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Gastbeitrag: Klaus Hansen zu Helmut Kohl und dem deutschen Fußball

Der Sozialwissenschaftler Klaus Hansen kommt seit der ersten Bundesliga-Saison zu den Spielen des MSV. Mehrmals waren in diesen Räumen hier schon Gastbeiträge von ihm zu lesen.

Gedenkblatt für den Mittelläufer von Phönix Ludwigshafen

Von Klaus Hansen

Altbundeskanzler Helmut „Birne“ Kohl, ehemaliger Jugendfußballer bei Phönix Ludwigshafen, ist im Juni 2017, 87jährig, gestorben. Der Tod des „Kanzlers der Einheit“ (Profiteur des todesmutigen Gorbatschow, des altersmilden Mitterand und des desinteressierten Bush senior) bot vielerlei Anlässe, um an die deutsche Wiedervereinigung von 1989/90 zu erinnern. Vom Fußball war dabei wenig bis gar nicht die Rede. Sehr zu unrecht, wie folgende Fakten belegen:

Bereits wenige Wochen nach dem 3. Oktober 1990, dem „Tag der Einheit“, wurde der Dresdner Fußballer Matthias Sammer als erster DDR-Auswahlspieler auch Nationalspieler des DFB. Sammer spielte in der Folgezeit derart herausragend, dass man ihn 1996 zu „Europas Fußballer des Jahres“ kürte, eine Ehrung, die in den 40 Jahren ihres Bestehens nur drei Bundesliga Fußballern zuteil geworden war. Matthias Sammer ist bis heute der letzte deutsche Fußballspieler, der den Titel „Europas bester Fußballer“ führen darf. Ein DDR-Junge! Der Spieler Ulf Kirsten aus Riesa, ein DDR-Junge!, wurde dreimal Bundesliga-Torschützenkönig; damit nimmt er in der „ewigen Rangliste“ Platz zwei hinter Gerd Müller ein. Bernd Schneider aus Jena, ein DDR-Junge!, hieß bald nur noch „der Brasilianer“, weil er am Ball etwas konnte, was man ansonsten nur den Genies vom Zuckerhut zutraute. Im WM-Endspiel von 2002 galt er als einer der besten Spieler auf dem Platz und somit als einer der weltbesten. Damit ist er legitimer Vorläufer von Toni Kroos aus Greifswald, ein DDR-Junge!, der heute als einziger deutscher Feldspieler das Prädikat „Weltklasse“ trägt. Nicht zu vergessen Michael Ballack aus Görlitz. 2004 übernahm er als alleinherrschender „Capitano“ die deutsche Fußballnationalmannschaft und führte sie in 55 Länderspielen auf den Platz. Ein DDR-Junge!

Fußballspieler bereiteten also vor, was nun in der Politik folgen sollte: Eine Frau aus Templin in der Uckermark wurde 2005 Bundeskanzlerin und ein Mann aus Rostock an der Ostsee übernahm 2012 das höchste Amt Staate. – Die deutsche Wiedervereinigung von 1989/90, die im verfassungsrechtlichen Jargon „Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes“ heißt, endete in Wahrheit mit einem subversiven Triumph der DDR über die alte Bundesrepublik. Der Preis dafür war nur ein symbolischer: Die DDR nannte sich nun auch BRD. – Danke, Birne, für die nun endlich blühenden Landschaften, auch im Westen!

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Kein Werkstattbericht ist auch ein Bericht aus der Romanwerkstatt

Vielleicht hätte ich vor einer Woche bei meiner Ankündigung von regelmäßigen Werkstattberichten an Freitagen daran denken sollen, dass vor mir solche Brotarbeit lag, die fast eine Woche keinen Nebengedanken mehr erlaubte, nicht an die Fußballweltmeisterschaft, geschweige denn an irgendwelche noch zu schreibenden Romane. Wirklich nah kam mir der Fußball nur einmal in der letzten Woche, und zwar in einer Veranstaltung des medienforum.nrw mit dem Titel „Neue Doku-Formate“ und da das Neue immer nur in begrenztem Ausmaß Kulturereignis werden kann, umfasste die Präsentation der Neuheiten des digitalen Pay-TV-Programmanbieters History auch die gute alte Portrait-Reihe – in diesem Fall über Fußball-Stars.

Die Reihe gehört zum Programm des Schwestersenders The Biography Channel. Michael Ballack trainierend, Ronaldinho aufs Tor schießend und Christiano Ronaldo den Ball jonglierend tauchten  neben noch mehr „Stars“  in einem schnell geschnittenen Promo-Clip auf. Nun erinnere ich mich nicht mehr und musste es gerade erstmal nachsehen, ob Ronaldo auf dem Fußballplatz in Sportkleidung oder auf einem roten Teppich im Anzug einen Ball in der Luft hielt. Auf jeden Fall mit Strahlen im Gesicht und vor Fotografen. Das Verschmelzen meiner Erinnerung unterstreicht eines, in dieser Reihe wird anscheinend der Fußballspieler als Unterhaltungsstar inszeniert, dessen Leben sich nur unwesentlich von dem eines Schauspiel- oder Popmusikstars unterscheidet. Der eine dreht Filme und geht auf Premieren an der Seite schöner Frauen, der andere spielt eben Fußball und zeigt sich an der Seite ebenso schöner Frauen auf Roten-Teppich-Ereignissen vor den Fotografen. Überprüfen kann ich meine Vermutung mangels Pay-TV-Abonnement nicht. Große Lust dazu habe ich aber auch nicht, weil mich der Clip an die immer selben oberflächlichen Geschichten erinnert, die solche TV-Formate erzählen. Mir das anzuschauen wäre also Arbeit für mich, und dieses Gefühl möchte ich mir hier doch eigentlich ersparen.

Auch wenn mir in der letzten Woche nicht eine Minute Zeit für das Roman-Projekt blieb, werde ich den wöchentlichen Rhythmus beibehalten. Auf diese Weise geht es mit dem Roman wenigstens einmal in der Woche zumindest gedanklich weiter. Für mich ist die grundsätzliche Frage noch nicht geklärt, in welcher Perspektive erzähle ich den Roman? Für den Ich-Erzähler besitze ich nicht nur wahrscheinlich die geübteste Sprache, auch dessen eingeschränkte Perspektive passt zum Verlauf meiner geplanten Geschichte. Meinen Ich-Erzähler plagt nämlich das unzureichende Wissen über seine Familienangehörigen. Andererseits wird es kompliziert etwas zu erzählen, bei dem der Ich-Erzähler nicht dabei gewesen ist. Auch die Möglichkeiten der Komik werden durch den Ich-Erzähler eingeschränkt. Namen! Ich brauche die wichtigsten Namen.

Was mich an diesen  exotischen Stadionnamen erinnert, der uns ins Haus gekommen ist.  Über die Schauinsland-Reisen-Arena muss ich auch noch was schreiben. Wahrscheinlich morgen. Denn in dem Fall der Namensgebung sehe ich den MSV Duisburg als Vorreiter für einen Ausgleich zwischen Sponsoren- und Faninteressen. Wieso das? Schalten Sie morgen wieder ein, hier beim Zebrastreifenblog, mit seinen sensationellen Worten zu bislang unveröffentlichten Gedanken.

Ballack und Overath mit Kommentaren zum MSV

Gestern las ich in einem Zeitungsartikel folgenden Spielkommentar: Die erste Halbzeit sei noch okay gewesen. Die Mannschaft habe einige Chancen gehabt. Doch nach dem Wechsel sei die schlechteste zweite Halbzeit überhaupt zu erleben gewesen, und Antworten habe man keine mehr gefunden. Was ganz nach einem Kommentar zum Montagsspiel des MSV Duisburg klingt, gehört, wie ihr natürlich längst ahnt, in eine andere Liga. In diesem Fall wurden die Fragen durch die überaus kompakte, defensive Spielweise von Inter Mailand aufgeworfen, und Michael Ballack kommentierte mit diesen Worten das Spiel vom FC Chelsea. Trotz des Unterschieds im spielerischen Niveau begegnen Mannschaften also ähnlichen Problemen mit den gleichen Folgen.

Mir geht es im öffentlichen Reden seit dem Spiel gegen den TSV 1860 München zu wenig darum, wie ein Spiel zurückwirkt auf die Leistungen der einzelnen Spieler. Mit geht es deshalb darum, weil in dieser Rückwirkung die Hoffnung für den Erfolg im nächsten Spiel liegt. Das Hauptaugenmerk der Berichterstattung liegt leider fast immer auf der Leistung einzelner Spieler. Alles andere scheint zu komplex zu sein, um es in den Medien darzustellen und zu bewerten. Natürlich war die Niederlage gegen den TSV 1860 München am Montagabend auch für mich eine Enttäuschung. Ich habe auf Spieler nach Fehlern geschimpft und mich über die schlechte Leistung der Mannschaft in der zweiten Halbzeit geärgert. Nach dem Schlusspfiff aber erwarte ich mit zunehmendem Abstand zum Spiel neben dem Ärger eine analysierende Einordnung des Spiels und eine Haltung, die über das Ausschimpfen von Spielern hinausgeht. Ich möchte gerade durch die Verantwortlichen im Verein von jener Rückwirkung hören. Schließlich gibt es einen Zusammenhang zwischen den spielerischen Möglichkeiten eines Christian Tiffert und eines Ivica Grlic und der kompakt agierenden Spielweise beider Mannschaften. Mir ist der Verweis auf die Erfahrung dieser Spieler zu wenig. Auch Michael Ballack ist erfahren und kam als Teil einer Mannschaft anscheinend mit der defensiven Spielweise des Gegners nicht klar.

Ich hatte am Montagabend in der ersten Halbzeit nicht den Eindruck, die diszipliniert spielende Mannschaft des MSV Duisburg könne nicht mit Druck umgehen. Deshalb möchte ich von der Rückwirkung des Spiels auf die Leistung der Spieler während der zweiten Halbzeit hören, weniger weil ich daraus auf fachliche Qualitäten der sportliche Verantwortlichen schließen will, sondern vor allem weil solche Worte von Seiten des Vereins die Grundstimmung innerhalb der Mannschaft und im Umfeld des Vereins beeinflussen.

So eine Enttäuschung wie nach der Niederlage gegen den TSV 1860 München öffentlich zu verarbeiten ist immer ein Tanz auf dem Hochseil. Einerseits gilt es, die Stimmung der Fans zu beachten. Dabei dürfen die Fehler von Spielern nicht verschwiegen werden. Andererseits muss das Selbstvertrauen der Spieler wieder aufgerichtet werden. Man muss also idealer Weise die Aufarbeitung der Enttäuschung im Verlaufe der Woche nach dem Spiel mit einem Blick nach vorn verbinden. Das ist beim Abschied vom Aufstiegsgedanken um so schwerer.

Beim Blick nach vorn heißt es aber auch Zurückhaltung mit der Spielerschelte. Macht man das von Vereinsseite geschlossen nicht, wirken Medien einerseits als Übermittler der schlechten Nachrichten, andererseits aber verfestigen sie dann die schlechte Grundstimmung. So kommen Sätze wie im RevierSport-Kommentar zustande: „Seit Wochen sieht man in Duisburg nur noch hängende Köpfe.“ Ich glaube diesen Satz nicht. Denn diese Wochen sind ja gerade gekennzeichnet von dem Auf und Ab der Gefühle und zwar nicht nur von Gefühlen der Fans. Ich habe in Bielefeld in freudige Spielergesichter gesehen. So ein zuspitzender Satz passt aber zur jetzt vorhandenen Grundstimmung rund um diesen Verein, die bei Enttäuschungen schnell spürbar wird in Duisburg.

Bei so einer Grundstimmung ist konstruktive Arbeit auf längere Frist überaus schwierig. Es ist also wieder einmal an der Zeit, an grundsätzliche Aufgaben zu erinnern.  Denn für diese Grundstimmung in der Öffentlichkeit ist der Verein mit verantwortlich. Es ist eine mühsame Arbeit, aber sie muss getan werden. Es ist also wieder an der Zeit, an das Erarbeiten von Konzepten zu erinnern und an vorsichtige Worte von Vereinsseite. Manchmal habe ich das Gefühl, die Verantwortlichen eines Vereins – der MSV Duisburg ist damit nicht alleine – ahnen nicht, wieviel Wahrheit Anhänger eines Vereins über die Erfolgschancen ihres Vereins ertragen können. Was sie mit Sicherheit nicht ertragen, sind falsche Versprechungen.

Die Leistung des MSV Duisburg in dieser Saison angesichts der Verletzungen und Spielerverkäufe betrachtet, scheint mir bei aller Enttäuschung über den Verlauf der Saison nicht so schlecht zu sein wie sie jetzt gemacht wird. Wo stehen Rostock oder Cottbus? Lasst mich auch kurz einen Blick nach Köln werfen. Dort gibt Wolfgang Overath dem Kölner Stadt-Anzeiger ein großes Interview, um die Unzufriedenheit im Umfeld des 1. FC Köln zu dämpfen. In diesem Interview sagt er an einer Stelle:  „Mir war klar, wenn die beiden Stürmer keine Tore machen, dann wird es schwer.“ Er redet über den lange verletzten Milivoje Novakovič und Lukas Podolski mit üblichen Schwierigkeiten fast aller Heimkehrer. Er hätte den Satz auch über den MSV Duisburg sagen können und hätte damit auch den verletzten Sandro Wagner gemeint und einen Dorge Kouemaha, für den es die ganze Zeit keinen Ersatz gab.

Was den wahrscheinlich verpassten Aufstieg angeht, so kann ich enttäuscht sein und muss dennoch nicht alles in Grund und Boden stampfen – allein deshalb, damit in der nächsten Saison die Stimmung rund um den MSV Duisburg nicht aus dem tiefsten Keller gehoben werden muss.

Ein Urlaubsfoto in Sachen Fußball

Die Saison 2009/2010 hat mit dem Spiel des MSV Duisburg gegen den FSV Frankfurt heute nun auch für mich wirklich begonnen. Alles andere war bislang Vorspiel. Meine Frage nach einer Mitfahrgelegenheit hat sich als zu kurzfristig erwiesen. Das passt zum für mich sehr unvorhersehbaren Verlauf der Sommerferien, an deren Ende ich nun ohne Saisonvorbereitung mit dem Schreiben starte. Dabei stelle ich fest, von jetzt auf gleich in den Text zum Fußball zu finden, erweist sich als schwierig. Auch meine Gedanken brauchen – wie anscheinend die Abwehr des MSV Duisburg – noch mehr Abstimmung. Ich muss mich an den Liga-Alltag erst gewöhnen und werde deshalb zum heutigen Sieg des Vereins aller Vereine morgen meinen Jubel rausschreiben. Heute ziehe ich einen Text zum Aufwärmen vor. Und was bietet sich da mehr an als eine kleine Spielerei am Rand des Fußballfelds, eine kurze Notiz zu einem Urlaubsfoto.

Im Südharz befindet sich in Sangerhausen das Europa-Rosarium, das sich rühmt die weltweit größte Rosensammlung zu besitzen. Was macht man im Harz außer auf den Brocken zu wandern und auf Sommerrodelbahnen dem Vordermann nicht zu nahe zu kommen? Keinesfalls in ein Rosarium gehen, dachte ich. Mein Sohn war da anderer Meinung. Was uninformierte Menschen nur deshalb erstaunt, weil sie nicht wissen, was Rekorde in seinem Freundeskreis gerade bedeuten.  Wer da nach den Ferien von etwas weltweit Größtem erzählen kann, dem wird lange zugehört. So werfe ich heute dank meines Sohnes einmal die Frage auf, wer wohl der letzte verdiente Nationalspieler sein könnte, nach dem jemand eine Rose benennt.

Denn die erste Rose, die ich in Sangerhausen näher betrachtete, war folgende:

2009-07-28 Rose Uwe Seeler Web

Wer nun weiß, dass eine Rose den Namen Uwe Seelers trägt, wird leicht auf den zweiten Fußballer im Rosennamen kommen. Die Fritz-Walter-Rose habe ich in Sangerhausen allerdings nicht gesehen. So weit ich zu Hause beim Googeln fündig wurde, sind  weder nach Franz Beckenbauer noch Rudi Völler Rosen benannt worden. Das sind die beiden einzigen Kandidaten, die mir als verdiente deutsche Fußballer in den Sinn kommen, um einer neu gezüchteten Rose einen Namen zu geben. Wenn sich nun schon für die Vetreter dieser beiden Fußballer-Generationen kein Züchter zur Namensgebung bereit fand, wer kann es dann noch werden? Eine Michael-Ballack-Rose nach dessen Karriere-Ende kann ich mir jedenfalls überhaupt nicht mehr vorstellen. Da haben sich die Welten von Rosenzüchtern und Fußballern doch seit den 70er Jahren sehr weit voneinander entfernt. Vorausgesetzt, mein Referenzwerk „Welt der Rosen“ hat da keine Rosennamenlücken.


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