Posts Tagged 'Jürgen Gjasula'

Ich hab noch ein paar Fotos aus Berlin

Ganz einfach ist es heute nicht mehr, eine Spiegelreflexkamera mit Wechselobjektiv in ein Stadion mitzunehmen. Selbst, wenn die Güte des Objektivs mittelmäßig ist und die Kamera für digitale Zeiten uralt. Wahrscheinlich gibt es inzwischen Kompaktkameras, die Fotos von erheblich besserer Qualität liefern. Aber DFL-Vorschrift ist Vorschrift, und nicht alle Vereinsvertreter der Liga machen sich die Mühe der Unterscheidung. Sogar wenn im Fall des Zebrastreifenblogs gleichzeitig der journalistische Identitätsnachweis die Mitnahme befördern könnte. Um so auffälliger war auch in diesem Fall der 1. FC Union Berlin, wo mir durch die Presseabteilung schnell und unkompliziert das Mitnehmen der Kamera ermöglicht wurde. So gibt es noch ein paar Fotos aus Berlin, auch wenn so ein Blick durch den Sucher für mich höchstens vor und nach dem Spiel machbar ist.

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Klassenerhalt als Vorprogramm zum Open Air in Köpenick

2013-05-12_union-msv 007Wir alle freuen uns über den endgültigen Klassenerhalt des MSV Duisburg. Das ist keine Frage. Schöner aber fühlt sich so ein Klassenerhalt an, wenn er durch einen eigenen Punktgewinn zustande kommt. Das ging uns auf den Rängen nach der 2:1-Niederlage im Auswärtsspiel gegen den FC Union Berlin genauso wie Kosta Runjaic und den Spielern. Richtig ausgelassen schien mir also niemand gewesen zu sein. Die Stimmung war gelöst. Richtiger Ärger kam über die Niederlage nicht auf. Doch das leichte Bedauern machte sich trotz des Lächelns in den Gesichtern immer wieder bemerkbar.

Zu verstehen war es kurz nach Spielende nämlich nicht, warum der MSV  Duisburg dieses Spiel verloren hat. Mit etwas Abstand sind die Fehler zu erkennen. Doch gestern fühlte sich schon der Ausgleich von Union wie der dramaturgische Fehler in einem Gute-Laune-Familienfilm an. Diese Führung passte einfach nicht zu der zuvor noch gesehenen spielerischen Leistung der Berliner, 2013-05-12_union-msv 035die bis zum Ausgleich aus eigener Kraft heraus zu keiner Chance kamen. Zwei-, dreimal wurde es gefährlich, weil in der Defensive des MSV Verlegenheitsschüsse von Union zu kurz in die Mitte geklärt wurden, an einen Fehlpass kann ich mich auch erinnern und das war es dann. Die Offensive des MSV war in der ersten Halbzeit nicht besser. Wir konnten die Hoffnung aber auf Standards setzen. Denn Eckstöße sind inzwischen variantenreich und an guten Tagen torgefährlich. Gestern war ein guter Tag. Erst ein freier Schuss über das Tor und dann der abgeblockte Seitfallzieher von Sören Brandy als spektakuläre Torchance. Das dürfen Sören Brandy und Jurgen Gjasula gerne wiederholen. Nicht immer steht ein Abwehrspieler im Weg.

2013-05-12_union-msv 047Nach der Pause gelangen zudem die Kombinationen immer öfter auch bis in den Strafraum hinein, zumal die schnelle Führung durch Kevin Wolze diesem Angriffsspiel weitere Sicherheit gab. Das Tor belebte jedenfalls das Spiel. Schnell war zu merken, Union wollte vor dieser fantastischen Heimspielkulisse nicht verlieren. Besser wurde das Berliner Zusammenspiel allerdings zunächst nicht, nur ungestümer und energischer. Das reichte aber, um das Spielgeschehen Richtung Duisburger Tor zu drängen. Die unangenehme Konsequenz war der Ausgleich. Noch immer aber hatte ich nicht das Gefühl, dieses Spiel könne verloren gehen. Jurgen Gjasula erhielt die Chance zur erneuten Führung. Alleine vor dem Torwart stehend zielte er genau in dessen Arme. Wir hatten den Eindruck, weil er schon alleine an der Strafraumgrenze stand, glaubte er für einen Moment, er habe im Abseits gestanden. Zu viel gedacht.

Wer kurz danach aber im Strafraum so ungeschickt foult wie Goran Sukalo,  wird bestraft. Vom Gästeblock haben wir2013-05-12_union-msv 064 dieses Foul nicht sehen können. Für uns kam der Pfiff in einer Spielsituation, die nicht sonderlich gefährlich wirkte. Leider konnte Felix Wiedwald seine Rettungstat aus dem Spiel der letzten Saison nicht wiederholen. Damit war das Spiel knapp zehn Minuten vor Schluss entschieden, auch wenn es auf dem Platz noch hoch her ging. Die Spieler schenkten sich nichts. Es ging für beide Mannschaften bis zum Abpfiff um alles. Nicht nur deshalb war dieses Spiel einen Besuch in Berlin wert. Die Atmosphäre in der Alten Försterei ist jedes Mal großartig.

Für die Fans von Union begann nach dem Spiel schon die Vorbereitung auf die kommende Saison. Die neuen Dauerkarten konnten schon gekauft werden, während die Spieler Autogramme gaben und beim Mini-Open Air lokale Bands ihr Bestes. Wir waren in der Zeit schon auf dem Weg zum S-Bahnhof Köpenick, weil die Rückfahrt Richtung Mitte ebenso lang zu werden drohte wie die Hinfahrt. Pendelverkehr wegen Gleisarbeiten mit Zugwechsel nach jedem zweiten Bahnhof. Wir begnügten uns also mit dem Vorprogramm Fußballspiel und hörten nur von Ferne wie eine Band namens Kietz Keime mit ihrem „irisch inspirierten Folk-Punk“ begann. Dank der Band bei youtube könnt ihr euch nun fühlen, als wäret ihr mittenmang dabeigewesen.

Fehlt noch die Pressekonferenz nach dem Spiel sowie die Stimmen von Sören Brandy – mit knapper treffender Spielanalyse im zweiten O-Ton -, Dustin Bomheuer und Jurgen Gjasula. Sehr schön übrigens, wie bei Uwe Neuhaus dessen Pott-Heimat in der Sprachfärbung kräftig durchschlägt, als er zu reden beginnt. Das wirkt so, als sammele der private Uwe Neuhaus auf dem Weg zum zum öffentlichen Trainer Neuhaus eben noch ein paar Gedanken ein.

Der Spielbericht bei Sky mit einem Klick weiter.

Spieler, hör die Signale, auf zum nächsten Vertrag

Passend zum Ersten Mai waren in Duisburg ein paar Signale zu vernehmen. Die waren allerdings nicht ein diffuses gesellschaftliches Lärmen, auf das die anonyme Arbeiterschaft hingewiesen werden muss. Die Signale kamen vom MSV Duisburg, und der Verein als Sender kannte den Adressaten beim Namen. Jürgen Gjasula hat sie sofort aufmerksam gehört, auch ohne das Liedgut einer sich organisierierenden Spielerschaft.

Mir gefallen sowohl die Signale selbst als auch das im WAZ/NRZ-Artikel berichtete Klima, in dem sie in Form von Gesprächen über die Zukunft Jürgen Gjasulas beim MSV Duisburg stattfinden. Ich gebe zu, allmählich kitzelten mich erste Zweifel, wie er und Kostas Runjaics Vorstellungen über das Spiel seiner Mannschaften zusammen passen könnten. Unumstritten ist für mich, dass er als einziger Spieler des MSV Duisburg über die Fähigkeiten verfügt, das Offensivspiel mit kreativen Impulsen zu versehen. Andererseits wirkt es auf mich so, als seien diese Fähigkeiten etwas stimmungsabhängiger als bei anderen Spielern. Es wirkt auf mich so, als habe das Vertrauen des Trainers auf seine Leistung einen recht großen Einfluss. Hinzu kommt die Frage, wie sehr er den Ansprüchen von Kosta Runjaic an das Defensivverhalten seiner Spieler genügt. Natürlich hängt das mit köperlicher Fitness zusammen, aber auch mit mentaler Stärke und Einsatzbereitschaft.

All das ging mir immer mal wieder durch den Kopf, seitdem er wieder gesund war und er bei seinen Einsätzen zwar blitzlichtartig seine Klasse zeigen, aber noch nicht vollends überzeugen konnte. Es war nicht klar abzusehen, wie seine Zukunft beim MSV Duisburg aussah. Andererseits war es auch klar, wenn der Verein ohne ihn in die nächste Saison gehen wollte, war dieses Vorhaben ohne Neuverpflichtung eines Spielers seiner Qualität auch ein Zeichen für die anvisierten Ziele in der neuen Saison. Da hätten wir uns schon gleich wieder mit unteren Tabellenrplätzen anfreunden können. Nun aber hören auch wir die Signale. Ivo Grlic und Kosta Runjaic sind der Überzeugung, es wird Mannschaften des MSV Duisburg in der nächsten Saison auf dem Spielfeld geben, die durch Jürgen Gjasulas spielerische Qualitäten besser werden. Diese Aussicht gefällt mir.

Die Frühjahrskollektion der Tore in letzter Sekunde

Wenn Spielenden mit Toren in letzter Sekunde gerade in Mode sind, möchte ein Verein wie der MSV Duisburg bei der entsprechenden Frühjahrsmesse für Tore in letzter Sekunde nicht fehlen. Die Vorstellung seiner Kollektion entspricht natürlich den momentanen Möglichkeiten des Vereins. Beim MSV Duisburg sind keine Star-Designer am Werk, sondern ehrbare Handwerker, deren Kreativität sehr von der Tagesform abhängt. Gestern Abend im Spiel gegen den 1. FC Köln war wenig originelles Arbeiten für die Kollektion zu sehen und dafür viel aus Stoffresten Zurechtgeschneidertes und einiges von der Stange. Das wirkte solide, war aber zunächst zu wenig, um den Erfolg der  Konkurrenten aus Köln zu gefährden. Diese hatten in der laufenden Saison schon eine beachtliche Auswahl der Last-Minute-Fashion vorgelegt. Das letzte Mal sogar noch im Spiel zuvor gegen den VfR Aalen.

Hinzu kam eine ungewohnte Nervosität der Duisburger Handwerker in den ersten fünfzehn Minuten. Viele Lücken waren in der Defensive zu sehen. In der Zweiten Liga gibt es allerdings mit Hertha BSC nur eine Mannschaft, die solche Lücken auf jeden Fall bestraft. Viele Zuspiele misslangen auch noch in der weiteren ersten Halbzeit. Die Ballannahme funktionierte nicht oft und die Kölner Konkurrenten standen enger am Mann als die Zebras umgekehrt. Als sich die Nervosität endlich legte, blieben noch etwa fünf Minuten, in denen sich das Spiel im Gleichgewicht befand. Dann fiel das Führungstor des 1. FC Köln. Daniel Brosinski misslang es, eine Abwehraktion spielerisch zu lösen. Sein Gegenspieler Thomas Bröker nahm ihm den Ball ab und wurde von Daniel Brosinski bei seinem Schlenzer nicht entschieden genug gestört.

Nach dieser Führung entstand ein nur selten aufregendes Spiel. Der MSV Duisburg mühte sich ohne wirkliche Ideen und Möglichkeiten zu haben, die gut aufgestellte Defensive der Kölner zu überspielen. Zu Beginn der zweiten Halbzeit stellten sich der FC sogar noch tiefer auf.  Es blieb kaum Raum, um in die Nähe des Tores zu kommen, während der Raum auf der anderen Seite sich verführerisch leer für Konter anbot. Der MSV kam an seine Grenzen. Druck entstand nicht, und man musste auf jede einzelne Spielsituation hoffen, die durch eine Aneinanderreihung von Zufällen vielleicht doch noch Torgefahr gebracht hätte. Zudem machte es sich der MSV in der Vorwärtsbewegung manchmal unnötig schwer, weil die Mannschaft keinen vernünftigen Rhythmus fand zwischen Einzelaktionen und Zusammenspiel. Das war Ranisav Jovanović, der seine Mitspieler auf dem Flügel nicht mehr sah und selbst dorthin bei seinen Sprints vor der engen Mitte des Spielfelds auswich. So standen sie sich dann zu zweit im Weg. Das war aber auch Jürgen Gjasula, der nahc seiner Einwechslung keinen guten Tag erwischte und wie niedergedrückt wirkte. Seine Pässe kamen nicht an, seine Dribblings blieben erfolglos. Tanju Öztürk hatte sich zwar ins Spiel gekämpft, deutlich war aber auch, dass er noch einiges Entwicklungspotenzial ausschöpfen muss, um irgendwelche Gerüchte-Geschichten über Vereinswechsel auch nur annähernd zu rechtfertigen.

So plätscherte das Spiel in der zweiten Halbzeit dahin, unterbrochen nur von der Aufregung durch einige Konter des FC, die der MSV Duisburg durch eine Kombination von guten Reaktionen Felix Wiedwalds, der Abschlussschwäche des FC und etwas Glück ohne Gegentor überstand.  Gefährlich für den FC wurde es nur einmal in dieser Halbzeit durch einen Distanzschuss von Timo Perthel. Bis dann die letzte Spielminute der Nachspielzeit anbrach und ein Freistoß für den MSV Duisburg im Halbfeld gepfiffen wurde. Felix Wiedwald verließ sein Tor und kam an den Fünfmeterraum des FC. Gab es an dieser Linie überhaupt noch freie Bodenfläche. Was war das für ein Gedränge. Der Ball flog hoch hinein, Spieler sprangen und als Dustin Bomheuer köpfen konnte war der erfolgreiche Verlauf der Flugbahn sofort zu erkennen. So nah war er am Tor. So präzise nahm der Ball seine Richtung. Schon zuvor war nicht nur sein Kopfballspiel in der Defensive gegen Stefan Maierhofer sehr gut gewesen. Selbst früh pressende Kölner konnten ihn beim Ballvortrag nicht irritieren. Es ist sehr zu hoffen, dass er zumindest in der nahen Zukunft noch beim MSV spielen wird.

Wenn eine Mannschaft wie der FC dem Sieg so nah war und sie diesen Sieg für das Fortbestehen von Hoffnungen so braucht, bringt ein Ausgleich in fast der letzten Sekunde das intensivste Erleben von Enttäuschung. Auf den Rängen war das Spiel schon als gewonnen gefeiert worden. Auf der Bank des FC hatte sich mit Sicherheit ebenfalls schon die Vorfreude auf den Punkteeinstand mit dem FC Kaiserslautern breit gemacht. Alles verloren und vergeben. Nicht nur weil der Ausgleich für den MSV Duisburg wie ein Sieg war, fühlte er sich für den FC wie eine Niederlage an. Schon im Hinspiel haben wir das torlose Unentschieden wie einen Sieg gefeiert. Mit einem Tor aus der Last-Minute-Kollektion fühlt sich so ein Unentschieden aber nochmal so gut an.

Die einen planen für sechs Spiele, die anderen für die nächste Saison

Im September letzten Jahres holte der MSV Duisburg im zweiten Spiel unter Kosta Runjaic gegen den VfL Bochum  mit einem torlosen Unentschieden seinen ersten Punkt der Saison. Der MSV blieb dennoch erst einmal Letzter, und der VfL Bochum stand auf dem zehnten Tabellenplatz. Am Sonntag besiegte der MSV Duisburg den SV Sandhausen nach einem wenig ansehlichen Spiel mit 2:1. Der einstellige Tabellenplatz zum Saisonende ist als Ziel ausgerufen. Den Abstieg des VfL Bochum dagegen soll seit Montag nach dem zweiten Trainerwechsel der Saison Peter Neururer verhindern.

Für mich klingt das nach dem Anreiß-Text zu einem Drama, in dem der MSV die langweilige Nebenrolle des alten Kumpels mit intakter Familie spielt. Ich bin ein großer Anhänger von langweiligen Nebenrollen. An ihnen lässt sich oft fürs Leben etwas lernen. Dort verstecken sich die Hinweise darauf, was im wirklichen Leben funktioniert und was nicht. Denn auch wenn ein Happy End in diesem Drama noch möglich ist, wie das Leben danach weitergeht, ist im Drama nicht unbedingt angelegt. Da wissen wir Anhänger des Langweilers längst mehr. Allmählich beginnt sogar Kosta Runjaic an die mittelfristige Zukunft zu denken und nicht nur an das nächste Spiel. Es bereitet mir große Freude, seine zarten Visionen während der Pressekonferenz nach dem 2:1-Sieg gegen den SV Sandhausen zu hören, ganz im typischen Runjaic-Ton der Bodenhaftung. Wenn er von der Zukunft spricht, sind das keine schönen Bilder und populäre Parolen, sondern Kosta Runjaic formuliert Aufgaben.

Vorerst bestanden diese Aufgaben darin, das nächste Spiel zu gewinnen. Gegen den SV Sandhausen wurde diese Aufgabe erledigt. Mehr nicht. Vielleicht braucht ein Gegner, der so defensiv eingestellt ist, doch von Anfang an einen Spieler wie Jürgen Gjasula auf dem Platz, der auf engstem Raum noch die Sicherheit und das Selbstbewusstheit hat, den Ball kontrollieren zu wollen. Zudem erlauben ihm seine Technik und Übersicht die überraschenden und beim Mitspieler ankommenden Pässe in den Rücken der Defensive. Nachdem er in der 54. Minute eingewechselt wurde,  begann die Mannschaft aus dem Spiel heraus torgefährlicher zu werden. Es brauchte also gegen Sandhausen nicht unbedingt Standards wie in der ersten Halbzeit für die Chance auf ein Tor. Maurice Exslager konnte gegen die enge  Defensive der Sandhausener seine Grundschnelligkeit nicht ausnutzen. Wenn er einmal an seinem Gegenspieler vorbeikam, stand der nächste Sandhausener Spieler schon im Weg.

So charakterisierte das Spiel zunächst vor allem die Kopfballstaffette um die Mittellinie herum, bei der sich beide Mannschaften darauf einigten gemeinsam den Ball so lange wie möglich den Boden nicht berühren zu lassen. In dieser Zeit machte ich mir dennoch keine Sorgen um den MSV. Dazu waren die Sandhausener an diesem Tag in der Offensive zu offensichtlich völlig überfordert. Nach vorne gelang ihnen gar nichts, hingegen der MSV zumindest immer wieder in Strafraumnähe kam. So blieb mir die Muße, mich mit dem Sandhausener David Ulm, in Aussehen und Spielweise ein wenig an Olcay Sahan zu erinnern. Ich konnte mich zudem mit dem Rest des Publikums über den offensichtlich etwas übermotivierten Nicky Adler wundern und manchmal auch aufregen. Man konnte den Eindruck gewinnen, so richtig abgeschlossen hat er mit dem MSV Duisburg noch nicht. Felix Wiedwald am Anfang des Spiels als eine Art Teppichstange zu nutzen, um mit Schwung in die Gegenrichtung wieder zurück laufen zu können. Da muss einer erstmal drauf kommen.

Das Führungstor fiel nach einer Eckenvariante, die einen Tag später dem Print-Kollegen vom Reviersport eine eigene Geschichte wert war. Co-Trainer Ilia Gruev ließ die Zebras eine Eckstoß-Ausführung des FC Barcelona trainieren. Und natürlich hat die Geschichte eine besondere Pointe, weil Timo Perthel im Gegensatz zu Lionel Messi das Tor bei der Ausführung gelang. Der schnelle Ausgleichstreffer fiel auch deshalb, weil im Spiel der Zebras von Anfang an eine leichte Nachlässigkeit zu spüren war. Vielleicht ergab sich das aus dem Gefühl der Stärke heraus. Es war deutlich zu sehen, wie selbstbewusst die Mannschaft auf dem Platz stand. Was ihr von Seiten der Sandhausener begegnete, konnte sie in diesem Gefühl nur bekräftigen. Dennoch war der MSV nicht so überlegen, um die Sandhausener Mannschaft an die Wand zu spielen. Da können dann Momente der Unachtsamkeit unangenehme Folgen haben. Unachtsam war aber nicht Timo Perthel, der den Kopfball seines Gegenspielers nicht verhindern konnte. Unachtsam war der Befreiungsschlag beim Angriff zuvor, der sofort wieder beim Gegner im zentrallen Mittelfeld landete. Wer da den Ball unbedrängt einfach wegschlug, weiß ich nicht mehr. Damit bahnte sich der Ausgleichstreffer aber an, weil nur deshalb der Ball sofort wieder in den Strafraum geflankt werden konnte.

Branimir Bajic ist inzwischen als Elfmeterschütze gesetzt. Er verwandelte in der zweiten Halbzeit zum erneuten Führungstreffer. Mit einem Steilpass hatte Jürgen Gjasula zuvor Ranisav Jovanović frei gespielt, der alleine von halblinks in den Strafraum zog und dort vom Sandhausener Torwart Danniel Ischdonat von den Beinen geholt wurde. Es wäre schön gewesen, der MSV hätte ein weiteres Tor nachgelegt. Doch das schlechte Torverhältnis ist nicht nur noch die Folge der hohen Niederlagen zu Beginn der Saison. Da bleibt noch weitere Trainingsarbeit beim Torschuss, damit die Zebras nicht im Zusammenschnitt der größten vergebenen Torchancen der Saison immer mit dabei sind. Andererseits besaß die dreistufige Chance in der Abfolge Jovanovic, Brosinski und Brandy mit der jeweils größer werdenden Wahrscheinlichkeit des Tores auch eine wunderbare Dramaturgie. Auf so etwas müssten wir dann verzichten. Aber was tut man nicht alles für den Erfolg.

Die Pressekonferenz mit dem Ausblick auf die Zukunft durch Kosta Runjaic, sowie die Stimmen nach dem Spiel von Goran Sukalo und Ranisav Jovanović:

Der Spielbericht bei Sky heute mal rüber geholt – leider ohne die Dreifach-Chance mit dem Moment, als Sören Brandy nur hätte einschieben müssen.

Die Klatschkolumnen der Sportpresse

Mit der einstigen Fan-Freundschaft zwischen Duisburgern und Frankfurtern wird die lang erwartete Nachricht aus dem Eintracht-Haus nichts zu tun gehabt haben. Armin Veh verlängerte seinen Vertrag bei Eintracht Frankfurt. Sämtliche Sätze über Kosta Runjaic und seine wie-auch-immer-Beziehung zu Bruno Hübner mit Ablösesummen fordernden Folgen für den MSV Duisburg  wurden zu jener heißen Luft, die einem von Anfang an um die Ohren wehte, als in der  Frankfurter Rundschau in einem abschließenden Absatz zum Veh-Vertragspoker mal kurz überlegt wurde, wer denn so als Nachfolger in Frage käme.

Aus dieser Überlegung wurde dann fast schon die Verpflichtung. Was für ein Wahnsinn! Der Zug fährt los und jeder will mit, obwohl keiner weiß, wohin er überhaupt fährt. Hauptsache Bewegung.  Kosta Runjaic muss also irgendwas dementieren, während eigentlich ganz andere Dinge seine Zeit erfordern, wie noch ein Tag zuvor breit berichtet wird. Die neue Saison will vorbereitet werden. Als ich von diesen durchdachten Vorbereitungen las, war ich begeistert. Was mich mich hingegen nicht interessiert, sind  Spekulationen. Unterschriften unter Verträge zählen, alles andere nervt. Solche Pseudo-Meldungen wie die zu Runjaic und Frankfurt kommen mir inzwischen vor wie die Sport-Entsprechung zum Yellow-Press-Celebrity-Klatsch. Wer wurde neulich mit wem gerade hinter dem Rücken seines Partners beim Knutschen gesichtet oder kam es etwa schon zum Äußersten? Von den einen lässt sich dann später die gerettete Ehe erzählen. Die anderen sind mehr der Typ one-night-stand mit der Endlosgeschichte von der heißen neuen nächsten Liebe. Da wird das Melodrama gegeben – mit den Standardzutaten großes Gefühl und  Geld. Aus einer etwas anderen Perspektive stellte Fokus Fußball den Informationsgehalt von Sportnachrichten in Frage. Es gibt keine verlässlichen Informationen mehr.  Da bleibt als Konsequenz doch nur, konzentrieren wir uns auf den Sport.

Doch selbstverständlich gibt es auch Graubereiche des Interesses, wenn es um die Zusammenstellung des Spielerkaders in der neuen Saison geht. Da gibt es ja Fakten durch bestehende Verträge. Allerdings muss auch  im Fall Julian Koch erst einmal die marktschreierische Beklemmung beiseite geschoben werden. Wenn ein Spieler einen Leihvertrag für ein Jahr besitzt, kann es schon mal sein, dass er in der nächsten Saison bei einem anderen Verein spielt. Auch wenn Zeitungsseiten gefüllt werden müssen, es gibt keine Geschichte zu erzählen über Julian Koch. Es geschieht das, was erwartet werden konnte. Die Geschichte wäre zu erzählen, wenn Julian Koch auch in der nächsten Saison für einen MSV Duisburg spielt, dessen Liga-Budget im unteren Drittel der Zweiten Liga angesiedelt ist. Dagegegen ist Dustin Bomheuer tatsächlich eine kleine Geschichte wert. Aber auch in dem Fall fehlt mir jeglicher Sinn für Spekulationen. Es gibt alleine die Geschichte vom schnellen Aufstieg, und ob da jetzt tatsächlich Bundesligavereine Interesse an der Verpflichtung haben, gehört bereits zur Vertragsverhandlung. Der Rahmen der Zukunft ist in meinen Augen klar gesteckt. Ein vernünftiger Spielerberater würde ihm einen Vertrag mit dem MSV Duisburg aushandeln, der einen Ausstieg mit festgelegter Ablösesumme beinhaltet. Er würde Kosta Runjaics Worte vom zu früh kommenden Wechsel in Liga 1  ernst nehmen. Bleiben Dustin Bomheuers Leistungen stabil, könnte er in der nächsten Saison den André Hoffmann geben. Und dann ist da noch Jürgen Gjasula, für den der MSV Duisburg auch mal eine recht attraktive Braut abgibt. Über seine Zukunft wird noch gar nicht spekuliert. Man sieht, Geschichten sind auch ohne große Gerüchte zu erzählen.

Und nun zu etwas ganz anderem: Etwas unverbunden und leicht verspätet komme ich nochmals auf den Geburtstag von Bernard Dietz zu sprechen. Maurice Exslager wurde von den Medienleuten des MSV ein Mikro in die Hand gedrückt, um mit Bernard Dietz ein Gespräch zu führen. So entspannt wie Ennatz wirkt er zwar nicht, aber wer auch immer den Clip noch nicht gesehen hat, sollte ihn sich ansehen. Selten habe ich Ennatz bei einem öffentlichen Auftritt vor einer Kamera derart unbeschwert gesehen. Da ist eine halbprivate Atmosphäre entstanden. Sehr, sehr schön!

Ein Spiel wie eine Karnevalsfeier – Endlich mal wieder was zum deuten

2013-02-09_MSV_1860 034_beabGut, es war Karnevalssamstag, aber es hätte genügt, wenn sich um diesen Karneval, wie auf den Fotos zu sehen, nur wir paar Zuschauer gekümmert hätten. Stattdessen lässt sich auch die Mannschaft dazu hinreißen, ein wenig Karnevalstimmung im Spiel gegen den TSV 1860 München zu verbreiten. Da wirken die Spieler fast eine ganze Halbzeit lang wie eine hoffnungsfrohe Unentschieden-Elf, nur um kurz vor der Halbzeitpause daran zu erinnern, es könnte auch alles nur ein Karnevalsspaß sein. Man weiß in dieser Zeit des Straßenkarnevals eben oft nicht, was ist nur  Verkleidung und was gehört zum wirklichen Leben.  Bei Ranisav Jovanović muss man sich darum im Moment keine Gedanken machen. Er hat sich für dieses Spiel gar nicht erst verkleidet, er ist der Stürmer, der zu sehen ist. Durchsetzungsstark, lauffreudig und dieses Mal mit einer sehr gelungenen Einzelleistung auch Schütze des Führungstreffers vom MSV Duisburg.

Die Spieler legten sich ja in dem Moment sogar für ein paar Minuten ein Superheldensiegercape an, und mir haben sie wirklich gut gefallen, wenn auch für die Defensivabteilung der Zebras das Cape von Anfang an einige Zentimeter zu lang war.2013-02-09_MSV_1860 035_beab Bei den Angriffen des TSV 1860 München war jedenfalls sofort das Kostüm als Kostüm zu erkennen. Benjamin Kern hatte auf seiner Seite einen sehr schlechten Tag. Andreas Ibertsberger passte das Unentschiedenkostüm allerdings schon mal wie angegossen. Er machte einen guten Eindruck. Er wirkte ruhig und sachlich, spielte bis auf seinen Fehlpass in der zweiten Halbzeit solide und war sehr präsent. Gerade seine souveräne Ausstrahlung hilft der Defensive der Zebras weiter, zumal auch die  Innenverteidigung zunächst für das Unentschieden gut genug schien.

Meine Zweifel wuchsen allerdings, als sich ausgerechnet Daniel Brosinski in seinem Elfmeterschützenkostüm tatsächlich auch als Elfmeterschütze fühlte. Da glich er all jenen Piraten und Cowboys, die mit ihrer alkoholgedopten Männlichkeit glauben, das weibliche Begehren konzentriere sich für den Rest des Lebens rund um sie. Aber der Alltag ist nah.2013-02-09_MSV_1860 03_web Die gerade noch wild tanzende Meerjungfrau verschwindet von jetzt auf gleich zu zweijährigem Kind sowie Ehemann, und Daniel Brosinski bleibt der nur manchmal zielsichere Torschütze, selbst wenn er alleine am Elfmeterpunkt frei vor dem Tor steht. Die erneute Chance zur Führung war vergeben. Und dann zerfetzt in der Nachspielzeit dieser ersten Halbzeit der Alltag sogar so richtig das Unentschiedenkostüm.

Das hinterlässt das schale Gefühl, der TSV 1860 München war die bessere Mannschaft und dennoch gab es gute Gründe an den Erfolg des MSV Duisburg zu glauben. Die Münchner kombinierten sicherer, hatten etwa mit Daniel Halfa einen technisch sehr starken Einzelspieler, der, einmal am Ball, kaum zu stoppen war. Frei- und Eckstöße bargen jedes Mal Torgefahr. Und dennoch waren diese Chancen nicht zwingend, dennoch war der MSV Duisburg gut im Spiel. Selbst in der zweiten Halbzeit, als die Zebras die weiter zurück gezogenen Münchner kaum mehr aus ihrem Defensivverband herauslocken konnten, gab es dann doch die eine Riesenchance auf den Ausgleich. Gabor Kiraly wehrte den Torschuss aus kurzer Distanz von Sascha Dum ab. Und es ist bezeichnend, dass im direkten Gegenzug das dritte Tor der Münchner fiel. Alle schon gesehenen Fehler der Zebras in diesem Spiel kamen dabei zusammen.  2013-02-09_MSV_1860 038_beabBeim Umschalten war die Mannschaft einen Tick zu langsam. Das machte sich schon vorher in der Defensive immer wieder bemerkbar. Die Spieler empfinden Spielsituationen oft einen Moment zu früh als beendet. Es war schon in Dresden abzusehen, dass eine bessere Mannschaft als die Dresdner,  „zweite Bälle“ besser nutzen könnte. Hinzu kam ein Roland Müller, der auch nicht seinen besten Tag hatte und bei diesem Konter die eigene  Schnelligkeit beim Herauslaufen über- und die des gegnerischen Stürmers unterschätzte. So machte er unnötigerweise das Tor frei für den Schuss von Moritz Stoppelkamp.

Die Unentschieden-Elf war also am Karnevalssamstag nicht mehr als ein schönes Kostüm der Mannschaft des MSV Duisburg. Aber wir Karnevalsjecken wissen auch, oft steckt in einem Kostüm mehr alltäglicher Mensch als im ersten Moment erkennbar ist. Manchmal ist es nicht das ganz Andere, das in der Verkleidung gesucht wird, sondern nur die ideale Vorstellung von einem selbst. Und so bleibt die Hoffnung, der MSV Duisburg ist auf einem guten Weg. Der Trainer des TSV 1860 München, Alexander Schmidt, ließ sich nach dem gemeinsamen Kostümball jedenfalls zu dem charmanten Kompliment hinreißen, die Mannschaft sei der erwartet schwere Gegner gewesen und es sei kein Vergleich zur Vorrunde, wie  gut sie inzwischen spiele. Kosta Runjaic hat es sich gelassen angehört.

Hier also die Pressekonferenz nach dem Spiel, samt Standard-O-Tönen von Jürgen Gjasula, Andreas Ibertsberger, Ranisav Jovanović und Julian Koch.

Der MSV wünscht schöne Weihnachtstage – Ich schließe mich an

Lasst mich diese Weihnachtsgrüße des MSV Duisburg noch einmal auch hier zeigen. Selbst wenn sie bestimmt viele, der hier lesenden schon kennen. Man kann sie auch zweimal sehen. Sie sind schön, diese Weihnachtsgrüße.  Ich gehe mit einem Lächeln in den Tag und schließe mich an. Schöne Weihnachtstage!

Das wird schwierig in dieser Saison

Meine Dauerkarte lag noch auf dem Küchentisch. MSV-Fans waren die Einbrecher schon mal nicht. Den Stehplatz hätte einer der oder der Einbrecher  ja unerkannt besuchen können. Mitten in der Nacht waren wir nach sieben Tagen Istanbul wiedergekommen, und die Nachbarn erwarteten uns dennoch. Sie wollten uns nicht unvorbereitet, dem Chaos begegnen lassen. Viel gab es bei uns nicht zu holen. Wir sind technisch nicht ganz auf der Höhe der Zeit. So hält sich der materielle Schaden trotz Laptop-Verlust in Grenzen. Was mich umtreibt, und was sich an diesem Freitag wie die Nachricht vom Tod eines nahestehenden Menschen anfühlte, ist der Verlust an Kontrolle über das eigene Leben. Da blieb erst mal nicht viel Platz im Kopf für das Spiel des MSV Duisburg gegen den FC Ingolstadt am Abend. Nach dem Aufräumen brauchte ich noch etwas Zeit für die Entscheidung, mich in dieser gedrückten Stimmung auf den Weg nach Duisburg zu machen. Das Spiel hat sie dann nicht besser gemacht.

Die 0:2-Niederlage gegen den FC Ingolstadt macht es uns schwer, an mögliche Siege des MSV Duisburg zu glauben. Die Zebras hatten nach einer passablen ersten Halbzeit nach der Pause nicht den Hauch einer Chance mehr. Die Grenzen dieser Mannschaft sind so deutlich geworden, und im Moment glaube ich tatsächlich, wir können nur noch auf mehr Glück in der Hinrunde hoffen, um  ein paar Punkte zu holen, bis die Verletzten zurückkommen. Anscheinend ist Kosta Runjaic der Ansicht, Antonio da Silva sei nicht gut genug, um eine spielgestaltende Rolle in der Mannschaft zu übernehmen. Da Silvas Verpflichtung war aber die Reaktion auf die Erkrankung von Jürgen Gjasula, und schon in der letzten Saison hatte der MSV Duisburg nur mit eben Jürgen Gjasula spielerische Qualität erkennen lassen. Wie also soll sich die Mannschaft ohne diese beiden spielerisch behaupten?

Die Stimmung nach Niederlagen in solchen Spielen wie gegen den FC Ingolstadt schlägt sogar in Ärger um, weil der Eindruck entsteht, die Mannschaft habe auch kämpferisch versagt. Doch in so einem Spiel verliert sich der andauernde Kampf, weil der Gegner sich nicht auf Kampf einlässt.  Dazu hatte sich der FC Ingolstadt zu weit zurück gezogen. Das macht den großen Unterschied des ersten Eindrucks zum Spiel gegen Hertha BSC, einem Verein, der das Spiel mitbestimmen wollte. Der FC Ingolstadt wollte nichts mitbestimmen. Dieser Gegner wollte auf die Fehler des MSV Duisburg warten, und damit das Spiel gewinnen. Dieser Gegner machte das deshalb, weil die Mannschaft ihre Konter beeindruckend schnell und präzise ausspielte. Jeder Ballverlust des MSV konnte zur Bedrohung für dessen Tor werden. Die Ingolstädter hatten einen Plan, den sie genau befolgten. Es schien so, als sei ihnen die Ballführung in der Mitte beim Konter verboten gewesen. Bei den Kontern war die Nähe der Eckfahne das Ziel, selbst wenn der Ball sich schon in der Mitte befand und das erste Torgefahr bedeutet hätte. So fiel das 1:0 vielleicht auch deshalb, weil zum Unglück des MSV Duisburg kein Ingolstädter mehr zur Eckfahne mitgelaufen war. Der Abschluss in der Mitte war die Konsequenz.

Diese Schnelligkeit der Ingolstädter nach der Balleroberung sehen wir seit Spielzeiten beim MSV Duisburg nicht als gefestigte Spielweise der Mannschaft. Fast immer erfolgt der Pass nach der Balleroberung nicht sofort in die Spitze, weil der ballerobernde Spieler erst die Übersicht gewinnen muss, wo er Mitspieler findet und dann ist es wie gestern gegen Ingolstadt zu spät. Die nur vorsichtig aufgerückte Verteidigung steht wieder bereit. Im Gegensatz dazu musste die Defensive des MSV deutlich mehr als vorsichtig aufrücken, damit überhaupt Druck auf die Ingolstädter aufgebaut werden konnte.

In der zweiten Halbzeit fand die Mannschaft kein einziges Mittel mehr, den Ball in die Nähe des Ingolstädter Tores zu bringen. Diese Mittel standen in der ersten Halbzeit zumindest zeitweilig zur Verfügung. Es hatte ja die Chance auf die Führung gegeben. Völlig untergegangen in der Nachbetrachtung ist etwa die erste Minute, in der der angelegte Plan des MSV Duisburg so offensichtlich war. Aus dem Halbfeld kommt ein halbhoher Pass in die Sturmspitze auf Valeri Domovchiyski in den Elfmeterraum. Der Verteidiger bedrängt ihn zwar, doch Valeri Domovchiyski kann den Ball annehmen und ist vollkommen frei vor dem Tor. Nur scheint er damit nicht gerechnet zu haben. Er erkennt in diesem Moment seine große Chance nicht, sucht nicht den Abschluss, sondern läuft weiter, ohne den Ball wirklich kontrollieren zu können und gibt dem Verteidiger genügend Zeit, ihn zu stören.  Dabei hat er sich im weiteren Verlauf dieser ersten Halbzeit bei den engen Räumen immer wieder gut behauptet, ehe auch er in der zweiten Halbzeit nicht mehr in Erscheinung trat.

Der MSV Duisburg bekommt in so einem Spiel nicht viele Chancen für ein Tor. Diese wenigen Chancen wurden also entweder nicht erkannt oder vergeben wie um die 35. Minute herum, als kurz nacheinander Benjamin Kern die Latte traf und Ranisav Jovanović an einem überragenden Reflex vom Ingolstädter Torwart scheiterte. Die Spieler wussten um ihre beschränkten Möglichkeiten. Deshalb folgte dem Gegentor der vollkommene Zusammenbruch der Mannschaft. Sie fühlten  Aussichtslosigkeit und ergaben sich dem Schicksal der Niederlage. Das sah dann so aus, als wollten sie sich nicht  anstrengen.  Es ist aber die Lähmung nach vergeblicher Anstrengung, die wir da sahen. Das wenige Selbstvertrauen aus den letzten Spielen war wieder vollends verschwunden. Bezeichnend, dass selbst der eigene Anstoß dann sofort wieder zur Großchance von Ingolstadt wird.

Felix Wiedwald übrigens ist ein verdammt guter Torwart.  Für mich verebbt das Nachdenken über das Spiel hier jetzt. Lähmung als Ergebnis von Kontrollverlust bei den Spielern und bei mir. Also, bewältigen und weiter machen. Was anderes gibt´s mal wieder nicht.

Hoffen auf die Gaußsche Normalverteilung

Mittelmaß, das klingt meist nicht schön, wenn das gesagt wird. So richtig zufrieden wirkt dann niemand. Wir alle hoffen ja immer auf das Einzigartige, das sehr Spezielle, das uns rausreißt aus der Normalität und dem alltäglichen Einerlei – aus dem Mittelmäßigen eben. Doch so leid es mir tut, für alle von uns lautet die statistische Wahrheit, letztlich strebt alles hin zur Mitte.

Ist jemand ganz oben, kann es nur runter gehen. In den USA wurde die Prognosekraft sprichwörtlich, die ein Titelbild der Sports Illustrated mit sich brachte. Einmal das Foto auf dem Cover und schon warf der Basketballer daneben, der Leichtathlet sprang kürzer und lief langsamer. Das ist kein Fluch, sondern die leicht einsehbare Folge davon, dass für die Titelgeschichte nur ein Sportler mit herausragender Leistung in Frage kommt. So einer herausragenden Leistung wird aber sehr wahrscheinlich eine schlechtere folgen. Der Statistik-Fachmann nennt das Phänomen „Regression zur Mitte“. Mit besonders schlechten Werten funktioniert das natürlich auch. Auch die sind nur Teil der Normalverteilung. Ausreißer nach unten eben, wenn sich letztlich alles zur Mitte drängt.

Beruhigen wir uns also bis auf weiteres mit der Statistik, wenn wir auf die kommende Saison des Vereins unserer Zuneigung blicken. Nach der Erkrankung von Jürgen Gjasula fällt nun auch noch Timo Perthel für längere Zeit aus. Wichtige Spieler müssen also schon kurz vor der Saison für längere Zeit ersetzt werden. Das Lob des Mittelmaß hilft uns deshalb heute weiter. Denn aller Wahrscheinlichkeit nach wird in den kommenden Monaten alles zur Mitte drängen. Es wird Spieler im Kader geben, die ohne große Schwierigkeiten durch die Saison gehen. Das sind die Ausreißer nach oben. Es wird die Spieler geben, und das werden die meisten sein, die mal hier eine Malässe haben und denen es mal dort zwickt. So mittelmäßige Wehwehchen eben. Und die Ausreißer nach unten, die schwereren Verletzungen, die längeren Ausfällse, das was andere Vereine erst im Laufe der Saison erleben, arbeitet der MSV Duisburg nun mal schon vorher ab. Bis dahin gute Besserung an die Verletzten und Kranken.  Es wird eine gute Saison werden.


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