Mir kam das Wochenende ohne Fußballspiele mit Einfluss auf die Zweitligatabelle gerade recht. So verpasste ich nur das Freundschaftsspiel gegen Borussia Mönchengladbach, als ich Freitag am frühen Abend im Duisburger Lokalfernsehen Studio47 fünf kurze Minuten über das Literaturnetzwerk für Kinder und Jugendliche „DU schreib(s)t„ erzählen konnte. Anlass war die Eröffnung vom jugenstil-club nrw im Obermarxloher Jugendzentrum Zitrone als Anerkennung dafür, wie Kindern und Jugendlichen vom Jugendzentrum ausgehend Lesen und literarisches Schreiben nahe gebracht und ermöglicht wird. In WAZ/NRZ war – ebenfalls am Freitag – ein Artikel über die Veranstaltung vom Mittwoch zu lesen.
Nun habe ich in dem Gespräch am Freitag etwas nicht unterbringen können, was mir ebenso wichtig erscheint, wie die Arbeit mit den Jugendlichen selbst. Einerseits gehört dieses Engagement für Literatur von und für Heranwachsende im Duisburger Norden gewiss auch zur Jugendsozial- und zur Bildungsarbeit. In Duisburg, so habe ich habe den Eindruck, wird es aber zu oft ausschließlich so wahrgenommen. Dabei gehört so ein Projekt zum kulturellen Leben in Duisburg. Du schreib(s)t macht literarisches Schreiben und damit einen Teil der Kultur zum selbstverständlichen Teil des Duisburger Alltags.
Vielleicht gerät dieses Schreiben als eine Form Duisburger Kulturlebens immer wieder aus dem Blick, weil die Welt der Jugendlichen im Duisburger Norden zunächst oft als defizitär wahrgenommen wird. Schnell wird deshalb Lesen und Schreiben darauf reduziert, ein geeignetes Mittel zu sein, Lebenschancen der Kinder in sozial schwierigen Lagen zu verbessern. Für das städtische Kulturleben ist es aber wichtig, das Engagement für Literatur im Duisburger Norden als Zweck an sich zu begreifen. Dort im Duisburger Norden sind nämlich auch Jugendliche zu Hause, die stolz auf ihre Stadt sind und die das Talent haben, diesen Stolz in Worte zu fassen. Sie idealisieren ihre Heimatstadt nicht und sehen in ihr dennoch einen Ort, an dem sie gerne leben.
Diese Jugendlichen brauchen im Alltag der Stadt einen geistigen Ort für ihre Beschäftigung mit der städtischen Wirklichkeit. Sie brauchen Menschen, die ihnen Anerkennung bieten und die sie wahrnehmen. Dann wird die Chance größer, dass diese Jugendlichen auch in Zukunft ihr Talent in Duisburg zeigen. Es geht also um den Lebenswert dieser Stadt, wenn die Beschäftigung mit Literatur auf jeder Ebene erst einmal als Beschäftigung mit Literatur angesehen wird und alles andere eine manchmal wünschenswerte Folge davon ist. Niemand stellt in Frage, dass ein U16-Fußballspiel eines Duisburger Amateurvereins ein Fußballspiel ist. In der Kultur sieht das mit deren Erzeugnissen oft anders aus. DU schreib(s)t möchte daran etwas ändern.
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