Posts Tagged 'Günter Stork'

Fundstück – Werbeanzeige König Pilsener

Auf den letzten Metern Arbeiten am „Irrtümer und Wahrheiten“-Buch über den MSV für den Klartext-Verlag habe ich weiter viel Spaß beim Sichten von Dokumenten. Dabei ist mir eine alte Anzeige für Köpi aus dem Jahr 1951 in die Hände gefallen.

Gezeichnete Anzeigen im Karikaturenstil gab es damals ebenso oft wie den gereimten Werbetext. Mal davon abgesehen, dass es durch den langen Markennamen schwierig wurde, das Versmaß einzuhalten, sehen wir hier jene Tradition deutscher Werbesprache die uns Älteren noch immer aus dem Stadion im Ohr klingt.

Günter Storks Werbesprüche für die lokalen Unternehmen stehen in dieser Tradition. Seine Sätze sind wie Rock- und Popmusiktexte der Jugend tief ins Gedächtnis eingebrannt. „Müssen Sie einen Leihwagen haben, ganz einfach Feykes fragen. Ob Transporter oder PKW, Feykes-Wagen sind o.k.“ Und die Adresse „Düsseldorfer Landstraße“ verklingt heute als Zugabe leise in meinem inneren Ohr. Nun aber genug erinnert. Und noch einmal mit einem leicht variierten Günter-Stork-Klassiker: Wohin? Wohin? Zum Sinn, zum Sinn – der letzten Texte fürs MSV-Buch nämlich.



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Gastbeitrag: Die Stimme des Wedau-Stadions – Günter Stork im Gespräch mit Klaus Hansen

Neulich konnte ich über eine Lesung von Klaus Hansen und dessen neuestes Werk “11erpack” ein “fußball leporello” berichten. Egal ob Wedaustadion, MSV-Arena oder Schauinsland-Reisen-Arena, der Sozialwissenschaftler Klaus Hansen kommt seit der ersten Bundesliga-Saison zu den Spielen des MSV.

Nach der Lesung schickte er mir einen gedruckten Schatz. Zumindest für all die Jahrgänge, die das Wedaustadion nicht nur aus Erzählungen kennen und in diesem zugigen Rund einen Teil ihres Lebens verbracht haben. Es war die Kopie eines Interviews mit dem Stadionsprecher dieser Wedaustadion-Zeiten, Günter Stork. Klaus Hansen hat das Interview geführt, das  1996 in der Zeitschrift Verlängerung erschienen ist. Er ist so freundlich, mich sein Interview in diesen Räumen noch einmal veröffentlichen zu lassen. Schwelgen wir also in alten Zeiten und hören dabei den unvergessenen Klang der Stork-Stimme, wenn er seine Werbesprüche sagte. „Müssen Sie einen Leihwagen haben, ganz einfach Feykes fragen.“

Anklicken vergrößert den jeweiligen Scan. Bitte schön!

Und Danke, Klaus Hansen!

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shit.cologne, Konkrete Poesie und Stadionsprecher Günter Stork

Lesung_netzEine Lesung brachte mich neulich zur Mainzer Straße in die Kölner Südstadt. Der MSV Duisburg spielte dabei eine Rolle, weil ich sowohl im passenden Bekenntnis-Shirt dezent auf die Bedeutung des Meidericher SV in den Räumen der Galerie Smend hinwies, als auch die Zebras dem dort dort lesenden Klaus Hansen ebenso sehr am Herzen liegen wie mir und den meisten Besuchern des Zebrastreifenblogs.

hansen_leporello Inhaltlich ging es an dem Abend nicht um den Fußball sonderen um einige der 100 Texte aus „shit.COLOGNE„, mit denen Klaus Hansen vor allem das kulturelle Leben Kölns amüsiert und machmal spöttisch betrachtet. Dennoch ist das Schreiben von Klaus Hansen ohne den Bezug zum Fußball  nicht vorstellbar. Mit einem Teil von seinem Werk steht er in der literarischen Tradition von Dadaismus und Konkreter Poesie. So entstand unlängst mit dem „11erpack“ ein „fußball leporello“. 11 Textbilder und 12 Minutengeschichten umfasst das Werk, das in einem Couvert aus Butterbrotpapier aufbewahrt wird, verschlossen durch einen Aluminium-Stollen eines Fußballschuhs. So wirkt das Ganze wie ein vom Fußball geprägtes Gesamtkunstwerk, eine Art Objektkunst.

Wenn zudem eine der Miniaturen mit „Klaus Thies über Fußball gesprochen“ heißt, klingeln bei uns Älteren natürlich sofort die Ohren. Thies selbst kommt in dem Text nicht zu Worte, vielmehr ist Klaus Hansen auch hier mit Hilfe des Fußballs den grundsätzlichen Haltungen zu Leben und Welt auf der Spur. Hilft es weiter, wenn jemandem die Bedeutung des 31. August bekannt ist? Für Klaus Hansen heißt die Antwort eindeutig, ja.

Es überrascht nicht, wenn Klaus Hansen einen Großen der MSV-Geschichte auf besondere Weise in Erinnerung hält, jemanden, der nicht einmal Fußball gespielt hat, einen Mann der Worte, den sämtliche MSV-Anhänger, die schon Mitte der 1990er ins Stadion gingen, kennen: den 2008 verstorbenen, ehemaligen Stadionsprecher Günter Stork. Kurz nach der Lesung schickte er mir ein Interview aus dem Jahr 1996 mit Günter Stork. Ungefähr ab dieser Zeit begann Günter Storks Stimme manchmal ganz kurz zittrig zu werden. Die Ansagen bestritt er auch nicht mehr alleine.

Mit dieser Stimme aber waren wir aufgewachsen. Seine Ansagen rhythmisierten einen Spieltag. Denn damals kamen Werbebotschaften nicht über die Anzeigetafel sondern über das Mikrofon, und diese Werbeansagen waren wie der Zebra-Twist im Bundesliga-Deutschland einmalig.  Ich hoffe, ich kann demnächst das gesamte Interview hier online stellen. Für heute kann ich erstmal nur zitieren.

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So weit liegen Konkrete Poesie und volkstümliche Gebrauchslyrik nicht auseinander. Spielerischer Umgang mit Sprache ist hier das Stichwort, und das alles im Zeichen von Fußball und MSV. An so etwas hat zu Günter Storks großen Zeiten in den 70ern wahrscheinlich kein Besucher des Wedau-Stadions gedacht.

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Günter Storck heißt Günter Stork

Einen Fehler des Netzes habe ich beim Nachruf aufgegriffen. Der Nachname des verstorbenen Stadionsprechers schreibt sich mit einfachem „k“. Im Netz fand ich beide Varianten, mit „k“ und „ck“, und ich weiß gar nicht mehr, warum ich die mit „ck“ für die glaubwürdigere hielt. Wäre ich jetzt auf Pointen aus, würde ich schreiben, weil auf der MSV-Homepage der Name mit „k“ geschrieben stand, und einer offiziellen Verlautbarung des MSV traue ich nicht mehr so richtig über den Weg. Aber auf Pointen bin ich gar nicht aus und gleichzeitig habe ich zudem die dunkle Erinnerung, dass ich die Meldung als erstes dort gelesen habe und erst später über die Schreibweise irritiert war. Sprich: stand dort am Anfang etwa der Name auch mit „ck“. Erinnerungen… Außerdem frage ich mich noch, ob meine zwei Beiträge über Günter Stork jetzt wenigstens ein Nullsummenspiel für die Intelligenz des Schwarms darstellen. Oder bin ich nun schuld daran, dass der Netz-IQ demnächst ein wenig heruntergerechnet wird. Denn die Korrektur meines Fehlers gelang mir mit Hilfe eines Printmediums.

Günter Storck – Erinnerung an einen Vierzeiler zum Nachruf

So heißt es jetzt noch einmal Günter Storck, die „Stimme der Wedau“.  Günter Storck ist am 27. September im Alter von 87 Jahren gestorben. Und wenn es da heißt, die „Stimme der Wedau“, leuchtet da eine Zeit auf, als es vor, während und nach dem Spiel noch keine Bespaßung vom Band gab und Werbesprüche vorgelesen wurden. Wahrscheinlich haben die meisten Stadionbesucher meiner Generation die rituelle Kraft von Sprache nicht in der Kirche sondern in der Halbzeitpause im Wedaustadion erfahren. Nun gut, bei mir wurde die Grundlage schon während der 60er in der katholischen Kirche während Fürbitten und Wandlung gelegt. Aber die Verbindlichkeit des Kirchgangs bröckelte da ja schon sehr, und zudem war es so langweilig. Wirklich spürbar wurde diese Kraft erst in den 70ern im Stadion. Wir warteten auf „Feykes´ Wagen“ – oder eher so: Feykes-Wagen?  – oder „Teppichriese Knott“ und wussten, jetzt kommen gleich die Halbzeitergebnisse. Und danach wird es wieder weiter gehen. Der Sieg war noch möglich, egal, wie es stand, solange diese Stimme zu hören war. Und beim nächsten Heimspiel empfing uns wieder diese Stimme mit der Mannschaftsaufstellung, und wir fühlten uns zu Hause.

Heute erkenne ich in Günter Storcks Feykes-Vierzeiler große deutsche Volkslyrik. Ich weiß nicht, ob er gar selbst der Schöpfer dieser Zeilen ist, aber ohne seine Rezitation wären sie bei aller eigenständiger Größe längst vergessen. Günter Storck erst hat den handwerklich gelungenen Vierzeiler in seiner Interpretation der Verse zum Leben erweckt. Da ist zunächst der unregelmäßige Rhythmus der ersten Zeile. Hinzu kommt die Assonanz auf „a“, ein Reim, der nur auf dem Vokal beruht und den auslautenden Konsonanten außen vor lässt. Zusammen bewirken die ersten beiden Zeilen ein Aufhorchen bei gleichzeitigem Wohlklang der Worte. Das aber musste erstmal so gesprochen werden. Dieses Schweben zwischen Ausruf der Alltagssprache und Hinführung zum eingängigen, leicht zu merkenden nächsten Satz. Denn danach kommt es erst zum regelmäßigen Rhythmus der Verse und zum ganzen Reim. Diese Regelmäßigkeit ist die Voraussetzung, damit diese Verse auch beim einmaligen Hören sich ins Gedächtnis brennen. Und diese Regelmäßigkeit musste ohne zu leiern gesprochen werden. Mit vier Worten als Ausrufezeichen am Ende, nämlich der Adresse von Feykes.

Zur Erinnerung an Günter Storck steht hier noch einmal dieser Werbespruch.

Willst du Wollen sie einen Leihwagen haben,
nicht verzagen, Feykes fragen /ganz einfach Feykes fragen.
Ob Transporter oder PKW,
Feykes´ Wagen sind o.k.

Feykes. Düsseldorfer Landstraße ….

Und während ich das geschrieben habe, hörte ich von ferne seine Stimme. Ich werde nicht der einzige sein, dem das so geht.


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