Noch immer stütze ich mich müde auf einen Wellenbrecher. Sinnbildlich versteht sich. Ich stehe natürlich nicht im Stadion. Ich habe mich da nicht einschließen lassen, um auf den Donnerstagabend zu warten. So viel Vorfreude macht mir das Spiel nun doch nicht. Scheiß auf Erste Liga, Champions League und so weiter. Klar, ganz schön, aber meine Stimmungslage ist durchaus gemischt. Die 0:1-Niederlage des MSV Duisburg gegen Preußen Münster passt dazu. Im Grunde bin ich dem SV Wehen-Wiesbaden dankbar, auch Arminia Bielefeld demnächst, der DFL sowieso. Alle Bedingungen als Voraussetzung für die Bedeutung eines Sieges des MSV Duisburg gegen Preußen Münster sind nicht eingetreten oder werden demnächst nicht eingetreten sein. So muss ich mich über die Niederlage nicht weiter ärgern, sie bleibt in gewisser Weise folgenlos. Nur meine Stimmung konnte nicht besser werden. Diese Niederlage passt zur Saison. Sie rundet sie ab. Wir habe alle eine eine emotionale Bewegung gemacht, von den Gefühlen der Sensation hin zu denen des alltäglichen Ärgers und der kleinen Freude.
Diese kleine Freude eines versöhnlichen Sieges im letzten Heimspiel der Drittligasaison war uns nicht vergönnt. Die Mannschaft spielte gut, gestaltete das Spiel überlegen, hätte aber eine Torchance gebraucht, bei der drei Spieler alleine mit dem Ball im Fünfmeter-Raum Münsters gestanden hätten. Namen sind hier austauschbar. Wahrscheinlich hätten dann noch zwei der drei fast zeitgleich schießen wollen. Der eine hätte dann gegen die Wade des anderen getreten, so dass dieser den Ball leicht verzogen hätte. Der dritte wäre sicherheitshalber hinzugeeilt, um locker einzuschieben. Da Spieler eins aber in die Schussbahn gefallen wäre, hätte er den Ball lupfen müssen und genau in dem Moment wäre doch noch Münsters Torwart Daniel Masuch irgendwoher geflogen gekommen, um mit einer schnellen Reaktion den Ball noch zur Ecke zu lenken.
Der MSV Duisburg hatte viele Chancen, vielfältig auch in ihrer Entstehung. Es gab Schüsse aus der zweiten Reihe. Es gab scharfe Flanken in den Strafraum. Es gab Kombinationen an den Strafraumrand und in den ersten Meter des Strafraums rein. Es gab nur keine Spieler beim MSV, die innerhalb des Strafraums wirklich torgefährlich waren, und für das andere darf ein Torwart sich auch mal verantwortlich fühlen. Ob Preußen Münster auch ohne Markus Bollmann ein Tor erzielt hätte? In der Spielszene, die zum entscheidenden Tor führte, warteten hinter Bollmann ja noch zwei Spieler von Preußen Münster einschussbereit. Sonst aber kam Münster kaum zu Torchancen. So führte das Selbsttor zum Sieg des Gegners. Auch das passt in meine graue Stimmungslage.
Ein wenig fühlte ich mich an den Anfang der Saison erinnert. Der MSV Duisburg spielt überraschend gut. Der Gegner gewinnt. Vielleicht war die Spielweise der Rückrunde genau diesem Wissen geschuldet? Wagt es der MSV Duisburg mit einer anspruchsvolleren Spielweise den Gegner zu bezwingen, können die Spieler den nötigen Ertrag für den großen Aufwand nicht garantieren. Das Risiko ist zu groß. Nicht nur das Risiko zu wenig Punkte zu holen, auch das Risiko der Frustration für die Spieler. Vielleicht waren die unansehlichen Spiele einfach nur der Vernunft geschuldet. Mit weniger Aufwand zumindest nicht zu verlieren, könnte ein sehr rationales Umgehen mit den Möglichkeiten der Mannschaft gewesen sein. Grauer Alltag eben. Vielleicht färbt meine eigene Stimmung aber auch nur auf die Wertung ab.
Mir kommt das Niederrheinpokalfinale gerade ein wenig wie ein Stimmungsaufheller aus Vernunft vor, eine Art gesunde Lebensbewältigungsstrategie. Ich lasse mich auf die mögliche bessere Laune ein, weil ich gerade plötzlich mit der Wirklichkeit in der 3. Liga nicht gut zurechtkomme. Das merke ich auch, wenn ich von den offenen Fragen rund um den Spielerkader der nächsten Saison bei WAZ/NRZ lese. Wenn ich ehrlich mit mir bin, bedauer ich bei keinem Spieler dieser Saison, wenn er nicht bleibt oder bliebe, nicht einmal bei Phil Ofosu-Ayeh. Bei jedem Spieler habe ich zuerst die Schwächen vor Augen, vor allem all das, was dazu führte, dass diese Mannschaft Schwierigkeit hatte, Tore zu erzielen. Das ist ungerecht, und ich weiß, wahrscheinlich wäre nach einem Sieg gegen Preußen Münster meine Stimmung nicht ganz so grau gewesen. Der Umgang mit der Wirklichkeit in der 3. Liga ist eine Aufgabe, die mich als Zuschauer gerade überfordert.
Wollen wir hoffen, dass mein medienvermitteltes Miterleben des Aufstiegs vom SC Paderborn tatsächlich eine Generalprobe für die nächste Saison in Duisburg gewesen ist. Die Freude in der angeheirateten Heimat ist zwar das eine, der für die nächste Saison erhoffte Aufstieg in der angestammten Heimat ist mir dann doch letztlich näher. Schon mal kurz: Herzlich Willkommen 2014/15! Ich kümmer mich schon bald um Sie. Nebenan wartet vorher nur noch dieses Niederrheinpokalfinale. Danach dann!
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