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Unbedingt lesen – Kiels Sportdirektor Fabian Wohlgemuth im 11Freunde-Interview

Hellauf begeistert bin ich über das Interview, das Tobias Ahrens für 11Freunde mit dem Sportdirektor von Holstein Kiel Fabian Wohlgemuth geführt hat. Was für ein tiefer und lebendiger Einblick in die Arbeitsbedingungen in der 2. Liga und damit auch in die des MSV Duisburg beim Pendeln zwischen eben jener und der Dritten Liga.  „Uns brechen die Argumente weg“ ist das Interview betitelt, und das bezieht sich auf die inzwischen unfassbar große Gehaltslücke, die zwischen Bundesliga und Zweiter Liga für Spieler klafft. Aber das ist nur ein kleiner Aspekt des Interviews. Tobias Ahrens und Frank Wohlgemuth beleuchten Grundlagen für Entscheidungen, Strategien und Konkurrenzsituation. Ganz starkes Interview. Auftritt Tobias Ahrens und Fabian Wohlgemuth, bitte schön:  „Uns brechen die Argumte weg“.

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Eine Übung in Lebensweisheit

Der MSV gewinnt in Kiel 2:0. Eine Niederlage hatte ich in meinem verabschiedeten Tabellenrechner einkalkuliert. Der Sieg war nicht unverdient. Da Ingolstadt aber am Samstag in Hamburg hoch gewonnen hat, bleibt der Abstand von vier Punkten auf den Relegationsplatz erhalten. Die Chance auf den Klassenerhalt kann der MSV weiter nicht alleine beeinflussen. Das Fußballwunder muss  auch in Ingolstadt geschehen, dort unter umgekehrten Vorzeichen. Dieser Verein braucht einen Leistungseinbruch ohne ersichtlichen Grund.

So bringt mir dieser Sieg zunächst zwiespältige Gefühle. Natürlich freue ich mich, doch sofort wird diese Freude gebremst. Denn der Sieg macht jede der Niederlagen in entscheidenden Spielen der letzten Wochen wieder lebendig. Ich muss mich geradezu dagegen wehren, dass aus wohlwollender Zufriedenheit kein missmutiges Hadern wird. Ich muss die Großchancen der letzten 15 Minuten im Spiel gegen Bielefeld verdrängen. Ich rufe den Bildern aus dem Unentschieden gegen Sandhausen zu, geht weg. Lasst mich in Ruhe! Kein Bild zu Ingolstadt., sonst spüre ich jetzt schon den Abstieg. Der steht doch noch gar nicht fest.

So wird aus dem Sieg gegen Kiel eine Übung in Lebensweisheit. Nur der Sieg selbst für sich genommen belässt Zufriedenheit. Wir begegnen mit dem Sieg gegen Kiel jener zu Kalendersprüchen und Ratgebertiteln gewordenen Weisheit, gut sei es, im Hier und Jetzt zu leben.  Das Denken an Vergangenheit und Zukunft lenkt nicht nur vom Wahrnehmen der Gegenwart ab, es mindert diese Gegenwart auch.  Doch der körperhafte Mensch ist nur in erlebter Gegenwart. Der Sieg gegen Kiel gibt uns Gelegenheit, über das Verhältnis von Hoffen auf das Morgen, von Bewerten des gelebten Lebens sowie erfülltem Dasein im Jetzt nachzudenken und daraus Schlüsse zu ziehen. Mal schauen, ob das einen Einfluss auf mein Erleben nach dem Spielausgang gegen Heidenheim haben wird.

17 Anmerkungen zum Spiel des MSV gegen Kiel, die die Welt noch nicht gelesen hat

  1. Der MSV ist ein Traditionsverein auch deswegen, weil die Ergebnisse der Zebras nach alten Anhängerregeln vorhersagbar sind. Noch unsere Urenkel werden sich an den von Generationen geprüften blau-weiß-gestreiften Fußballwahrheiten erfreuen. So wussten die meisten von uns vor dem Spiel: Lockt ein Sprung in der Tabelle, folgt die Niederlage auf der Stelle. Aber auch Regen an Siebenschläfer ändert nichts daran, dass wir auf Sonnenschein im Sommer hoffen.
  2. Unser Gedächtnis funktioniert nicht als Archiv von unveränderbaren Fakten. Jedes Erinnern birgt zugleich die Möglichkeit zur Veränderung des Erinnerten. Wenn ich die 0:4-Heimniederlage gegen Holstein Kiel mit Worten wiederhole, könnte ich sie so erzählen, dass ich die Niederlage viel angenehmer im Gedächtnis behalte, als ich sie gestern erlebt habe. Noch weiß ich nicht, wie mir das gelingen soll.
  3. Anders ist es mit meiner Laune, die ich nicht von meinen Erinnerungen abhängig mache. Schon im Stadionbus habe ich mir einen 5:1-Auswärtsieg gegen Heidenheim vorgestellt. Ich hatte sogleich bessere Laune.
  4. In der ersten halben Stunde des Spiels haben wir über die Gedankenschnelligkeit und Spieltempo der Zebras gestaunt. Die Mannschaft wollte ein Tempo aufnehmen, dass wir im Duisburger Stadion fast immer nur von den anderen Mannschaften sehen. Die Niederlage erklärt vielleicht warum.
  5. Das frühe, sehr hohe Pressen mit mindestens drei Spielern bereitete den Kielern Schwierigkeiten bei ihrem üblichen Spielaufbau. Ich sah zugleich den riesigen Raum in der Hälfte des MSV, der zwangsläufig entstehen musste und fürchtete jeden Ball in der Nähe der Mittellinie. Doch der MSV beruhigte mich. Ich vertraute der Mannschaft immer mehr.
  6. Trotz schnellem Kombinationsspiel, trotz schnellem Umschalten, trotz Erobern zweiter Bälle kam der MSV nicht zu wirklich gefährlichen Torchancen.
  7. Ich rege mich nicht über den ausgebliebenen Elfmeterpfiff auf. Ich glaube nicht, dass das Spiel ein anderes geworden wäre, wenn der MSV mit einem Tor durch den Elfmeter in Führung gegangen wäre. Ich glaube deshalb nicht daran, weil die Kieler sehr viel mehr auf ihr Spiel vertraut haben als es dem MSV möglich war. Die Kieler hätten ihr Spiel unabhängig von diesem Gegentor weiter spielen können. Ein Gegentor hätte nichts an dem Bemühen der Kieler verändert, zu ihren Automatismen zu finden.
  8. Es war klar, der MSV wird nicht die Kraft besitzen, das hohe Pressen auch in der zweiten Halbzeit zu spielen. Wie sollte es weiter gehen?
  9. Der MSV lag für mich schon zum Ende der ersten Halbzeit einmal für kurze Zeit im Rückstand. Ein rasend schneller Konter der Kieler, ein freier Schuss, der Ball hätte im Tor sein müssen.
  10. Dennoch erfreuten wir uns noch in der Halbzeitpause an einem guten Zweitligaspiel. Wir freuten uns über einen MSV, der beim Kieler Tempo mithalten konnte. Wir machten uns keine Gedanken über die zweite Halbzeit. Keine. Das war auch gut so. Das Leben im Moment macht zufrieden.
  11. Das zufriedene Gefühl der Halbzeitpause wich nach dem Wiederanpfiff dem Abwarten. Beide Mannschaften begannen zurückhaltender. Es schien so, als ob alle Spieler nun allmählich dachten, um Fehler, also ein Gegentor, zu korrigieren, bleibt immer weniger Zeit.
  12. Dem reibungslos ablaufenden Kieler Konter nach eigenem Freistoß war das Tor schon kurz nach der Mittellinie anzusehen. Im Konter selbst barg sich für mich schon das Bild des Tores, das ich am Ende nur noch bestätigend akzeptieren musste.
  13. Das Tor der Kieler ließ alle Dämme in der MSV-Defensive brechen. Schon beim nächsten Angriff herrschte ein heilloses Durcheinander bei den Spielern und nur im letzten Moment konnte das 0:2 verhindert werden. Es sah so aus, als könne das Spiel mit vielen Toren enden, und keines dieser Tore werde der MSV erzielen.
  14. In der Offensive gelang dem MSV nichts mehr.
  15. Ich gehe nicht vor dem Schlusspfiff, auch wenn der MSV chancenlos ist und der Gegner immer weiter Tore schießen möchte.
  16. Vier Gegentore in einer Halbzeit bleiben nur dann stimmungstötend, wenn einem für einen 5:1-Sieg in Heidenheim die Fantasie fehlt.
  17. Bier auf dem Weihnachtsmarkt statt Glühwein hilft bei der Stimmungsaufhellung übrigens auch.

Chancenlos hieß das Ziel…

Jetzt bin ich nach meiner Grippe endlich bereit, den Spieltagbetrieb im Zebrastreifenblog wieder aufzunehmen, und dann könnte ein einziges Wort reichen, um die 5:0-Niederlage gegen Holstein Kiel für jede Chronik aufzuarbeiten: Chancenlos.

Derart unterlegen haben wir den MSV in dieser Saison noch nicht gesehen. In keiner Sekunde des Spiels waren die Zebras konkurrenzfähig. Die Kieler hatten sich nicht besonders mühen müssen, um die Defensive des MSV zu überspielen. Die Kieler konnten sich ihrem Angriffsspiel aber auch vollauf widmen. Offensivaktionen des MSV hat es nämlich in der ersten Halbzeit nicht gegeben. Die Zebras wirkten so, als waren sie gerade noch mit etwas anderem beschäftigt gewesen. Keine Ahnung, was man in Kiel am späten Vormittag so machen kann. Schiffe versenken oder Förde saufen? Auf jeden Fall das Gefühl für die Zeit verlieren, um ab 13 Uhr nicht richtig auf dem Platz zu stehen.

Der 2:0-Rückstand zur Halbzeitpause war schmeichelhaft. Aber wir hatten die Kieler in den letzten Wochen schon ähnlich überlegen geführte Spiele nicht gewinnen sehen. Doch als in der zweiten Halbzeit ein Hoffnungsschimmerchen energieschwach für mich aufglomm, geriet ein Kieler durch eine leichte Berührung im Duisburger Strafraum ins Straucheln. Der verwandelte Elfmeter ließ mich mein Tagesziel überdenken.

Mit weniger als einem Unentschieden wollte ich mich zufrieden geben. Die Ehrentreffer-Phrase wirkte allerdings nicht mehr. Mit ihr hörte ich nur einen Sound aus längst vergangenen Ernst-Huberty-Sportschauzeiten. Ich brauchte anderen tröstenden Stoff. Geeignete Kommentar-Vorlagen für das Spiel suchte ich, und obwohl ich weder blonde Perücke noch ein passendes Kleid habe, begann ich den Atemlos-Refrain umzuschreiben.

Chancenlos hieß das Ziel
für das Punktespiel in Kiel.
Chancenlos – ohne Kraft
haben Zebras das geschafft.
Chancenlos hieß das Ziel,
dazu brauchte es nicht viel.
Chancenlos, leistungsschwach,
schon war’s unter Dach und Fach

Als das vierte Tor der Kieler nach einer Ecke fiel, konnte ich mir in einem Clip zur Parodie die Spieler als Backgroundtänzer auf der Hinterbühne gut vorstellen. Zum Clip passte schließlich auch das fünfte Tor als Eigentor. Wenn ein Spieler des MSV einen besonderen Erfolg verbuchte, dann war das eben die Parodie eines Tores für die eigene Mannschaft.

Einen weiteren Kommentar zum Spiel haben übrigens La Brass Banda im Programm. So Niederlagen will ich doch auch sinnvoll nutzen. Gute Musik, ja.

 

Ein 1:3 ist definitiv kein 1:6

So ein 1:3 kann einen schon mal ins Nachdenken bringen, wenn das Heimspiel davor mit 1:6 verloren ging. Ich erkläre gleich warum. Der schlechtesten ersten Halbzeit der Saison folgten nach der Pause drei, vier Minuten Anlaufzeit, um danach für etwa 20 Minuten die Kieler in der eigenen Hälfte einzuschnüren. Wer darüber nachdenkt, dass das Spiel nach einem Ausgleich hätte anders laufen können, muss sofort auch darüber nachdenken, dass die Kieler vor dem Halbzeitpfiff auch gut 2:0 oder 3:0 hätten führen können. Derlei Nachdenken bringt also gar nichts. Holstein Kiel hat verdient gewonnen.

Nach diesen zwanzig Minuten Powerplay des MSV bahnte sich das zweite Tor der Kieler an. Zweimal hatte ich den Ball schon im Tor der Duisburger gesehen, ehe es dann tatsächlich passierte. Damit war das Spiel in der 73. Minute entschieden. Ich hoffte nicht mehr, sondern hielt aus bis zum Abpfiff. Alles, was nach dem zweiten Tor der Kieler kam, war ohne Bedeutung. Zu tief saß die Enttäuschung über die erste Halbzeit in mir. Verbunden mit dem Anrennen ohne Torerfolg, brauchten meine Nerven Schutz. Abfinden mit der Niederlage war das Rezept dazu.

Man muss es drastisch sagen, in der ersten Halbzeit schienen zwei Mannschaften aus unterschiedlichen Spielklassen auf dem Spielfeld zu stehen. Die Mannschaft des MSV bettelte von der ersten Minute des Spiels an um ein Gegentor. Die Kieler waren immer einen Schritt schneller als die Zebras. Hilflos wirkte die Defensive immer wieder, nicht eng genug an den Gegenspielern, egal, ob diese einen Ball führten oder Pässe erwarteten. Die wenigen Offensivaktionen entstanden fast alle zufällig aus der Verlegenheit, weite Bälle spielen zu müssen, weil das Mittelfeld den Kielern gehörte. Die frühe Verletzung von Boris Tashchy war nur noch ein zusätzlicher Wackerstein, der mitgeschleppt werden musste.

Die zweite Halbzeit tröstet mich nicht über diese katastrophale Leistung in den ersten 45 Minuten hinweg. Und damit komme ich zu meinem  Nachdenken. Interessant ist doch die Frage, ob das vom Ergebnis her schlechtere 1:6 nun wegen der spielerisch guten Leistung besser bewertet werden kann als die für das Torverhältnis bessere 1:3-Niederlage. Schon bin ich bei grundsätzlichen Fragen zum Wesen dieser Gesellschaft. Bei dieser Frage spielt die Überlegung eine Rolle, ob das Ergebnis, also Zahlen alleine von Bedeutung sind oder ob wir uns auch etwas anderes leisten können, Freude am Spiel etwa. Irgendwann heißt die Antwort ohne Zweifel, es geht nur um das in Zahlen ausgedrückte Ergebnis. Aber beginnt nicht Irgendwann eigentlich schon jetzt? Wenn das so ist, gibt es aber gar kein Irgendwann. Ich weiß diese Art Nachdenken ist nicht jedermanns Geschmack. Probieren könnt ihr es ja trotzdem mal. Paradoxien lassen einen so schön verwirrt zurück ohne jegliche Erinnerung an die Beweggründe für das Nachdenken.

Wenigstens war gestern noch ein zweites Spiel

An das Champions-League-Vorbild Barcelona habe ich in der 65. Minute nicht gedacht. Der MSV lag gegen Holstein Kiel 2:0 zurück. In einem Kölner Döner-Imbiss saß ich und sah den Livestream auf einem kleinen Smartphone-Bildschirm. Ich steckte das Smartphone weg, zahlte und ging rüber auf die andere Straßenseite zur Turnhalle des Deutzer Gymnasiums Schauertestraße. Das vorletzte Heimspiel meiner Basketballmannschaft hatte schon begonnen. Ein Kreisligabasketballspiel von älteren Herren versprach bessere Laune als dieses Starren auf den Bildschirm in der vergeblichen Hoffnung auf ein Tor des MSV.

Das Bemühen können wir der Mannschaft nicht absprechen. Der Ball lief nach dem 1:0-Rückstand passabel in den eigenen Reihen, nur erarbeiteten sich die Zebras dadurch kaum Torchancen. So stand Ilia Gruev nach dem Spiel vor der Aufgabe, das ertraglose Bemühen seiner Mannschaft bewerten zu müssen, ohne die eine Wahrheit auszusprechen. Denn nun geht es auch um die Stimmung in der Mannschaft, um Selbstbewusstsein. Vier Spiele ohne Sieg und Tore, zwei Niederlagen nacheinander. Wenn Spieler darüber zu lange nachdenken, kann das Grundvertrauen in die eigenen Stärken schnell irritiert sein.

Die eine von Ilia Gruev unbeachtet gelassene Wahrheit des Spiels kennen wir die ganze Saison. Der MSV bekommt in einem Spiel nicht viele Chancen ein Tor zu erzielen. So kann Ilia Gruev nur mit Recht von einem guten Spiel seiner Mannschaft sprechen, wenn er die Torausbeute außen vor lässt. Das ist natürlich ein Problem, weil es in diesem Fußball um Tore geht. Ob die Stellschraube für die Torgefahr nun die Fähigkeiten der Stürmer sind oder etwas komplexer gedacht die Spielanlage, lasse ich erstmal dahin gestellt, irgendwie müssen diese fehlenden Tore aber erklärt werden. Gruev bemüht das fehlende Glück. So ein Schicksal hält die Stimmung aufrecht. Ich hoffe sehr auf die bewusst gesetzte öffentliche Wertung im klaren Blick auf das, was weiter zu verbessern ist und was weder Spieler noch Trainer dem Schicksal überlassen sollten.

Als Basketballer habe ich gestern übrigens auch verloren, aber wir wollen auch nicht aufsteigen. Wir spielen ein Spiel, bei dem wir immer gewinnen, spätestens beim Bier danach. Ich hätte nicht gedacht, dass ich dieses andere Spiel als Ausgleich für meine Enttäuschung mit den Zebras in dieser Saison noch einmal brauche. Vielleicht führte genau diese meine vermeintliche Sicherheit zur Niederlage? Ich hätte nach dem Spiel gegen Wiesbaden den Mund nicht so voll nehmen sollen. Um den Angstgegner Wiesbaden brauchen wir uns keine Gedanken machen, schrieb ich gestern. Der MSV steige ohnehin auf. Ein wenig Demut, Herr Jaratz, hat Herr Koss noch gerufen. Da war es schon zu spät. Ich gelobe Besserung. Nichts ist sicher in dieser Welt. Nicht einmal der Aufstieg des MSV Duisburg.

Ach, wie schön war’s Favoriten-Leben

Seit gestern Abend höre ich ständig Hans Moser in Wien beim Heurigen sentimentale Lieder singen. Den Jüngeren unter euch muss ich wohl erzählen, dass Hans Moser so eine Art Weekly-Besetzung der 1960er-Jahre war. Das war ja eine Zeit des überschaubaren TV-Angebots, bei dem eines gewiss war, Hans Moser tauchte irgendwo immer auf. Dabei war der Mann schon tot. So höre ich seit gestern, wie Hans Moser in alkolgetränkter Melancholie von der Liebe in der schönen alten Zeit singt. Ob das tatsächlich so war, weiß ich gar nicht, aber ich war jung, wir hatten ja so wenig im TV, und so machte ich mir auch mit Hans Moser meine Vorstellung von der Welt. Wie anders war das dann doch später so mit der Liebe.

Wahrscheinlich singt mir Hans Moser seit gestern wegen dieser Ernüchterung durch den Kopf herum. Was war ich jung zu Beginn der Saison, was habe ich mir für Vorstellungen von der Fußballwelt MSV Duisburg gemacht, wie rosig sah die Zukunft aus, und wie wenig passte dieses Zukunftsbild gestern mit dem 0:0 gegen Holstein Kiel zusammen. Hurra, hurra, der alte MSV ist wieder da.

Dieser MSV aus dem Spiel gegen Kiel ist ein MSV, um den man zittern muss; ein MSV, bei dem bis in die letzten Minuten noch der Gegner ein Tor schießen kann. Ein MSV, dessen Spieler Schwierigkeiten haben, einen Pass auf fünf Meter an den Mann zu bringen. Ein MSV, dessen Spieler so wirken, als führt der Versuch des kontrollierten Spiels zu Zurückhaltung beim Einsatz und zu langsamen Denken. Fehler über Fehler waren in diesem Spiel von viel zu vielen Spielern des MSV zu sehen. Sogar Branimir Bajic machte nicht nur seinen oft gesehenen einen halblangen Standardfehlpass beim Spielaufbau, der mich nur noch minimal schreckt, sondern mehrmals verschaffte er mit seinen Aktionen am und im eigenen Strafraum seinen Mitspielern oder Mark Flekken Gelegenheit, Sofortmaßnahmen am Unfallort zu ergreifen, um torbedrohliche Lagen im letzten Moment zu beseitigen. Wenn selbst Branimir Bajic derart schwankt, kann man allerdings schon wieder hoffen, dass ein Fluch auf der Mannschaft gelegen haben muss. Ein Fluch, der vielleicht schon am nächsten Spieltag wieder gebannt ist.

In diesem Spiel war allenfalls in den ersten zwanzig Minuten noch etwas von dem bisherigen Selbstvertrauen der Zebras zu spüren. Allenfalls in dieser Zeit war Stabilität in der Spielanlage zu erkennen. Von da an zerbröselte diese Stabilität nach und nach. Gerade in der zweiten Halbzeit gab es Phasen, in denen es wild hin und her ging, und in diesem wilden Spiel lag der Vorteil klar auf Kieler Seite. Die größte Torchance des Spiels hatte Holstein Kiel in dieser zweiten Halbzeit. Auf oder kurz vor der Linie wurde ein Schuss der Kieler noch geklärt. Die linke Seite der Kieler bekam der MSV einfach nicht in den Griff. Immer wieder erfolgten dort gefährliche Angriffe, und der MSV kann von Glück sagen, dass Abschlussschwäche auch auf Kieler Seite kein Fremdwort ist. Ecken der Kieler schienen durchweg gefährlicher als die des MSV. Gab es klare Chancen vom MSV? Ich kann mich nur an den Lattentreffer in der ersten Halbzeit erinnern. Der Ball wäre aber niemals ins Tor gegangen, weil der Kieler Torwart zur Stelle war. Kurzum, mit dem Unentschieden können wir alle, die Mannschaft eingeschlossen, zufrieden sein.

Und mit Hans Moser singe ich jetzt erst einmal „Ich trag im Herzen drin ein Stückerl altes Favoriten-Dasein.“ Ich hoffe natürlich, dass ich schon nach dem Spiel gegen Erfurt das als lebendige Gegenwart wieder erleben kann und ich mich nicht länger an sentimetale Erinnerungen halten muss.

 

Saisonvorbereitung VI – 3. Liga: Bloggen, Podcast

Als der Abstieg des MSV Duisburg feststand, tröstete mich auch der Gedanke an das Auswärtsspiel der nun schon bald beginnenden Drittliga-Saison gegen den SC Paderborn. Auswärtsspiele dort in Paderborn enden für den MSV Duisburg kaum mal mit einer Niederlage, oft gibt es Siege. Diese Wahrscheinlichkeit half beim Blick in die Zukunft. Hinfallen, das kann immer passieren. Man muss nur wieder aufstehen, und dann ist es gut, wenn einem ein Krückstock gereicht wird, auf dem sich erst einmal aufstützen lässt.

Doch nicht nur die Auswärts-Bilanz gegen den SC Paderborn tröstete mich.  Erfahrungsgemäß dünnt sich ja die Blogger-Präsenz desto mehr aus, je weiter es in den Ligen nach unten geht. Der SC Paderborn aber wird ausdauernd und intensiv von Blog und dem inklusiven Podcast Schwarz und Blau – SC Paderborn 07 Blog begleitet. In dem Fall wird also das höherklassige Social-Media Niveau gehalten. Ich begann mich an die Dritte Liga wieder zu gewöhnen.

Zumal wir dort auch dem 1. FC Magdeburg begegnen, einem Verein mit einer großen und sehr aktiven Fanbasis. Der sehr gute Blog Nur der FCM! begleitet den Verein und bietet ebenfalls einen Podcast inklusiv. Schon früh ist bei Nur der FCM! die Grundlagenarbeit für einen Text wie meinen heute erledigt worden. „Social Media“ hieß es dort, und wer weiterklickt, findet für jeden Verein – so weit vorhanden – nicht nur Blogger sondern auch eine Twitter-Empfehlung sowie den Facebook- und Twitter-Link zu den Vereinen. Falls über einen Verein von einzelnen nicht gebloggt wird, gibt es alternativ den Hinweis auf Fanforen oder von Fans verantworteten Web-Seiten.

Auf alte Bekannte treffen wir auch. Über den SV Wehen Wiesbaden wird im Stehblog  geschrieben. Rot-Weiß Erfurt wird von stellungsfehler.de im Blick behalten. Zu Holstein Kiel oder, wie der Verein offiziell heißt, dem Kieler SV Holstein von 1900 haben Calcio Culinaria Kiel einiges zu sagen. Zudem gibt es einen Podcast zum Verein sogar mit einer eigenen Seite: 1912FM – Der Holstein Kiel Podcast.

Mehr individuelle Stimmen zu Drittligavereinen habe ich nicht mehr gefunden. Wie immer nehme ich eure Hinweise hier gerne auf.

Nichts Neues aus Belek oder Warten auf den Knipser

Die Textbausteine dieser Saison kommen auch für das Testspiel gegen Holstein Kiel zum Einsatz. Wennn wir in Duisburg für das Benutzen der Wörter „Sturmschwäche“ und „überfordertes Mittelfeld“ Lizenzgebühren zahlen müssten, wären wir in dieser Saison schon arm geworden. „Der MSV spielte sich – wohlwollend betrachtet – gegen Kiel zwei Torchancen heraus.“ So ist´s bei WAZ/NRZ zu lesen.

Zum tröstenden Ausgleich schildert Dirk Retzlaff eine Szene mit Ilia Gruev, die einem Spielfilm entsprungen sein könnte. Wir müssen nur mit der Emotionalität bei den Fragen etwas anziehen und aus der Figur eines Journalisten einen MSV-Verantwortlichen machen.

Trainer sitzt in Café am Tisch und bestellt auf türkisch einen Tee. Verantwortlicher kommt niedergeschlagen zu ihm, fragt: Kann ich? Gruev nickt. Tee wird serviert. Vorsichtig lässt der Trainer ein Stück Zucker in den Tee fallen und rührt langsam um. Schweigen.

Verantwortlicher: „Mein Gott.“

Trainer: „Da war kein Leben drin.“

Trainer rührt und rührt.

Verantwortlicher: „Gabs nicht irgendwas, irgend-, irgendetwas, was uns weiterhilft?“

Trainer hört auf zu rühren, nippt am Tee und schaut in die Ferne: „Nein, es ist mir nichts aufgefallen.“

Verantwortlicher sackt in sich zusammen. Trainer trinkt den Tee aus, strafft sich und steht auf. Er packt Verantwortlichen an der Schulter. Verantwortlicher steht ebenfalls auf. Beide sehen sich tief in die Augen.

Trainer: „Wir müssen weitermachen.“

Verantwortlicher atmet tief ein. „Trainer, bald kommt der Knipser.“

Trainer: „Habe ich auch gehört.“

Verantwortlicher: „Und?“

Trainer: „Ich bin bereit.“

Verantwortlicher: „Hilft uns…?“

Trainer: „Du kennst keine Knipser, oder?“

Verantwortlicher: „Ich komme aus Duisburg, war immer nur beim MSV.“

Trainer nickt wissend, klopft noch einmal beruhigend auf die Schulter des Verantwortlichen und geht ins Gegenlicht Richtung Rasen. Verantwortlicher sieht ihm bewundernd hinterher.

 

Saisonvorbereitung – Worte über und Tore von Brandstetter, Wiegel und Poggenberg

Ob es im Netz Video-Clips gibt, die Tore von Fußballspielern zeigen, hängt ja nicht nur von den Leistungen der Spieler ab. Kameras müssen schließlich dazu überhaupt erst einmal auf ein Spiel gerichtet gewesen sein. Also ist es ab Liga 3 nicht sicher, ob eine gelungene Spielaktion dokumentiert wurde. Maßgeblich ist auch, wie aktiv die Fan-Szene des Vereins ist. Wie oft werden Clips hochgeladen? Dementsprechend gibt es von Andreas Wiegel, Simon Brandstetter und Dan-Patrick Poggenberg nicht viele Clips im Netz, zumal den Fähigkeiten der Defensivspieler wie Poggenberg meist erst in den höheren Ligen besondere Bewegtbildzusammenschnitte gewidmet werden. So kommt es heute zu einer Dreifachbesetzung dieses Teils der Saisonvorbereitung.

Am meisten lässt sich noch über Andreas Wiegel finden, wenn auch nicht als Bewegtbild. Anscheinend hat er aus seiner Schalker Zeit einen besonderen Fan, der ihm immer wieder mal eine Diashow widmet.  Darüber hinaus ist zu sehen, wie Andreas Wiegel im Spiel von Schalke 04 II gegen Rot-Weiss Essen das Führungstor erzielt. Besonders unterhaltsam ist die Slapstick-Einlage von vier Spielern als Vorbereitung für das Tor. Zusammenprallende Menschen ergeben doch immer wieder einfachste Komik – ab Minute 1.40.

Aus Andreas Wiegels Zeit bei Rot-Weiß Erfurt stammt dieses Tor im Spiel gegen VfB Stuttgart II. Er erzielte die zwischenzeitliche 2:1-Führung – ab Minute 2.07.

Zu Simon Brandstetter habe ich nur einen brauchbaren Clip vom Beginn der letzten Saison gefunden. Sehr schön deutet sich in diesem Spiel von Rot-Weiß Erfurt bei Hansa Rostock die Zukunft an, erzielt Simon Brandstetter sein Tor doch nach Vorarbeit von Andreas Wiegel. Das Zusammenspiel von Brandstetter und Wiegel  gehört zur Fußballgrundschule. Flankenlauf, Flanke, Kopfball, Tor. Gerne in Duisburg regelmäßig wiederholen.

Doch auch Dan-Patrick Poggenberg zeigt während seiner Kieler Zeit in der Saison 2011/12 mit einem Tor im Spiel gegen den 1. FC Magdeburg Offensivkraft und Abschlussstärke. Er erzielt das Siegtor zum 1:0 – ab Minute 3.35.


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