Posts Tagged 'Jürgen Glowacz'

Idole als Heilsbringer für Fußballvereine

„Das Idol würde dem MSV helfen“, heißt es nun auch bei Der Westen. Nicht zum ersten Mal richten sich in düster werdenden Zeiten Hoffnungen zur Besserung der Lage beim MSV Duisburg auf Bernard Dietz. In der Artikel-Überschrift drückt sich nicht nur die Bereitschaft von Bernard Dietz zur Mitarbeit beim MSV aus, sondern gleichermaßen die Meinung der lokalen NRZ-Sportredaktion und die von vielen Fans. Liest man allerdings weiter, stellt man wieder einmal fest, das Leben ist viel zu kompliziert und unübersichtlich, als dass das Heil mit einer einfachen Frage von MSV-Seite zu erhalten wäre.

Bernard Dietz kennt sich selbst nun einmal besser als wir Fans ihn, und er sieht seine Möglichkeiten im „sportlichen Sektor“. Dass er auf dem Gebiet als Trainer und Förderer von Talenten Erfolg hatte, wissen wir. Dummerweise gilt es beim MSV Duisburg gerade ganz dringlich zunächst einmal eine andere Position zu besetzen. Ein Nachfolger von Walter Hellmich wird gesucht. Und selbst wenn ich mir Bernard Dietz für den sportlichen Sektor beim MSV Duisburg verantwortlich vorstelle, verringerte sich meiner Meinung nach die von ihm erhoffte Integrationskraft als einer von mehreren gleichwertig agierenden Verwaltungsverantwortlichen des Vereins.

Gerade diese Integrationskraft und das Symbolhafte seiner Person weckt aber doch die Sehnsucht, den als MSV-Spieler so legendär gewordenen Bernard Dietz endlich in diesem Verein beheimatet zu sehen. Es ist die Sehnsucht, jemand mit tadellosem Ruf spräche für den Verein. Es ist die Sehnsucht, einem Menschen und damit dessen Handeln bedingungsloses Vertrauen entgegen bringen zu können.

Wie Bernard Dietz nun ins Gespräch gebracht wird und die Gedankenspiele  in dem oben verlinkten Artikel über eine mögliche Position als Sportdirektor, das stiftet mehr Unruhe, als dass es im Moment konstruktiv weiterhilft. Vorrangig bleibt die Position dessen zu besetzen, der eine Vorstellung davon nach außen trägt, wohin es mit dem MSV Duisburg gehen soll. Vielleicht ist es noch nicht an der Zeit für Bernard Dietz Visionen vom zukünftigen MSV Duisburg zu formulieren, vielleicht entspricht es nicht seiner Persönlichkeit. Dennoch wünsche ich es mir, er könne sich und seine Vorstellung vom Engagement beim MSV Duisburg noch dahin entwickeln.

Doch selbst dann würde das Heil nicht automatisch kommen, weil Bernard Dietz im Umfeld des MSV Duisburg so populär ist. Beim Hamburger SV trat Uwe Seeler im Oktober 1995 seine Amtszeit als Präsident an. Er blieb es bis Juni 1998. So weit ich mich erinnere, waren die Erwartungen an ihn hoch. Er sollte für Solidität im Verein sorgen. Das klappte nicht besonders gut. Warum genau und mit welchen Folgen für Uwe Seeler müsste ich nachschlagen. Beim 1. FC Köln dagegen ist Wolfgang Overath erfolgreicher bei der Vereinsführung. Zum Warum zwei spontane Gedanken: Gleich zu Beginn seiner Amtszeit hat er mögliche Gegenspieler im Verein entmachtet und mit Jürgen Glowacz einen langjährigen Freund und Geschäftspartner zur Unterstützung ins Präsidium geholt. Darüber hinaus kann ich mir vorstellen, seine Karriere als Unternehmer ist ihm bei der Ausübung seines Amtes sehr von Nutzen.

Hätte ich mehr Zeit, fände ich es interessant, einmal genau nachzuprüfen, welche Bedingungen dazu führen, dass Idole eines Fußballvereins als Funktionäre des Vereins erfolgreich sein können. Den Sonderfall FC Bayern München lassen wir mal außen vor. Wo gibt es diese Konstellation überhaupt sonst noch? Dieter Müller fällt mir ein als Präsident von Kickers Offenbach. Allerdings kenne ich keine Urteile über seine Arbeit. Vielleicht kriegen wir eine flüchtige Untersuchung zusammen. So eine Untersuchung könnte ein helfendes Fahrtenbuch sein für Bernard Dietz, um das in nächster Zeit wichtigste Amt beim MSV Duisburg zu bewältigen, das des Vorsitzenden, der glaubwürdig und integer den Weg des MSV Duisburg entwickelt.

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Wird Walter Hellmich die Kritik doch noch verstehen?

Die Duisburger Lokalpresse beschreibt Walter Hellmichs Zustand am Montagabend so, als habe ihn ein großes Unglück ereilt. Er wirkt „getroffen“ und „geschockt„. Er wird als ein Mann beschrieben, der nicht versteht, was da über ihn hereingebrochen ist. Ich glaube, Walter Hellmich versteht das tatsächlich nicht, weil er sich ganz sicher ist, Gutes zu tun.

Schon in der Zeit als Norbert Meier noch Trainer beim MSV Duisburg war, beobachtete ich mit Sorge, wie all jene Persönlichkeitseigenschaften, die Walter Hellmich seine Karriere als Bauunternehmer ermöglicht hatten, ihm beim dauerhaften Engagement für den MSV Duisburg im Weg standen. Ich nehme an, in seinem Metier ist er es gewöhnt, dass seine letztlich allein zu vertretenden Entscheidungen zusammen mit einer durch die eigene Person verkörperten Verlässlichkeit Menschen und Projekten gegenüber, wirtschaftlichen Erfolg gebracht haben. Diese Eigenschaften halfen sicher auch bei der Verwirklichung des Stadionbaus, im danach beginnenden komplizierten Alltagsgeschäft des professionellen Fußballs reichten diese Eigenschaften aber nicht aus.

Allerdings sind nach der Verpflichtung Peter Neururers diese Art auf das Fußballgeschäft übertragenen Entscheidungen à la „Ailton-können-wir-gebrauchen“ und „Brzenska-nur-für weniger-Geld“ zumindest weniger geworden. Bleiben die Klüngel-Vorwürfe und die haben sowohl mit Walter Hellmichs Begriff von Verlässlichkeit zu tun als auch mit seinen sicher komplexen persönlichen Interessen beim MSV Duisburg. Nun lese ich die Diskussion über die Person Walter Hellmichs im MSVportal schon längere Zeit mit und konnte mir schon dabei keine Meinung dazu bilden, inwieweit Walter Hellmich mehr als branchenüblich den MSV Duisburg zum eigenen wirtschaftlichen Vorteil genutzt hat. Dass diese Fakten nun öffentlicher geworden sind, bringt mich auch nicht viel weiter. Ich müsste viele Originaldokumente lesen und mir darüber hinaus die Fakten in anderen Fußballvereinen zusammensuchen, um redlich urteilen zu können. Dazu fehlt mir die Zeit. Im MSVPortal haben das einige der Forumsmitglieder wenigstens teilweise gemacht und selbst das versetzt mich nicht in die Lage, eine eindeutige Meinung zu formulieren. Denn die Fakten müssen jeweils gewertet werden, und es hängt von der persönlichen Haltung der jeweils Urteilenden ab, ob sie das Geschäftsgebaren Walter Hellmichs noch akzeptieren oder nicht. Beide Seiten können ihre Urteile mit mir sehr nachvollziehbaren Argumenten unterfüttern und auf beiden Seiten schreiben augenscheinlich auch Menschen, die sich über ihre MSV-Interessen hinaus beruflich mit juristischen und betriebswirtschaftlichen Fragen beschäftigen. Expertenrat hilft da anscheinend auch nicht viel weiter.

Wir kehren also auch hier immer wieder zur Vertrauensfrage zurück. Vielleicht trägt eine Anekdote aus Köln dazu bei, das Ganze einzuordnen. Als dort der lang ersehnte Heilsbringer des 1. FC Kölns Wolfgang Overath zum Präsidenten des Vereins gewählt wurde, hat er ein paar Vertraute in den Vorstand mitgebracht.  Sein alter Freund und Geschäftspartner Jürgen Glowacz wurde Vize-Präsident des Vereins. Nun ist Jürgen Glowacz Teilhaber der kommerziell betriebenen Fußballschule Taxofit. Das war bekannt und längere Zeit auch nicht der Rede wert. Als nun das lang ersehnte Heil nach zwei Jahren noch immer nicht spürbar war, wurde mancheiner im Umfeld des Vereins unruhig und plötzlich stand Wolfgang Overath in der Kritik. Mit einem Mal war seine ganze, zunächst begeistert begrüßte Macht zu groß geworden. Als Beispiel für Machtmissbrauch, der sympathischer formuliert ja gerade in Köln gerne Klüngel genannt wird, stand plötzlich die Jugendabteilung des 1. FC Köln im Fokus des öffentlichen Interesses. Denn Jugendtrainer des 1. FC Köln waren von anderen Bundesliga-Vereinen abgeworben worden, und Trainer aus der Fußballschule von Jürgen Glowacz rückten nach. Außerdem wurde skeptisch gefragt, ob und wieviel Geld vom FC zur Fußballschule floss. Da kochte also was hoch und geriet nach einiger Zeit aber wieder aus dem Blick – zum einen weil der FC erfolgreicher wurde, zum anderen weil Wolfgang Overath und Jürgen Glowacz sich darum bemühten, das Vertrauen der FC-Fans zurück zu gewinnen. Davon abgesehen gibt es immer noch manchen, der die Verbindung zwischen dem 1 FC Köln und Taxofit kritisch sieht.

Nun erkenne ich einen grundlegenden Unterschied zwischen dem Geschehen beim 1. FC Köln und dem beim MSV Duisburg. Wolfgang Overath war sich bewusst, dass selbst er, als Lichtgestalt der Vereinsgeschichte, auf die Kritik an seiner Person nicht nur abwehrend reagieren konnte. So weit geht die Einsicht von Walter Hellmich nämlich noch nicht. Um Vertrauen zurück zu gewinnen, müsste er die Sorgen der MSV-Fans ernst nehmen und nicht davon ausgehen, dass jeder automatisch daran glaubt, was immer Walter Hellmich auch tut, ist durch den Willen geadelt, den Verein voran zu bringen. Ich hoffe sehr, dass er zu dieser Einsicht kommt, zumal ich im zweiten Kapitel der Hellmich-Geschichte bei den Ruhrbaronen nun nichts anderes erkennen kann als die bei so unendlichen vielen Bauprojekten immer wieder festzustellenden Reibereien.

Die Zeiten eines idealistischen MSV-Präsidenten, wie Dieter Fischdick es war, sind vielleicht nicht ganz vorbei, wenn ich nach Oberhausen oder St. Pauli sehe, aber so eine Führungskraft ist im professionellen Fußball unwahrscheinlich geworden. Dazu hat sich der Fußball als Unterhaltungsgeschäft viel zu sehr weiter entwickelt, und zudem spielt der MSV Duisburg dazu auch wieder eine viel zu bedeutende Rolle in diesem Geschäft. Je tiefer es nach unten geht, desto eher wird sich auch wieder jemand finden, dem die „Rettung“ des Vereins eine Herzensangelegenheit ist. Das wiederum sollte man auch als Fan sich vor Augen führen.


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