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Das Profi-Traumziel Italien – Mein Bruder, der Torjäger

Einige von euch wissen vielleicht, das mir mit Abstand liebste Kinderbuch war 11 Freunde müsst ihr sein von Sammy Drechsel.  In diesen Räumen habe ich vor geraumer Zeit begründet, warum es auch heute noch ein besonders gutes Kinderbuch ist. Nun war es nicht mein einziges Kinderbuch, dessen Helden im Fußball zu Hausen waren.

Weniger wegen des literarischen Wertes möchte ich heute über Mein Bruder, der Torjäger schreiben. Als zeithistorisches Dokument erinnere ich an das Buch. Denn die Geschichte verweist auf eine Entwicklung des Fußballs in der Zeit seines Erscheinens. Als Schneider-Buch ist es 1971 erschienen, und Tony Schwaegerl hat es geschrieben.

Der Franz Schneider Verlag hatte seinerzeit auf dem Kinderbuchmarkt ein starkes Alleinstellungsmerkmal als Marke, weil junge Leser recht genau wussten, was sie als Leser erwartete. Meist waren die literarischen Helden Kinder der Gegenwart, wenn auch hin und wieder Science-Fiction in Büchern auftauchte. Der Autor Tony Schwaegerl ist nicht bei Kinderbüchern geblieben. Er wurde in der Medienbranche mit Unterhaltungs- und Informationsangeboten in unterschiedlichen Medien für Erwachsene weitaus erfolgreicher.

In Mein Bruder, der Torjäger erfahren wir durch die Augen des  vierzehnjährigen Edi vom Anfang der internationalen Fußballkarriere seines Bruders Jochen. Weil er beim FC Wacker Tor um Tor erzielt, wird Juventus Rom auf ihn aufmerksam. Der italienische Spitzenverein verpflichtet den Spieler. Edi begleitet ihn bei seinen ersten Tagen in Rom und erlebt natürlich ein besonderes Abenteuer, eine kriminelle Form des Konkurrenzkampfes in der Mannschaft, die durch Edis Zutun aufgeklärt wird.

Wie gesagt, literarisches Fastfood. Viele Zufälle spielen in dem Buch eine Rolle. Die Figuren bleiben blass. Zudem ist der erzählende Held Edi nicht identisch mit dem Fußballhelden des Plots Jochen, ein großes handwerkliches Problem, das sehr gute Literatur fast immer mit Beziehungsgeschichte löst. In dem Fall geht es aber nur um ein wenig Abenteuer und ein überschaubares Geheimnis, bei dessen Aufklärung der Zufall zu viel Regie führt. So berührte mich das Buch damals bei meiner Erstlektüre als Zehnjähriger kaum.

Sei es drum. Wir blicken nämlich zu Beginn des Buchs auf Lebensbedingungen jener Zeit. Einkommensverhältnisse und Wertvorstellungen spielen zunächst eine Rolle, als in der Familie Berger über das Vertragsangebot aus Rom gesprochen wird.

 

Schon damals sah Tony Schwaegerl aber auch schon Parallelen des Fußballs mit anderen Unterhaltungsangeboten der Populärkultur. Fußball als Teil der Unterhaltungsindustrie spielt da noch keine Rolle, auch wenn mit dem Zirkus als Vergleich schon andere Aspekte des Fußballerlebens als der Sport thematisiert werden.

 

 

Der Trainer von Juventus Rom ist ganz alte Schule. Zuckerbrot und Peitsche, heißt das Konzept.

Für die Stars jener Zeit galt es, im Leben nach dem Fußball an den eigentlichen, den bürgerlichen Beruf zu denken.

 

Inspiriert wurde das Buch sicher durch die Karrieren von Karl-Heinz Schnelliger und Helmut Haller. Schnelliger spielte Ende der 1960er Jahre beim AC Mailand als Defensivspieler, Haller als Mittelfeldspieler bei Juventus Turin. Beide waren in Italien sehr erfolgreich und boten damals schon, wenn auch selten, den Illustrierten meiner Großmutter Sonnengeschichten aus dem Sehnsuchtsland der Deutschen.

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Fundstücke III: Gianlucca Vialli über sein Verhältnis zu Ex-Vereinen

Vor dem Spiel des FC Bayern München gegen den FC Chelsea wurde einer der großen italienischen Fußballspieler der 90er Jahre von der Süddeutschen Zeitung interviewt. Der 1964 geborene Gianlucca Vialli spielte ab 1996 für den FC Chelsea und wurde 1998 Spielertrainer bis 2000. Seine Vereine zuvor waren Cremonese, Sampdoria Genua und Juventus Turin. Auf die Frage, ob er den „Blues“, dem FC Chelsea, noch nahe stehe, holte er weiter aus und fand ein schönes Bild für das Verhältnis von Fußballprofis zu ihren ehemaligen Vereinen.

Mit den ehemaligen Vereinen verhält es sich wie mit Ex-Frauen oder -Freundinnen. Manche hasst man, manche mag man, manche sind einem wichtig – und man will, dass es ihnen gut geht. Aber nicht zu gut, sie liegen ja jetzt mit einem anderen im Bett. Cremonese, Sampdoria, Juve, Chelsea – ich hatte nur Frauen in meinem Leben. Und ich mag sie alle.
Süddeutsche Zeitung, 18. Mai 2012


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