Posts Tagged 'Hamburger SV'

War da noch was?

Nach dem letzten Spieltag

Gestern dachte ich kurz zwischendurch
was sie wohl macht, wie es ihr geht?
Ärgern wollte ich mich keinesfalls.
Es reicht, dass man sich nicht versteht.

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Dänen lügen nicht über den Hinrundenabschluss gegen den HSV

Die letzten vier Mannschaften der Zweiten Liga arbeiten an einem neuen Rekord des MSV Duisburg. Vermutlich werden die Zebras am Ende der Saison 2018/2019 nicht nur der erste Verein an der Tabellenspitze mit einem negativen Torverhältnis gewesen sein. Der MSV Duisburg wird nach der Saison auch der erste Verein der Bundesligageschichte sein, der mit nur 26 Punkten den Klassenerhalt sichert. Danke Sandhausen, danke Ingolstadt, und danke Magdeburg in spe – hoffe ich jedenfalls im Vertrauen auf den FC. Ich möchte allerdings lieber schon recht früh in der weiteren Saison absehen können, dass der MSV diesen Rekord verfehlen wird und zwar nicht, weil nach Erreichen von 25 Punkten nicht mehr gewonnen wird.

Zur Niederlage brauche ich einmal mehr nicht viel zu schreiben. Allerorten findet sich dieselbe Wertung der 2:1-Niederlage des MSV gegen den Hamburger SV. Die Zebras wurden schwindlig gespielt in den ersten Minuten. Dann kamen sie besser ins Spiel. Mitgehalten. Tödlicher Pass für die eigene Abwehr durch Fröde. Schneller Ausgleich nach Eckball, schnelles Glück, schnell verweht. Durch erwartbares Freistoßtor aus jener Entfernung. Ausgleichschancen. Vergeben. Stoppelkampf mit der größten Chance. Fröde schlecht, Souza schlecht. Sukuta-Pasu richtig gut. Gelungener Notbehelf durch Aufstellungsüberraschung mit Wiegel als Innenverteidiger. Regäsel und Seo als Außenverteidiger waren für mich angesichts dieser sehr guten HSV-Offensive ebenfalls in Ordnung. Albutat verbesserte das Mittelfeldspiel in Halbzeit 2. Blöde gelb-rote Karte, aber was macht der Hamburger überhaupt in der Nähe des Balles beim Freistoß? Da fiel der Schiedsrichter schon auf dessen Schauspielerei rein. Das meiste davon gelesen.

Eigentlich hätte deshalb der ehemalige Zebrastreifenblog-Hospitant aus Aarhus, Der Stig, heute schreiben müssen. Denn er ist ja Harmonie-Allergiker. Er ist immer für eine polternde Meinung gut. Doch noch ist er nicht wieder zurück in Deutschland. Vielleicht schafft er es im neuen Jahr, im Zebrastreifenblog regelmäßig zu schreiben. Am Telefon hat er jedenfalls sofort losgeschimpft, was denn dieser Blödsinn solle, diese resignative Zufriedenheit nach der Niederlage. Auch diese Niederlage sei doch bezeichnend für den Tabellenstand. Ob jetzt einer gegen den HSV aus kurzer Entfernung über das Tor schießt oder gegen Heidenheim, das sei doch vollkommen egal. Drüber sei drüber. Und wenn gegen den HSV bei solchen Chancen nicht getroffen werde, wie solle das dann gegen Dresden geschehen.

Ich habe versucht, ihn zu bremsen, weil es doch auch um den Aufwand ginge, sich solche Chancen bei einer so guten Mannschaft wie dem HSV überhaupt zu erarbeiten. Eben, sagt der zu mir. Gegen Dresden wird es wieder noch weniger Torchancen geben. Außerdem könne er kotzen, wenn da auf dem Platz das Spiel eingestellt wird, sobald da einer der Meinung ist, der Schiedsrichter hätte pfeifen müssen. Fehlpass und reklamieren, so ein Mist. Der Stig, wie man ihn kennt. Ich glaube, wenn er mal wieder hier schreibt, muss ich vorher prüfen, ob das den Zebras überhaupt hilft. Die Kleinigkeiten, die entscheiden, ihr wisst schon.

Obwohl Duisburg auch schöne Ecken hat

Lobende Worte findet der Trainer des Hamburger SV Hannes Wolf für die Spielanlage des MSV. Die Duisburger wollten wie die Paderborner „kicken“, verfolgten also einen spielerischen Ansatz. Gegen Duisburg sei es unbequem zu spielen, und die hohen Niederlagen der beiden letzten Spiele würden klarer aussehen als sie sind. Der MSV hätte vor den ersten Toren der Gegner jeweils viele Chancen gehabt in Führung zu gehen und die Chancen nicht genutzt. Interessant ist die andere Perspektive auf ein Wissen, das wir in Duisburg ja teilen. Für Hannes Wolf stellen die Chancen eine potentielle Gefahr dar. Für uns in Duisburg sind Chancen eng verbunden mit Versagen und Fehlern. Ich denke in dem Fall nicht einmal nur an die gegenwärtige Saison.  Ich denke sofort auch an die ersten Spiele der letzten Saison. Hoffen wir, dass der MSV heute Abend trotz all der Spielerausfälle den Erwartungen von Hannes Wolf in der Spielweise entspricht und die Hamburger es eben nicht nur nicht verhindern können, dass auch mal ein Ball in die „Box“ kommt, sondern diese Bälle auch ins Tor geschossen werden.

Die Pressekonferenz illustrierte zudem kurzzeitig das allgemeine Ringen um die Identität des Ruhrgebiets. Dem Dortmunder Hannes Wolf wurde die Frage gestellt – ab Minute 4.05, was so ein erstes Spiel mit dem HSV in der Heimat mit ihm „als Kind des Ruhrgebiets“ mache. Für den Journalisten war es also überhaupt keine Frage, dass das Ruhrgebiet als Ganzes Heimat eines Dortmunders ist und damit auch die anderen Städte der Region. Hannes Wolf überraschte die Frage. Seine etwas längere Antwort ist beispielhaft für das Verhältnis von vielen Ruhrstädtern zur Stadtlandschaft. Seine spontane Reaktion ist Abwehr, auch wenn er zunächst einlenkend zustimmt, das Ruhrgebiet sei seine Heimat. Aber Duisburg sei das nicht, sofort schließt er aber auch an, „obwohl Duisburg auch schöne Ecken hat“. Seine Antwort ist typisch Ruhrpott, klarstellen, aus welchem Teil dieser Region man stammt, nur das weckt die besonderen heimatlichen Gefühle und dann in einem Atemzug das Ruhrgebiet als Ganzes vorab verteidigen. Er bezieht sich also auf ein vermutetes Bild vom gesamten Ruhrgebiet. Einmal mehr stelle ich mir vor, welche Kraft sich entwickelte, wenn dieser Heimat-Begriff einmal mit all seinen Facetten auf die gesamte Region angewendet würde.

 

Die 11FREUNDE-Redaktion fragt – Kees Jaratz antwortet

Das zweite Jahr nach dem Aufstieg in der 2. Liga – das bedeutet auch, eine Tradition während der Saisonvorbereitung fortzuführen. Wie gewohnt landete nämlich eine E-Mail mit ein paar launigen Fragen aus der 11FREUNDE-Redaktion im Posteingang. Im Bundesliga-Sonderheft erscheinen dann die Antworten, die von den Erst- und Zweitligabloggern zurückgesendet werden. Ein paar Seiten kostenloser Content für 11FREUNDE. Damit kennen wir uns aus. Für euch nun exklusiv die Sonderedition Jaratz zum MSV des 2018er 11FREUNDE-Jahrgangs.

11Freunde: Die nächste Saison wird toll, weil…

Kees Jaratz: …es ja heißt, die zweite Saison nach einem Aufstieg sei die schwerere Saison, wahlweise die schwerste. Der Fußballer aber ist Mensch und so einer wächst mit seinen Aufgaben. Das weiß MSV-Trainer Ilia Gruev auch und verspricht Verbesserung auf allen Ebenen. Versprochen ist versprochen.

Wenn ich an die vergangene Saison denke, dann…

….brauchten Fans sorgsam gefütterte Tabellenrechner für die Nerven. Abstiegsgefahr bis Platz fünf noch kurz vor Ende der Saison ließ in den Spielen Pokalkampfatmosphäre entstehen. Doch die Ruhe vom 38jährigen Branimir Bajic wirkte noch vom Tribünenplatz aufs Spielfeld hinunter. Nach dem Klassenerhalt nahm eine MSV-Legende dann Abschied.

Auf diesen Videobeweis-Fauxpas freue ich mich besonders.

Auf den einen Elfmeterpfiff, der für den MSV nach übersehenem Foul an Iljutcenko erfolgt, weil die Offline-Testphase des Videobeweises in Liga 2 ohne Einfluss auf das Spiel mal kurz vergessen wird.

Wenn 50+1 fällt, kauft uns…

…ein chinesischer Investor, der eigentlich in Safariparks investiert und die Zebraherde zur Abrundung seines Portfolios nutzen will.

Diesen WM-Star sähe ich gerne bei meinem Klub…

Wofür steht noch mal WM? Muss ich das kennen?
(Kleine Anmerkung dazu: Lange vor dem WM-Aus der deutschen Nationalmannschaft geschrieben und beim „leichten Auftaktschreiben“ zur Saison länger begründet.)

Die beste Bratwurst gibt es in:

Immer dort, wo ein Auswärtssieg den Geschmacksinn mit begeistert.

Das müsste passieren, damit ich nicht mehr ins Stadion gehe…

…kann ich mir gerade nicht vorstellen, weil beim MSV momentan alles so gut zusammen passt, dass der Unterhaltungsbetrieb Fußball mit seinen Glitzer- und Glamourgeschichten weit entfernt ist. Und der interessiert mich inzwischen nicht mehr sonderlich.

Dieser Song beschreibt meinen Klub perfekt…

Wenn es ein Swing-Punk-Ska-Crossover von Duke Ellingtons „It don’t mean a thing if it ain’t got that swing“ gäbe, könnte ich darin meinen MSV der Gegenwart gut erkennen.

Die folgende Fassung von Joe Jackson, für die er Iggy Pop als Sänger hinzuzuog, nähert sich meiner Vision schon an. Punk müsste nur stärker sein, und fehlende Ska dazu kommen. Der Text des Songs gilt aber uneingeschränkt.

Dieser Twitter-Account ist für Fans unverzichtbar:

Zu viele, um einen zu nennen. Schaut selbst.

Zweite Liga ist eh viel schöner als Bundesliga, weil…

…der Unterhaltungsbetrieb Fußball in der Ferne nur winkt. Zudem liegen Bochum und Köln um die Ecke und die Chance zum Bundesligaaufstieg ist greifbar nahe. Denn wenn der MSV erstmal wieder ganz oben mitspielt, wird das mit dem Unterhaltungsbetrieb Fußball und mir natürlich ganz anders.

Hinter dem HSV und Köln schafft es in die Relegation:

Ihr habt euch verdruckt. Das heißt VOR dem HSV und Köln schafft es in die Relegation. Darauf lautet die Antwort natürlich nicht der MSV, weil der damit in seiner schweren zweiten Saison nichts zu tun hat. Denn siehe oben, Antwort 1, und deshalb heißt es auch für die Tabelle: siehe oben. Aus Aberglauben sage ich aber nichts.

Völlig überraschend absteigen wird:

Siehe zuvor: der HSV, weil der Verein nach diesem langen Abschiednehmen von der Bundesliga gar nicht genug bekommen kann vom Gefühl des Neuanfangs und der 1. FC Köln, damit Deutschland einen Drittligaspieler als Nationalspieler vorweisen kann und alle weiter an das Gute im Fußball glauben können.

Und wenn ihr nun ganz andere Antworten gewusst hättet, ich bin gespannt. Nachspielzeit in den Kommentaren.

Einstimmen auf die erste Pokalrunde

Alles, was ihr könnt, das könn‘ wir viel besser. Ja, wir könn‘ alles viel besser als ihr. Das können wir zur Einstimmung auf das Pokalspiel heute Abend alle gemeinsam laut singen. Heidi Brühl hat die Ich-zentrierte Fassung des Lieds zusammen mit Robert Trehy in der deutschen Version von „Annie get your gun“ hierzulande vor langen Jahren mal populär gemacht.

Natürlich poste ich hier nur das englischsprachige Original, weil ich die Entwicklung im Fußballgeschäft nicht verschlafen will. Der asiatische Markt birgt auch für uns in der 2. Liga und für den zebrastripesblog als special-interest-online-magazin Chancen. Waren Zebras in China nicht schon immer Glückstiere? Aber das nur am Rande.

Besser als der VfL Osnabrück müssen wir heute aber nicht sein. Nur genau so gut. Dort in Osnabrück wurde der HSV schon 2009 einmal aus dem Pokal geworfen. Zur Einstimmung hatte sich die Mannschaft ein Video von diesem Sieg angesehen. Und schon hat der VfL Osnabrück den HSV erneut aus dem Pokal geworfen.

Bevor wir also den Nürnbergern unser Mottolied des Tages singen, variieren wir das für die Osnabrücker und schauen uns ebenfalls Bewegtbilder vom letzten Pokalsieg gegen Nürnberg an. Also: Alles was ihr könnt, das könn‘ wir genauso. Übrigens wurde der letzte Pokalsieg gegen Nürnberg am selben Wochenende noch vom Weiterkommen im Niederrheinpokal begleitet. Damals dachte ich beim Schreiben über dieses Wochende vom MSV, „zwei auf einen Streich“ klingt gut. Sehr viel besser ist es aber, sich auf das Weiterkommen im DFB-Pokal beschränken zu können.

 

Der Duisburger Gerd Hennig – Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter – Folge 4

Unlängst habe ich begonnen, die Erinnerungen von FIFA-Schiedsrichter Gerd Hennig zu sichten. “Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter” hat Gerd Hennig seine Erinnerungen genannt. Ein großer Packen Papier liegt bei mir zu Hause – Handschriftliches und Ausdrucke. Nur nach und nach werde ich diese Erinnerungen bearbeiten können und hier in loser Folge veröffentlichen.

Heute geht es in den Erinnerungen hauptsächlich um das sehr spezielle Thema Schiedsrichterbetreuer, das im letzten Drittel mit kurzen Erzählungen über – sagen wir – ungewöhnliches Linienrichterverhalten einen unterhaltsamen Einschub erhält. Ich habe etwas länger überlegt, ob ich diese in ihrer Art sehr spezielle Würdigung der ehrenamtlichen Helfer auch in dieser Länge veröffentlichen soll. Bis mir klar wurde, dass diese persönlichen Worte Gerd Hennigs die Unterschiede des Bundesligafußballs der 1960er bis Anfang 1980er Jahre gegenüber dem von heute auf eine ganz eigene und besondere Weise deutlich machen.

Vom Straßenfußballer zum FIFA-Schiedsrichter – Folge 4
Von Gerd Hennig

Insgesamt habe ich 161 Spiele in der 1. Bundesliga geleitet. In Verbindung mit diesen zahlreichen gepfiffenen Begegnungen  dürfen natürlich auch die lebhaften Erinnerungen an die damals fungierenden Schiedsrichterbetreuer, Vereinsbeauftragten oder Kontaktpersonen für uns Schiedsrichter-Teams nicht vergessen werden. Sie waren für die möglicherweise am Spielort vorhandenen Probleme und deren Behebung zuständig.

Die genannten Vereine ordne ich ungefähr von Nord nach Süd. Da waren die besonders erwähnenswerten Vertreter bei Hertha BSC Lothar Pötschke und der inzwischen verstorbene, allseits bekannte Wolfgang Holst. Beide kümmenerten sich bestens um unsere Belange. Beim Hamburger Sportverein empfingen uns die echten Hanseaten und „Malteser-Freunde“ Werner Otto und Kurt Petersen, während der SV Werder Bremen damals das „Urgestein“ Richard Ackerschott mit seiner leider oftmals etwas zu fanatischen Frau Lilly aufbot. Bei Hannover 96 begrüßte uns das Lehrer-Ehepaar Seide mit ihrem drolligen Dackel Piefke.

Im großen, glorreichen Westen hatte mein langjähriger Teamgefährte und Linienrichter Manfred Uhlig mit objektiver Ehefrau beim BV 09 Borussia Dortmund das große Sagen, und beim FC Schalke 04 hielt der bekannte Ex-Bundesliga-Schiedsrichter Manfred Wichmann das „Zepter“ fest im Griff. Der Vfl 48 Bochum hatte mit Dieter Hagen – dessen Sohn auch aktiver Linienrichter im Oberhaus war – einen emsigen Vertreter, der oft von seinem Präsidenten, dem geselligen Ottokar Wüst, unterstützt wurde.

Bei der Schilderung müsste nunmehr der Niederrhein folgen, von dem ich leider nicht berichten kann, da ich selbst diesem Verband angehöre und zu Spielen der Gladbacher Borussia, von Fortuna Düsseldorf sowie von Rot-Weiss Essen und Rot-Weiß Oberhausen, geschweige denn als Duisburger beim damaligen Meidericher SV und heutigen MSV Duisburg nach den Statuten keine Ansetzung erwarten konnte. Obschon mich die Niederrhein-Derbys Mönchengladbach gegen Düsseldorf oder Essen gegen Oberhausen schon gereizt hätten.

Am Mittelrhein hatte „Mattes“ Valentin für Bayer 04 Leverkusen stets im Ramada-Hotel sein Domizil. Dagegen setzte der 1. FC Köln unterschiedliche Betreuer ein, wobei sie meist nur vor dem Spiel zu sehen waren. Während man in Leverkusen mit „Mattes“ nach der Begegnung noch in gemütlicher Runde beisammen saß, musste man sich beim Nachbarn in Köln zumeist mit den spärlichen Räumlichkeiten des Müngersdorfer Stadions begnügen. Was keine Kritik sein soll, sondern nur eine sachliche Feststellung.

Wenn wir nun weiter südlich wandern, stoßen wir auf den 1. FC Kaiserslautern, wo ich laut meiner Einsatzstatistik am häufigsten zu Gast war. Hier hatte der leider viel zu früh verstorbene Rudi Merk, der Vater von Dr. Markus Merk, mit dem „blonden Karl“ aus Frankenthal das absolute Kommando. Ich erinnere mich, dass ich am Tage der Premiere von Markus Merk als Schiedsrichter in der Bundesliga rein zufällig dort verweilte. „Heut’ peift der Ma´kus sein 1. Spiel in der Bundesliga!“ waren pfälzisch-originalgetreu seine Worte und sein Stolz war unübersehbar.

Zweimal war in Kaiserslautern das Organisationsgeschick von Rudi Merk besonders gefragt. Vor einer Ansetzung waren einmal meine zwei Linienrichter und ich zu einem kleinen Imbiss ins Kaiserslauterner Rathaus geladen. Dieser Imbiss fand in einer der oberen Etagen des Rathauses statt. Danach wollten wir mit dem Aufzug nach unten fahren. Dabei drückte mein stets zu Unfug aufgelegter Linienrichter Wolfgang Krutzke auf den roten Alarmknopf, und wir saßen in der Mitte der Abfahrt  fest. Unserem Schiedsrichter-Betreuer Rudi Merk trieb das natürlich den Schweiß auf die Stirn. An einem Samstag dauerte es zwangsläufig sehr lange, bis wir befreit werden konnten. Um noch frühzeitig im Stadion zu sein, bestellte Rudi sofort die Polizei, welche uns nach einem Zwischenstopp im Hotel mit Blaulicht noch so eben zur Anstoßzeit am „Betze“ ablieferte. Bei einer weiteren Ansetzung musste die Polizei noch einmal helfen. Eine morgendliche Weinprobe in Bad Dürkheim war etwas zu lang ausgefallen, so dass wir verspätet zum vereinbarten Treffpunkt vor dem Hotel erschienen. Erneut chauffierte uns die von Rudi benachrichtigte Polizei mit Blaulicht ins Stadion. Es blieb vor dem Spiel sogar noch Zeit für eine kalte Dusche.

Mein Linienrichter Wolfgang Krutzke war stets zu Streichen und Späßen aufgelegt. Im edlen Frankfurter Hof hatte er zum Beispiel während einer kurzen Mittagspause meine Zimmertür mit einer Blumenbank blockiert. Erst das Hotelpersonal mit großem Auftrieb konnte mich befreien. Vor dem Spiel von Kickers Offenbach gegen den Hamburger SV hatte dieses Unikum sogar einmal in einem unbeobachteten Moment aus dem Spielball die Luft herausgelassen. Erst der Hamburger Torwart Rudi Kargus stellte das fest, als er sich vor dem Einlaufen kurz den Ball zur Prüfung geben ließ. So musste der Heimverein, die Offenbacher Kickers, in aller Schnelle einen neuen Ball beschaffen, und das Spiel konnte erst mit 10 Minuten Verspätung beginnen. Seitdem habe ich den Spielball nach Betreten der Umkleidekabine sofort in meiner Sporttasche  sicher unter Kontrolle behalten.

Zurück zur Schiedsrichterbetreuung. Wechseln wir weiter in den Süden, wo Lutz Combe beim 1. FC Nürnberg eine gute Regie führte. Daran reichte nur noch der unverwüstliche Addy Weber beim FC Bayern München heran, der mit dem seinerzeitigen Geschäftsführer Walter Fembeck ein vorbildlicher und echter Freund der Schiedsrichter war. Beim zweiten Münchener Verein, dem TSV 1860, wechselten sich Jürgen Kamann und Franz-Xaver Wengernmayer in der Betreuung ab.

Die Verdienste der namentlich nicht aufgeführten Schiedsrichterbetreuer sind sicher nicht geringer, haben wir Teams uns doch überall sehr wohl gefühlt. Ich möchte betonen, dass meine Worte nur für alle schon tätigen oder noch interessierten neuen Kollegen Anregung und Motivation sein mögen.

 

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Anlässlich der morgigen Zukunftsdebatte beim HSV: Die schönsten Fußballtorten der Welt – Folge XIX – Hamburger SV

Mit freundlicher Unterstützung von „111 Fußballorte im Ruhrgebiet, die man gesehen haben musspräsentiert der Zebrastreifenblog  in loser Reihe die schönsten Fußballtorten der Welt.

Morgen lädt der Hamburger SV zur Mitgliederversammlung. Das wichtigste Thema der Veranstaltung ist die Frage, in welcher Organisationsform es mit dem Profi-Fußball in Hamburg weitergeht. Wer  mehr über Hintergründe, handelnde Personen und die fünf zur Debatte stehenden Zukunftskonzepte für den HSV wissen möchte, klickt weiter zu Spiegel online oder zu t-online, wo zwar nur die fünf Konzepte, dafür aber ausführlicher als bei Spiegel online dargestellt sind. 

Überregional interessant ist bei der Berichterstattung, wie in Kürze die besonderen Gefahren und Probleme möglicher Organisationsformen von Profifußball deutlich werden. Das erkennen wir in Duisburg wieder. Auch hier gab es ja im Mai letzten Jahres eine Diskussion zur Machtverteilung zwischen Verein und dem schon länger ausgelagerten Wirtschaftsbetrieb Fußball, der KGaA. Angesichts der noch nicht geklärten Finanzlage kann einen selbst diese damalige Diskussion auf der Jahreshauptversammlung  melancholisch stimmen. Wir sehen also, unabhängig von Vereinen birgt die Besetzung des Aufsichtsrates der KGaA Chancen und Risiken, ein Strukturproblem, das in den Debatten aber oft nur auf Personen hin gedeutet wird. Auch beim HSV tritt das gerade zu Tage.

Endgültig zurück nach Hamburg. Hier geht es nun nämlich um das bunte Drumherum, das so ein Tag auch mit sich bringt. Eine am Vortag mögliche Einstimmung auf die Mitgliederversammlung gehört etwa dazu. Was aber kann die Vereinsdemokratie bessern befördern als ein nachmittäglicher Kaffeetisch, an dem sich die HSV-Mitglieder mit ihren unterschiedlichen Ansichten friedfertig begegnen, einem Kaffeetisch, der am besten von einer  dem Hamburger SV gewidmeten Fußballtorte gekrönt wird. NinNin zeigt bei Youtube, wie man diese HSV-Torte backt. Anscheinend ist der Clip Teil einer auf längere Frist angelegten Online-Backschule, in deren Namen die Kuchenbäckerin uns alle zu Beginn begrüßt. Verstanden habe ich den Namen nicht. Die Backschule scheint ein etwas improvisiertes Start-up-Unternehmen des Backhandwerks zu sein.

Eine Geburtstagsfeieranekdote – Tradition sticht Zeitgeist in den 1970ern

Auf größeren Geburtstagsfeiern gibt es nicht selten das Hallo beim Wiedersehen nach längerer Zeit. Meist bringt man sich dann kurz auf den Stand der jeweiligen Geschichte, um später irgendwann auch mal die geteilten Erinnerungen hervorzuholen. Beim Geburtstagsfeiern des Vereins unserer Zuneigung will ich es heute nicht anders halten. Kollege Zeindler hat das folgende wunderbare Stück aus dem Archiv des Aktuellen Sportstudios hervorgeholt. Der ein oder andere wird es vielleicht kennen, aber wie das mit schönen Erinnerungen ist, sie tauchen immer wieder auf.

Nicht oft gibt es den Zeitgeist der 1970er Jahre nämlich derart vielschichtig in so kurzer Zeit zu fassen. Die Gesellschaft verändern, hieß es, überall, selbst in einem der konservativsten Bereiche dieser Gesellschaft, dem Fußball. In so einem Fall nahm man sich zunächst Äußerlichkeiten vor und begleitete das dennoch mit großem Gestus des Guten und Schönen. So will der Farbdesigner desingermäßig klug daherreden. In seinen Stichworten klingt er aber leider nur warenhausverkäuferhaft. Was dennoch die Richtung der Veränderung weist. Günter Netzer bringt es anschließend auf den Punkt: Service für den Zuschauer. Da steckt die ganze Veränderung des Fußballs ab Anfang der 90er Jahre in einem Satz. Hinzu kommen die Bewegungen der Tänzer und Tänzerinnen. So leicht und locker wollen sie sein, und so bemüht wirken sie zuweilen. Selbstverständliche Leichtigkeit in Zeiten des Wandels ist nicht einfach. Nun aber genug erzählt. Seht selbst, der Vorschlag für den MSV ist ab Minute 1.30 zu sehen. Man sollte sich den ganzen Clip aber nicht entgehen lassen. Nicht oft haben die Beharrungskräfte einer Gesellschaft derart leichtes Spiel. Tradition sticht Zeitgeist problemlos. Herzlichen Glückwunsch, MSV Duisburg!

Nur harte Kerle retten den Hamburger SV

Mit so einer erheiternden Zeitungsmeldung könnte jeder Tag beginnen. Gerade lese ich in einer dpa-Meldung der Süddeutschen Zeitung, welch Charaktereigenschaften inzwischen beim Hamburger SV gebraucht werden, allein nur, wenn ein Fußballer überlegt, dort einen Vertrag zu unterschreiben. Nicht zu klären ist die Frage, ob dpa- oder redigierender SZ-Journalist besondere Kenntnisse der Hamburger Verhältnisse haben oder einen Sinn für spitzen Humor. Vielleicht trifft ja beides zu.

Unter der Überschrift „Spielertausch geplant“ lese ich über die Hamburger Verhältnisse also folgendes:

Laut Bild-Zeitung will der HSV den norwegischen Mittelfeldmann Per Skjelbred für ein Jahr nach Berlin ausleihen, im Gegenzug soll Hertha-Stürmer Pierre-Michel Lasogga ausgeliehen werden. „Lasogga ist unerschrocken, er geht dahin, wo es wehtut“, sagte HSV-Sportchef Oliver Kreuzer über den U-21-Nationalspieler

Eindeutig harte Zeiten beim HSV. Aber das angstfreie Bekenntnis zur Wahrheit ist der erste Schritt auf dem Weg zur Rettung.

 

 

 

Neue Erinnerungen für das Fangedächtnis: Meiderich – ich – und der MSV

Weil ich weiß, dass der Zebrastreifenblog doch mehr Leser hat als drüben das Fangedächtnis“, stelle ich auch hier online, was Sigi für das „Fangedächtnis des MSV Duisburg“ geschrieben hat .

Sigi (*1954)

Mittlerweile 58 Jahre, seit Mitte der 80er Jahre eingefleischter FC St. Pauli-Fan, war meine erste große Fußball-Liebe der Meidericher SV! Geboren in Hamborn und ab 1957 in Untermeiderich aufgewachsen war der Weg zum MSV fast zwangsläufig.

Ich kickte mit meinen Kumpels meist zwischen den damals noch reichlich vorhandenen Trümmergrundstücken oder knallte die Pille ständig gegen irgendwelche Garagentore.
Der Meidericher Stadtpark mit seiner großen Spielwiese war grundsätzlich für Ballspiele gesperrt und wenn sich jemand über das Verbot des Parkwächters hinwegsetzte, waren die Jungs meist viel älter als ich und meine Freunde. In den Schulpausen wurde auf dem schönen Schulhof der Dislichstraße meist mit einem kleinen Tennisball gekickt. Die Tore wurden mit großen Papierkörben markiert.

Irgendwann reichte mir das Kicken auf der Straße nicht und mein Vater kaufte mir richtige Fußballschuhe bei einem Schuster, der sein Geschäft „Unter den Ulmen“ hatte. Dann ging es 1963 im Sommer zum MSV in die Westender Straße. So viel ich weiß, war zu der Zeit die D-Jugend noch die jüngste Mannschaft, in der ich mit meinen 8 Jahren zuerst spielte.

Umgezogen wurde sich in wirklichen Umkleidebaracken, die auf der Höhe der jetzigen Schulturnhalle standen. Dort und auf dem Gelände der jetzigen Schule gab es noch einen Fußballplatz, der meist nur an den Rändern ein wenig Rasen aufwies. Hier trainierte uns ab und zu auch Werner Lotz aus der 1. Mannschaft.

Nach dem 2. oder 3. Training kam dann der große Moment: Der Trainer sagte mir, dass ich bei Sport Thielen in der Meidericher Bahnhofstraße mir ein Zebra-Trikot kaufen sollte und dann damit zu unserem ersten Punktspiel zu erscheinen hätte.

Es muss sehr heiß gewesen sein an dem Tag. Jedenfalls bin ich mit angezogenem Trikot und Fußballschuhen, also mit kompletter Fußballmontur, in den Bus gestiegen und zum Spielertreffpunkt gefahren. Der Trainer und die anderen Mitspieler waren ziemlich verwundert, dass ich schon komplett spielfähig angezogen dort so auftauchte. Ich hatte auch sonst nichts da. Umziehklamotten, Duschzeug, Essen und Trinken: Fehlanzeige.

Das Spiel ging dann 0:0 aus  – ich glaube gegen Duisburg 08 -,  und ich traf in meinem allerersten Punktspiel den Pfosten. So ein Mist.

Im Herbst 1963 sollte aber ein absoluter Höhepunkt auf mich warten: Ballholer im Wedau-Stadion beim Spiel: Meidericher SV gegen den großen Hamburger SV. Ich betrat erstmals den heiligen Rasen an der Wedau! Das Stadion kam mir bombastisch groß vor. Ich glaube bei dem Spiel waren ca. 40.000 Zuschauer, die mächtig Krach machten. Ich stand mit einigen Jungs aus meiner Mannschaft in der 2. Halbzeit direkt hinter dem Hamburger Tor auf der Aschenbahn. Ein super Platz: Wir konnten in kurzer Zeit 4 Tore unseres MSV bejubeln! Außerdem warfen wir kleine Steine und Sand von der Aschenbahn von hinten durch das Tornetz auf den Torhüter Schnorr vom HSV, um ihn abzulenken.

Danach versuchte ich im Training teilweise besonders schlecht zu spielen, um wieder als Balljunge für ein Bundesligaspiel im Wedau-Stadion eingeteilt zu werden. Denn früher ging die Einteilung so: Die Guten spielten am Samstag die D-Jugendspiele und die Schlechten waren die Balljungen an der Wedau.


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