neuen Ball beschaffen, und das Spiel konnte erst mit 10 Minuten Verspätung beginnen. Seitdem habe ich den Spielball nach Betreten der Umkleidekabine sofort in meiner Sporttasche  sicher unter Kontrolle behalten.

Zurück zur Schiedsrichterbetreuung. Wechseln wir weiter in den Süden, wo Lutz Combe beim 1. FC Nürnberg eine gute Regie führte. Daran reichte nur noch der unverwüstliche Addy Weber beim FC Bayern München heran, der mit dem seinerzeitigen Geschäftsführer Walter Fembeck ein vorbildlicher und echter Freund der Schiedsrichter war. Beim zweiten Münchener Verein, dem TSV 1860, wechselten sich Jürgen Kamann und Franz-Xaver Wengernmayer in der Betreuung ab.

Die Verdienste der namentlich nicht aufgeführten Schiedsrichterbetreuer sind sicher nicht geringer, haben wir Teams uns doch überall sehr wohl gefühlt. Ich möchte betonen, dass meine Worte nur für alle schon tätigen oder noch interessierten neuen Kollegen Anregung und Motivation sein mögen.

 

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